Hallo,
aber gibt es nicht auch eine gewisse Lehrerethik (oder gab es mal)?
Ich würde behaupten wollen, dass 90 Prozent aller Lehramtsstudenten genau das wollen, was du vermisst hast: Bildungspartner der Schüler sein und sie bestmöglich fördern.
Je nachdem, für welche Schulart sie sich entscheiden, passiert bereits im Studium eine massive Beeinflussung dieses Denkens. Leute, die Lehramt an Gymnasien studieren, bekommen noch heute beigebracht, dass die Vermittlung der wissenschaftlichen Lehre an eine Schülerelite das Entscheidende am gymnasialen Unterricht sei. Pädagogik Fehlanzeige. Umgang mit Schülern, die nicht ins Schema passen, erst recht. Wenn aus diesen Ausbildungen dennoch fähige Pädagogen hervorgehen, dann tun sie das trotz, nicht aufgrund ihrer Ausbildung.
Dieses Elitedenken fehlt in anderen Schularten, das Bild vom Schüler ist ein anderes, und das „Helferdenken“ bei den Studenten in der Regel weit ausgeprägter. Die pädagogisch-methodischen Grundlagen für den Umgang mit ihrer Klientel sind leider nicht wesentlich besser.
Wenn Leute sich entscheiden, Lehrer zu werden, dann tun das die meisten aus der Motivation heraus, Gutes bewirken zu wollen. Dass sie dabei häufig scheitern, liegt nicht nur am System, sondern auch daran, dass die Wertschätzung in der Gesellschaft verloren gegangen ist.
Man stelle sich einen Arbeitnehmer vor, der in einem Betrieb arbeiten soll, von dem jeder sagt, dass die Betriebsleitung nichts taugt und die Arbeitsbedingungen schlecht sind. Seine Motivation, dort Leistung zu erbringen, wird sich in Grenzen halten. Genau das passiert auch bei Schülern, wenn sie von Seiten der Eltern (maßgeblich!) und von Seiten der Öffentlichkeit (sekundär) immer wieder hören, dass Lehrer nichts taugen, und Schule nicht gut sei.
Der Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule ist damit nur noch sehr bedingt zu leisten, wenn den zu Erziehenden/ Bildenden jeglicher Respekt vor der Institution und den Lehrkräften fehlt.
Schöne Grüße,
Jule