Kurden? Bergtürken? Selbstverständnis

Liebes Auslandsforum,

Ich diskutiere gerade über die Kurdenproblematik im allgemeinen und die PKK im besonderen. Dabei habe ich ganz selbstverständlich argumentiert, dass die Türkei bis vor wenigen Jahren nicht von „Kurden“ sondern von „Bergtürken“ sprach. Wikipedia gibt mir da Recht („Die Kurden galten im Sprachgebrauch als Bergtürken.“)

Nun entgegnete mein Diskussionspartner, ein türkischer Muttersprachler, der Begriff „Bergtürken“ („dag türk´ü“?) sei ihm vollständig unbekannt, im türkischen Sprachgebrauch wäre immer von Kurden die Rede gewesen. Da es sich um eine recht besonnene Diskussion handelt, möchte ich ihm gerne glauben. Bleibt die Frage, woher stammt dann das Quasi-Allgemeinwissen im deutschen Kulturkreis?

Doch vielleicht gibt es hier ja einen Betroffenen (Kurden?) der mir verraten kann, wie lautete die offizielle türkische Bezeichnung für die türkische Minderheit? Empfinden die Kurden diesen Begriff als diskriminierend? Und wie bezeichnen sich die Kurden selbst (auf türkisch oder kurdisch)?

Danke im Voraus
Hardey

*Delurking*

Hallo,

Da es sich um eine recht
besonnene Diskussion handelt, möchte ich ihm gerne glauben.

Kannst Du wohl auch, denn:

Bleibt die Frage, woher stammt dann das Quasi-Allgemeinwissen
im deutschen Kulturkreis?

„During the 1930s and 1940s, the Turkish government denied the existence of a separate Kurdish ethnic identity and statistically categorized them as „Mountain Turks“.“

[Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Pan-Turkism]

Die Sache mit den „Bergtürken“ ist also ein wenig angestaubt. Es wäre wohl auch ein wenig schwierig zu erklären, warum Bergtürken eine dermaßen andersartige Sprache haben, dass man diese gleich verbieten muss.

  • Anwar

Hallo!

Ich diskutiere gerade über die Kurdenproblematik im
allgemeinen und die PKK im besonderen. Dabei habe ich ganz
selbstverständlich argumentiert, dass die Türkei bis vor
wenigen Jahren nicht von „Kurden“ sondern von „Bergtürken“
sprach. Wikipedia gibt mir da Recht („Die Kurden galten im
Sprachgebrauch als Bergtürken.“)

Achtung, da muss man zwischen den Zeilen lesen. Sie galten im (amtlich verordneten) Sprachgebrauch als Bergtürken und weiter schreibst du „die Türkei bis vor wenigen Jahren“… ja eben, die Türkei, nicht die Türken.

Nun entgegnete mein Diskussionspartner, ein türkischer
Muttersprachler, der Begriff „Bergtürken“ („dag türk´ü“?) sei
ihm vollständig unbekannt, im türkischen Sprachgebrauch wäre
immer von Kurden die Rede gewesen.

Klingt vollkommen logisch, denn sonst hätte ja nicht der Staat einen anderen Begriff einführen müssen.

Da es sich um eine recht
besonnene Diskussion handelt, möchte ich ihm gerne glauben.
Bleibt die Frage, woher stammt dann das Quasi-Allgemeinwissen
im deutschen Kulturkreis?

Weil oft zu wenig zwischen den Zeilen gelesen wird. Dabei müssten wir in Deutschland und Österreich mit Propaganda eigentlich gut umgehen können.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Man kann Atatürk nicht mit den Diktatoren Europas gleichsetzen, denn er hat in der Türkei viele moderne Reformen gebracht und viele gingen richtigerweise in Richtung Demokratie (und sind auch die Grundlage für die Europaorientierung der Türkei). Aber auch der viel zu starke türkische Nationalismus geht u.a. auf sein Konto und das muss man schon auch sehen.

Gruß
Tom

Danke für die Informtionen. owT
Danke für die Informationen.