Leben mit dem Kind eines Vergewaltigers

Mein Kind ist ein Erzeugnis der Liebe zwischen mir und meinem Expartner.Das ist nun knapp 10 Jahre her. Nach der Geburt des Kindes hat mein Expartner mich mehrfach vergewaltigt und gewaltsam missbraucht. Ich habe mich dann von ihm getrennt.Es war schwierig und andauernd und sehr sehr belastend für mich.

Ich weiß, dass meine Familie und mein Umfeld weiß was damals in etwa passiert ist. Mein Kind hat schon Fragen gestellt die in diese Richtung gingen (ich nehme an, dass besagtes Umfeld Dinge dazu gesagt).
Es hat regelmäßigen Kontakt zum Vater und wir haben beide inzwischen eine „neue“ Familie aufbauen können und unser gemeinsames Kind darin einbinden können.
Mich beschäftigt nun seit Jahren die Frage wie ich mit diesem sehr dunklem Thema gegenüber unserem gemeinsamen Kind umgehen soll.Alles verschweigen scheint mir falsch, alles sagen ebenso. Ich liebe mein Kind, genauso wie er es liebt. Aber ich weiß, dass ich niemals darüber hinwegsehen kann was er mir angetan hat. So sehr ich es auch möchte. Ich ahne, dass mein Kind merkt, dass nicht alles zwischen uns (ihm und mir) so rosig ist. Ich habe Angst vor ihm. Es bereitet mir Albträume wenn ich ihn sehe.
Wie also soll ich darüber mit meinem Kind reden? Es fällt mir schwer sie an jedem zweiten Wochenende zu übergeben. Aber ich will nicht, dass sie in ihrem geliebtem Papa etwas schlechtes sieht - gleichzeitig weiß ich aber was für ein schrecklicher Mensch er sein kann…Ich bin verzweifelt!

Hallo,

eine liebe Freundin ist das Produkt einer Vergewaltigung. Der Vater war mit der Mutter lange bekannt, bevor es zur (Un)Tat kam.

Meine Freundin wußte es. Als sie alt genug war, hat ihre Mutter reinen Tisch gemacht und erzählt, was meine Freundin schon ahnte. Bis dahin ahnte sie „nur“, dass ihr Vater und die Mutter sich ganz fürchterlich zerstritten hatten und einfach nicht mehr gut miteinander werden konnten.

Keine Ahnung, wie alt dein Kind ist. Aber vielleicht ist es bei euch im Moment auch ratsam, die Differenzen mit einem ganz großen Streit zu erklären, der verhindert, das ihr beide (Vater und Mutter) noch gerne miteinander zu tun habt. Aber auch wenn ihr beiden Erwachsenen euch nicht mehr gut leiden könnt, ist es euch beiden wichtig, dass das Kind zu beiden Elternteilen einen guten Kontakt hat. Das es kein schlechtes Gefühl haben muss, wenn es euch beide liebt, auch wenn ihr nicht miteinander reden wollt/könnt.

Kinder können das erstaunlich gut verstehen, wenn beide Eltern das auch so leben können.

Die Vergewaltigungen würde ich erst ansprechen, wenn das Kind in der Pubertät oder älter ist und mit dem Thema auch umgehen kann.

Egal, was du deinem Kind erzählst, bleibe nahe an der Wahrheit und baue die Geschichte aus, wenn die Fragen sich ändern bzw. das Kind älter wird. Je näher du an der Wahrheit bleibst, desto glaubhafter werden deine Erklärungen sein weil du nicht lügen musst.

Was ich unbedingt loswerden muss: Ich finde es sehr stark von dir, das du trotz der schlechten Erfahrungen mit dem Vater deinem Kind einen positiven Umgang mit ihm ermöglichen willst. Überlege, ob du vielleicht professionelle Hilfe in Anspruch nehmen willst. Ich denke, du hast gute Chancen, mit deiner Einstellung einen für dich guten Abschluß mit dem Vater schaffen wirst.

Alles Gute
Barbara

Hallo Miela,

es ist sehr gut, dass Du mit dem Thema offensiv beschäftigst und es nicht verdrängst. Auch eine Stärke von Dir ist, dass Du Deinem Kind den Umgang mit seinem Vater gewährst. Euer Kind kann für die vergangenen Situationen nichts, die zwischen Euch stattgefunden haben.

Denoch scheint es bei Dir ein Trauma zu sein. In dieser Situation helfen keine Ratschläge oder Verhaltensempfehlungen. Ich kann Dir nur den Rat geben, begebe Dich in professionelle Hilfe. Dafür führe ich zwei Gründe an:

  1. Deine Lebensqualität scheint sehr stark gemindert zu sein. Die muss Du zurückgewinnen, damit Dein gesamtes Leben wieder ausgeglichener wird und Du lernst mit diesen negativen Erfahrungen umzugehen.

  2. Deine Stimmung und Haltung beeinflusst auch Dein Umfeld/Familie. Zudem suchst Du einen Weg, Deinem Kind, die Situation zu erklären. Das wirst Du besonders gut können, wenn Du Deine Situation mit einer therapeutischen Hilfe aufgearbeitet hast. Dann wirst Du selber einen völlig eigenen Weg finden, wie Du es machst. Und es wird gut werden.

Wende Dich an entsprechende Stellen, wie Frauenbüro, Frauenberatung etc. Schau mal im Internet nach entsprechenden Stellen in Deiner Stadt oder Umgebung.

Hast Du Fragen, melde Dich.

Viele Erfolg und Kraft

chicobello

Hallo
diesesErlebnis ist ein Trauma,welches nur mit professioneller Hilfe zu lösen ist. Das Kind und auch der Vater sollten mit eingebunden werden. Besonders das Kind braucht in dieser Situation besondere Therapie, um das zu verarbeiten.

Gruss Annegret

Moin!

Das Kind und auch der Vater sollten mit
eingebunden werden.

Da würde ich mir doch wünschen, dass du das ein wenig detaillierter ausführst:
Du meinst jetzt aber nicht, dass diese Familie zu dritt beim Therapeuten sitzt und darüber spricht, wie der Vater die Mutter vergewaltigt hat?

Besonders das Kind braucht in dieser
Situation besondere Therapie, um das zu verarbeiten.

Ich bin der Meinung, dass erstmal die Mutter besonderer Therapie bedarf.
Sie hat bislang nichts davon geschrieben, dass das Kind bereits schwer traumatisiert ist. Insbesondere, da die Mutter es geschafft hat, dem Kind einen weitgehend unbelasteten, positiven Umgang mit dem Vater zu pflegen.

Ich denke, wenn sie sich in professionelle Hände begibt, wird sie den richtigen Umgang mit dem Kind gewährleisten können.

Gruß, Fo

3 Like

Hallo Miela,

ich finde es sehr erstaunlich und überaus tapfer, dass Du Deinem Kind überhaupt einen Kontakt zum Vater ermöglichst. Ich könnte es wohl nicht ertragen, wenn ich mein Kind mit so einem Menschen alleine lassen müßte. Du scheinst sehr zu leiden, und aus diesem Grund würde ich mir professionelle Hilfe bei einem Familientherepeuten suchen. Du schreibst nicht, wie alt Dein Kind ist. Mit solch einer Erklärung würde ich dann wohl warten, bis das Kind aus der Pubertät ist. Ich habe auch immer geschwiegen und nie etwas gesagt, um den Vater nicht zu Kompromitieren. Leider hat sich das langfristig als falsch herausgestellt. Nun ist der Vater gestorben, und vieles ist ungesagt geblieben. Das hat den Kindern vielleicht nicht sehr gut getan. Jetzt versuche ich ab und an etwas richtigzustellen, aber vielleicht ist es nun etwas spät. Die Probleme lagen allerdings auch anders als bei Dir.

Alles Gute und viele liebe Grüße Rita

Hallo,
bin erst heute dazu gekommen zu antworten.Was die Barbara da geschrieben hat,finde ich sehr gut.
Ich selbst weiß,wie es ist, mit diesem Schmerz in dir zurecht zu kommen.Mir ist sowas ähnliches passiert, darum fühle ich mit dir.
Auch das mit der Trauma Therapie ist richtig was die Annegret geschrieben hat,nur brauchst du sie selbst.Das Erlebnis so zu verarbeiten, das du damit klar kommst,und keine Angst mehr davor hast ihm zu begegnen, das schaffst du nicht alleine.Wie gesagt,ich selbst weiß wovon ich rede.Ohne professionelle Hilfe geht das schlecht.
Was dein Kind betrifft, kommt es darauf an,wie alt es ist.Klar sollte man nicht über den Vater her ziehen, denn Kinder lieben beide Elternteile,aber HALLO… er hat dich mißbraucht und vergewaltigt.Trotzdem war das Kind anscheinend gewollt und aus Liebe gezeugt.Schade für dich, das was danach gekommen ist.
Da dein Kind schon merkt, das da was nicht stimmt,kann man es auch anderst vormulieren,damit es Kindgerecht ist.Ich würde da mal mit einem  Kinderpsychologen darüber sprechen,der kann dir genau sagen, was und wie man dem Kind sowas sagt.Vor allem was man erzählen darf.Wenn Sie älter sind,kann man immer noch die Geschichte so erzählen,wie sie war.Was das Kind daraus macht,ob er dem Vater anderst gegenüber tritt,oder nicht,musst du ihm dann selbst überlassen.Er macht dann das,was er für richtig hält.
Wir machen durch falsche Worte mehr kaputt als man denkt und dadurch kann das Kind etwas verstört werden. Das kommt eben auf das Alter an.Darum gibt es die Profis.
Was mich mehr beschäftigt ist,das du dich deiner Angst nicht gestellt hast.Du bist immer noch in der Opferrolle.Das Weiß dein Ex Mann und fühlt sich dir überlegen.Lass das nicht zu.Geht es dir schlecht,geht es deinem Kind schlecht.Ich weiß,ich stecke nicht in dir und du musst selbst wissen,was du tust,aber ich weiß,was dich kaputt machen kann, weil ich selbst in so einer ähnlichen Situation stecke,nur war es nicht mein Ex Mann direkt,sondern ist ein Überbleipsel aus meiner eigenen Kindheit,das man in seinem späteren Leben weiter führt,bis man es gelöst hat.Dabei bin ich gerade und ich sage dir, es ist kein leichter Weg, den man wählt,weil man sich so hilflos fühlt.Aber je weiter man geht, desto leichter wird es.
Du kannst ihm den Umgang zwar nicht verbieten mit deinem Sohn,und es wird auch nicht leichter dadurch,aber du kannst dein Verhalten ihm gegenüber verändern.
Du wirst sehen,dann wird auch er anderst werden.
Und du musst es auch nicht auf dem Rücken deines Sohnes austragen,darum finde ich es gut,das du versuchst mit deinem Ex Mann zurecht zu kommen.
Ich hoffe dein Ex Mann ist genau so fair wie du.
Mein Ex Mann weiß,ist er gut zu uns,bin ich gut zu ihm.Ich lasse mir nichts mehr gefallen.Darum weiß ich, das mir sowas nie wieder passiert, weil ich mich dagegen wehre.

Ich wünsche dir viel Kraft, Ruhe und Liebe für Euren weg(dir und deinem Sohn)!
Liebe Grüße Sonja :smile:

Hallo,
das Kind braucht ein gutes Gefühlgegenüber beiden Eltern. Solange es weiß, daß es jeweils von jedem geliebt wird, ist alles in Ordnung.
Details würde ich nie sagen, sondern es ganz allgemein erklären. Erwachsene können sich ja nicht immer für alle Zeiten gut verstehen.
Geh davon aus, daß der Rest der Faimilie auch keine Details erzählt hat.
Vielleicht findest Du ein Märchen, das es erklären kann. Mit einem bösen Zauberer, der Euch blind füreinander gemacht hat und der die Liebe zwischen Euch nicht mehr zulässt.
Das Kind weiß heutzutage auch, daß das nur ein symbolisches Bild ist, aber es hat noch intuitiven Zugang zu diesen Dimensionen und versteht, daß da Dinge sind, die schrecklich für Erwachsene sind und alle drei Beteiligten vielleicht später mal kapieren können.

Tiefenpsychologisch gibt es den bösen Zauberer tatsächlich. Dahinter verbergen sich oft Familiengeheimnisse (wer war Nazi, wer war unehelich, im Knast etc) oder schlimme Ereignisse in der Urgroßelterngeneration, die nie adäquat kommuniziert wurden und zu einem Schatten wurden. Es kann mehrere Generationen dauern, bis solch ein „Fluch“ sich wieder aufgelöst hat. Durch bewußten Umgang damit kann dieser Vorgang sich schneller bereinigen.

Alles Gute, Georg

Danke Barbara. Du hast mir sehr geholfen!

Ich suche bereits nach einem passenen Therapeuten (m wie w). Vielen Dank chicobello!

Danke dir Rita!

Ich danke dir, Sonja!