Lebensmittel mit Röntgenstrahlung konservieren

hallo!

Könnte man frische Milch lange konservieren, wenn man sie Röntgenstrahlung aussetzt? Mögliche Mikroorganismen könnten so nicht in der Milch überleben.

Oder sind am Verderben von Lebensmitteln auch stark chemische Prozesse, die unabhängig von Lebewesen ablaufen, beteiligt? Wenn man Milch auf 1 °C abkühlen würde, sollten darin doch nahezu nichts leben. Dennoch wird sie nach ein paar Tagen schlecht werden, oder?

Oder tragen auch die wenigen Lebewesen zum Verderben bei, die bei 1 °C und bei Röntgenstrahlung leben können?

Gruß
Paul

Servus,

das hilft Dir jetzt wenig weiter, weil ich Dir nicht sagen kann, warum - jedenfalls werden zur Konservierung von Lebensmitteln durch Bestrahlung üblicherweise keine Röntgen-, sondern Gammastrahlen eingesetzt. Extrem in Indien, wo nicht die unzureichende landwirtschaftliche Erzeugung, sondern ein dramatischer Anteil an Verderb bei Lagerung, Transport und Verteilung zu Lebensmittelknappheit führt - dort kommt praktisch kein Obst oder Gemüse in die großen Städte, das nicht „gamma-rayed“ ist.

Schöne Grüße

MM

Op

Röntgen- und Gammastrahlung

Servus,

das hilft Dir jetzt wenig weiter, weil ich Dir nicht sagen kann, warum -

Mich interessieren meist auch Begleitumstände meine Fragen =)

jedenfalls werden zur Konservierung von
Lebensmitteln durch Bestrahlung üblicherweise keine Röntgen-,
sondern Gammastrahlen eingesetzt.

Röntgen- und Gammastrahlung ist elektromagnetische Strahlung der gleichen Frequenz. Gammastrahlung heißt sie, wenn sie bei radioaktiven Prozessen entsteht. Röntgenstrahlung, wenn sie auf anderem Wege entsteht, was meist durch Menschen gebaute Geräte passiert.

Extrem in Indien, wo nicht
die unzureichende landwirtschaftliche Erzeugung, sondern ein
dramatischer Anteil an Verderb bei Lagerung, Transport und
Verteilung zu Lebensmittelknappheit führt - dort kommt
praktisch kein Obst oder Gemüse in die großen Städte, das
nicht „gamma-rayed“ ist.

Das ist dann wohl einmal durch ein Röntgengerät gelaufen, um initial ein paar Lebewesen zu töten.

Meine Frage soll aber thematisieren, inwiefern Lebensmittel unter dauerhafter Röntgenstrahlung konserviert werden können.

Dass Röntgenstrahlung aber überhaupt (wenn auch nur initial) zur Konservierung eingesetzt wird, ist sehr interessant.

Gruß
Paul

Hallo Paul,

Könnte man frische Milch lange konservieren, wenn man sie
Röntgenstrahlung aussetzt? Mögliche Mikroorganismen könnten so
nicht in der Milch überleben.

Kannst du alles hier nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lebensmittelbestrahlung

Oder sind am Verderben von Lebensmitteln auch stark chemische
Prozesse, die unabhängig von Lebewesen ablaufen, beteiligt?
Wenn man Milch auf 1 °C abkühlen würde, sollten darin doch
nahezu nichts leben.

Es gibt auch rein chemische Vorgänge:

  • Fett oxidiert, wird ranzig
  • Proteine zerfallen

MfG Peter(TOO)

Hallo Paul,

Das ist dann wohl einmal durch ein Röntgengerät gelaufen, um
initial ein paar Lebewesen zu töten.

Die Anlagen zur Bestrahlung von Zwiebeln, die in den Niederlanden im Einsatz sind und in der DDR bis in die 1980er Jahre im Einsatz waren, arbeite(te)n mit 60Co.

Meine Frage soll aber thematisieren, inwiefern Lebensmittel unter dauerhafter Röntgenstrahlung konserviert werden können.

Bei dauerhafter Exposition dürfte sich an der Milch, die Du als Beispiel hernimmst, einiges ändern - dafür reicht schon „gewöhnliches“ UV-Licht.

Schöne Grüße

MM

Hallo Paul,

Meine Frage soll aber thematisieren, inwiefern Lebensmittel
unter dauerhafter Röntgenstrahlung konserviert werden können.

Gar nicht!
Einerseits zerschiesst du so sie Makromoleküle und andererseits erzeugst du Isotope.

So was macht dann krank!

MfG Peter(TOO)

andererseits erzeugst du Isotope.

In dem von dir genannten Wikipedia-Artikel ist zu finden:
„Die Energie der Strahlung ist nach oben durch Vorschriften beschränkt, um eine Aktivierung der Lebensmittel auszuschließen: bei Elektronen meist auf 10 MeV, bei Photonen meist auf 5 MeV, in den USA 7,5 MeV. Die Energie der häufig verwendeten Photonenstrahlungen von 60Co (1,17 und 1,33 MeV) und von 137Cs (0,66 MeV) ist zu gering, um eine Aktivierung auszulösen.“
oder bezieht sich das nur auf kurzzeitige Bestrahlung?

Gruß
Paul

UV

Bei dauerhafter Exposition dürfte sich an der Milch, die Du
als Beispiel hernimmst, einiges ändern - dafür reicht schon
„gewöhnliches“ UV-Licht.

Bei UV-transparenten und flüssigen Lebensmitteln könnte man auch UV-Licht nehmen! Wenn man kontinuierlich umrührt, kommt auch alles regelmäßig in die Randbereiche des Gefäßes, wo die UV-Strahlung eine geringe Eindringtiefe hat.

Gamma- und Röntgenstrahlungsquellen sind nicht so leicht zu beschaffen, aber mit UV-Licht könnte ich das einfach mal ausprobieren. Was passiert mit der Milch chemisch bei der Bestrahlung mit UV-Licht?

Gruß
Paul

andere Idee: Druck

Kannst du alles hier nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lebensmittelbestrahlung

oh, toller Artikel
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sowas durchgeführt wird und daher nicht danach gesucht.

Eine andere Idee habe ich gerade: Könnte man Milch nicht auch unter Druck setzen? Konstanter Druck würde den Mikroorganismen vielleicht nichts anhaben, aber wenn man alle paar Minuten den Druck auf 1000 bar erhöht und dann wieder auf Normaldruck absenkt?

Gruß
Paul

Hallo Paul,

andererseits erzeugst du Isotope.

In dem von dir genannten Wikipedia-Artikel ist zu finden:
„Die Energie der Strahlung ist nach oben durch Vorschriften
beschränkt, um eine Aktivierung der Lebensmittel
auszuschließen: bei Elektronen meist auf 10 MeV, bei Photonen
meist auf 5 MeV, in den USA 7,5 MeV. Die Energie der häufig
verwendeten Photonenstrahlungen von 60Co (1,17 und 1,33 MeV)
und von 137Cs (0,66 MeV) ist zu gering, um eine Aktivierung
auszulösen.“
oder bezieht sich das nur auf kurzzeitige Bestrahlung?

Das bezieht sich auf die zugelassenen Verfahren, also kurzzeitig.

Zudem kann man aber trotzdem die Bestrahlung von Nahrungsmitteln über die Isotope nachweisen.
Hier in CH war das vor Jahren ein Thema, vor allem wegen bestrahlten Gewürzen.

Im medizinischen Bereich, wird einiges über Strahlung sterilisiert, wie z.B. Skalpelle.
http://www.swann-morton.com/view_reading.php?reading…

MfG Peter(TOO)

Hi

Die Milch unterliegt, wie du schon vermutet hast, nicht nur mikrobiellem Verderb. Die H-Milch ist praktisch keimfrei und würde sich sicher noch viel länger halten, jedoch verändern sich die Moleküle in der Milch, sie wird ranzig.

Oder sind am Verderben von Lebensmitteln auch stark chemische
Prozesse, die unabhängig von Lebewesen ablaufen, beteiligt?
Wenn man Milch auf 1 °C abkühlen würde, sollten darin doch
nahezu nichts leben. Dennoch wird sie nach ein paar Tagen
schlecht werden, oder?

Prozesse, die zum Zerfall oder zum Umbau der Moleküle führen, laufen dann langsamer ab, aber sie hören nicht völlig auf.
Auch wenn die Milch nicht schädlich ist, sie wird anders schmecken. Das merkt man ja schon wenn man Milch vergleicht, die direkt aus dem Euter kommt, mit homogenisierter Milch und der ESL-Milch und H-Milch. Alle schmecken anders und das liegt teilweise nur an der anderen Verteilung der Fetttröpfchen. Also teilweise nichtmal chemisch sondern physikalisch.

Oder tragen auch die wenigen Lebewesen zum Verderben bei, die
bei 1 °C und bei Röntgenstrahlung leben können?

Wie gesagt, es ist nicht so schwierig etwas völlig steril zu bekommen. Verderben wird es trotzdem. Um dieses Problem zu umgehen verwendet man auch Milchpulver - hier wird inkaufgenommen dass Vitamine und vielleicht auch Geschmack verloren gehen, aber entzieht man das Wasser wird die MIlch nicht nur wesentlich leichter zu transportieren, sondern die Reaktionen die zum Verderb (chemisch) beitragen, können ohne Flüssigkeit noch weit weniger schnell stattfinden. Irgendwann ist aber auch Milchpulver schlecht.

Grüße

Karana

In Deutschland ist die Konservierung durch Gamma Strahlen nur für wenige Arten von Lebensmitteln erlaubt, z.B. Gewürze, die man auf anderem Wege nicht gut keimarm bekommt. Bei einer generell genehmigten Anwendung könnten die Lebensmittelhersteller ihre Produkte unter unhygienischen Bedingungen herstellen und sie dann in der geschlossenen Verpackung bestrahlen und damit keimfrei machen. Die viel diskutierte (USA-) Chlorhühnchen- Methode geht auch in diese Richtung.
Udo Becker