Kurtaxe ( ein störendes Wort)

Hallo!

das Wort stört mich. Warum heißt es nicht „Kurgebühren“ oder „Kursteuer“. Das versteht doch jede und jeder. Warum muss man ausgerechnet ein englisches Wort für „Kurorte“ verwenden?
Wo ist das Problem?

Danke

Wer an den Strand will, der muss
vier Euro Kurtaxe entrichten. Für insgesamt
13 Euro kriegt der Besucher also bald
einen Sylter Strandtag, Strandkorb und
Fischbrötchen extra.

Hallo,

welches englische Wort?

„Taxe“ entstand aus mittellateinisch taxa = Schätzpreis; Steuer, zu lateinisch taxare = prüfend betasten, (ab)schätzen.

Gruß
Kreszenz

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„tax“ ist doch englisch, oder?

Grüße

… und geht ebenfalls auf das lateinische Wort zurück: https://www.etymonline.com/search?q=tax

from Medieval Latin taxa, from Latin taxare

Gruß
Kreszenz

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Das ist nicht englisch, sondern französisch (la taxe = die Steuer, die Gebühr), und kommt aus dem lateinischen.

Dass Kurorte Gebühren erheben, gibt es schon sehr lange. Und damals hat man viele französische Wörter im deutschen verwendet (Chaussee, Portemonnaie, Billet, Perron, …). Französisch war ‚chic‘, und so hat man in Kurorten von den feinen Gästen eben keine Gebühr, sondern eine „Taxe“ erhoben.

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Auch, aber nicht nur, wie andere hier schon mit Bezug auf die Ursprünge erklärt haben. Aber wir benutzen auch im Deutschen z.B. „taxieren“, um einerseits auszudrücken, dass wir jemanden oder etwas einschätzen. Andererseits aber früher auch im Sinne von etwas besteuern. Also eine Steuer auf etwas erheben. In deinem Fall also auf die Nutzung des Strandes.

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Die „Taxe“ findest du auch im Bürgerlichen Gesetzbuch:
https://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__612.html
„Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist bei dem Bestehen einer Taxe die taxmäßige Vergütung, in Ermangelung einer Taxe die übliche Vergütung als vereinbart anzusehen.“

Eine Taxe ist ein festgelegter Preis. So sind in Deutschland zum Beispiel Rechtsanwaltskosten in einer Gebührenordnung bestimmt und auch das, was du dem Taxifahrer bezahlen musst, wird in Deutschland von einer Behörde vorgegeben.

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Wiki meint zum „Taxameter“, dass es aus dem Griechischen stammt („Gebührenmesser“). Stimmt’s?

Servus,

es ist ein hübsches Exempel dafür, dass der sehr große Anteil des englischen Vokabulars, der aus dem Lateinischen kommt, in der Tendenz eher zur Sprache der „besseren Leute“ gehört, während man die germanischen Wurzeln ein bisselchen mehr bei den Knechten findet. Vgl. hour vs. time. Das hübscheste ist, finde ich, wie Rindvieh als germanische cows, bulls und oxen auf der Weide und im Stall von Knechten versorgt wird, während es, sobald es kunst- und fachgerecht von einem Metzger geschlachtet und zerlegt ist und später von einem Küchenvirtuosen zubereitet werden wird, zum romanischen beef wird.

Zurück zum taxare im Deutschen: Außer der Taxe gibt es da noch das ganz wichtige Verb taxieren und das seltener und nur fachlich gebrauchte Substantiv Taxation. In einem früheren Leben vor gut 35 Jahren habe ich Taxationslehre bei Prof. Manfred Köhne + gehört.

Schöne Grüße

MM

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Ergänzend zu den Beiträgen der anderen:

Der Deutsche bekommt bei dem Wort „Gebühr“ grundsätzlich schlechte Laune, und „Steuern“ hasst er!
Keine guten Bedingungen für Kurorte, die gewissermaßen gute Laune verkaufen wollen!

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taxa → mittellateinisch »Schätzpreis; Steuer« + …meter → griechisch métron »Maß«

Gruß
Kreszenz

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Die Römer hätten das ja auch von Griechen haben können, so war es gemeint.

In der Tat - für Zivilisation waren im Imperium Romanum die Griechen zuständig. Die Hauslehrer der „Oberen Zehntausend“ in Rom waren griechische Sklaven, und die Gebüldeten schmückten ihre Rede mit Lehnwörtern aus dem Griechischen.

Schöne Grüße

MM

Ich habe keine wirkliche Ahnung, wann das aufgehört hat, aber meine Oma, Jhg. 1911, sprach immer vom Trottoir, den barrieres (Bahnübergang)…
Wir wohnen ca 4 Autostunden von Frankreich entfernt, Omma war Zeit ihres Lebens nie in Frankreich

Meine Schwiegermutter ist Jg. 1936 und sagt in Niedersachsen immer noch Trottoir. :smiley: Ich glaube, sie kennt Frankreich auch nur von der Landkarte.

Im Südwesten, wo die Franzosenmode im 19. Jahrhundert besonders ausgeprägt war - u.a. weil es vor der militärischen Spezialaktion der Preußen zur Einigung Deutschlands 1866 ernsthafte Erwägungen gab, ob man sich nicht doch lieber Frankreich anschließen wollte als den ungeliebten Preußen - hörte das mit der französischen Besatzung ab Mai 1945 auf, bei der sich Jean Joseph-Marie Gabriel de Lattre de Tassigny und die ihm Untergebenen (insbesondere Spahis) nicht wie in einem befreiten, sondern wie in einem eroberten und unterworfenen Land aufführten.

In jedem noch so weit hendadiba gelegenen Kaff musste beim Bäcker ein Schild „Boulangerie“, beim Metzger ein Schild „Boucherie - Charcuterie“ usw, usw, angebracht werden. Aus Langenschemmern wird berichtet, dass dort ein Bauer, neben dessen Wiese ein Fußballspiel der örtlichen französischen Garnison gegen eine aus der Nachbarschaft stattfinden sollte, am Samstag vor dem Spiel auf seiner Wiese Gülle führte und dann ein Schild „Parfumerie“ anbrachte.

Zur Ehrenrettung des zuständigen französischen Kommandanten muss allerdings gesagt werden, dass diesem Bauern nichts weiter passiert ist.

Schöne Grüße

MM

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In Berlin sind ab ca. 1700 die Hugenotten eingewandert und haben Spuren hinterlassen.
Vom Alten Fritz wird überliefert, er habe lieber (und besser) französisch parliert als deutsch geredet.
In der Berliner Mundart hat das auch Spuren hinterlassen, etwa im kleinen Laden als einer „Budike“, oder wenn man etwas souverän aus der „Lamäng“ erledigt. :slight_smile:
Nicht zu vergessen, dass die Frikadellen hier Bouletten sind.

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Auch immer wieder amüsant: wenn Österreicher drüber streiten, wie man das Lavoir richtig ausspricht. :grinning:
Da fällt mir doch gleich die Szene aus „The Rock“ ein:
Friseur?" „Nein, Coiffeur“ Wo ist denn da der Unterschied?" „ca. 500 Dollar“ …

Hallo,

es gab neben der von Aprilfisch benannten „Franzosenmode“, die vom Adel auf das Bürgertum „abfärbte“, auch noch andere Quellen für französische Lehnwörter - insbesondere im Südwesten.
Denn neben den Hugenotten gab es auch noch die Waldenser, die aus dem französischen Piemont im 17 Jhdt. vertrieben wurden und die z.T. planmäßig in Württemberg angesiedelt wurden.
So gibt es die planmäßige Neuansiedlung auch in eigens dafür geschaffenen neuen Orten. Davon zeugt zB der Ort „Perouse“ - heute ein Stadtteil der Gemeinde Rutesheim:
Perouse – Wikipedia
Aber speziell in Württemberg gab es noch eine andere Quelle für einen kulturellen Austausch, nämlich die Grafschaft Mömpelgard (heute Montbeliard). Gut 400 Jahre bis zur Abtretung 1796 war Mömpelgard eine württembergische Exklave in Frankreich und nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes und den darauf folgenden Vertreibungen das einzige protestantische Gebiet im heutigen Frankreich, dessen Status auch nicht von Ludwig XIV und seinen Nachfolgern angetastet wurde.
Die französisch sprechenden „Landeskinder“ Mömpelgards mußten allerdings zum Studium (insbesondere der Priesternachwuchs) nach Württemberg, was natürlich nicht ohne spuren blieb.
Grafschaft Württemberg-Mömpelgard – Wikipedia
Im Gegenzug wirbt Montbeliard heute mit den Renaissance-Bauten des württembergischen Architektengenies Heinrich Schickhardt.

&tschüß
Wolfgang

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Servus,

ein hübsches Detail daran, dass die Waldenser, die auch in Piemont und Savoyen siedelten und Filialen in Südamerika gründeten, nach jedem Rausschmiss wieder irgendwo anders hin mussten, überall „ihren“ Dörfern die gleichen Namen wieder gaben: Perouse, Pinache, Serres und noch zwei andere. Das Original zu Perouse östlich Lyon („wo alles anfing“) schreibt sich heute Pérouges…

Schöne Grüße

MM