Laufrad mit Scheibenbremse einspeichen

Hallo Experten,

ich bin gerade dabei mein erstes MTB selbst aufzubauen und habe mir Scheibenbremsen geleistet. Da die Belastung beim Bremsen (180mm) wohl höher sein wird als beim antreten hatte ich überlegt die Zugspeichen mit den neutralen zu vertauschen.

Nach ausgiebiger Internetrecherche bin ich nun aber leicht verwirrt da ich folgende unterschiedliche Antworten gefunden habe:

  1. Vorderrad „anders herum“ verdrehen, Hinterrad klassisch.
  2. Zugspeichen anders herum in Narbe einziehen und normal verdrehen. (Nippel auf der anderen Seite)
  3. Alles egal, das macht sowieso kaum Unterschied!
  4. Vorderrad nach Lösung zwei bauen und Hinterrad asymmetrisch d.h. Antriebsseite (rechts) klassisch und Bremsseite (links) mit anders herum eingezogenen Speichen aufbauen, dann normal verdrehen. (Mountain Bike Magazin)

… ich gehe mal davon aus das es also keine klare Vorgebe gibt. Daher interessiert mich wie ihr in diesem Fall einspeicht bzw. wie es Zweiradmechaniker lernen.

Danke schon mal!

hallo,

felix wolf schrieb kürzlich irgendwo bei mtb-news, dass er überall die zugspeichen fürs bremsmoment kopfinnen montiert, was also nach meinem verständnis 2. entspräche, weil dann an der hinterradnabe im gegensatz zu 4. beim ersten anspannen der speichen keine torsion auf der nabe ist und er das hintterad dann schneller fertig bekommt. natürlich kommt hinzu, dass dann auch optisch alles gleich ist.

ich würde 4. bevorzugen, also vorne und hinten rechts die zugspeichen für das bremsmoment kopfinnen montieren, hinten rechts die zugspeichen fürs antriebsmoment kopfinnen. weil das in meinen augen die 100%-lösung ist und es bei mir auf zeit eh nicht ankommt, speiche ich immer so ein. ich baue zwar nur gelegentlich laufräder und das auch nicht professionell, aber natürlich benutze ich einen tensiometer und messe während des aufbaus alle speichen mehrfach nach.

  1. macht insofern nicht mehr sinn als 3., als dass das antriebsmoment nunmal kleiner ist als das bremsmoment. es ist gut möglich, dass das bei so manchem zweiradmechaniker alter schule, der dir dann die geschichte vom kumpel dem die speichen beim antritt gerissen sind erzählt, noch nicht angekommen ist, aber ich denke heute wird 2. oder 4. gelehrt.

und verdammt nochmal, es heißt nabe ohne r!

grüße
crazyeddie

Hallo

ich bin gerade dabei mein erstes MTB selbst aufzubauen und
habe mir Scheibenbremsen geleistet. Da die Belastung beim
Bremsen (180mm) wohl höher sein wird als beim antreten hatte
ich überlegt die Zugspeichen mit den neutralen zu vertauschen.

Vorne gibt es keine Alternative. Speichen mit dem Kopf innen (Rückenspeichen) sollen die Bremskräfte übertragen, also beim Bremsen auf „Zug“ belastet werden. Dreifachkreuzung ist optimal.

Hinten sieht es etwas anders aus. Die Bremskraft ist hinten deutlich geringer als die Antriebskraft da das Laufrad beim Bremsen ja entlastet wird. Beim Treten mit dem kleinsten Blatt und größtem Ritzel wird bergauf eine hohe Zugkraft auf die Speichen ausgeübt.

Deshalb würde ich hinten ganz normal, also die Speichen mit Kopf innen (Rückenspeichen) sollen beim Antrieb auf Zug belastet werden.

Alternativ könnte man auf der Antriebsseite normal, auf der Scheibens eite die beim Bremsen auf Zug belasteten Speichen mit Kopf innen einfädeln. Dreifachkreuzung ist auch hier wieder optimal.

Grundsätzlich spielt die Wahl der Speichen und ein ordentlicher Sitz im Nabenflansch eine größere Rolle als die Wahl der Zugspeichen. (zumindest hinten). Empfehlenswert sind bei dünneren Speichen zusätzliche Scheibchen am Speichenkopf, sie verhindern zu starke Lastwechsel am Speichenknie.

Gruß vonsales

Hallo,

vielen Dank für deine Antwort!

An die „Entlastung“ des Hinterrads sprich die dynamische Achslastverschiebung hatte ich in dem Moment noch gar nicht gedacht!

Den asynchronen Aufbau halte ich allerdings nicht für sinnvoll, da sich die Nabe beim antreten/bremsen ja nicht verwindet! Ich habe also auf beiden Seiten das gleiche Drehmoment. Dadurch das die Speichen auf der einen Seite innen und auf der andren Seite außen gekreuzt währen (dritte Kreuzung) müsste sich das gesamte Laufrad nach links/rechts verbiegen (je nachdem wie herum das Drehmoment wirkt) das kann einen Kollaps begünstigen!

Ich werde hinten wohl klassisch und vorne mit außen liegenden folgenden Speichen aufbauen. Mal gespannt wie lange die Speichen halten…

Vielen Dank für deine Antwort!

  • Grunix

Hallo,

ich habe mich noch ein wenig mit dem Thema beschäftigt und bin momentan bei Lösung eins angekommen. (wegen der Achslastverschiebung)

Ich habe das auch hier im Thread erklärt wie ich dazu gekommen bin…

Danke,
Grunix

achslastverschiebung hin oder her, das bremsmoment ist denke ich trotzdem größer als das antriebsmoment. von daher würde ich es dann wenn das hinterrad symmetrisch sein soll genauso wie vorne einspeichen. aber mal so ganz provokant gefragt: wird dein laufradsatz von der homogenität der speichenspannung so gut, dass du dir überhaupt gedanken um die letzten paar prozent aufbauqualität machen musst?

ich frag das nur deswegen, weil ich schon zahlreiche laufradsätze „vom profi handeingespeicht“ in den händen hatte, die extrem grottig eingespeicht waren (bei perfektem rundlauf). und da handelte es sich eher um das obere ende der preisskala mit leichten und entsprechend empfindlichen felgen. ich kann die anschaffung eines tensiometers daher nur empfehlen, auch wenn es nur der günstige parktool ist.

Hallo

ich frag das nur deswegen, weil ich schon zahlreiche
laufradsätze „vom profi handeingespeicht“ in den händen hatte,
die extrem grottig eingespeicht waren (bei perfektem
rundlauf).

Klar, am Anfang laufen alle rund…

und da handelte es sich eher um das obere ende der
preisskala mit leichten und entsprechend empfindlichen felgen.
ich kann die anschaffung eines tensiometers daher nur
empfehlen, auch wenn es nur der günstige parktool ist.

Ich habe schon viele Laufräder eingespeicht, auch ein paar Jahre beruflich. Ein Tensiometer hatte ich nie. Die richtige Speichenspannung ist abhängig vom Flanschabstand, den Speichen, Nippeln und nicht zuletzt den Felgen. Dazu kommt der Einsatzzweck und Fahrergewicht. Erfahrungssache und man braucht Zeit.

Ganz wichtig! Speichen sind ein Verschleißteil, genauso wie Felgen. Gerade bei MTB`s. Schaut man sich bei engagierten Bikern die Speichen mal genau an sieht man oft Schäden die von Ästen, Steinen oder einer in die Speichen gesprunge Kette verursacht wurde. Kann man alles wieder rauszentrieren, aber nicht ewig oft.

Was braucht man zum Einspeichen:
Qualitätssepeichen in der richtigen Länge + Nippel
Gute Felgen, geöst
Unterlegsscheibchen falls der Flansch recht dünn ist
Fett (zum (ganz dünn) schmieren der Nippel in den Ösen)
Spoke Freeze (oder Leinöl)
Schlitzschraubendreher (oder Akkuschrauber)
Nippelspanner, muss Nippel an drei Seiten umgreifen, Spokey)
Durchschlag (um dem Speichenkopf einen kleinen Schlag zu geben)
Zentrierständer für Seiten und Höhenschläge
Viel Gefühl…

Gruß vonsales

Hallo,

Klar habe ich ein Tensiometer (nur das günstige von Parktool) Ich war überrascht wie groß die Abweichungen auch bei perfektem Rundlauf wahren, obwohl sich die Spannung eigentlich relativ gleich an gefühlt hat.

Wenn man so wie ich nur 2-3 Laufräder im Jahr einspeicht, dann fehlt einem das entsprechende Feingefühl.