Hallo,
Mich haben da einige Gedanken und Ideen „besucht“. Eine
davon: von Anfang an klare Regeln zu setzen. Diese möchte ich
allerdings unteranderem schriftlich festhalten.
Hat jemand von Euch schon mit den Lehrer-Schüler-
Verhaltensregeln / Vertrag Erfahrungen gemacht?
keine eigenen, aber ich konnte das häufig bei Referendaren in ihren Klassen beobachten.
In den meisten Fällen bewirkten diese „Verträge“ keine signifikante und dauerhafte Änderung im Verhalten der Schüler.
Der Hauptgrund war m. E., dass den Schülern sehr wohl bewusst war, dass es sich keineswegs um einen echten Vertrag zwischen gleichberechtigten Partnern handelte, sondern sie – nach z. T. ausufernden pseudo-demokratischen Diskussionen – schließlich wohl oder übel dem zustimmen sollten, was der Lehrer wollte.
Dazu kam, dass die wenig erfahrenen Junglehrer vor lauter Konzentration auf den Unterrichtsstoff manchmal selbst grobe Verstöße gar nicht wahrnahmen (und deshalb natürlich auch nicht ahndeten): Da marschierte z. B. plötzlich ein Schüler quer durchs Klassenzimmer, um ein Bonbonpapier in den Papierkorb zu werfen, was dem in sein Tafelbild versunkenen Referendar trotz des hörbaren Raunens in der Klasse komplett entging. Natürlich führte es zu endlosen Diskussionen, als der Referendar kurz danach einen anderen streng rügte, den er bei der gleichen „Untat“ erwischte.
Ein paar Überlegungen, die Dich vielleicht vor einem Scheitern Deines Vorhabens bewahren:
Ein großer Teil der Regeln, an die die Schüler sich zu halten haben, sind bereits in der Schul- und der Hausordnung schriftlich festgelegt. In einer neu übernommenen Klasse würde ich in den ersten Wochen eine Unterrichtsstunde opfern, um diese Vorschriften mit den Schülern durchzusprechen.
Es geht Dir hier aber vor allem um die Regeln, die in Deinem Unterricht gelten. Diese solltest Du zunächst für Dich klar formulieren (und nicht erst im Unterricht mit der Klasse zusammen „erarbeiten“).
Regeln für alle denkbaren Situationen aufzustellen, ist wenig zielführend; der „Katalog“ muss übersichtlich und prägnant sein. Nimm also nur die Dinge auf, die nach Deiner bisherigen Erfahrung häufig den Unterricht und den Umgang der Schüler miteinander beeinträchtigen, wie z. B. „Kein Dazwischenreden“, „Keine Beschäftigung mit unterrichtsfremden Dingen“, „Nicht petzen“ etc. - und mach den Schülern transparent, warum Du diese Regeln aufstellst. (Natürlich weist Du auch darauf hin, dass nicht automatisch alles erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten ist.)
Das erste und oberste „Gesetz“ sollte aber sein: Meinen Anweisungen ist auf jeden Fall Folge zu leisten.
Der beste Regelkatalog ist allerdings sinnlos, wenn Du nicht von vornherein weißt, wie Du bei Regelverstößen verfahren wirst.
Schüler wollen immer wissen: „Was passiert, wenn ich …?“ Nach meiner Erfahrung ist es ungünstig, sich da auf einen starren „Bußgeldkatalog“ festlegen zu lassen.
Beispiel „Störung des Unterrichts“: Du kannst einen, der vor Schreck aufschreit, weil er von einer Wespe attackiert wird, nicht gleich behandeln wie jemanden, der gewohnheitsmäßig alberne Kommentare von sich gibt - obwohl beides den Unterricht stört.
Meiner Meinung nach ist es von sekundärer Bedeutung, ob die Regeln schriftlich oder mündlich, als „Vertrag“ oder „Vorschriften“ oder „10 Gebote“ formuliert werden – wichtig ist, dass Du konsequent und der jeweiligen Situation angemessen auf deren Einhaltung achtest.
Viel Erfolg!
Kreszenz