Kunst gegen Politik

Hi!

Dem Schriftsteller Handke sollte der Heine Preis verliehen werden. Sollte…
http://www.news.at/?/articles/0622/15/141766.shtml

Ich bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Einerseits verurteile ich Handkes Haltung andererseits sollte mit dem Preis die Kunst bewertet werden.

Was meint ihr?

Grüße Dusan

Hi!

Hallo

Dem Schriftsteller Handke sollte der Heine Preis verliehen
werden. Sollte…
http://www.news.at/?/articles/0622/15/141766.shtml

Ich bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Einerseits
verurteile ich Handkes Haltung andererseits sollte mit dem
Preis die Kunst bewertet werden.

Das ist eben der Irrtum. Der Heine-Preis wird nicht nur nach künstlerischen Gesichtspunkten verliehen, sondern an Persönlichkeiten, die lt. Statuten „…durch ihr geistiges Schaffen im Sinne der Grundrechte des Menschen, für die sich Heinrich Heine eingesetzt hat, den sozialen und politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen …“.
Man mag von Handke als Dichter halten, was man will, aber mit seiner einseitigen Parteinahme für Milosevic hat er bestimmt nicht der Völkerverständigung gedient.

Was meint ihr?

Auch ohne Statuten sollte eigentlich klar sein, daß der kosmopolitische Spötter Heine und der zeitweilig völkisch angehauchte Handke nicht zusammenpassen.
Herr Handke sollte sich aber auch mal über seine Glaubwürdigkeit Gedanken machen, da er doch keine Preise mehr annehmen wollte, aber jetzt angesichts von 50.000 EUR doch schwach wurde.

Grüße Dusan

&Tschüß

Wolfgang

Hi Dusan,

Ich bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Einerseits
verurteile ich Handkes Haltung andererseits sollte mit dem
Preis die Kunst bewertet werden.

Handke hat ja doch reagiert:
http://www.zeit.de/dpa/generatedSite/iptc-bdt-200605…

Zu Deiner Frage: Unabhängig von den Statuten zur Vergabe des Heinrich-Heine-Preises denke ich, dass sich die Preiswürdigkeit auf das Werk und nicht auf den Künstler und seine Persönlichkeit beziehen sollte.

Es gab vor einiger Zeit im Magazin der Süddt. Zeitung (?) mal unter der Rubrik „Gewissensfragen“ eine Antwort, der ich nach einigem Zögern (auch bei mir bleibt da ein G’schmäckle, so isses ja nicht) nur voll zustimmen konnte. Da fragte jemand an, der erfahren hatte, das ein von ihm hoch geschätzter und verehrter Musiker sich in einem Interview in einer Weise rassistisch geäußert hatte, dass er sich fragt, ob er mit gutem Gewissen noch seine Musik weiter genießen kann. Sie wurde in etwa wie folgt beantwortet: Es gibt den Moment, wo sich das Werk von seinem Meister löst, es zu einem eigenständigen Kunstwerk wird, das sein eigenes und nicht mehr das Wesen des Künstlers in sich trägt. Und das ist genau der Punkt.

Peter Handke ist nunmal ein Schriftsteller, der aus der deutschen Literaturlandschaft nicht wegzudenken ist. Er war mit Wegbereiter der deutschen Nachkriegsliteratur, auch wenn ich seine späteren Bücher erst unwillig und dann gar nicht mehr gelesen habe. Aber ich will hier keine Debatte über Peter Handke auslösen sondern beziehe mich nur auf den Titel Deiner Anfrage.

Bin ja nun selbst Künstlerin, kenne eine ganze Reihe berühmter Künstler aus allen Sparten persönlich und kann Dir versichern: einige davon sind gewaltige Kotzbrocken, aber das, was sie an Kunst hervorbringen, kann ich dessen ungeachtet wertschätzen.

Adlergruß

Hi Dusan,

Ich bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Einerseits
verurteile ich Handkes Haltung andererseits sollte mit dem
Preis die Kunst bewertet werden.

Finde ich auch

Handke hat ja doch reagiert:
http://www.zeit.de/dpa/generatedSite/iptc-bdt-200605…

Zu Deiner Frage: Unabhängig von den Statuten zur Vergabe des
Heinrich-Heine-Preises denke ich, dass sich die
Preiswürdigkeit auf das Werk und nicht auf den Künstler und
seine Persönlichkeit beziehen sollte.

Prinzipiell richtig

Es gab vor einiger Zeit im Magazin der Süddt. Zeitung (?) mal
unter der Rubrik „Gewissensfragen“ eine Antwort, der ich nach
einigem Zögern (auch bei mir bleibt da ein G’schmäckle, so
isses ja nicht) nur voll zustimmen konnte. Da fragte jemand
an, der erfahren hatte, das ein von ihm hoch geschätzter und
verehrter Musiker sich in einem Interview in einer Weise
rassistisch geäußert hatte, dass er sich fragt, ob er mit
gutem Gewissen noch seine Musik weiter genießen kann. Sie
wurde in etwa wie folgt beantwortet: Es gibt den Moment, wo
sich das Werk von seinem Meister löst, es zu einem
eigenständigen Kunstwerk wird, das sein eigenes und nicht mehr
das Wesen des Künstlers in sich trägt. Und das ist genau der
Punkt.

Stimmt (sonst könnte ich ja auch nicht mehr Cat Stevens anhören)

Peter Handke ist nunmal ein Schriftsteller, der aus der
deutschen Literaturlandschaft nicht wegzudenken ist. Er war
mit Wegbereiter der deutschen Nachkriegsliteratur, auch wenn
ich seine späteren Bücher erst unwillig und dann gar nicht
mehr gelesen habe. Aber ich will hier keine Debatte über Peter
Handke auslösen sondern beziehe mich nur auf den Titel Deiner
Anfrage.

Aber das genau ist bei Handke das Problem: Er hat nicht nur quasi privat in einigen unsäglichen Interviews Stellung bezogen, sondern auch in den letzten Jahren mehrfach durch sein literarisches WERK. Und das, was ich von ihm angelesen hatte (ich war ja guten Willens, aber sein sowieso schon verschwurbelter Stil, war einfach auf Dauer nervtötend), macht klar, daß auch sein Werk - zumindest der letzten Jahre - sihn für einen Preis im Namen von Heinrich Heine disqulifiziert hat.

Bin ja nun selbst Künstlerin, kenne eine ganze Reihe berühmter
Künstler aus allen Sparten persönlich und kann Dir versichern:
einige davon sind gewaltige Kotzbrocken, aber das, was sie an
Kunst hervorbringen, kann ich dessen ungeachtet wertschätzen.

Adlergruß

&Tschüß

Wolfgang (als lesender Arbeiter)

Hallo!

Wir haben in Deutschland Meinungsfreiheit. Das gilt natürlich nur für die richtige Meinung.

Wir haben in Deutschland auch Demonstrationsfreiheit. Das gilt jedoch nur für diejenigen, die für das Richtige demonstrieren, deshalb werden jetzt Gesetze geändert, die 50 Jahre gut funktionierten.

Wir haben in Deutschland das Recht auf Freizügigkeit im gesamten Bundesgebiet. Das gilt jedoch nicht für Fußballfans, die nicht zu der WerbeMaßnahme (WM) passen.

Wir haben in Deutschland Religionsfreiheit. Wenn du aber aus der Kirche austrittst, darfst du von bestimmten Arbeitgebern rausgeschmissen werden und bekommst eine Sperrzeit vom Arbeitsamt.

Ich finde schon, dass die Verweigerung der Preisvergabe Ausdruck einer bedenklichen Entwicklung ist. Natürlich ist mir bewusst, dass es kein Grundrecht darauf gibt, einen Preis verliehen zu bekommen. Es geht mir mehr um den Umgang mit Meinungen außerhalb des Mainstreams bzw. der Political Correctness. Man muss sich nur vor Augen führen, dass sich der Autor im Wesentlichen nur gegen die gut/böse-Einteilung in Bezug auf den Balkan ausspricht. Er wehrt sich dagegen, die Serben für das gesamte Unrecht verantwortlich zu machen, während die anderen Volksgruppen allein als Opfer angesehen werden.

Es fehlt an Toleranz, solche abweichenden Meinungen zu tolerieren. Genauso ist es, wenn sich jemand gegen den allgemein üblichen Antiamerikanismus und Antisemitismus ausspricht. Oder wenn jemand die Ansicht vertritt, dass massenhafte Einwanderung und Einbürgerung von Ausländern keine Probleme löst.

Man kann (und soll) sich ja inhaltlich damit auseinander setzen und eine andere Meinung vertreten, darum geht es nicht. Was stört, sind die Hetzjagden und die Überdramatisierungen.

Viele Grüße

Axel

Hallo Dusan

Handtke hat in diesen Tagen mehrmals mit Artikeln reagiert, aber wenn
man partout nicht lesen und verstehen will, dann ist dies völlig
unsinnig.
Es passiert genau das wogegen Handtke in diesen ganzen Jahren
angeschrieben hat, es ist die Vorverurteilung der Besserwissenden,
die keines Beweises mehr bedürfen.
Schlimm ist die Einmischung der Politik in ureigenste kulturelle
Fragen und zeigt bedenkliche autoritäre Züge sowie eine Erosion der
moralischen Werte.

Der Heine Preis wird durch die ganze Diskussion beschädigt und das
auch noch im Heine Jahr!

Nicht Handtke, sondern die Stadt Düsseldorf verdienen diesen Preis
nicht!

Ciao
Thud

PS Hier die Äußerungen Handtkes, wer lesen kann, der soll das auch
selbst tun und sich nicht auf die Meinungsverdreher von SpiegelOnline
verlassen:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/99/77022/
http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A18…
Doc~EB46CE7B1046740BD8FE28099542D7443~ATpl~Ecommon~Scontent.html

PPS Lesenswert
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/999/76923/

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Ist der Handke echt ein Künstler?
Ich kenn ihn nur als exzellenten
Beobachter, der zB in seinem Buch
Kaspar Hauser die Menschheitsgeschichte
treffend in einem kleinen Heft zusammenfasst,
(zumindest soweit es die Sprache betrifft) das
man in einer Stunde durch hat.
Die BRD/EU hat tatsächlich Exilkroaten
aufgenommen, die einfach Naziverbrecher waren.
Auch Milo war ein Verbrecher, aber gegen die war
er harmlos, Milo hat versucht das zusammezuhalten,
wie einst Tito, aber alles ist gegenstandslos,
weil sich herausstellte, dass die 4-5 Republiken
durchaus friedlich zusammenleben können.
Milo und alle anderen Balkan-Hegemonialisten haben sich vertan.
es hätt aber schlimmer kommen können. Die Sparchgewandtheit der den Milo verurteilenden EU-Bhörden und der Presse lindert nicht ab,
dass ‚Buhamnn‘ Milo schlimmeres abgewehrt hätte, wenn
es denn gekommen wär, es ist aber nicht gekommen, so sieht man Milos Verdienste nicht, so sie es gegeben hätte. Der Handke hat halt aus seiner Beobachtungsgabe der Weltgeschichte heraus Verdienste von Milo gesehen, die Gott sei Dank nicht nötig waren. Einen ausgemachten Grund, zu Milos Beerdigung zu gehen, oder ihn sonst zu loben, seh ich selbst aus dieser Perspektive trotzdem nicht.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Juroren treten zurück
„Die Literaturkritikerin Sigrid Löffler und der Pariser Literaturprofessor Jean-Pierre Lefebvre haben einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe) zufolge ihren Austritt aus der Jury des Heinrich-Heine-Preises erklärt.“

http://www.orf.at/ticker/219747.html

Gruß
J.