Kulturwissenschaft - Bourdieu und Massenkonsum

Hallo allerseits,
ich schreibe gerade eine Arbeit im Gebiet „Cultural Studies“. Nun möchte ich um in das Thema einzuleiten, Bourdieus soziale Ordnung in der Gesellschaft darstellen. Also kurz vom Habitus über die Klassen, und wie die „Elite“ die „Arbeiter“ dominiert.
Dann möchte ich irgendwie den Bogen spannen und zur Massenkultur/dem Massenkonsum kommen.
Meine Idee wäre jetzt: Der Geschmack der dominierenden Klasse beeinflusst die gesamte Gesellschaft, die Werte und Vorstellungen dieser „Klasse“ haben also die meiste Wirkung.
Ähnlich wie die heutige Kultur der Massen; der Geschmack derer, die in der Gesellschaft (anzahlmäßig?) dominieren, wird als „Trend“, „Must“, gesehen.

Geht das, oder ist das absurd? Ich bin mir nicht sicher, ob der Bogen wirklich so gut geschlagen ist. Wenn man nun aber schon eine Weile vor Bourdieu sitzt, verliert man leicht den Überblick.
Es wäre also nett, wenn ich ein paar Stimmen dazu hören könnte :smile:
Danke und liebe Grüße!!

Hallo,

So wie ich dich verstanden habe, willst du Argumentieren, dass die Massen Modetrends bestimmen, dass also, wenn eine bestimmte „kritische Masse“ ueberschriten wird, einfach jeder mitmachen „muss“.
Wenn du die zahlenmaessig dominierende Klasse zur Einflussreichsten Klasser erklaerst, wirst du genau im Gegensatz zu Bourdieu argumentieren. Bei Bourdieu geht es ja darum, dass eine zahlenmaessig kleine Oberschicht trotzdem die kulturelle Macht hat, seine ganze Theorie ist neomarxistisch gepaegt. Die Masse ist also kulturell unterdrueckt. Wenn du sagst, dass die Massen nun die Macht haben, sagst du genau das Gegenteil von Bourdieu.
Ueberhaupt geht es in all den marxistisch beeinflussten Kulturtheorien ja darum, dass die Massen eben nicht die Macht haben, dass sie (heimlich?) von einer Minderheit gelenkt werden etc.
Wenn du unterstellen willst, dass wir eine „Herrschaft der Masse“ haben, dann solltest du Bourdieu hoechstens benutzen, um zu sagen, dass du ihm direkt wiedersprichst!
Ich wuerde dir mit deiner Argumentation eher raten, ganz sozialwissenschaftliche (evtl. aeltere) Theorien zu Modewellen zu benutzen, zum Beispiel was aus der nicht sozialkritischen Sozialpsychologie. Damit kannst du dann Bourdieu kritisieren und sagen, dass die Massen und nicht die Oberschicht vorgibt, was richtiger Geschmack ist.
Nebenbei kann ich dir uebrigens noch raten, mal einen Blick auf John Fiske vond en Cultural Studies zu werfen, der ueber die Beziehung zwischen Machtverhaeltnissen und Massenkonsum schreibt (ebenfalls neomarxistisch).
In den Kulturtheorien wirst du wahrscheinlich nicht so schnell Autoren finden, die nicht sehr sozialkritisch sind.
Du koenntest dich an Diskurstheorie halten, aber auch da wird man argumentieren, dass irgendeine Elite eher Zugang zum Diskurs hat und daher bestimmen kann, was in den Medien etc. als „neuester Massentrend“ verkauft wird.

cu

Ich finde, hier geht es ganz klar um Distinktion. Elitäre Schichten oder auch die „Avantgarde“ machen was und die Masse will sich durch die Nachahmung oder Übernahme dieses Disktinktionselements einen Abglanz des Höheren verpassen. Norbert Elias hat das in seinen Schriften zur Zivilisation herausgearbeitet.

LG
Daniel

muss ich passen!