Labrador: Bindung an Herrschen wie andere Hunde?

Hallo!

Hat bzw. hatte jemand einen Labrador und davor / danach einen anderen Hund um einen Vergleich im Bindungsverhalten zu haben?

Hab vom Labrador gelesen dass er sehr zutraulich gegenueber Fremden ist. Kann man das so verstehen dass er immer den als Bezugsperson / Herrchen ansieht der gerade bei ihm ist und ihm Futter gibt? 

Oder bedeutet das nur dass er andere Menschen nicht gleich anbellt aber dennoch immer an seine Bezugsperson gebunden ist und auch nur auf diese hoert?

Gruss und Dank
Desperado

Hallo,

die Bindung eines Hundes an seinen Besitzer hat nichts mit seiner Zuneigung oder Ablehnung gegenüber fremden Personen zu tun.

Sie entsteht zu einem wesentlichen Teil aus der Sicherheit, die der Besitzer dem Hund vermitteln kann. Übergroß erscheinende Zuneigung zu fremden Personen resultiert sehr häufig aus Beschwichtigungsverhalten, welches wiederum auf Unsicherheit des Hundes zurückzuführen ist und nicht selten als besondere Freundlichkeit (fehl-)interpretiert wird.

Es hat letzten Endes aber die selbe Funktion, wie das Zeigen von Abwehraggression, die viele Hunde gegenüber Fremden an den Tag legen.

Bei verhaltenssicheren Hunden kann man im Umgang mit Fremden eher ein „höfliches Desinteresse“ beobachten. Der Hund nimmt kurz freundlich Kontakt auf, indem er z.B. kurz wedelt und für einen Moment Blickkontakt aufnimmt, signalisiert aber dann, dass ihm an weiterem Miteinander nicht gelegen ist, indem er sich abwendet oder einfach in eine andere Richtung (oft, aber nicht immer zum Besitzer) schaut. Wollte man das in Menschensprache übersetzen, könnte das in etwa heißen: „Angenehm, Ihre Bekanntschaft zu machen, aber ich habe schon ein Herrchen.“

In diesem Verhalten unterscheiden sich Labradore nicht von anderen Rassen. Dazu, „everybody’s Darling“ zu sein, werden sie gerne mal (bewusst oder unbewusst) erzogen, weil nicht wenige Besitzer von Retrievern ein bestimmtes Verhaltensbild ihrer Rasse im Kopf haben.

In dieser Hinsicht sind andere Rassen weniger gefährdet, weil sie ein anderes Image - vor allem bei ihren Besitzern - genießen.

Einige wenige Rassen (und auch einige Einzelexemplare jeder beliebigen Rasse) fixieren sich stark auf nur einen Menschen. Dieser ist allerdings nicht zwingend der, der es gerne wäre. Hunde haben ein feines Gespür dafür, wer ihnen die größtmögliche Sicherheit gewähren kann und orientieren sich bevorzugt an dieser Person - oft völlig unbeeindruckt von den Anstrengungen, die andere Familienmitglieder in dieser Hinsicht unternehmen. Kinder und Jugendliche haben allein aus diesem Grund selten eine Chance.

Man kann einem Hund nicht abtrainieren, zumindest situativ auch Kommandos anderer Menschen zu befolgen, ohne ihn grundlegend misstrauisch gegenüber anderen Menschen zu machen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

Entschuldigung das ich mich in diese Frage mit einer eigenen Frage einmische. Aber mir brennt schon länger etwas unter den Nägeln, wozu ich im Internet aber noch nichts gefunden habe.

Sie entsteht zu einem wesentlichen Teil aus der Sicherheit,
die der Besitzer dem Hund vermitteln kann. Übergroß
erscheinende Zuneigung zu fremden Personen resultiert sehr
häufig aus Beschwichtigungsverhalten, welches wiederum auf
Unsicherheit des Hundes zurückzuführen ist und nicht selten
als besondere Freundlichkeit (fehl-)interpretiert wird.

Es hat letzten Endes aber die selbe Funktion, wie das Zeigen
von Abwehraggression, die viele Hunde gegenüber Fremden an den
Tag legen.

Kennst Du hierzu irgendeine Literatur in der ich das etwas genauer und ausführlicher nachlesen kann. Ich finde das sehr Interessant, den ich selbst habe einen Hund der sehr unsicher, nervös und manchmal Ängstlich ist. Er freut sich über alle Menschen und begrüßt jeden überschwänglich. Wenn man mit vielen Leuten zusammensitzt dann wechselt er von einer Person zur nächsten um sich streicheln zu lassen. Er findet von sich aus einfach keine ende bei Begrüßungen.

Wenn ich das beobachte habe ich aber sehr oft das Gefühl das der Hund dabei sehr gestresst ist und nicht zur ruhe kommt. Ich muss dann immer eingreifen und ihn zur ruhe ermahnen und auf seinen Platz verweisen. Manchmal scheint es dann so als sei er richtig erleichtert endlich in ruhe liegen zu können.

Ich würde mich freuen wenn ich dazu weitere Infos bekommen könnte. Danke

n’abend!

ich bin unhöflich:

Hat bzw. hatte jemand einen Labrador und davor / danach einen
anderen Hund um einen Vergleich im Bindungsverhalten zu haben?

zwar hatte ich bislang nur einen halben labbi (der rest war jack russell) aber ich frage mich eins: warum sollten sich labbis anders verhalten als andere hunde?

ich bin ja bekanntermaßen kein allzugrosser fan von angeblich rassespezifischen eigenschaften. und meiner erfahrung nach ist es recht einfach: entweder ein hund ist offen für fremde, oder eben nicht. das hierbei die rasse eine rolle spielen soll, ist mir bislang noch nie aufgefallen.

Hab vom Labrador gelesen dass er sehr zutraulich gegenueber
Fremden ist. Kann man das so verstehen dass er immer den als
Bezugsperson / Herrchen ansieht der gerade bei ihm ist und ihm
Futter gibt? 

auch hier: gibt so’ne und so’ne. meine verstorbene lena hat -nach langem training- ihre panische angst vor menschen verloren und sich gerne kraulen und belohnen lassen, ja, es gab sogar den einen oder anderen humanoiden über dessen anblick sie sich richtig gefreut hat…wollte diese person aber mit ihr rausgehen, verwandelete sich mein hundchen in einen anker.jenny hingegen wäre für ein wurstbrot mit jedem mitgegangen…allerdings flugs nach hause, wenn’s brot alle ist ^^

Oder bedeutet das nur dass er andere Menschen nicht gleich
anbellt aber dennoch immer an seine Bezugsperson gebunden ist
und auch nur auf diese hoert?

sei mir nicht böse, aber ich halte diese aussage für ziemlichen murks. hunde sind individuen, die sich nicht rassenweise über einen kamm scheren lassen.

so™ viva la individualität!

nils

Hallo,

das Verhalten deines Hundes ist ein klassisches Beispiel für den Stress, dem ein Hund unterliegt, wenn er seine Belange selbst regeln muss.

Du interpretierst völlig richtig: Der Hund kommt nicht zur Ruhe, weil er auf Teufel-komm-raus beschwichtigen muss. Wenn du seine Körpersprache beobachtest, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellen, dass alles an ihm auf Distanzvergrößerung ausgelegt ist: Die Ohren sind nach hinten geklappt, die Rute ist tief, das Gewicht bei der Annäherung an den Menschen liegt deutlich mehr auf der Hinterhand.

Auch wenn der Hund zum Menschen läuft, signalisieren Mimik und Körperhaltung eigentlich eine Wegwärtsbewegung. Und in dem Moment, wo du deinem Hund sagst: „Es ist okay, du kannst dich hinlegen und den Rest mir überlassen“, entspannt er sich auch. Mein Tipp wäre, das viel früher zu tun. Lass’ ihn kurz „Hallo!“ sagen und übernimm dann die Führung. Wenn er liegt, halte alle Streichelwilligen von ihm fern.

Ich kann dir den Seminarvortrag von Dr. Ute Blaschke-Berthold ans Herz legen. Die DVD „Das Kleingedruckte in der Körpersprache des Hundes“ gehört zu den genialsten Werken über das hundliche Ausdrucksverhalten, das ich kenne.

Die Vortragsweise ist nicht immer ganz so prickelnd, aber das, was sie sagt, ist gut.

http://www.hundedvd.de/Hunde-DVDs/Das-Kleingedruckte…

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

Danke fuer die interessante Antwort.

Mir ist aber noch nicht ganz klar wie jemand seinen Hund dazu erziehen kann jeden zu moegen bzw. so zu tun (hatte noch nie einen Hund, deshalb diese laienhafte Frage).

Gruss
Desperado

Hallo Desperado,

Mir ist aber noch nicht ganz klar wie jemand seinen Hund dazu
erziehen kann jeden zu moegen

Das ist zum einen eine Frage der Einstellung des Hundebesitzers. Die meisten Halter von Familienhunden möchten einen Hund, der keine Probleme macht. Dazu gehört, dass er Mensch und Artgenossen weitestgehend aggressionsfrei begegnet.

Indem man dem Hund von Welpenbeinen an viele positive Kontakte zu freundlichen Menschen und Hunden ermöglicht und ihn bei der Kontaktaufnahme unterstützend begleitet, lernt der Hund andere Lebewesen als positiv kennen und hat keine Veranlassung, ihnen abweisend oder aggressiv zu begegnen.

Da diese Übungen oft mit der Gabe von Futter verbunden sind, erziehen nicht wenige ihren Hund aber auch dazu, in jedem Menschen einen lebenden Leckerchenspender zu vermuten und diesen entsprechend aufdringlich (Futterbettelverhalten) zu begrüßen.

Zum anderen liegt es aber auch im Wesen des Hundes begründet. Es gibt Hunde, die (zucht- und aufzuchtbedingt) unsicherer im Verhalten sind, als andere. Man könnte sogar sagen, dass die Mehrzahl der Hunde eher unsicheres Verhalten zeigt. An diesen Grundlagen kann man nur wenig ändern, man kann nur lernen, sie zu managen.

bzw. so zu tun

Der Hund „tut nicht so“. Der Mensch interpretiert nur falsch. Wenn ein Hund sich einem Artgenossen nähert, tut er das (so er normal sozialisiert ist) immer mit sogenannten Beschwichtigungsgesten. Zu ihnen zählen das Anlegen der Ohren, die Tiefhaltung der Rute (oft mit heftigen Wedelbewegungen im Verbund), das Kleinmachen, das Abwenden des Blicks, der Versuch, den Fang des Gegenübers zu belecken und andere mehr.

Das Verhalten dient dem Zweck, die Aggression des anderen zu mindern, indem der Hund signalisiert: „Ich will keinen Streit“. Welpen und wild lebende Caniden (vor allem Wölfe) zeigen dieses Beschwichtigungsgesten permanent und überdeutlich, um das Zusammenleben zu ermöglichen, Aggression im eigenen Rudel gering zu halten und damit das Überleben zu sichern.

Bei Haushunden verlieren sich ausgeprägte Beschwichtigungsgesten oft mit der Erfahrung, dass sie nicht nötig sind, weil sie im Zusammenleben mit dem Menschen meist nicht beantwortet werden.

Exzessives Hochspringen (um den „Fang“ zu belecken) gehört z.B. zu den Versuchen, den Menschen zu beschwichtigen. Je mehr der Mensch schimpft, um das Hochspringen zu unterbinden, umso heftiger hüpft der Hund hoch, um die Aggression zu mindern.

Hat man nun einen unsicheren Hund, so wird dieser geneigt sein, jeden Entgegenkommenden sofort zu beschwichtigen, damit ihm nichts passiert. Das wird er so lange tun, bis dieser ihm zu verstehen gibt, dass er das akzeptiert (was Menschen in aller Regel nicht gelingt, da sie kein „hundisch“ sprechen) oder bis der Besitzer ihn aus dieser stressigen Situation holt, indem er ihm einen Platz zeigt, an dem er in Sicherheit ist.

Da viele Hundebesitzer aber den Stress hinter dem scheinbar freudigen Gehampel nicht erkennen, wird der Hund im Laufe der Jahre eher wilder und aufgeregter, wenn er anderen begegnet, als ruhiger und gelassener - während sein Herrchen immer noch glaubt, der Hund sei ein ausgesprochener Menschenfreund.

Ist es mir gelungen, das besser begreiflich zu machen?

Schöne Grüße,
Jule

3 Like

Hi Jule,

Danke, hab gemerkt dass Hunde viel komplizierter sind als vermutet.

Evtl. kannst Du mir auch einen Tipp geben welchen Hund ich mir anschaffen sollte (das hab ich aber noch nicht so schnell vor, aber ich informier mich gerne schonmal).

Hab versucht systematisch vorzugehen um nach der geeigneten Rasse zu suchen: Erstens hab ich nach den intelligentesten Hunden (bzw. die Hunde die am besten auf Kommandos hoeren) gesucht (http://en.wikipedia.org/wiki/The_Intelligence_of_Dogs). Dann hab ich die rausgesucht die mir nicht zu klein sind und mir auch gefallen und davon geschaut welche Hunde auch noch relativ robust bzw. selten krank sind.

Rausgekommen sind Labrador, Deutsches Kurzhaar, Dobermann, Australischer Hirtenhund und der Stabij (http://en.wikipedia.org/wiki/Stabyhoun).

Nach den Characktereigenschaften duerfte ein Labrador am passendsten fuer mich sein aber ich ueberlege mir evtl. einen Mischling aus zwei oder mehreren dieser Rassen zu holen.

Kannst Du etwas empfehlen oder hab ich in meiner Suche noch etwas uebersehen? Oder ist es sinnvoller nicht so sehr nach der Rasse und deren Eigenschaften zu gehen sondern den individuellen Welpen auf Verhalten und Intelligenz zu „testen“.

Gruss
Desperado

Hallo,
eigentlich bin ich ein Katzenmensch. Aber meine Hündin (Rottweiler) und ich haben uns spontan gegenseitig ausgesucht!
Gesehen und sofort geliebt!
Meine Hündin habe ich aus Frankreich mit nach Deutschland gebracht, sie hat meine Ehe überlebt und war nur lieb mit meinen Kindern.
Entsprechend wurde sie von mir umsorgt, als sie einen Kreuzbandriss hatte und ein halbes Jahr später einen Kreuzbandabriss.
Was ich sagen will: Man muß nicht krampfhaft nach einem Tier suchen. Manchmal hilft es , auf den Bauch zu hören…
LG

Hunderasse
Hallo Desperado,

Danke, hab gemerkt dass Hunde viel komplizierter sind als
vermutet.

Eigentlich sind sie das nicht. Man muss sich nur damit auseinandersetzen, dass sie Hunde sind und demzufolge wie Hunde kommunizieren und handeln. Das klingt simpel, aber dennoch resultieren die häufigsten Probleme zwischen Mensch und Hund daraus, dass der Mensch die Kommunikation seines Hundes nicht deuten kann und sie aus menschlicher Sicht interpretiert.

Hab versucht systematisch vorzugehen um nach der geeigneten
Rasse zu suchen: Erstens hab ich nach den intelligentesten
Hunden (bzw. die Hunde die am besten auf Kommandos hoeren)
gesucht

Je intelligenter ein Hund ist, desto schneller lernt er, die Fehler, die der Mensch im Umgang mit dem Hund begeht, für seine Zwecke zu nutzen. Nicht, weil er die Weltherrschaft an sich reißen möchte, sondern weil er Opportunist ist und das tut, was ihm nutzt.

Es ist gerade für Anfänger nicht ratsam, sich allzu intelligente Hunde - wie den Australian Shepherd oder den Border Collie ins Haus zu holen. Das geht nach meiner Erfahrung nahezu immer schief.

Dann hab ich die rausgesucht die mir nicht zu klein sind und mir
auch gefallen und davon geschaut welche Hunde auch noch
relativ robust bzw. selten krank sind.

Das mit den seltenen Krankheiten ist Makulatur. Derartige Statistiken gehen i.d.R. von absoluten Zahlen aus. Dabei schneiden Rassen, bei denen weniger Welpen fallen, immer besser ab, als solche, bei denen es viele Welpen gibt. Deswegen kommen auch Exoten, wie der Staby, in deiner Liste vor.

Rausgekommen sind Labrador, Deutsches Kurzhaar, Dobermann,
Australischer Hirtenhund und der Stabij

Absolut abraten würde ich von einem Deutsch Kurzhaar und einem Staby. Beide sind Jagdspezialisten, die - ungeachtet der netten Rasseportraits - in den Händen von Nichtjägern, die auch noch Hundeanfänger sind, mit absoluter Sicherheit nur Probleme bereiten werden. Ich vermute, du möchtest einen Begleiter, den du auch von der Leine lassen kannst. Das wird bei diesen beiden Rassen spätestens mit dem Erreichen des 2. Lebensjahres - vermutlich aber schon viel früher - nicht mehr möglich sein.

Der Australian Shepherd ist wiederum ein Hütespezialist mit einer ordentlichen Portion Wehrtrieb. Diese Rasse braucht zwingend eine Ersatzbeschäftigung, wie Agility, Obedience oder andere Sportarten, die Körper UND Kopf beschäftigen, sonst wird sie zum Problem. Ein unterforderter Australian Shepherd wird gerne mal zu einem aggressiven Ärgernis - und während ein unterbeschäftigter Border Collie die Kinder der Familie in der Gartenecke zusammentreibt, verteidigt sie der AS mit den Zähnen gegen ihre Freunde.

Der Dobermann verfügt ebenfalls über eine ordentliche Wehrbereitschaft. Gleichzeitig ist er ein Sensibelchen, welches Fehler schwer verzeiht und mit Druck nicht zurechtkommt. Man muss hier besonders gut auf die Zucht achten, da Unsicherheit/ Ängstlichkeit ein Problem der Rasse ist. Nicht ohne Grund findet man Dobermänner kaum noch unter den Diensthunden.

Bleibt der Labrador. Er ist zwar eigentlich auch ein Jagdhund, aber mittlerweile gut an die Anforderungen als Familienhund angepasst. Auch er muss beschäftigt werden, fordert aber lange nicht so stark, wie die drei erstgenannten Rassen. Gleichzeitig verzeiht er Fehler leichter und ist demzufolge nicht so leicht zu verderben.

aber ich ueberlege mir evtl. einen
Mischling aus zwei oder mehreren dieser Rassen zu holen.

Davon würde ich abraten. Rasse x Rasse ergibt keinen Hund, der die positiven Eigenschaften der beiden vereint und die negativen ausblendet - auch wenn das Doodle-Züchter gerne mal versprechen.

Ein guter Züchter ist die halbe Miete. Wenn du vom Verhalten der Elterntiere begeistert bist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die Welpen gute Gene mitbringen. Erlebst du hingegen die Mutter der Welpen als ängstlich oder gar aggressiv, lass die Finger von den Welpen. Die lernen nämlich auch eine Menge von der Frau Mama.

Kannst Du etwas empfehlen oder hab ich in meiner Suche noch
etwas übersehen?

Tendenziell rate ich eher zu Hüte- als zu Jagdhundrassen, nehme aber für Anfänger Spezialisten, wie den Border Collie, den Australian Shepherd, den Kelpie und den Australian Cattledog aus. Eine absolute Empfehlung ist der Deutsche Schäferhund, den man mittlerweile auch wieder mit geradem Rücken und guten Hüften findet (wobei die beiden Dinge nichts miteinander zu tun haben).

Er ist lernfreudig und wurde über viele Generationen auf die Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet. Gleichzeitig nimmt er so schnell nichts übel. Der DSH ist VIEL besser als sein Ruf.

Oder ist es sinnvoller nicht so sehr nach
der Rasse und deren Eigenschaften zu gehen sondern den
individuellen Welpen auf Verhalten und Intelligenz zu
„testen“.

Die Rasse gibt eine Tendenz vor, die durchaus Sinn macht. Sonst bräuchte es keine Rassehundezucht. Die rassetypischen Eigenschaften sind aber nur bei guten Züchtern bestmöglich garantiert. Billighunde sehen zwar vielleicht so aus, wie man es erwartet, aber das war’s dann auch.

„Welpen testen“ ist - sorry - Quatsch. Züchter tun gut daran, den Welpeninteressenten den gesamten Blödsinn zu verbieten, der so an Testvorschlägen durchs Netz geistert.

In den ersten 8-12 Lebenswochen ist niemals vorauszusagen, wie sich der Hund entwickeln wird. Lediglich dann, wenn alle Welpen den Kontakt mit dem Menschen scheuen, ist Vorsicht geboten.

Schöne Grüße,
Jule

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Guten Abend Jule,

das mit dem Deutschen Schaeferhund ist eine gute Nachricht, der hat mir eigentlich mehr als ein Labrador zugesagt aber ich hab ihn wegen der Gesundheitsprobleme gleich wieder aus meiner Liste entfernt. Wenn die Probleme in den derzeitigen Generationen nicht mehr so gehaeuft vorkommen waere diese Rasse meine Wahl.

Macht es derzeit noch einen Unterschied ob man den Hund im Osten oder Westen Deutschlands holt? Oder gibt es andere europaeische Laender wo die Chance auf einen gesunden Deutschen Schaeferhund noch groesser sind? Macht es einen Unterschied welche Fellfarbe der Schaeferhund hat? (Es gibt ihn ja sogar in schwarz, grau und weiss…).

Gruss und Dank
Desperado

Hallo Desperado,

Macht es derzeit noch einen Unterschied ob man den Hund im
Osten oder Westen Deutschlands holt? Oder gibt es andere
europaeische Laender wo die Chance auf einen gesunden
Deutschen Schaeferhund noch groesser sind?

Nein, den Unterschied gibt es nicht mehr, auch wenn man in den neuen Bundesländern gerne mal das Gegenteil behauptet :smile:. Es gibt in beiden Teilen Deutschlands hervorragende Leistungslinien und in Sachen ED und HD nehmen sich Osten und Westen ebenfalls nichts. Nicht wenige Ost-Linien werben mit „reinen Linien“, was für mich allerdings eher ein Ausschlusskriterium darstellt: Linienzucht bedeutet vergleichsweise wenig Blutauffrischung und das tut keiner Rasse auf Dauer gut.

Entgegen der landläufigen Meinung steht ein gerader Rücken übrigens nicht für gesunde Hüften und Wirbelsäulen, er ermöglicht lediglich einen bessern Schub in der Hinterhand.

Aus Osteuropa würde ich niemals einen Schäferhund (und auch nur wenige andere Rassen unter sehr speziellen Bedienungen) kaufen. Hier steht Gewinnerzielung schon längst über züchterischer Qualität. Die Wahrscheinlichkeit, von dort einen gesunden, wesensfesten Hund zu kriegen, ist beinahe die eines Lottogewinns.

Es gibt mittlerweile gute Möglichkeiten, sich über die Gesundheit und Veranlagung eines DSH zu informieren. Außer den normalen HD-und ED-Ergebnissen gibt es die HD-Zuchtwertschätzung (die man allerdings interpretieren können sollte).

Mein Rat bei Rassehunden aller Art wäre immer ein (langjähriger) Züchter aus dem VDH. Das gibt keine Garantien, aber doch deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeiten auf einen guten Hund, da in keinem anderem Zuchtverband eine solch umfangreiche Dokumentation der Vererbungslinien besteht.

Macht es einen

Unterschied welche Fellfarbe der Schaeferhund hat? (Es gibt
ihn ja sogar in schwarz, grau und weiss…).

Ob grau, schwarz oder schwarz-gelb spielt keine Rolle. Farbvorlieben unterliegen zum einen der Mode, sind aber gerade bei den DSH manchmal auch ein Hinweis über bevorzugt eingesetzte Vererber.

Bei den weißen Schäferhunden steht meines Wissens der Verdacht auf den MDR1-Gendefekt im Raum, der auch bei Collies zu finden ist.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

vielen Dank fuer die interessanten Infos!

Den Gendefekt kann man ja per Test feststellen, das sollte kein Hindernis fuer die Anschaffung eines Weissen Schweizer Schaeferhundes darstellen.

Bei der Anschaffung will ich nicht sparen, im Vergleich zu den Folgekosten eines Hundes ist der Kaufpreis eh zu vernachlaessigen.

Gruss und schoenen Feiertag!

Desperado