hallo hanna
Zunächst: Ich hoffe, in diesem Brett richtig zu sein.
In unserer Gesellschaft gibt es meiner Ansicht nach ein mehr
oder weniger verstecktes „Kastenwesen“. Beispiele: In gewissen
Lokalen, die sich die ärmere Bevölkerung gar nicht leisten
kann, ist die Schicki-Micki-Szene unter sich. Dafür wagen die
Reichen keinen Schritt über die Schwelle von Aldi. Die Liste
kann beliebig fortgesetzt werden.
ich bin wahrlich kein experte, aber ich denke solche bevölkerungsunterschiede muß es geben. besonders für leute wie mich, die sich in beide richtungen orientieren.
ich selbst komme nicht aus der „oberen Gesellschaftsschicht“,bin aber dennoch in der lage mich mit den „schicki mickis“ zu unterhalten.
ich komme aber auch nicht aus der „untersten sozialen schicht“ und kann mich genauso gut in einer spelunke mit den dort verkehrenden gästen unterhalten.
ich denke, das hat etwas mit anpassungsfähigkeit zu tun. und mit einem offenen wesen.
andererseits würde ich nicht behaupten, dass reiche nie einen fuß über aldi und co setzen würden. im gegenteil, ich habe gelernt, dass man von reichen genauso sparen lernen kann, wie von armen.
Hier im Internet, ganz besonders auch bei wer-weiss-was,
prallen verschiedene „Kulturen“ aufeinander. Da gibt es Leute,
die der Bildungsschicht angehören, bevorzugt sachlich
argumentieren, einer gewählten Ausdrucksweise und korrekter
Rechtschreibung pflegen, Anrede und „Unterschrift“ für
selbstverständlich halten, sowie andere, die Umgangsformen für
entbehrlichen Firlefanz halten, der der Sache (nämlich
Wissensaustausch) gar nicht dient.
nun, so verallgemeinern würde ich das nicht. denn das wäre wohl schon zu un- oder in-tolerant ( da schlägt sie zu die bildungslücke )…) ich habe schon mehrmals unnütze kommentare von studierten gelesen, die ganz und gar am thema vorbei gingen. andererseits gute kommentare, die zum nachdenken anregten, allerdings mit rechtschreibfehlern übersät.
natürlich hinterlässt es einen besseren eindruck, wenn man eine anrede und unterschrift hinterlässt, aber wenn der inhalt stimmt, dann kann man da großzügig ein auge zudrücken.
allerdings sollte ein hallo schon zur standart-höflichkeit gehören. komme ich in einen raum, dann sage ich auch hallo. warum nicht auch im recht unpersönlichem internet?
ich selbst halte es für selbstverständlich, erst einmal zu begrüßen, zu bitten, zu bedanken und mich wenn auch unter einem pseudonym zu verabschieden.
aber da ist wohl auch viel erziehungssache oder die umgebung maßgeblich dran beteiligt ( ich bin in ein dorf gezogen, in dem sich noch jeder entsprechend begrüßt, und man hat auch als zugezogener das gefühl anerkannt zu sein).
Jede der beiden Gruppen stellt nun Ansprüche an die andere,
sich doch den eigenen Gepflogenheiten ein wenig anzupassen.
was ist daran so schlimm? das leben besteht nun mal aus anpassung.
Welcher Anspruch ist nun gerechtfertigter?
Wie wichtig ist es, „Manieren“ zu lernen?
Sollen beide Seiten einfach Toleranz üben?
Wohin führt praktizierte Toleranz (von Zynikern auch
„Gleichgültigkeit“ genannt) langfristig?
beide ansprüche sind gleichberechtigt. die akademiker können von den weniger begabten erwarten, dass man in verständlichen und dennoch einfachen worten schreibt und die nicht-akademiker können erwarten, dass die akademiker etwas weniger fach-chinesisch schreiben.
manieren sind sehr wichtig, zumindest die gängigen. bitte, danke, fremde leute siezen,keine beleidigungen, die einfachsten verhaltensregeln beim essen,etc. das ist wichtiger,als das wissen welches besteck beim acht-gänge-menü benutzt wird.
beide seiten müßen toleranz üben. alles andere wäre ungerecht. und ohne toleranz würde diese welt noch unfreundlicher werden, als sie schon ist.
nur, leider ist toleranz eigenes ermessen. was der eine tolerant findet zählt bei dem anderen unter engstirnigkeit.
zyniker haben nicht immer recht. toleranz bedeutet zumindest für mich eingeschränkte akzeptanz. kompromissbereitschaft.
gleichgültigkeit und toleranz kann man nicht in einem atemzug nennen. denn um toleranz zu üben muß mir etwas wichtig sein, am herzen liegen. dann bin ich bereit einen kompromiss einzugehen.
bei gleichgültigkeit verschwende ich keinen gedanken daran.
meine hoffnung ist, dass durch praktizierte toleranz unsere welt und das leben darauf etwas besser, schöner und freundlicher wird.
aber es ist ein irrtum zu glauben, dass gebildete menschen toleranter sind, dennoch ist das streben nach wissen nicht falsch. nur das falsche ausleben dieses wissens.
hoffe meine gedankengänge waren nicht zu abwegig.
liebe grüße
tadi, die grundsätzlich klein schreibt,weils einfach schneller geht