Lebenskunde für Schulanfänger?

Hallo,

mich beschäftigt aus aktuellem Anlass folgende Frage:

Ist die Teilnahme am Fach „Lebenskunde“ insbesondere für Schulanfänger eher hilfreich oder sollte man, gerade auch wegen der unten zitierten Auszüge, davon abraten, weil eine „Gefahr der Beeinflussung“ bestehen könnte.

Ich bin dankbar für jede Meinung.

Grüße McSofa

Informationsblatt "Humanistische Lebenskunde in der Berliner Schule

In Gesprächen, Rollenspielen und Projekten werden die moralischen und weltanschaulichen Fragen behandelt. …
Dabei lernen sie auch Gedanken anderer Religionen und Weltanschauungen kennen …
Bis zum 14. Lebensjahr ist das Einverständnis der Eltern nötig. …"

Inhalt "Einige Themen

Götter, Gurus, Heilige
Nachdenken über die Religionen der Welt

Sehnsucht nach Heil
Fundamentalismus, Dogmatismus, Jugendreligionen"

Hi,

Ist die Teilnahme am Fach „Lebenskunde“ insbesondere für
Schulanfänger eher hilfreich oder sollte man, gerade
auch wegen der unten zitierten Auszüge, davon abraten, weil
eine „Gefahr der Beeinflussung“ bestehen könnte.

Im genannten Alter würde ich behaupten, daß sich eine Beeinflussung nicht vermeiden läßt. Sie ist sogar wünschenswert - Kinder sollen eben nicht auf ihrem jetzigen Niveau bleiben, sondern sich kräftig weiterentwickeln. Das geht nicht ohne Beeinflussung durch gute Vorbilder.

Und da liegt der Hund begraben: die Themenliste sagt noch nichts aus. Es liegt vielmehr am Lehrer, der diese Dinge mit den Kindern behutsam und sachlich durchgehen soll. Es kann sehr positiv für sie sein, es kann aber auch in eine negative Beeinflussung enden. Vielleicht sollte man sich den Lehrer anschauen.

Gruß

J.

Hallo Mc,

vorab eines (als Disclaimer sozusagen *g*): ich bin weder Mutter noch Lehrerin, was evtl. dazu führen kann, daß hier so mancher ob meines lockeren Umgangs mit dem Thema die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wird.

Ist die Teilnahme am Fach „Lebenskunde“ insbesondere für
Schulanfänger eher hilfreich oder sollte man, gerade
auch wegen der unten zitierten Auszüge, davon abraten, weil
eine „Gefahr der Beeinflussung“ bestehen könnte.

Ich finde es klasse und vertrete die Meinung, daß man nicht früh genug damit anfangen kann, den Teppichratten nicht nur den Umgang mit sondern auch den Respekt vor anderen Kulturen - und somit auch: mit/vor anderen Religionen - zu vermitteln.

Kein Mensch regt sich darüber auf, daß den Kids schon im Kindergarten Fremdsprachen beigebracht werden, aber man soll sich um Himmel Willen hüten, den lieben Kleinen auch nur etwas über die Kultur, die Religion bzw. die Sitten des Landes, dessen Sprache sie lernen, zu erzählen? Mit Verlaub: das ist pure Idiotie und schürt zudem Fremdenangst, womit wir beim nächsten Punkt wären!

Einem Kind ist es zunächst einmal völlig gleich, ob der beste Freund mit schwarzer oder gelber Haut daher kommt. In kindlicher Manier werden dann auch die dahingehenden Fragen gestellt; da fällt mir eine Szene aus ‚Corinna, Corinna‘ ein; Corinna hat Molly einmal zu sich nach Hause mitgenommen, wo diese mit Corinnas Nichten und Neffen spielte und irgendwann fragte: ‚Du bist braun. Schmeckst Du nach Schokolade?!‘. Anderes Beispiel: ich war mal mit dem Sohn (er war damals 4) einer Freundin in einer Synagoge; er war begeistert, als er am Eingang leihweise eine Kippa bekommen hat, war er ganz stolz und kriegte vor lauter Fragerei kaum noch den Schnabel zu. Es war halt anders als die Kirche, die er sonst so kannte… Andere Sprache und außerdem war den Mann ‚da vorne‘ für ihn ‚komisch aber irgendwie geil‘ angezogen…

Was ich damit sagen will… Ein Mensch kommt ohne Vorurteile auf die Welt; die kriegt er erst später durch Mama, Papa, Freunde und im schlimmsten Falle: Lehrer eingetrichtert. Ich sage immer, daß Unwissenheit Angst erzeugt und wir keine Probleme mit Rechtsradikalen hätten, wenn die Kids von klein auf wüßten, was es denn mit Islam, Judentum & Co. auf sich hat und wenn sie zumindestens minimale Kenntnisse über die Zusammenhänge hätten. Auch Sekten hätten es schwerer, an junge Menschen ranzukommen, wenn diese informiert wären.

Über Parolen wie ‚Diese Scheiß-Ausländer nehmen uns uns die Arbeit weg‘ müssten wir überhaupt nicht diskutieren, wenn die Kids wüßten, warum diese ‚Scheiß-Ausländer‘ damals nach Deutschland geholt wurden.

Die von Dir erwähnten Themen klingen zwar ein bißchen hochtrabend, aber vermute mal, daß sie nicht für die Kids sondern für die Lehrer gedacht waren. *g* Die Gefahr einer Beeinflussung sehe ich - ehrlich gesagt - weit und breit nicht; eher im Gegenteil. Und außerdem gehört das Wissen um die Religionen dieser Welt selbst bei Atheisten zu einer gescheiten Allgemeinbildung.

Mein Fazit: Ich bin dafür.

Beste Grüße

Tessa

PS. Was zum Henker sind ‚Jugendreligionen‘?! *grübel*

Hi,

das hört sich doch alles ganz allgemein an, auf welche „Beeinflussung“ wolltest du da hinaus?

Ich denke, für Atheisten ist das Fach Lebenskunde eine gute Sache, weil die Kinder da alles über alle Religionen (auch was das überhaupt ist - Glaube!) kennenlernen. Da sähe ich eher im Religionsunterricht die Gefahr einer Beeinflussung.

Obwohl ich hinzufügen muss, dass ich vom Religionsunterricht meines Sohnes (evangelisch) angenehm überrascht war, dass auch andere Religionen behandelt worden sind, noch dazu - wie ich fand - vorurteilsfrei.

Viele Grüße
Jana

Hallo Jana,

vielen Dank für Deine Antwort. (@Tessa und José: Vorab ebenfalls herzlichen Dank, geht davon aus, dass ich die Beiträge sofort gelesen und besternt habe! :smile:

das hört sich doch alles ganz allgemein an …

ja, das stimmt. Bewusst zitierte ich wortwörtlich und ohne eigene Wertung oder spezielle Frage zum Thema aus der Begleitbroschüre zum Fach.

Es gibt, um weiterhin „ganz allgemein“ zu bleiben, in vielen Familien recht ernsthafte Bedenken. Gerade beim zuletzt genannten Stichwort „Jugendreligionen“ erhitzen sich die Gemüter.
Immer wieder werden dabei Gedanken laut, inwieweit z.B. das Interesse bei Kindern über die allgemeine Wissensaufnahme hinausgeht.

Die Vermittlung von vorurteilsfreien Einblicken in die verschiedenartigen Religionen ist die eine Seite, die Kehrseite der Medaille wird festgemacht an Vergleichen mit Sekten, deren Aufbau und Struktur gerade für Kinder eine Gefährdung darstellen könnte.

Hier wahllos eine Seite, gefunden mit Eingabe von „Jugendreligionen“ bei google.de http://www.becherer.at/jugendreligionen.htm, diese wäre massiv „Öl auf’s Feuer“ bei Skeptikern.

Ich bin zwar der Meinung, dass die behutsame Vermittlung umfassenden Wissens selbst in kleinstem Kindesalter von großer Bedeutung ist, habe aber leider bisher, gerade beim Thema „Neue Religiöse Bewegungen“, keinen festen Standpunkt.

Interessant wäre bei einer festen Meinung gegen diesen Unterricht, inwieweit man diese dann entkräften könnte.

Vielen Dank und Grüße Mc.

Grüß Dich,

Es gibt, um weiterhin „ganz allgemein“ zu bleiben, in vielen
Familien recht ernsthafte Bedenken. Gerade beim zuletzt
genannten Stichwort „Jugendreligionen“ erhitzen sich die
Gemüter.

Das sollte man doch aber nicht so aus dem Kontext ziehen!! Es geht doch weniger darum, diese Formen des Glaubens kennen zu lernen, sondern vielmehr darum, das Dahinter den Kindern zu vermitteln. Dazu gehört für mein Dafürhalten fundamental das Wissen, dass es Menschen gibt, die fanatisch sind, die auch nicht davor zurückschrecken, Gehirnwäsche um des eigenen Vorteils willen zu betreiben. Gerade am Thema „Jugendreligionen“, das mit Sicherheit noch nicht in der 1. Klasse behandelt werden wird, können das Kinder doch am besten erkennen!

Da der Unterricht staatlich geführt wird, sehe ich persönlich da eher wenig bis gar keine Gefahr der „falschen Aufklärung“. Es sei denn, der Lehrer ist selbst ein Sektenanhänger. Doch vor derlei Menschen ist niemand gefeit. Weißt Du, ob Deine Kollegin nicht vielleicht Scientologin ist???

Panikmache unter Eltern - gerade von Grundschülern - halte ich für oft überzogen und unangemessen! Wenn die Kinder mit sieben Jahren noch keine bleibenden Werte Zuhause vermittelt bekommen haben, werden sie es so oder so schwer haben. Ruhen sie aber in sich und im „Schoß der Familie“, dürfen sie hinterfragen, zeigen sie Selbstbewusstsein - dann sind Kinder viel weniger in Gefahr, als viele Eltern glauben.

Immer wieder werden dabei Gedanken laut, inwieweit z.B. das
Interesse bei Kindern über die allgemeine Wissensaufnahme
hinausgeht.

Zeige mir das Kind, das unbedingt scharf darauf ist, Diktate zu schreiben oder Mathetests :wink:

Die Vermittlung von vorurteilsfreien Einblicken in die
verschiedenartigen Religionen ist die eine Seite, die
Kehrseite der Medaille wird festgemacht an Vergleichen mit
Sekten, deren Aufbau und Struktur gerade für Kinder eine
Gefährdung darstellen könnte.

Das verstehe ich jetzt nicht!

Interessant wäre bei einer festen Meinung gegen diesen
Unterricht, inwieweit man diese dann entkräften könnte.

Ich wüsste immernoch nicht, was dagegen sprechen sollte, Dinge beim Namen zu nennen!

Viele Grüße
Jana

3 Like

Gefahr erkannt - Gefahr gebannt.
: Interessant wäre bei einer festen Meinung gegen diesen

Unterricht, inwieweit man diese dann entkräften könnte.

Hallo, Jana, Vanessa und McSofa,
ich denke, ich liege nicht ganz falsch damit, dass man zunächst einmal bei einem Schulunterricht davon ausgehen kann und muß, dass da nicht irgendein Sektenguru steht, der Mitglieder für seinen Glauben keilen möchte, sondern eine ausgebildete, verantwortungsbewußte Lehrperson.

Zum anderen halte ich es für unabdingbar, dass in der Schule außer den Kulturfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen auch die Grundlagen eben dieser Kultur vermittelt werden.
Angesichts der Unübersichtlichkeit (du selbst sprichts das ja an, McSofa) der Religösen Szene für Außenstehende ist ein grundlegendes Verständnis für diesen Bereich sicher keine Heranführung an diese Religionen, sondern eher eine Möglichkeit Toleranz, Verständnis für von der eigenen abweichenden Lebensführung usw. herzustellen.

Und der für mich wichtigste Punkt ist doch sicher der, dass einer, der die Hintergründe kennt (auch und gerade von Sekten und „Jugendreligionen“) weit eher gegen deren „Argumente“ und Werbetricks gefeit ist, als jemand, der dem völlig kenntnislos und ohne Vergleichsmöglichkeit gegenübersteht.

All diese Gründe lassen es mir mehr als dringlich erscheinen, einen solchen Unterricht anstelle des bisherigen Religionsunterrichtes bis zur Religionsmündigkeit vrbindlich vorzuschreiben. Religiösen Eltern mag es ja weiterhin freigestellt sein, ihre Überzeugungen ihren Kindern zu vermitteln und sie auch meinetwegen zusätzlich in einen von den Glaubensgemeinschaften veranstalteten Unterricht zu schicken.
Religion ist Privatsache. Kultur nicht.

Grüße
Eckard.

5 Like

[off topic] Böser Eckard, ganz ganz böse :wink:
Hallöchen,

Hallo, Jana, Vanessa und McSofa,

Hääää? Wo in drei Teufels Namen hat sich in diesem Thread eine Vanessa geäußert? Anders gefragt: wie heiße ich?! *fg*

Beste Grüße

Tessa

… steh’ ich jetzt vor Dir und erflehe Verzeihung.
Selbst wenn ich Dir schwüre (schöner Konjunktiv, gell?), dass ich den Fehler unmittelbar nach dem Posten bemerkt habe, selbiges kopiert und gelöscht, geändert und neu gepostet habe, wäre der Schaden nicht geringer. (Hab ich aber, weiß der Geier warum hier immer noch der alte Text steht!)
ich werde deshalb
a.) mich freiwillig in die Ecke begeben und schämen

\_\_\_\_\_\_\_\_
 o | 
b.) freiwillig 100 mal schreiben: "Tessa ist und bleibt Tessa!"
1 - "Tessa ist und bleibt Tessa!"
2 - "Tessa ist und bleibt Tessa!"
3 - "Tessa ist und bleibt Tessa!"
(die restlichen 97 mal sind in einer Datei hier auf meinem Rechner auf Wunsch per mail erhältlich.) 
Lieben Versöhnungsgruß
Eckard. 

[off topic] Im RL wär’ das nicht passiert. :wink:

… Anders gefragt: wie heiße ich?! *fg*

Hallöchen Tessa,

auch José hat er nicht übersehen, die Benachrichtigungsmails bezeugen, dass alles an der richtigen Stelle war. (Hallo, Jana, Tessa, José und McSofa,)

Grüße Mc.
Ps: Antworten folgen leider nicht ganz „linear“, wie es Norbert letztens so trefflich beschrieb. In einer Gruppe von Elternvertretern, für die ich das an das Forum hier weitergebe, geht es zur Zeit mächtig zur Sache. Das erste Ergebnis: ein gemeinsames Treffen der „Skeptiker“ (nicht die EltVertr.) mit den betreffenden Lehrern.

1 - „Tessa ist und bleibt Tessa!“
2 - „Tessa ist und bleibt Tessa!“
3 - „Tessa ist und bleibt Tessa!“
(die restlichen 97 mal sind in einer Datei hier auf meinem
Rechner auf Wunsch per mail erhältlich.)

Gell, die hast Du mit Excel gemacht, stimmts?

Gruß

J.
*ein-klick-strafarbeiter*

Hi Tessa,

Anders gefragt: wie heiße ich?! *fg*

Warst Du nicht die kurzsichtige, rabiate Dame, deren Namen man gar nicht aussprechen kann?

*duckundweg*

J.