Leasing finazierung

Liebe/-r Experte/-in,

ich habe ein paar Fragen zum Thema Leasing vs. Kreditfinanzierung. Vielleicht können/kannst Sie/Du ja zur ein oder anderen Frage etwas Hintergrundwissen beisteuern.

Kann man eigentlich sagen, daß Leasing-Gesellschaften im allgemeinen bei der Bonitätsprüfung des Kunden deutlich großzügiger sind, als kreditgebende Banken? Dies wird ja häufig behauptet und mein Eindruck ist das auch.

Wenn ja, was ist der Grund dafür? Das „praktische“ Risiko dürfte ja beim Leasing wie bei einem Kredit mit Sicherungsübereignung weitgehend identisch sein.

Soviel ich weiß unterliegen auch Leasinggesellschaften der Aufsicht durch die BaFin - oder? Legt diese vielleicht unterschiedliche Maßstäbe an?

Rechtfertigen die Unterschiede in der Bilanzierung beim Kredit-/Leasinggeber abweichende Risikoeinschätzungen?

Ach ja, wenn meine Annahme wahr ist, müßten auch die Abschreibungen auf uneinbringliche Forderungen bei den Leasinggesellschaften höher sein, als bei den Banken. Ist das der Fall?

Leasinggesellschaften werben ja auch gerne damit, daß man mit Leasing statt Kredit seine Bonität schont. Stimmt das wirklich? Sicher, ein Kredit steht direkt in der Bilanz, während der Leasingvertrag nur im Anhang dokumentiert sein muss. Aber als einfacher Kaufmann würde ich sagen: Ob ich 1000 EUR Zins und Tilgung zahlen muss und 100.000 „Bankschulden“ habe, oder einen Leasingvertrag mit 1000 EUR Rate und bei X Jahren Laufzeit 100.000 EUR Eventualverbindlichkeiten - das ist doch praktisch Jacke wie Hose. Oder legen die Profis bei Banken und Auskunfteien da tatsächlich unterschiedliche Maßstäbe an, wenn sie einen Bonitätsindex berechnen?

Sieht man von subventioniertem Lessing ab, bei dem der Hersteller oder Verkäufer den Lesingvertrag subventioniert, um seine Verkaufs-Chancen zu erhöhen, ist nach meiner Erfahrung Leasing i.d.R. deutlich teurer. Reicht dieser höhere Ertrag der Leasinggesellschaft aus, ein höheres Risiko zu fiannzieren?

Ein Leasinggut muss ich ja nach Ablauf der Leasingzeit zurückgeben oder der Leasinggesellschaft abkaufen. Habe ich Anspruch auf einen Kaufpreis, der sich am bei Vertragsabschluss kalkulierten Restwert orientiert? Oder ist eine günstigere Wertentwicklung Gewinn der Leasinggesellschaft? Habe ich überhaupt einen Anspruch oder kann es (theoretisch) sein, daß die Leasinggesellschaft sagt: uuups, wir haben das Gerät schon anderweitig verkauft.

Ich habe gelesen/gehört: Bei Liquiditätsproblemen dürfte eine Bank eher zu Kompromissen bereit sein. Selbst wenn eine Sicherungsübereignung vereinbart wurde, fehlt der Bank in aller Regel das Personal und Know-how zur Verwertung. Die Ausübung des Rechtes ist daher für eine Bank nur Ultima-Ratio, Leasinggesellschaften haben dagegen durch die regelmäßig anfallende Verwertungen eine hohe Expertise. Auch ist die Kunden-Bindung meist nicht so stark wie bei einer Bank, besonders wenn es eine lokale Hasubank ist, bei der auch weitere private und geschäftliche Engagements laufen und möglicherweise auch Rücksicht auf Beziehungen genommen werden muss. Die Annahme, daß Leasinggesellschaften im Problemfalle schneller das Wirtschaftsgut „beschlagnahmen“ ist daher nicht abwegig. Wie sind da Ihre Erfahrungen?

Schon mal herzlichen Dank, daß Sie/Du sich soweit durch diesen Post gewühlt haben. Und noch mehr Dank für substantiierte Antworten.
Conrad

Hallo,

da Leasinggesellschaften in der Eigentümerfunktion sind, können Sie schneller auf das Objekt zugreifen und im Insolvenzfall haben Sie eine deutlichere Position ggb. dem Inso-Verwalter als Eigentümer.
Ferner sollten Leasinggesellschaften idealerweise über eine bessere Objektkompetenz und Vermarktungskompetenz verfügen als Banken. Das heißt sie finanzieren näher an der realistischen Wertverlaufkurve. Soweit die Theorie - in der Praxis kommt es darauf an…
Wer viele LKWs finanziert (eher Leasing als Kredit) wird in den letzten Jahren der Wirtschaftskrise deutlich höhere Ausfallquoten gehabt haben, weil sowohl die Branche schlecht war und die Objektpreise eingebrochen sind.

Der idealtypische Vergelich in und ausserhalb der Bilanz ist richtig - wird aber nicht immer erfasst - tatsächlich verbessern sich Ratingkennzahlen die auf der EK Quote oder der Bilanzsumme basieren - Bilanzverkürzung.

Aber der wirkliche Vorteil liegt m.E. in dem Sachverhalt, dass ich nach der Nutzung ein Gut wieder zurück geben kann - ich habe keinen eigenen Verwertungsprozess.

Zu welchen Preis man ein Leasinggut am Ende kaufen kann - hängt vom Vertragstyp ab - da gibt es viele verschiedene Varianten - reine Lehre nach Leasing erlass - am Ende muss der Marktpreis bezahlt werden.

Gruss

HK

Hallo zurück,

dafür bin ich zu lange aus dem Geschäft sorry…

Gruss AK

Vielen Dank Hauke Kahlcke für die ausführliche Antwort.

Was mich wohl etwas irritiert ist die Aussage:

Aber der wirkliche Vorteil liegt m.E. in dem Sachverhalt, dass
ich nach der Nutzung ein Gut wieder zurück geben kann - ich habe keinen eigenen Verwertungsprozess.

Also bei einem Kfz, daß in der Leasingpahse nicht voll armortisiert wird, würde ich das Argmument gelten lassen. Aber die Lesingverträge die ich bisher für sonstige BGA (Computer, Drucker, Kameras) gesehen habe, sahen eher so aus, daß mit den Leasingraten das Wirtschaftsgut voll ausfinanziert war. Da ist es doch ein Nachteil, daß ich es zurückgeben muss, statt z.B. den alten aber noch funktionsfähigen Drucker als Zweit-/Reservegerät behalten oder die Kamera beim Neukauf in Zahlung geben zu können. Lediglich wenn das Wirtschaftsgut nach Ablauf wirklich „Schrott“ ist, habe ich den Vorteil, daß ich keinen Entsorgungsprozess habe - wobei i.d.R. das Altgerät vom Händler bei dem ich ein neues Gerät kaufe entsorgt wird.

Übrigens: Bei Kfz. habe ich die Erfahrung gemacht, daß der Restwert sehr vorsichtig angesetzt wurde. Zudem werden für Mehrkilometer, kleine Kratzer, Flecken auf den Polstern etc. oft saftige Beträge in Rechnung gestellt. Während man bei Verkauf oder Inzahlungsnahme für solche kleinen Mängel ein paar hundert Euro nachlassen muss, schlägt die aufwändige Instandsetzung schnell mit zwei, dreitausend EUR zu Buche. Da relativiert sich dieser Vorteil doch sehr.

Freundliche Grüße
Conrad

Hi, da über 20% aller Investitionsgüter in D geleast werden und das nicht alles auf s chlechten Entscheidungen beruht, sind da wohl einige Entscheider auch anderer Meinung. Aber bestimmt 70 - 80% aller Volumen im Leasing sind Pkw, Lkw, Flugzeuge, Eisenbahnen und Flurförderzeuge - dann kommt es noch auf die Leasinggesell. an und wie gross man selbst als Kunde ist. Die Branche hat in den letzten Jahren deutlich weniger Finsnzierungserträge als Banken gehabt und viele Mio. mit nicht erreichten Restwerten verloren.

Gruss

Hauke

l
Vielen Dank Hauke Kahlcke für die ausführliche Antwort.

Was mich wohl etwas irritiert ist die Aussage:

Aber der wirkliche Vorteil liegt m.E. in dem Sachverhalt, dass
ich nach der Nutzung ein Gut wieder zurück geben kann - ich habe keinen eigenen Verwertungsprozess.

Also bei einem Kfz, daß in der Leasingpahse nicht voll
armortisiert wird, würde ich das Argmument gelten lassen. Aber
die Lesingverträge die ich bisher für sonstige BGA (Computer,
Drucker, Kameras) gesehen habe, sahen eher so aus, daß mit den
Leasingraten das Wirtschaftsgut voll ausfinanziert war. Da ist
es doch ein Nachteil, daß ich es zurückgeben muss, statt z.B.
den alten aber noch funktionsfähigen Drucker als
Zweit-/Reservegerät behalten oder die Kamera beim Neukauf in
Zahlung geben zu können. Lediglich wenn das Wirtschaftsgut
nach Ablauf wirklich „Schrott“ ist, habe ich den Vorteil, daß
ich keinen Entsorgungsprozess habe - wobei i.d.R. das Altgerät
vom Händler bei dem ich ein neues Gerät kaufe entsorgt wird.

Übrigens: Bei Kfz. habe ich die Erfahrung gemacht, daß der
Restwert sehr vorsichtig angesetzt wurde. Zudem werden für
Mehrkilometer, kleine Kratzer, Flecken auf den Polstern etc.
oft saftige Beträge in Rechnung gestellt. Während man bei
Verkauf oder Inzahlungsnahme für solche kleinen Mängel ein
paar hundert Euro nachlassen muss, schlägt die aufwändige
Instandsetzung schnell mit zwei, dreitausend EUR zu Buche. Da
relativiert sich dieser Vorteil doch sehr.

Freundliche Grüße
Conrad

Hallo Hauke!

dann kommt es
noch auf die Leasinggesell. an und wie gross man selbst als
Kunde ist. Die Branche hat in den letzten Jahren deutlich
weniger Finsnzierungserträge als Banken gehabt und viele Mio.
mit nicht erreichten Restwerten verloren.

Sehr interessant, läßt sich auch sagen in welchen Geschäftsbereichen diese Probleme aufgetreten sind?

Schade, daß sich die anderen Experten so zurückhalten (sind vielleicht alle in Urlaub). Du hast mir jedenfalls schon ein Stück zum Verständnis weiter geholfen. Nochmals vielen Dank dafür.

Conrad

Lkws haben vermutlich das.meiste Geld gekostet - das sollte man über Geschaeftsberichte 2009 und 2010 verifizieren