Kulturwüste Deutschland ?

Hallo Allwissende!

Heute muss ich mal meinem Frust freien Lauf lassen. Kann es sein, dass es in deutschen „Technik-Museen“ Gang und Gebe ist, dass Personal an Sonn- und Feiertagen nicht arbeitet? Ich bin nun leider in der missligen Lage einen Arbeitsplatz von Mo-Früh bis Sa-Mittag mein eigen zu nennen. Am So will ich mal abschalten und mit dem einen oder anderen Kumpel Ausstellungen besuchen. Logisch ist, dass nicht jeder Angestellte im Museum alles und sofort weiß. Ich (Wir) sind garantiert tolerante Menschen. Aber wenn ich an der Info eines Museums zu hören bekomme: „Es ist Sonntag, da arbeiten unsere Vorführer nicht!“ kann ich nicht ganz ruhig bleiben. Nun aber zu der eigentlichen Frage:

Hab’t ihr ähnliches erlebt und könnt es nachvollziehen was ich meine?
Wenn „JA“, macht es Sinn sich mal an das Kultusministerium zu wenden?

Vielen Dank für eure Meinungen und ggf. Anregungen,

VG Thomas

Hi Thomas,

Wenn „JA“, macht es Sinn sich mal an das Kultusministerium zu
wenden?

Museen sind Angelegenheit der Kommunen, da hat der Kultusminister nix zu sagen.

Gruß,
Anja

Hi Thomas,

Wenn „JA“, macht es Sinn sich mal an das Kultusministerium zu
wenden?

Museen sind Angelegenheit der Kommunen, da hat der
Kultusminister nix zu sagen.

*ähem* Es gibt auch staatliche Museen sowie solche, die eigenständige Institutionen sind… An wen man sich bei einer solchen Beschwerde zu wenden hat kommt immer ganz darauf an wer der Träger ist. Erster Ansprechpartner ist aber immer die Direktion des Hauses.

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Hi,

Erster Ansprechpartner ist aber immer die
Direktion des Hauses.

Ja eben. Denn auch bei staatlichen Museen wird die alltägliche Museenpraxis vor Ort abgewickelt und der Kultusminister würde sich bedanken, wenn er noch Fragen wie Öffnungszeiten, Führungen etc. beantworten müsste.

Gruß,

Anja

Hallo Thomas

Es ist für mich sehr schwierig, ohne weitere Kentnis der Institution das zu bewerten und zu kommentieren. Trotzdem mache ich einen Versuch.

Heute muss ich mal meinem Frust freien Lauf lassen. Kann es
sein, dass es in deutschen „Technik-Museen“ Gang und Gebe ist,
dass Personal an Sonn- und Feiertagen nicht arbeitet?

Es gibt in Deutschland eine ungeheure Vielzahl an Museen und Ausstellungen, die in Konzeption, Inhalt, Größe, Aufgabe, Trägerschaft extrem unterscheiden. Fast alle Museen haben an Sonn- und Feiertagen geöffnet. „Personal“ ist aber ein sehr weiter Begriff. Das kann von der Reinigungsfachkraft bis zum forschenden Wissenschaftler jeder Angestellte des Hauses sein. Gewöhnlich arbeiten an Wochenenden Aufsicht und Kasse, Cafeteria und Shop, Reinigung und hin und wieder freie Museumspädagogen in der Ausstellung. Unter der Woche arbeitet der Rest übrigens auch…

Aber wenn ich an der Info eines Museums zu hören
bekomme: „Es ist Sonntag, da arbeiten unsere Vorführer nicht!“
kann ich nicht ganz ruhig bleiben.

Ich darf die Frage zweiteilen.

„Es ist Sonntag, da arbeiten unsere Vorführer nicht!“

Das kann ich von außen nicht beurteilen. Wir haben im Hause, in dem ich arbeite grade an den Wochenenden Vorführungen und Mitmach-Workshops. Es kann in Einzelfällen vorkommen daß diese ausfallen (nämlich wenn so viele Besucher in der Ausstellung sind, daß jede Aufsicht gebraucht wird), üblich ist das aber nicht. Aber nicht in jeder Ausstellung werden solche Angebote gemacht. Möglicherweise sind mit Vorführungen Museumspädagogen gemeint, die für Gruppen gebucht werden.

Aber wenn ich an der Info eines Museums zu hören bekomme…

Tatsächlich ist es die Art, wie das vermittelt wird. Man kann sachlich und ruhig erklären, man kann aber auch dämliche Antwort geben. Für mich klingt das nach letzterer.

Was kannst Du machen? Der Kultusminister hat damit vermutlich gar nichts zu tun. Schreibe eine Mail an die Kontaktseite des Museums und schildere ruhig und ohne Übertreibungen den Sachverhalt. Auch wann (und wenn Du weißt, wer) mit Dir gesprochen wurde. Diese Mail wird gelesen werden und wenn es sich um ein seriöses Haus handelt, bekommst Du umgehend eine Antwort. Oftmals sind die Museen über solche Antworten dankbar, sehen sie doch, welche Außenwirkung sie und ihre Mitarbeiter haben und können das Problem (hoffentlich) ganz schnell abschalten.

Viele Grüße
Andreas
(der hofft, morgen keine Beschwerdemail beantworten zu müssen…)

Hi,

Heute muss ich mal meinem Frust freien Lauf lassen. Kann es
sein, dass es in deutschen „Technik-Museen“ Gang und Gebe ist,
dass Personal an Sonn- und Feiertagen nicht arbeitet?

Vielleicht will das unverschämte Personal ja mal etwas für sein kulturelles Wohlergehen tun - z.B. eine Lesung besuchen oder ins Theater - wo sie vielleicht vom Mo. 8:00 bis Fr. 17:00 immer arbeiten müssen?

Gruß
Ann da Càva

Hallo Andreas,

Es ist für mich sehr schwierig, ohne weitere Kentnis der
Institution das zu bewerten und zu kommentieren. Trotzdem
mache ich einen Versuch.

dafür erstmal ganz herzlichen Dank!!!

Es gibt in Deutschland eine ungeheure Vielzahl an Museen und
Ausstellungen, die in Konzeption, Inhalt, Größe, Aufgabe,
Trägerschaft extrem unterscheiden. Fast alle Museen haben an
Sonn- und Feiertagen geöffnet. „Personal“ ist aber ein sehr
weiter Begriff. Das kann von der Reinigungsfachkraft bis zum
forschenden Wissenschaftler jeder Angestellte des Hauses sein.
Gewöhnlich arbeiten an Wochenenden Aufsicht und Kasse,
Cafeteria und Shop, Reinigung und hin und wieder freie
Museumspädagogen in der Ausstellung.

um diese „Museumspädagogen“ ging es mir ja hauptsächlich,

Unter der Woche arbeitet
der Rest übrigens auch…

…das werde ich keinesfalls abstreiten.

Ich darf die Frage zweiteilen.

„Es ist Sonntag, da arbeiten unsere Vorführer nicht!“

Das kann ich von außen nicht beurteilen.

Ist mir klar.

Wir haben im Hause,
in dem ich arbeite grade an den Wochenenden Vorführungen und
Mitmach-Workshops. Es kann in Einzelfällen vorkommen daß diese
ausfallen (nämlich wenn so viele Besucher in der Ausstellung
sind, daß jede Aufsicht gebraucht wird), üblich ist das aber
nicht. Aber nicht in jeder Ausstellung werden solche Angebote
gemacht. Möglicherweise sind mit Vorführungen Museumspädagogen
gemeint, die für Gruppen gebucht werden.

Aber wenn ich an der Info eines Museums zu hören bekomme…

Tatsächlich ist es die Art, wie das vermittelt wird. Man kann
sachlich und ruhig erklären, man kann aber auch dämliche
Antwort geben. Für mich klingt das nach letzterer.

Der Meinung bin ich auch.

(der hofft, morgen keine Beschwerdemail beantworten zu
müssen…)

Wenn „Euer Haus“ nicht in Berlin liegt, kanns’t Du dich gaaaanz beruhigt zurücklehnen :wink:

Ich danke Dir wirklich für Deine sachliche und informative Darstellung und selbstverständlich auch für Deine Bemühungen.

Mich würde jetzt noch interessieren, wo „Euer Haus“ liegt (gern auch per PN). Sollte es in der „Nähe“ sein oder sich anderweitig anbieten, könnte ich ja euch auch mal einen Besuch abstatten.

VG Thomas

Auch Hi,

Vielleicht will das unverschämte Personal ja mal etwas für
sein kulturelles Wohlergehen tun - z.B. eine Lesung besuchen
oder ins Theater - wo sie vielleicht vom Mo. 8:00 bis Fr.
17:00 immer arbeiten müssen?

So kann man es auch sehen. Genauso wie die „unverschämten“ Notärtzte, Feuerwehrleute, Polizeibeamten, Schichtarbeiter, Tankwarte, Piloten, Kreuzfahrtkapitäne, Bus- und Taxifahrer, Lokführer, usw.(der Rest würde jetzt vermutlich den Rahmen sprengen).

Wenn jemand solch einen Job wählt oder zugewiesen bekommt, weiß er vorher was passieren wird.

Eine kleine Episode aus meinem Erfahrungsschatz wie es auch gehen kann:

Ich schlug So-Nachmittag gegen 16:00 in einem Museum auf, welches bis 17:00 geöffnet hatte. Die Führung dort dauert ca. 1,5h. Nach einem kurzem Gespräch mit den Mitarbeitern bekam ich eine „persönliche“ Führung durch dieses Objekt. Es war eine alte Brikettfabrik (K.A. ob ich hier Reklame machen darf?). Eine Dame des Vereins erbarmte sich meiner und führte mich durch das ganze Objekt. Der Kompromiss den ich ihnen vorgeschlagen hatte war nur der: „Ich interessiere mich nicht für die Kohle (Braunkohle), nur für die Technik.“ Und siehe da: …

…ca. 16:55 verabschiedete ich mich von der netten Dame des Vereins und ich war mit Daten und Info’s (in einer mir völlig zufriedenstellenden Qualität und Quantität) vollgestopft, was ich denen nie vergessen werde. Meinen Kumpels erzählt ich wie es da ablief und schon war ein Transporter gechartert. Alle bezahlten ihren Eintritt und warfen das Wechselgeld in die Spendenkasse.

Sollte das dem Verein sooo wehgetan haben???

VG Thomas

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Vielleicht will das unverschämte Personal ja mal etwas für
sein kulturelles Wohlergehen tun - z.B. eine Lesung besuchen
oder ins Theater - wo sie vielleicht vom Mo. 8:00 bis Fr.
17:00 immer arbeiten müssen?

So kann man es auch sehen. Genauso wie die „unverschämten“
Notärtzte, Feuerwehrleute, Polizeibeamten, Schichtarbeiter,
Tankwarte, Piloten, Kreuzfahrtkapitäne, Bus- und Taxifahrer,
Lokführer, usw.(der Rest würde jetzt vermutlich den Rahmen
sprengen).

Man sollte in diesem Zusammenhang auch bedenken, dass am Montag unsere Museen für gewöhnlich geschlossen sind und vermutlich ein großer Teil des Personals frei hat.
H.

Hallo Hannes

Man sollte in diesem Zusammenhang auch bedenken, dass am
Montag unsere Museen für gewöhnlich geschlossen sind und
vermutlich ein großer Teil des Personals frei hat.

Die Vermutung ist leider falsch. Lediglich die Ausstellungsbetreuer haben frei. Die Techniker reparieren Schäden in der Ausstellung, die Pädagogen bereiten ihre Programme neu und organisieren neue Ausstellungen, der Shop macht Inventur, die Forscher forschen, die Präparatoren präparieren, die Verwaltung verwaltet usw…

In dem Zusammenhang eine Anekdote: Letztes Jahr arbeitete ich an einer Wanderausstellung mit Öffnungszeit zwischen 8:00 und 18:00 Uhr, durchgehend, zwei bis drei Wochen am Stück (dann drei Tage frei), alle drei Tage wurde der Standort gewechselt und man reiste über Nacht einige hundert Kilometer weiter. Und dann kamen noch Besucher, die sich beschwerten, daß wir nicht bis 22:00 Uhr geöffnet hätten.
Da lernt man Geduld haben.

Viele Grüße
Andreas

Hallo hannes,

Man sollte in diesem Zusammenhang auch bedenken, dass am
Montag unsere Museen für gewöhnlich geschlossen sind und
vermutlich ein großer Teil des Personals frei hat.
H.

wo genau ist das ???

VG Thomas

Hallo hört sich an als wäre es das große Technikmuseum in Berlin, die Unterscheiden auch nach VORführungen und Führungen
http://www.sdtb.de/Vorfuehrungen.393.0.html

VORführungen werden dort nicht unbedingt von Museumspädagogen gemacht, sondern eventuell von Rentnern und ähnlichen Ehrenamtlern, die die Maschinen in Betrieb nehmen, so wie sie es zuvor ihr Lebtag bei der Arbeit getan haben. Die wollen vielleicht das Wochenende auch mal mit der Familie verbringen. Die können dann viel zur Technik erzählen und auch vom Arbeitsalltag, viel mehr als es vielleicht ein Historiker kann. Letzterer würde was von Kulturhistorische Bedeutung faseln, der Vorführer etwas von „da musste man dann aufpassen, dass das Öl nicht rausspritzt“

Führungen machen dagegen die Museumspädagogen, wenn man nicht gerade in die Kinderführung Sonntags um 11 Uhr geraten will muss man die aber vorher telefonisch buchen und dann wird speziell für den jeweiligen Bedarf eine Führung organisiert (nicht jeder Museumspädagoge kann jede Führung machen, schon gar nicht in einem so großen Haus, Nachrichtentechnik und Brauereitechnik unterscheiden sich doch etwas vom Anspruch und möglichem Inhalt). Sonntags gibt es auch eine weitere Führung in der Pharmaabteilung für Erwachsene, aber die war wohl nicht interessant für dich. http://www.sdtb.de/Fuehrungen.394.0.html

Das das in dem kleinen Bergbaumuseum anders lief war klar, das war ein ehrenamtlicher Verein, wo selbst die Mutti von der Kasse alles über das Hobby und vermutlich früheren Beruf ihres Mannes weiß.
In einem Großen Museum weiß die Dame von der Kasse eben nur, dass am Sonntag keine Sonderveranstaltungen akut gebucht werden können, sondern dass sowas nur per Voranmeldung geht. Mit Glück weiß sie was es alles für Themen-Führungen und Workshops gibt, Mit Pech nur Pauschal Führung x Eu, Workshop y Eu ohne die üblichen Spielräume für besondere Besuchergruppen (soziale Ader oder Fachbesucher).
Hat sie denn nichtmal den Audioguide angeboten, der hat dort die persönliche Führung ersetzt.
Museumspädagogen sind teures Fachpersonal mit oftmals 2 absolvierten Studiengängen, die stellt man sich nicht das Wochenende (Sonntagszuschlag) auf Vorrat ins Museum, falls mal jemand eine Bespassung benötigt, während allen anderen das durchlatschen und Gucken ausreicht.
Anderswo machen die Fachwissenschaftler das Museumspädagogische gleich mit, dh. die werkeln die Woche über hinter den Kulissen wissenschaftlich (Inventarisieren, recherchieren, planen neue Ausstellungen http://www.sdtb.de/Technoversum.5.0.html , arbeiten mit anderen Museen zusammen, beantworten Anfragen, entscheiden über Ausleihe, Restaurationen, Neuaufnahmen, … )

Fachliche Betreuung direkt am Besucher gibts in Grossen Museen nur noch in Eventform. Und wenn es eine simple Führung ist, da muss man schon die Tagespresse anschauen, wann mal eine Führung dort ist und dann gezielt hingehen. Ansosnten haben die Museumspädagogen oder eben Wissenschaftler genug zu tun in so einem großen Haus. In manchen Museen arbeiten Museumspädagogen auch die Texte/Legenden auf http://www.sdtb.de/Spectrum.4.0.html damit auch Laien und Kinder sie verstehen.

Und dann kommt da einer daher und verlangt eine Betreuung wie bei einem kleinen Privatmuseum voller Enthusiasten…

Ne ne
Gruß B

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Moin!

Heute muss ich mal meinem Frust freien Lauf lassen. Kann es
sein, dass es in deutschen „Technik-Museen“ Gang und Gebe ist,
dass Personal an Sonn- und Feiertagen nicht arbeitet?

Vielleicht will das unverschämte Personal ja mal etwas für
sein kulturelles Wohlergehen tun - z.B. eine Lesung besuchen
oder ins Theater - wo sie vielleicht vom Mo. 8:00 bis Fr.
17:00 immer arbeiten müssen?

Wer braucht Montag um 8 eine Museumsführung???

Möglicherweise müsste man sich hier weniger an gewerkschaftsforderungen, sondern mehr am Publikum ausrichten…

M.

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