...lehren Lehrer?

Zitat: „Lehrer sind Personen, deren Aufgabe es ist, andere dabei zu unterstützen, sich Bildung bzw. Ausbildung anzueignen und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln.“ (wikipedia)

Schon zu meiner Schulzeit hatte ich nicht das Gefühl, dass die Lehrer dazu da sind mir etwas beizubringen, sondern eher damit beschäftigt sind Ihren Stoff durchzudrücken. Nur in seltenen Fällen hat sich mal einer bemüht.

Ich will die Lehrer nicht grundsätzlich an den Pranger stellen, da diese Schulpolitik ja einen speziellen Hintergrund hat, aber gibt es nicht auch eine gewisse Lehrerethik (oder gab es mal)?

Guten Tag! (Grüßen konnten sie dir also schonmal nicht beibringen)

Zitat: „Lehrer sind Personen, deren Aufgabe es ist, andere
dabei zu unterstützen, sich Bildung bzw. Ausbildung anzueignen
und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln.“ (wikipedia)

Schon zu meiner Schulzeit hatte ich nicht das Gefühl, dass die
Lehrer dazu da sind mir etwas beizubringen, sondern eher damit
beschäftigt sind Ihren Stoff durchzudrücken. Nur in seltenen
Fällen hat sich mal einer bemüht.

Meiner Meinung nach liegt die Wahrheit in der Mitte.
Lehrer sind ja verpflichtet, den Lehrplan zu erfüllen, und sicher geht das bei einigen Schülern über deren Leistungsfähigkeit hinaus.

Die Frage ist: Was hätten die Lehrer tun müssen, damit du ihr Bemühen gespürt hättest und was haben sie stattdessen getan.
Und: Welchen Anteil haben die Schüler an dem Prozess des Lernens?

Ich will die Lehrer nicht grundsätzlich an den Pranger
stellen, da diese Schulpolitik ja einen speziellen Hintergrund
hat, aber gibt es nicht auch eine gewisse Lehrerethik (oder
gab es mal)?

Was genau meinst du denn mit Lehrerethik? Wenn du das mal genau definierst, kann man wohl besser darauf antworten.

Interessantes Thema!

LiebeGrüßeChrisTine

P.S.: Lernen Schüler?

Wie wir in Hamburg sagen: „Es gibt son´ne und solche…“
Ich hatte Lehrer, die meine Schwächen und Stärken erkannten und mich entsprechend förderten.
Auch bei meiner Tochter gab es Lehrer, die uns Eltern bei schwierigen Situationen unterstützten.
Kennengelernt hab ich natürlich auch die Anderen:
-Dienst nach Vorschrift
-innerlich gekündigt
-Hass (?) auf Schüler
-keine Fortbildung
Tatsache ist aber auch, dass die Lehrer nicht alle Mängel der Gesellschaft ausgleichen können!

Hallo,

aber gibt es nicht auch eine gewisse Lehrerethik (oder gab es mal)?

Ich würde behaupten wollen, dass 90 Prozent aller Lehramtsstudenten genau das wollen, was du vermisst hast: Bildungspartner der Schüler sein und sie bestmöglich fördern.

Je nachdem, für welche Schulart sie sich entscheiden, passiert bereits im Studium eine massive Beeinflussung dieses Denkens. Leute, die Lehramt an Gymnasien studieren, bekommen noch heute beigebracht, dass die Vermittlung der wissenschaftlichen Lehre an eine Schülerelite das Entscheidende am gymnasialen Unterricht sei. Pädagogik Fehlanzeige. Umgang mit Schülern, die nicht ins Schema passen, erst recht. Wenn aus diesen Ausbildungen dennoch fähige Pädagogen hervorgehen, dann tun sie das trotz, nicht aufgrund ihrer Ausbildung.

Dieses Elitedenken fehlt in anderen Schularten, das Bild vom Schüler ist ein anderes, und das „Helferdenken“ bei den Studenten in der Regel weit ausgeprägter. Die pädagogisch-methodischen Grundlagen für den Umgang mit ihrer Klientel sind leider nicht wesentlich besser.

Wenn Leute sich entscheiden, Lehrer zu werden, dann tun das die meisten aus der Motivation heraus, Gutes bewirken zu wollen. Dass sie dabei häufig scheitern, liegt nicht nur am System, sondern auch daran, dass die Wertschätzung in der Gesellschaft verloren gegangen ist.

Man stelle sich einen Arbeitnehmer vor, der in einem Betrieb arbeiten soll, von dem jeder sagt, dass die Betriebsleitung nichts taugt und die Arbeitsbedingungen schlecht sind. Seine Motivation, dort Leistung zu erbringen, wird sich in Grenzen halten. Genau das passiert auch bei Schülern, wenn sie von Seiten der Eltern (maßgeblich!) und von Seiten der Öffentlichkeit (sekundär) immer wieder hören, dass Lehrer nichts taugen, und Schule nicht gut sei.

Der Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule ist damit nur noch sehr bedingt zu leisten, wenn den zu Erziehenden/ Bildenden jeglicher Respekt vor der Institution und den Lehrkräften fehlt.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule!

Leute, die Lehramt an Gymnasien studieren, bekommen noch heute
beigebracht, dass die Vermittlung der wissenschaftlichen Lehre
an eine Schülerelite das Entscheidende am gymnasialen
Unterricht sei. Pädagogik Fehlanzeige. Umgang mit Schülern,
die nicht ins Schema passen, erst recht.

Sag mal, was kennst Du denn für Unis?
Gut, meine Uni (Potsdam, ehemals Pädagogische Hochschule der DDR) genießt deutschlandweit einen hervorragenden Ruf, aber kann es denn woanders dermaßen anders aussehen?

Ich hatte im Hauptfach 78 Semesterwochenstunden (SWS), davon 10 SWS Didaktik; plus 2 SWS Schulpraktische Studien (d.h. wir planten in kleinen Gruppen unter Anleitung eines Didaktikers und eines Lehrers eine Unterrichtseinheit und die dazugehörigen Unterrichtsstunden – die Planung sind diese 2 SWS – und führten dann die Unterrichtsstunden durch, was hinterher ausgewertet wurde); plus ein 4-wöchiges Unterrichtspraktikum;
im Nebenfach 58 SWS, davon 15 SWS Didaktik, darin enthalten 2 SWS Schulpraktische Studien, plus ein 4-wöchiges Unterrichtspraktikum;
in Erziehungswissenschaften 35 SWS, davon 15 SWS Pädagogik, davon 2 SWS Didaktik und 2 SWS sonderpädagogisches Orientierungswissen; plus ein 2-wöchiges Hospitationspraktikum, bei dem wir das Verhalten verschiedener Lehrer im Unterricht analysieren sollten.

Meine Erfahrung ist eher diese: Mindestens die Hälfte der Lehramtsstudenten (in Mathematik; über Musik kann ich nichts dazu sagen, weil es an der Uni Potsdam fast nur Musik-Lehramtsstudenten gibt) studiert nur deshalb auf Lehramt, weil sie entweder fürs wissenschaftliche Studium nicht gut genug waren oder weil sie etwas studieren wollen, wo sie gute Berufschancen haben (dabei spielt auch eine Rolle, dass mit diesem Studium – im Gegensatz z.B. zum Germanistikstudium – ein festes Berufsbild verknüpft ist).
Diese Studenten erreichen meist gerade so die erforderliche Punktzahl, um überall zu bestehen (oft erst beim 2. oder 3. Anlauf); viele von ihnen sind früher dann durchs Staatsexamen gerasselt, aber das fällt ja jetzt auch weg, sodass diese Studenten später unterrichten werden.
Und wenn Du jetzt denkst, dass diese wenigstens didaktische Kompetenzen hätten – Fehlanzeige. Denn das funktioniert nur bei den Wenigen, die sich aus Leidenschaft für den Lehrerberuf entscheiden. Bei den leider viel zu Wenigen.

Liebe Grüße
Immo

Hallo,

ich studiere selbst Lehramt, allerdings in Jena. Wundersamerweise haben wir hier Zugangsbeschränkungen für die Lehramtsstudenten, nicht für die Bachelorstudenten des gleichen Fachs. Und die Lehrämter bringen in den fachwissenschaftlichen Veranstaltungen auch die besseren Leistungen laut Statistik.
Trotz allem muss ich zustimmen, dass unsere Ausbildung zum Abschluss, aber nicht wirklich zum problemlosen Einstieg in die Schule geeignet ist. Ich bin allerdings fast am Ende meines Studiums, nach mir wurde ein neues Lehramtsmodell eingeführt, welches ein ganzes Semester Praxis beinhaltet. Das finde ich gut, so kommt man wenigstens nicht mehr aus der Uni und hat ne Schülerphobie. Bei einem halben Jahr Praxis im Studium fängt auch fast keiner mehr aus Ausweichgründen an, Lehramt zu studieren, zumal auch schon vor dem Studium ein 8-wöchiges Eingangspraktikum absolviert werden muss.

Gruß
Yvette