Kunstmalerei ein Privileg der Frauen?

Hallo,

egal in welches Kunstmuseum der Malerei man schaut, oder in welcher Fachliteratur bez. berühmte Bilder der Kunstmalerei man schaut, es sind immer Männer, die zurückblickend großartige Bilder an die Nachwelt hinterlassen haben.
Meine Frage ist nun, weshalb dies zurückblickend so war? Frauen hätten sich doch auch in dieser Art der Kunst darstellen können. Fehlende Kreativität war sicher kein Mangel und Malen war - glaube ich - kein Privileg der Männerwelt. Auch aktuell, bestimmt die Männerwelt diesen Bereich in großem Umfang. Vorab Danke für die einschätzende Antwort.

Grüsse fuerte

In früheren Zeiten waren Frauen die Hüterinnen des Hausherdes und der Familie, womit sie meistens auch ausgelastet waren. Männer beherrschten die Gesellschaft, waren dort seit der Steinzeit für Strukturen und Machtverhältnisse zuständig. Sie hatten die Muskelkraft aber auch die Ausbildung dazu. 
Später erhielten de Frauen im Rahmen der schleichenden oder auch überbordenden Emanzipation einen grösseren Blickwinkel, wie auch eine bessere Ausbildung. Sie sind jedoch noch lange nicht am Ziel, haben, bis auf wenige Ausnahmen, noch nicht das Niveau der alten Künstlerkanonen und -koryphäen erreicht. Grössere Frauenarbeiten entstanden dann zunächst im Bereich der Literatur, wie in der Musikinterpretation. In Filmen werden jedoch zumeist noch immer die Männerrollen zuerst erwähnt.

Empfehlungen zum Schauen
Servus,

wenn Du magst, kannst Du mal was von Maria Sibylla Merian, Camille Claudel, Frida Kahlo, Niki de St Phalle oder Paula Modersohn-Becker anschauen.

Oder von Levina Teerlinc, Sofonisba Anguissola, Artemisia Gentileschi, Catherine Girardon, Rosalba Carriera, Marie-Guillemine Benoist, Rosa Bonheur.

Es lässt sich aus Deinem Vortrag zwar ungefähr vermuten, was Du meinst, aber das Wörtlein „immer“ disqualifiziert Deine These vollständig - es ist schlicht nicht wahr, was Du da behauptest.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Répète un peu …
Servus,

bist Du bitte so lieb und konkretisierst dieses:

haben, bis auf wenige Ausnahmen, noch nicht das Niveau der alten Künstlerkanonen und -koryphäen erreicht.

anhand der Werke der von mir genannten Künstlerinnen?

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

ergänzend zu dem Thema kann ich den sehr guten Film „Artemisia“ über das Leben
von Artemisia Gentileschi empfehlen.
Der Zugang zu Bildung, auch künstlerischer Ausbildung, war bis vor nicht allzu langer Zeit für Frauen kaum möglich.

Gruß

wenn Du magst, kannst Du mal was von Maria Sibylla Merian,
Camille Claudel, Frida Kahlo, Niki de St Phalle oder Paula
Modersohn-Becker anschauen.
Dä Blumepeder

für „Emanzipation“ sprechen die genannten Frauen nicht:

Maria Sibylla Merian: Stiefvater Stillebenmaler
Camille Claudel: Liebesbeziehung zu Auguste Rodin
Frida Kahlo: Ehemann: Diego Riviera
Niki: Partner Jean Tinguely
Paula: Ehemann, Maler Otto Modersohn
Artimesia Genteleschi: Vater: Maler

das könnte man noch endlos fortsetzen:
z.B. Gabriele Münter: Lebensgefährte Wassily Kandinsky usw.

bei zeitgenössischen Künstlerinnen schaut es anders aus, heute haben Frauen die gleichen Zugangsmöglichkeiten zu Kunsthochschulen wie Männer.

In vergangenen Jahrhunderten, teilweise noch im 20. Jh. war es schon so. dass Frauen zur Kunst Zugang durch männliche Familienangehörige oder Partner hatten.
Gruß
Roberta

wenn Du magst, kannst Du mal was von Maria Sibylla Merian, Camille Claudel, Frida Kahlo, Niki de St Phalle oder Paula Modersohn-Becker anschauen.
Dä Blumepeder

für „Emanzipation“ sprechen die genannten Frauen nicht:

Darum geht es doch nicht, sondern ob sie malen konnten.

Darum geht es doch nicht, sondern ob sie malen konnten.

Der Begriff „Emanzipation“ war von mir vielleicht zu ablenkend gewählt. Die genannten Frauen konnten malen, Paula B. Modersohn ist sogar berühmter geworden als ihr Mann. Allerdings ist zu bezeifeln, dass diese Frauen so bekannt geworden wäre, wie sie es heute sind, wenn sie nicht Männer an ihrer Seite gehabt hätten, die im Kunstbetrieb etabliert waren - und die ihnen auch künstlerisch Anschub und Hilfestellung leisteten, ich bewzweifle das. Die Ausgangsfrage bezog sich ja nicht darauf, ob Frauen überhaupt zu einem künstlerischen Ausdruck fähig sind, sondern darauf, warum der Kunstbetrieb männerdominiert war bzw. er ist es auch heute weitgehend noch.

Servus,

Hinter-, Unter- und Nebensinn der künstlerischen Tätigkeit der genannten Malerinnen ist mit in diesem Zusammenhang nicht wichtig, weil ich mit der Aufzählung die - falsche - These im UP „es sind immer Männer, die zurückblickend großartige Bilder an die Nachwelt hinterlassen haben“ widerlegt habe.

Übrigens: Frauen wie Rosa Bonheur, Frida Kahlo und Paula Modersohn-Becker emanzipatorisches Engagement abzusprechen, wird diesen Personen alles andere als gerecht.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Übrigens: Frauen wie Rosa Bonheur, Frida Kahlo und Paula
Modersohn-Becker emanzipatorisches Engagement abzusprechen,
wird diesen Personen alles andere als gerecht.

Dä Blumepeder

Guten Morgen,
nein, ich wollte den genannten Malerinnen nicht „emanzipatorisches Engagement“ absprechen, das steht auch nicht in meinem Beitrag, ich wollte vielmehr vermeiden, dass dieses Thema auf die „Emanzenschiene“ geschoben wird, es geht hier primär um die Arbeiten der Künsterinnen. Es stimmt auch, dass das Thema unübersichtlich gestellt wurde, jeder also das antworten kann, wie er es auslegt. Dennoch verbergen sich hier interessante Aspekte. Fokussiert man die privaten Beziehungen der Malerinnen und Bildhauerinnen, sagen die schon etwas aus über die Zeit, in der die Künstlerinnen lebten. Für aktuelle Künstlerinnen würde ich das so nicht mehr thematisieren.
Gruß
Roberta

Wenn ein Kind einem Elternteil Vertraut, aus vollstem Herzen liebt und dann Enttäuscht wird.
Ist bei Männern die Wahrscheinlichkeit wieder auf solch eine Typ Frau zu treffen höher, passiert das wieder und wieder ist der Schock grösser als bei Frauen.
Die suchen sich nämlich einen Mann.

Großer Schock, großer Schmerz, große Dummheit, lange Stummheit, dann begreifen.

In Kunst ausgedrückt, nennt man das reifen.

Hallo fuerte,

ich denke die Antwort von „browntrout“ sagt es schon im wesentlichen, Frauen durften sich zu vergangenen Zeiten einfach nicht selbst verwirklichen, weil man es ihnen nicht zu traute eigenständig irgentetwas zu vollbringen(ausser natürlich die Pflege von Heim und Herd).
Dadurch entsteht auch heute noch ein verzerrtes Bild der Frau in der Kunstszene.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen- auch von mir gäbe es mehr Kunstwerke, wenn
ich nicht zusätzlich zu meiner Arbeit nicht noch die Hausarbeit mit Kinderversorgung hätte.

Ich stehe am Bügelbrett und stelle mir im Geiste vor was ich alles malen möchte, da juckts in den Fingern, aber nach 2 Stunden Bügeln falle ich nur noch ins Bett oder auf die Couch.

Dann warte ich auf den Begin der Rente und freu mich auf die schöne kunstvolle Zeit.

malerische Grüsse
mrs.Paff

Hallo mrs. Paff,

eigentlich sehr schade um die dadurch unterdrückte und nicht zur Geltung kommende Kreativität! Hoffentlich verwirklichen Sie das dann auch was Sie sich vorgenommen haben, wenn der gewünschte Zeitpunkt gekommen ist. Ich wünsche es Ihnen, denn viele Menschen würden gerne künstlerisch aktiv und kreativ sein, können es jedoch nicht, weil ihnen diese Gabe fehlt.

Freundliche Grüsse

fuerte

Kunstbetrieb männerdominiert
Hallo

… der Kunstbetrieb männerdominiert war bzw. er ist es auch heute weitgehend noch.

Obwohl ich selber Teilnehmer diese Betriebes bin (wenn auch Randfigur), ist mir dies selber kaum aufgefallen.

Aber dass da etwas dran ist, zeigt mir folgende Mitteilung: in Basel hat ein Galerist den «Gleichstellungspreis» verliehen bekommen, weil er in seiner Galerie gleichviel Frauen wie Männer ausstellt! Dass dies eine besondere, eine preiswürdige Leistung sein soll, hat mich erst mal rat- und sprachlos dastehen lassen!

scalpello

1 Like

Der Igel kulturell
Salü Scalpello,

höchste Zeit, Basel mitsamt all seinen Sammlungen, Museen und Galerien ins Réduit National zu verlegen, damit diesem Unfug Einhalt geboten werden kann! So etwas kann doch eigentlich bloß über den Rhein kommen?

Verzweifelt

Dä Blumepeder

Hallo

…weil er in seiner Galerie gleichviel Frauen wie Männer ausstellt!

Hagenbeck hat das damals noch nicht hinbekommen.

Gruß
T.

Touché! o.w.T.
.

Blumepeder, du bringst mich ins grübeln:

… diesem Unfug (…) So etwas kann doch eigentlich
bloß über den Rhein kommen?

In welche Richtung ist da wohl gemeint?

scalpello

kleine Korrektur

… hat ein Galerist den «Gleichstellungspreis» verliehen bekommen, …

Es heisst richtig: «Chancengleicheitspreis».