Latein ab Klasse 10 lernen?

Ich muss mich entscheiden, ob ich ab nächstes Schuljahr (10.Klasse) Latein als 4. spätbeginnende Fremdsprache möchte oder nicht (habe zurzeit Englisch, Französisch und Italiensch). Ich hätte es dann bis zu meinem Abitur. Bringt mir Latein später etwas? Ich möchte später eventuell etwas mit Chemie machen, bin aber noch nicht ganz sicher, aber auf jeden Fall studieren.
Würde es sich lohnen jetzt Latein zu lernen? Ich wäre eigentlich schon ziemlich interessiert die Sprache zu lernen, aber ich habe mal in Foren herumgeschaut und oft gelesen, dass es so schwer sei oder dass man Latein gar nicht mehr braucht.
Kann mir jemand weiterhelfen??

Hallo Ayani,

ob man es braucht, ist eine Glaubenssache, je nachdem, wen Du fragst.
Aber wenn Du im Studium ein Latinum brauchst, dann mache es lieber jetzt. Alles andere wäre eine Qual!

Viele Grüße,
Andreas

Hi,

Bringt mir Latein später etwas?

wenn du was sprachliches machen willst bestimmt, im Alltag vielleicht manchmal, bei Chemie eher nicht.

Dass es außergewöhnlich schwer ist, würde ich aber nicht sagen.

lg
ventrue

Hi,

wenn Du Geisteswissenschaften studieren willst (eine Sprache, oder GEschichte, …), ist das Latinum Zulassungsvoraussetzung. Ob da Latein als spätbeginnende Fremdsprache genug ist, weiß ich nicht - ich wage es zu bezweifeln., abe an deiner SChule kann man dir da mehr sagen.
Für sonstige Bedürfnisse (logisches DEnken, Fremdwörter, Grundlagen für Fremdsprachen) geben dir die Fremdsprachen, die du bereits sprichst, zusammen mit Deutsch und Mathe genug. Französisch und Italienisch haben sich ja aus dem Lateinischen entwickelt, und das Englische besteht zu ca. 60% aus Latein - direkt, oder indirekt über das Französische.
Falls du etwas studieren möchtest, wofür du latein brauchst, und Dir Latein als spätbeginnende Fremdsprache nicht das Latinum bringt, würde ich an deiner Stelle jetzt was anderes machen als Latein (du wirst es als endlose Wiederholung von Ital. und Frz. und Engl. empfinden und womöglich noch anfangen, Vokabeln zu verdrehen). DEnn ohne Latinum müßtest du sowieso an der Uni den Kurs machen (wenn du das Latinum brauchst, wie gesagt), und mit Vorkenntnissen nochmal bei null anfangen … *gähn*.

die Franzi

Hallo Ayani!

Jeder, der Latein mag, wird Dir raten, es zu lernen, und jeder, der es nicht mag, wird Dir abraten. Ich persönlich gehöre zur ersten Gruppe, obwohl ich das Latinum erst im Alter von 55 gemacht habe, weil ich Theologie studieren wollte. Wenn Du halbwegs gut in Mathe bist, dann lerne Latein, denn da brauchst Du die Logik, die Du eben auch für Mathe brauchst. Ich habe das Latinum mit „Sehr gut“ abgeschlossen und anschließend dann natürlich im Theologiestudium auch noch Griechisch und Hebräisch gelernt. Insgesamt war das für mich eine faszinierende Zeit und tolle Erfahrung.

Liebe Grüße

Waldi

Hi Franzi,

ich weiß nicht - hattest du jemals Latein? So wie sich das anhört, möchte ich vermuten, dass nicht.

Die Behauptung, dass die modernen Fremdsprachen für das logische Verständnis ausreichen, weil sie romanische Sprachen sind, möchte ich nicht unterstreichen und eigentlich mich sogar dagegen verwehren. Latein ist ein logisches System und dazu eine so reine Sprache, dass es (das Lernen derselben) sowohl das Verständnis von Sprachstruktur, grammatikalischem Aufbau, Etymologie und der Syntax sowie eben der Logik in einem Maße fördert, wie es andere (lebendige) Sprachen nicht zu leisten vermögen. Die modernen romanischen Sprachen haben mit dem klaren System des Lateinischen fast nichts mehr zu tun. Gerade weil diese Sprachen noch leben, sind sie einem ständigen Wandel unterworfen und haben teilweise verwirrende, unlogische und sehr außergewöhnliche Eigenheiten.

Ich habe Latinum und darüber hinaus noch sowohl Französisch als auch Italienisch in der Schue gelernt. Das Italienische, das nach all der langen Zeit des sprachgeschichtlichen Wandels dem Lateinischen noch am ähnlichsten ist, birgt so viele eklatante Unterschiede und Abweichungen vom Ursprungssystem, dass man kaum noch Ähnlichkeiten feststellen kann. Allein die wundersamen Konstruktionen des Lateinischen wie AcI, NcI oder selbst ein ganzer Fall (Ablativ) haben die Moderne nicht erreicht.

Daher rate ich jedem, der es sich auch nur im Geringsten vorstellen kann, Latein zu lernen. Ich würde sagen, es ist eine Schule fürs Leben. Ich habe damals in der Schule die ersten vier Jahre Latein gehasst, bis es „Klick“ gemacht hat und ich quasi über Nacht das System begriffen habe. Danach war es Doping für den Geist und einfach nur noch gut.

Grüße
Sarah

2 Like

Hallo!

ich weiß nicht - hattest du jemals Latein? So wie sich das
anhört, möchte ich vermuten, dass nicht.

Da irrst du dich aber gewaltig :wink:. In ihrer Vika steht, dass sie Gymnasiallehramt Englisch/Russisch studiert hat, das heißt effektiv, dass sie ein Latinum hat, weil man das braucht, um zum Staatsexamen zugelassen zu werden.

Die Behauptung, dass die modernen Fremdsprachen für das
logische Verständnis ausreichen, weil sie romanische Sprachen
sind, möchte ich nicht unterstreichen und eigentlich mich
sogar dagegen verwehren. Latein ist ein logisches System und
dazu eine so reine Sprache, dass es (das Lernen derselben)
sowohl das Verständnis von Sprachstruktur, grammatikalischem
Aufbau, Etymologie und der Syntax sowie eben der Logik in
einem Maße fördert, wie es andere (lebendige) Sprachen nicht
zu leisten vermögen. Die modernen romanischen Sprachen haben
mit dem klaren System des Lateinischen fast nichts mehr zu
tun. Gerade weil diese Sprachen noch leben, sind sie einem
ständigen Wandel unterworfen und haben teilweise verwirrende,
unlogische und sehr außergewöhnliche Eigenheiten.

Ach, und Latein hat sowas nicht? Auch Latein ist manchmal erschreckend unlogisch… Unregelmäßige Verben sind zum Beispiel derbe unlogisch. Aber das sind sie in jeder Sprache.

Daher rate ich jedem, der es sich auch nur im Geringsten
vorstellen kann, Latein zu lernen. Ich würde sagen, es ist
eine Schule fürs Leben. Ich habe damals in der Schule die
ersten vier Jahre Latein gehasst, bis es „Klick“ gemacht hat
und ich quasi über Nacht das System begriffen habe. Danach war
es Doping für den Geist und einfach nur noch gut.

Ja, naja, Doping für den Geist… wars für mich nie, auch wenn ich es in der 11. Klasse nicht mehr so schlimm fand. mein Lateinlehrer war völlig überzeugt, ich solle LK nehmen… Wer weiß, was aus mir geworden wär, wenn ichs gemacht hätte :smiley:
An die Ursprungsposterin: Die Frage ist glaub ich jetzt nicht, was es dir spezifisch bringt, sondern eher, ob du persönlich jetzt Lust drauf hast, Latein zu lernen, und ob du es zeitlich schaffst (denn zeitaufwendig ist es auf jeden Fall). Wenn ja: lass dir nicht reinreden, machs. Vielleicht willst du ja später Medizin studieren und machst den Terminologiekurs dann mit links, während andere komische Bezeichnungen büffeln, die ihnen nichts sagen. Oder du willst doch moderne Fremdsprachen studieren und hast weniger Stress im Studium.
Unbedingt nötig find ich Latein jetzt nicht, aber ich hab so die Erfahrung gemacht, dass es fürs Sprachstudium vieles leichter macht.

LG, Sarah

Hi,

ich weiß nicht - hattest du jemals Latein? So wie sich das anhört, möchte ich vermuten, dass nicht.

Ja… im Studium, hab das in drei Semestern nachgeholt: die ersten drei Studiensemester. War erfolgreicher als die Komilitonen, die keine Sprachen studiert haben…

Die Behauptung, dass die modernen Fremdsprachen für das logische Verständnis ausreichen, weil sie romanische Sprachen sind, möchte ich nicht unterstreichen und eigentlich mich sogar dagegen verwehren.

Ok, dann müßte ich unlogisch sein, denn ich hatte in der Schule nur zwei Fremdsprachen - Russisch als erste und Englisch als zweite Fremdsprache, mehr gab es nicht.
Wenn Latein so unersetzlich wäre für das logische Denken, wie du behauptest, dann müßte ich in den Naturwissenschaften und mathe schwierigkeiten gehabt haben. Waren aber beim Abi alles solide Zweier (als Ossi hat man alle Fächer, inkl. alle Naturwissenschaften, durchgehend von der Mittelstufe bis zum Abi).
Wenn mir diese logischen Kenntnisse also trotzdem irgendwie fehlen, und Latein so eine logische Sprache ist, dann hätte ich das Latinum wohl kaum mit einer Zwei ablegen können - auch wenn die Hürde an den Unikursen nicht so dolle hoch liegt.
Aber, um mir mal auf die Schulter zu klopfen, wenn es gestattet ist, ich habe diesen absatz doch trotzdem schön logisch herausgearbeitet.

Jetzt ganz im Ernst und ironiefrei: Es ist wirklich interessant, Latein zu lernen, mir hat es Spaß gemacht, obwohl ich musste. Aber wir suchen hier nicht nach einem Hobby für einen Erwachsenen mit Sprachinteresse, sondern nach einem Pflichtfach für eine 16jährige Schülerin. Pflichtfach bedeutet, sie bekommt Noten, und die stehen am Ende auf dem Abizeugnis. 16 bedeutet, dass man auch mal schnell gelangweilt ist, das ist normal. Was meinst du, wie schnell die Langeweile eintritt, wenn sie feststellt, dass sie die gleichen Vokabeln zum xten Mal lernt (und so fühlt es sich für einen jungen Menschen an)?
Weißt du übrigens, was es mir leicht gemacht hat, Latein zu verstehen? Ich hatte guten Deutschunterricht, einen großen Wortschatz im Deutschen, und ich sprach (und spreche) fließend Englisch und Russisch. Das Englische und das Deutsche halfen mir, die Vokabeln zu verstehen, und aus dem Russischen kannte ich 4 Partizipien, 2 Adverbialpartizipien, absolute Partizipialkonstruktionen, und 6 Kasus inkl. Instrumentalis plus Vokativ.

Ich weiß also, wovon ich rede. Und nochmal: ich möchte Dir Deine Liebe zum Latein nicht ausrden, ganz im GEgenteil. Aber es ist nicht unersetzlich.

die Franzi