Hunderasse
Hallo Desperado,
Danke, hab gemerkt dass Hunde viel komplizierter sind als
vermutet.
Eigentlich sind sie das nicht. Man muss sich nur damit auseinandersetzen, dass sie Hunde sind und demzufolge wie Hunde kommunizieren und handeln. Das klingt simpel, aber dennoch resultieren die häufigsten Probleme zwischen Mensch und Hund daraus, dass der Mensch die Kommunikation seines Hundes nicht deuten kann und sie aus menschlicher Sicht interpretiert.
Hab versucht systematisch vorzugehen um nach der geeigneten
Rasse zu suchen: Erstens hab ich nach den intelligentesten
Hunden (bzw. die Hunde die am besten auf Kommandos hoeren)
gesucht
Je intelligenter ein Hund ist, desto schneller lernt er, die Fehler, die der Mensch im Umgang mit dem Hund begeht, für seine Zwecke zu nutzen. Nicht, weil er die Weltherrschaft an sich reißen möchte, sondern weil er Opportunist ist und das tut, was ihm nutzt.
Es ist gerade für Anfänger nicht ratsam, sich allzu intelligente Hunde - wie den Australian Shepherd oder den Border Collie ins Haus zu holen. Das geht nach meiner Erfahrung nahezu immer schief.
Dann hab ich die rausgesucht die mir nicht zu klein sind und mir
auch gefallen und davon geschaut welche Hunde auch noch
relativ robust bzw. selten krank sind.
Das mit den seltenen Krankheiten ist Makulatur. Derartige Statistiken gehen i.d.R. von absoluten Zahlen aus. Dabei schneiden Rassen, bei denen weniger Welpen fallen, immer besser ab, als solche, bei denen es viele Welpen gibt. Deswegen kommen auch Exoten, wie der Staby, in deiner Liste vor.
Rausgekommen sind Labrador, Deutsches Kurzhaar, Dobermann,
Australischer Hirtenhund und der Stabij
Absolut abraten würde ich von einem Deutsch Kurzhaar und einem Staby. Beide sind Jagdspezialisten, die - ungeachtet der netten Rasseportraits - in den Händen von Nichtjägern, die auch noch Hundeanfänger sind, mit absoluter Sicherheit nur Probleme bereiten werden. Ich vermute, du möchtest einen Begleiter, den du auch von der Leine lassen kannst. Das wird bei diesen beiden Rassen spätestens mit dem Erreichen des 2. Lebensjahres - vermutlich aber schon viel früher - nicht mehr möglich sein.
Der Australian Shepherd ist wiederum ein Hütespezialist mit einer ordentlichen Portion Wehrtrieb. Diese Rasse braucht zwingend eine Ersatzbeschäftigung, wie Agility, Obedience oder andere Sportarten, die Körper UND Kopf beschäftigen, sonst wird sie zum Problem. Ein unterforderter Australian Shepherd wird gerne mal zu einem aggressiven Ärgernis - und während ein unterbeschäftigter Border Collie die Kinder der Familie in der Gartenecke zusammentreibt, verteidigt sie der AS mit den Zähnen gegen ihre Freunde.
Der Dobermann verfügt ebenfalls über eine ordentliche Wehrbereitschaft. Gleichzeitig ist er ein Sensibelchen, welches Fehler schwer verzeiht und mit Druck nicht zurechtkommt. Man muss hier besonders gut auf die Zucht achten, da Unsicherheit/ Ängstlichkeit ein Problem der Rasse ist. Nicht ohne Grund findet man Dobermänner kaum noch unter den Diensthunden.
Bleibt der Labrador. Er ist zwar eigentlich auch ein Jagdhund, aber mittlerweile gut an die Anforderungen als Familienhund angepasst. Auch er muss beschäftigt werden, fordert aber lange nicht so stark, wie die drei erstgenannten Rassen. Gleichzeitig verzeiht er Fehler leichter und ist demzufolge nicht so leicht zu verderben.
aber ich ueberlege mir evtl. einen
Mischling aus zwei oder mehreren dieser Rassen zu holen.
Davon würde ich abraten. Rasse x Rasse ergibt keinen Hund, der die positiven Eigenschaften der beiden vereint und die negativen ausblendet - auch wenn das Doodle-Züchter gerne mal versprechen.
Ein guter Züchter ist die halbe Miete. Wenn du vom Verhalten der Elterntiere begeistert bist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die Welpen gute Gene mitbringen. Erlebst du hingegen die Mutter der Welpen als ängstlich oder gar aggressiv, lass die Finger von den Welpen. Die lernen nämlich auch eine Menge von der Frau Mama.
Kannst Du etwas empfehlen oder hab ich in meiner Suche noch
etwas übersehen?
Tendenziell rate ich eher zu Hüte- als zu Jagdhundrassen, nehme aber für Anfänger Spezialisten, wie den Border Collie, den Australian Shepherd, den Kelpie und den Australian Cattledog aus. Eine absolute Empfehlung ist der Deutsche Schäferhund, den man mittlerweile auch wieder mit geradem Rücken und guten Hüften findet (wobei die beiden Dinge nichts miteinander zu tun haben).
Er ist lernfreudig und wurde über viele Generationen auf die Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet. Gleichzeitig nimmt er so schnell nichts übel. Der DSH ist VIEL besser als sein Ruf.
Oder ist es sinnvoller nicht so sehr nach
der Rasse und deren Eigenschaften zu gehen sondern den
individuellen Welpen auf Verhalten und Intelligenz zu
„testen“.
Die Rasse gibt eine Tendenz vor, die durchaus Sinn macht. Sonst bräuchte es keine Rassehundezucht. Die rassetypischen Eigenschaften sind aber nur bei guten Züchtern bestmöglich garantiert. Billighunde sehen zwar vielleicht so aus, wie man es erwartet, aber das war’s dann auch.
„Welpen testen“ ist - sorry - Quatsch. Züchter tun gut daran, den Welpeninteressenten den gesamten Blödsinn zu verbieten, der so an Testvorschlägen durchs Netz geistert.
In den ersten 8-12 Lebenswochen ist niemals vorauszusagen, wie sich der Hund entwickeln wird. Lediglich dann, wenn alle Welpen den Kontakt mit dem Menschen scheuen, ist Vorsicht geboten.
Schöne Grüße,
Jule