Ladinisch Teil 2

Hallo ! Ich habe ein Foto von zwei weiteren Zuckertüten gefunden. Wer des Ladinischen mächtig ist, kann versuchen, sie zu übersetzen.

Jochen

#aprilfisch : Mit „keine Probleme hatte“ meinte ich zumindest einen Übersetzungsvorschlag, der ja beliebig fehlerhaft sein kann. Bei den Zuckertüten kam nur eine Fehlermeldung.

Servus,

nur vage Bruchstücke:

(Links)

Die Freude des Januar (?) wird von mir abfließen und (…)

(Rechts)
Wenn Du Dir (…) mit (…) verbrannt hast, wirst Du dich auch mit kaltem (Frost?) in Acht nehmen

Ich hab immer noch das „Gefühl“, dass @Christa diese Sprüche einigermaßen versteht, aber zu diszipliniert ist, als dass sie mit einem vielleicht oder einem so ähnlich da rangehen wollte.

Schöne Grüße

MM

(Links)

„von mir“ ist natürlich Unsinn, mit Akzent ist mé der Monat Mai.

Zu scoar hab ich Ladin - Italienisch spazzare gefunden, und tobié ist eine Scheuer / Scheune.

Also:

Das Vergnügen (?) im Januar wird im Mai in die Scheuer gekehrt (gerecht?) werden

Zu goces hab ich nichts anderes gefunden. Ob damit gemeint ist, dass etwas, was im dunklen, kalten Januar als ein großes Vergnügen erscheint, wenn es im Wonnemonat Mai von vielen anderen Vergnügungen umgeben ist, im Vergleich nur noch trockene Spreu wert ist?

Schöne Grüße

MM

Perplexity.ai behauptet, dass die „goces“ die Tropfen seien.

Und als komplette Übersetzung bietet es an: „Die Januar-Tropfen werden die Mai-Flut sein.“

Was hältst Du davon? Kann das hinkommen? Oder steckt da zu viel Halluzination der KI drin?

Servus,

die lateinische gutta ändert ihren zentralen Konsonanten zwar im Italienischen zu goccia, aber zumindest im Gadertaler und Grödner Ladin behält sie ihr t (wie auch im Französischen, im Spanischen und im Portugiesischen) und heißt gota. Andererseits gibt es im Grödner Ladin ein Wort got = Becher, das gleichzeitig auch als goc existiert.

Von daher ist der Tropfen (mit Artikel la sicherlich im Singular) nicht von vornherein von der Hand zu weisen.

Aber in der zweiten Hälfte, auf den Mai bezogen, finde ich nichts, was eine Form von „sein“ sein könnte, und auch nichts, was einen Zusammenhang mit fluctus, tempestas oder inundatio bieten könnte - tobié = Scheune, Scheuer, auch Heuschober kommt mir eindeutig vor, vgl. die folkloristische Präsentation alter Handwerke und Techniken im Juli mit dem Namen Te anter i tobié = Mitten zwischen den Scheuern / Scheunen - seltsam bloß, dass hier auch kein Bezug zum horreum besteht, der immerhin dafür ausgereicht hat, dass die deutsche Scheune in der römischen Besatzungszone bis heute Scheuer heißt.

Eben geistert mir noch der vom lateinischen tubus herstammende süddeutsche Tobel = Schlucht, streng eingeschnittenes Tal durch den Sinn, über den doch wieder ein Bezug zu Sturzbach in Frage käme.

scoar = fegen (wie italienisch scopare) scheint mir aber eindeutig. Ob es hier auch sowas wie hinausfegen, wegfegen bedeuten kann, im Sinn von „schon im Mai wird das Schnee von gestern sein“?

Schöne Grüße

MM

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Zu viel der Ehre, Christa versteht noch weniger als „Bahnhof“.:sweat_smile:

no ja, ob es in einem der Dialekte des Ladin sowas wie stație de cale ferată gibt, sei dahingestellt (ich glaube, es gab ein paar Kleinbahnen, die von der Brenner-Bahn dorthin abzweigten, aber das ist lange her) - aber dennoch angemerkt, dass die Provinzen Dakien und der Teil von Rätien, in dem heute (immerhin noch ein wenig) Rumantsch und Ladin gesprochen wird, die einzigen im Imperium Romanum waren, die die letzte Sprachreform in der Kaiserzeit, mit der man (einmal wieder) versuchte, zum klassischen Latein zurückzukommen, richtig mitgemacht haben. Von daher gibt es schon bedeutende Ähnlichkeiten zwischen dem, was heute in Kolfuschg und dem, was in Craiova gesprochen wird.

Aber es stimmt schon - mir scheint Rumantsch Grischun (das meine Freundin Verona, die aus der Gegend von Turnu Severin stammt, ohne große Mühe lesen konnte, als ich ihr den Uorsin von Selina Chönz verehrte) aus dem bei aller Abgeschiedenheit doch weltoffeneren Engadin „von außen gesehen“ viel leichter entschlüsselbar als Ladin.

Schöne Grüße

MM

Als Exempel hier eine kurze Einführung in die Erzählung vom Uorsin aka Schellen-Ursli, irgendwo aufgeschnappt, wo die Neuauflage zum Kauf angeboten wird:

Uorsin gess uschè gugent a Chalandamarz cun ina bella stgella gronda. Ma quella ch’el survegn…, na, quai na va betg! Perquai decida el dad ir sin lur acla per la plumpa gronda. – La notg na turna el betg enavos e ses geniturs fan gronds pensiers. Ses geniturs èn perquai fitg fortunads cura ch’el turna l’autra damaun frisch e saun. Ed il Chalandamarz è lura er perfetg cun quella plumpuna!

Beeindruckend bäuerlich-konkret dabei, dass die Eltern schlicht „ils geniturs“ sind; auch, dass die Sorgen, die sie sich machen, schlicht als gronds pensiers bezeichnet werden (grade hier passen natürlich pensées viel besser als gânduri, nur um mich zu ärgern!) Die stgella sucht man im romanischen Wortschatz vergebens, sie ist schlicht eine romanische Umschrift der Schelle = Kuhglocke.

Schöne Grüße

MM

Hast Du schon versucht, beim Hersteller/Händler um eine Übersetzung zu bitten?
www. fassacoop.it
[email protected].

Nach meiner Erfahrung sprechen in den Skiorten des Fassatals (ich war vor vielen Jahren in Canazei) ganz viele Menschen ganz gut Deutsch, jedenfalls die, die mit dem Tourismus zu tun haben.
Aber auch eine Übersetzungs ins Italienische wäre doch sicherlich hilfreich.

Viel Erfolg!