Lehrer zu langsam - was tun? 8. Klasse Latein

Hallo zusammen,

Zur Vorgeschichte:
mein Sohn geht jetzt in die 8. Klasse. Bereits in der 7. Klasse war der Lehrer in seinem U-Stoff viel zu langsam und die Schüler lernten nur 2/3 des geplanten U-Stoffs. Von der Kultur der Römer wurde nichts unterichtet. Spaß-Anteile wie z.B. „auf welchen Alltagsprodukten findet man lateinische Wörter?“ oder „Asterix auf Latein“ etc. wurden auch nicht gemacht. Der Unterricht bestand hauptsächlich aus theoretischer mündlicher Vermittlung von Satzteilen und Wortarten in äußerst komplizieter Form (weit über das Maß des Schulbuches hinaus). Die meisten Schüler verstanden dies nicht. Übungen wurden auch nicht gemacht. Übersetzungen fanden nur max. eine in 2 Wochen statt. Bis auf die 6 guten Schüler (auch mein Sohn) kommt kaum einer mit.

Meine Frage:
Wenn der Lehrer in genau diesem Tempo weitermacht, wird er am Ende des 2. Lernjahres den Stoff von nur einem(!) Lernjahr geschafft haben. Das kann doch nicht richtig sein!!! Hat ein Schüler das Recht auf einen Unterricht mit dem vorgesehenen Lernstoff? Ist der Lehrer an den Jahres-Lehrplan gebunden?

Hoffnungsvolle Grüße
Claudia

PS: Was wäre eigentlich, wenn ein Schüler umzieht und an der neuen Schule im U-Stoff nicht mitkommt, weil ihm 50% fehlt. Kann man dann dem jetzigen Lehrer die Nachhilfe in Rechnung stellen?

Hallo, Claudia!
Weil es nicht ein deutsches Schulwesen gibt, sondern 16 verschiedene, müsste man das Bundesland kennen, in dem das von dir Geschilderte stattfindet.
Es muss aber an der Schule eine Fachaufsicht (Fachbetreuer, Fachleiter) vorhanden sein, die Einblick in die Arbeitsweise der Fachkollegen hat, Fachkonferenzen einberuft sowie deren Tagesordnung festlegt und dem Schulleiter gegenüber rechenschaftspflichtig ist.
Auf die Einhaltung des Lehrplans zu achten (konkret: dass das Jahrespensum erledigt wird) ist eine seiner Aufgaben.
Auch der Schulleiter selbst hat diese Verpflichtung. Sogar wenn der den Unterricht nicht besucht, sieht er aus den über seinen Schreibtisch gehenden Klassenarbeiten (das tun diese nämlich in der Regel, bevor sie im Archiv eingesargt werden), wie weit der Lehrer zu diesem Zeitpunkt in seiner Stoffdurchnahme ist. In Bayern ist der Direktor zu Führungsgesprächen im Rahmen der periodischen Dienstlichen Beurteilung seiner Lehrer verpflichtet; Schwächen und Defizite und Maßnahmen zu deren Behebung sind Teil eines solchen Gesprächs.
Ich rate dir:
Sprich mit dem Lehrer (evtl. in Absprache mit anderen betroffenen Eltern); [Das ist doch der Normalfall. Ist das wirklich noch nicht geschehen: in der Sprechstunde, bei Klassenelternabenden usw.usw.usw.]
im Fall der Uneinsichtigkeit: bringe deine Beschwerde dem Schulleiter gegenüber vor;
mache dir (deutlich sichtbar) bei jedem dieser Gespräche Notizen;
wenn sich nichts ändert, ist der letzte Weg der juristische; er beginnt mit einer schriftlichen (formlosen) Dienstaufsichtsbeschwerde bei der vorgesetzten Dienststelle der Schule und setzt eine offizielle Überprüfung in Gang; vielleicht genügt ja schon der Hinweis auf die Möglichkeit eines solchen Vorgehens, dass sich an der Schule etwas ändert.

PS: Was wäre eigentlich, wenn ein Schüler umzieht und an der
neuen Schule im U-Stoff nicht mitkommt, weil ihm 50% fehlt.
Kann man dann dem jetzigen Lehrer die Nachhilfe in Rechnung
stellen?

Diese Frage stellst du vielleicht besser ins Rechtsbrett.
Gruß!
Hannes

Hallo, Claudia,

die Schüler lernten nur 2/3 des geplanten U-Stoffs.

Ist der Lehrer an den Jahres-Lehrplan gebunden?

im Rechtsbrett schreibst Du, es gebe in Eurem Bundesland keinen Lehrplan* - auf welchen „geplanten U-Stoff“ bzw. „Jahres-Lehrplan“ beziehst Du Dich?

*Dass für ein Fach wie Latein kein Lehrplan existieren soll, kann ich mir nicht vorstellen.
Wenn man wüsste, um welches Bundesland es sich handelt, könnte man evtl. mehr herausfinden, z. B. ob die von Dir genannten Stoffgebiete nur fakultativ sind.

Gruß
Kreszenz

Hallo,

die Schüler lernten nur 2/3 des geplanten U-Stoffs.

Ist „geplanter Unterrichtsstoff“ gleichbedeutend mit „Lehrbuch“? Denn dann könnte ich dich beruhigen. An sehr vielen Schulen ist es so, dass sowohl in Latein als auch in Französisch die Lehrbücher nicht innerhalb eines Schuljahres geschafft werden.

Das hat nicht so sehr was mit den Lehrern zu tun, sondern häufig auch mit den überladenen Büchern in den Fächern (die oft von mehr Unterrichtsstunden ausgehen, als sie in vielen Bundesländern erteilt werden). Schön wäre es natürlich, wenn es mehr Bücher gäbe, die realistischer wären oder mehr Lehrer, die in so einem Fall „Mut zur Lücke“ beweisen würden. Aber im letzteren Fall gäbe es sicher wieder ein Klagewelle, weil der Lehrer zwar das Lehrbuch geschafft hat, aber einige Seiten ausgelassen, nicht genug geübt, einen Schüler mehr auf der Strecke gelassen hätte.

Hallo,

bei uns (RLP, schon ein paar Jahre her) waren die Bücher von vornherein auf zwei Jahre ausgelegt, draufgestanden hat das aber afaik nicht.

Asterix wurde bei uns erst in Klasse 11 behandelt, dafür aber ein ganzes Halbjahr lang, das komplette Comicbuch durch. Übersetzungen von Originaltexten kamen auch erst ab 10, davor warens präparierte Übungstexte - damit einem keine unbekannte Konstruktion den Tag versaut.

Lass dir aber von einem weiteren Lateinopfer (nämlich mir) eins sagen: Ein Lehrer mit hohen Ansprüchen so früh (in der 7. Klasse ging es bei uns mit Latein los) ist das beste, was passieren kann. Da lernt man wenigstens was. Natürlich darf man es nicht übertreiben, aber bei dem Punkt spielen wiederum noch andere Faktoren eine Rolle.

mfg
MB

Vielen Dank für Eure aufmerksamen Antworten. Ich beschreibe unsere Situation am besten mal etwas detaillierter.

… man müsste das Bundesland kennen.

Wir sind in Rheinlandpfalz.

Es muss aber an der Schule eine Fachaufsicht geben.
Einblick in die Arbeitsweise des Kollegen …
Fachkonferenzen …
dem Schulleiter gegenüber rechenschaftspflichtig…

Ja, ja, die gibt es an unserer Schule alle. Aber die Lehrer sind sich nicht wirklich grün. Mit der Schulleitung auch nicht. Deshalb macht jeder was er will, läßt seine Kollegen in Ruhe und will selber auch in Ruche gelassen werden. Da ist es klüger, dass man als Eltern da besser nichts anspricht, weil man mit den unangenehmsten Reaktionen rechnen muss.

Auf die Einhaltung des Lehrplans zu achten (konkret: dass das
Jahrespensum erledigt wird) ist eine seiner Aufgaben.

Genau DAS erwarte ich von einem Lehrer und habe genau deshalb hier mal nachgefragt, ob ich das richtig sehe.

über seinen Schreibtisch gehende Klassenarbeiten …

Ob unserem Schulleiter überhaupt aufgefallen ist, dass die Klassenarbeiten des letzten Jahres seltsam sind, wage ich zu bezeifeln. Lateinarbeiten, in denen sowohl Texte übersetzt als auch Grammatik-Regeln abgefragt oder andere Themen zur Spracherfassung angegeben sind, gab es nicht. Eine der Kl-Arbeiten bestand nur aus der Deklination eines Substantivs und der Zuordnung von 25 Fragepronomen zu den Kasus, und das in 5 verschiedenen Aufg.-Varianten. So`ne Kl-Arbeit war einfach nur ätzend.

In Bayern ist der Direktor zu Führungsgesprächen im Rahmen
der periodischen Dienstlichen Beurteilung seiner Lehrer
verpflichtet; Schwächen und Defizite und Maßnahmen zu
deren Behebung sind Teil eines solchen Gesprächs.

Ach, wenn wir sowas nur hätten!!
Unseren Schülern ginge es um einiges besser!

Ich rate dir: Sprich mit dem Lehrer (evtl. in Absprache
mit anderen betroffenen Eltern)

Die Eltern unserer Lateinschüler sind extrem passiv. Es scheint so, als ob ich die einzige bin, die den Lernverlauf erkennt. Ich sprach Mitte letzten Jahres mit einigen Eltern, wobei mir jeder sagte „Lass mal! Die Schule sagt, wir sollen uns aus den Schulangelegenheiten unserer Kinder raushalten. Sie sollen lernen, selbständig zu arbeiten. Daran halte ich mich, und wenn mein Kind Hilfe braucht, kann es mich ja fragen. Bisher hat es nicht gefragt. Also kommt es gut zurecht.“ (btw: Einge der Kinder stehen in Latein Note 5)

Mit dem Lehrer habe ich Mitte vergangenen Jahres eine ganze Stunde gesprochen. Er bedankte sich dafür, dass ich soviel Zeit für ihn hätte, die anderen Eltern würden ja nicht kommen und auch nichts sagen.

in der Sprechstunde,
Klassenelternabenden usw.usw.usw.]

Da läuft nichts. Die Eltern sagen nichts. Ach doch!! Der Lehrer schickte einen Fragebogen an die Lateinschüler seiner Klasse und bat um Meinungen. Alle Eltern der zahlöreichen schwachen Schüler dankten ihm sehr dafür, dass sein Unterricht so angenehm langsam ist und er so viel erklären würde. Der Lateinlehrer glaubt nun, dass er mit seinem langsamen Unterricht ganz im Sinne der Eltern arbeitet.

Aus Sicht der Schüler ist es aber ganz anders: Der L. erklärt und erklärt und erklärt, immer wieder mit den selben Worten, alles viel zu umständlich, Studentenniveau, und keine(!) Übungen. Immer nur reden, reden, reden, 45 Min lang, mit Vokabeln und Grammatikthemen, die im Buch nirgends vorkommen aber gelernt werden sollen. Die Schüler haben schon längst abgeschaltet und innerlich gekündigt. 8 Wochen lang konsonantische Deklination, immer unterbrochen durch irgendwelchen anderen Themen, niemals zum Lernbuch passend.

bringe deine Beschwerde dem Schulleiter gegenüber vor.

Daran dachte ich auch schon. Zwei Aspekte hindern mich: 1. die Eltern stehen nicht hinter mir. 2. Der Lehrer ist im Kollegium sehr sehr beliebt, weil er durchgehend gute Laune hat und auch eine sehr sympathische menschliche Einstellung. Man mag ihn. Ich auch!

wenn sich nichts ändert, ist der letzte Weg der juristische;
er beginnt mit einer schriftlichen (formlosen)
Dienstaufsichtsbeschwerde bei der vorgesetzten Dienststelle
der Schule und setzt eine offizielle Überprüfung in Gang;
vielleicht genügt ja schon der Hinweis auf die Möglichkeit
eines solchen Vorgehens, dass sich an der Schule etwas ändert.

Nun, ein guter Hinweis!
Aber es nun mal nicht Stil der Elternschaft, etwas laut zu sagen. Man mischt sich in die Schule einfach nicht ein. Deshalb suche ich einen Weg, wie ich den lehrer ansprechen könnte. Wie gesagt: ein echt sympathischer Typ. Aber als L e h r e r ziemlich sehr unfähig. Und c h a o t i s c h !!

Zum Lehrplan:
Unser Schulbuch ist für den gesamten Lateinunterricht aller 3 Lernjahre ausgerichtet. Wir haben bis zu den Herbstferien (kommenden Dienstag) noch lange nicht den Lernstoff des letzten Jahres aufgeholt.
WO finde ich einen Lehrplan, in dem ich erkennen kann, was oder wie viel im Lateinunterricht im 1. und 2. und 3. Lernjahr durchgenommen werden muss?

Gruss
Claudia

Hallo, Claudia!

Auf die Einhaltung des Lehrplans zu achten (konkret: dass das
Jahrespensum erledigt wird) ist eine seiner Aufgaben.

Genau DAS erwarte ich von einem Lehrer und habe genau deshalb
hier mal nachgefragt, ob ich das richtig sehe.

Das Problem ist ja nicht nur der von dir neulich erwähnte Schulwechsel. Irgendwann beginnt laut Lehrplan die Lektüre von lateinischen Originaltexten, darauf läuft ja der ganze Unterricht zu. Wenn aber zu diesem Zeitpunkt der Erst-Grammatikunterricht noch nicht abgeschlossen ist, dann wird durch dieses Hinüberziehen die Phase der Originallektüre unvertretbat verkürzt: genau die Inhalte und Fragen, um deretwillen das alles stattfindet, kommen dann zu kurz!

über seinen Schreibtisch gehende Klassenarbeiten …

Ob unserem Schulleiter überhaupt aufgefallen ist, dass die
Klassenarbeiten des letzten Jahres seltsam sind, wage ich zu
bezeifeln. Lateinarbeiten, in denen sowohl Texte übersetzt als
auch Grammatik-Regeln abgefragt oder andere Themen zur
Spracherfassung angegeben sind, gab es nicht. Eine der
Kl-Arbeiten bestand nur aus der Deklination eines Substantivs
und der Zuordnung von 25 Fragepronomen zu den Kasus, und das
in 5 verschiedenen Aufg.-Varianten.

Da kommt mir höchst merkwürdig vor, aber ich kenne die Vorgaben für dein Bundesland nicht. Bei uns ist genau vorgegeben, welche Form von Klassenarbeiten möglich/verpflichtend/fakultativ ist (bzw. die Fachkonferenz entscheidet und wählt normalerweise für die Parallelklassen die gleiche Regelung); auch die Anzahl pro Schuljahr ist festgelegt.

WO finde ich einen Lehrplan, in dem ich erkennen kann, was
oder wie viel im Lateinunterricht im 1. und 2. und 3. Lernjahr
durchgenommen werden muss?

Die bayerischen Lehrpläne sind auf der Homepage des Kultusministeriums abrufbar. Ich denke, das könnte bei euch auch so sein.
Gruß!
Hannes

Wo liegt das Problem?
Hallo,

(…)

Bis auf die 6 guten Schüler
(auch mein Sohn) kommt kaum einer mit.

Dann ist doch die Welt zumindest für dich und deinen Sohn in Ornung, oder nicht? Nach der restlichen Klasse hattest du ja nicht gefragt.

Auf Spassanteile kann dein Sohn gut verzichten, und Kulturelles behandelt man besser in späteren Jahren, wenn man einigermassen Wortschatz und Grammatik kann.

Gruss,
TR

Hi

so angenehm langsam ist und er so viel erklären würde. Der
Lateinlehrer glaubt nun, dass er mit seinem langsamen
Unterricht ganz im Sinne der Eltern arbeitet.

Wenn Du Dir Meinungen einholst, auf welche würdest Du eher hören? Auf eine Einzelmeinung oder auf eine Auffassung, die von einer Vielzahl von Menschen vertreten wird?

bringe deine Beschwerde dem Schulleiter gegenüber vor.

Daran dachte ich auch schon. Zwei Aspekte hindern mich: 1. die
Eltern stehen nicht hinter mir.

Schon mal überlegt, warum das so ist?

Aus Deinen Postings klingt für mich - ist also ein absolut subjektives Empfingen - durch, daß alle anderen Eltern und auch die Lehrer unfähig sind, den Ernst der Lage zu erkennen. Nur Du alleine hast den Durchblick.
Wenn Du bei den anderen Eltern auch so rüberkommst, kann ich schon verstehen, daß sie sich nicht an Deine Seite stellen.

Gruß
Edith

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Hallo Thomas,

Dann ist doch die Welt zumindest für dich und deinen Sohn in
Ornung, oder nicht? Nach der restlichen Klasse hattest du ja
nicht gefragt.

Es ist doch für die ganze Klasse ein Stein im Weg, wenn die Kluft zwischen kapieren und nicht kapieren sehr groß ist. Das geht allen etwas an, es sei denn man schließt sich der Ego-Gesellschaft an.

Auf Spassanteile kann dein Sohn gut verzichten

Ab wann darf man denn so Deiner Meinung nach Spass am Lernen haben?

und

Kulturelles behandelt man besser in späteren Jahren, wenn man
einigermassen Wortschatz und Grammatik kann.

Aha, Kultur erfährt man erst durch Grammatik und Wortschatz.

Was bist Du denn für’ne Nase???

Auch Gruss

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Wenn du schon nichts beizutragen hast,
dann meckere wenigstens nicht herum.

Chili hat sehr wohl etwas beigetragen
mit seinem Posting!

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Lehrpläne für Rheinland-Pfalz finden sich auf http://lehrplaene.bildung-rp.de.
Dort liegt allerdings für das Fach Latein tatsächlich nur ein Lehrplan für die gymnasiale Oberstufe vor.
Im vorliegenden Fall ist daher (am besten im Gespräch mit dem Lehrer) zu klären, nach welchem Lehrplan er vorgeht. Es könnte sich durchaus um den eines anderen Bundeslandes handeln. Der findet sich dann auf http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=400.
Auf jeden Fall muss es aber einen schulinternen Lehrplan geben, und wenn der Lehrer wirklich so nett ist wie beschrieben, dann rückt er ihn mit Sicherheit gerne raus. Dann lässt sich genau überprüfen, ob der Zeitrahmen eingehalten wird.