Sachliche Aufklärung
Hallo Jediritter!
Um hier mal ein paar allgemeine Vorurteile gegenüber dem Lehrerberuf abzubauen, werde ich mal versuchen, den Lehrerberuf mal sachlich zu beleuchten (da ich selber einer bin, dürfte mir das nicht schwer fallen ))
Wie gesagt kann ich nur aus meiner Perspektive schreiben, denke aber damit einen Grossteil sicherlich abdecken zu können.
Ich selbst bin Primarschullehrer einer zweiten Klasse in der Schweiz. Meine Schularbeitszeit (Unterrichtszeit) beläuft sich auf 29 Stunden pro Woche… Vormittags und Nachmittags (Montags bis 16.05 Uhr). Hinzu kommen täglich (!) 3 - 4 Stunden Vorbereitung hinzu, was in etwa 15 - 20 Stunden Vorbereitungszeit pro Woche ausmacht. Somit beläuft sich die Gesamtarbeitszeit auf 43 - 49 Stunden pro Woche.
Da aber noch jedes Jahr bis zu 10 Konferenzen, ein bis zwei Elternabende, in meinem Fall noch weitere 23 Stunden Gesprächsstunden hinzukommen, kann man durchschnittlich in etwa auf 45 Stunden pro Woche kommen… wie gesagt, kann…
Das wäre der zeitliche Aspekt.
Ein anderer, wesentlicher Aspekt ist, dass der Lehrerberuf die Arbeit mit, am und für den Menschen ist. Das bedeutet, dass man in einer Klasse 23, 24, 25 Individuen hat, die man ‚unter einem Hut‘ bringen sollte, was in der Realität kaum möglich ist. In Anbetracht der Tatsache, dass in den Klassen eine zunehmende Heterogenität (unterschiedlichste Lernvoraussetzungen) vorherrscht, muss der Lehrer (die weiblichen Lehrer mögen mir an dieser Stelle verzeihen - ich meine auch sie ) immer wieder differenzieren. Damit hängt die anstrengende Arbeit mit den Eltern zusammen - ich habe Glück, dass meine Eltern nicht so sind… Heterogenität schliesst auch Unterrichtsspannungen mit ein, so dass der Lehrer ‚neben‘ dem Unterricht noch Sozial- und Erziehungsarbeit leisten muss, was oft anstrengend ist.
Die Vermittlung von Wissen ist die Aufgabe der Schule. Da aber Kinder auch Ruhepausen brauchen und nicht wie berufstätige Erwachsene so stark belastbar sind, brauchen sie Ferien. Nun wäre es ein Unding, man würde genauso ‚wenig‘ Urlaub (wie hier in der Schweiz nur 20 Arbeitstage) für die Schulen aufwenden. Deshalb gibt es Ferien. Und da Lehrer Kinder unterrichten, haben diese ‚zwangsläufig‘ auch Ferien. Zu beachten gilt aber hier, dass von den Ferien mindestens eine Woche für die Unterrichtsvorbereitung ‚draufgeht‘.
Dass es in diesem Beruf (wie in jedem anderen übrigens auch) ‚schwarze Schafe‘ gibt, möchte ich hier nicht unerwähnt lassen… auch ‚bei uns‘ gibt es Lehrer, die sich ein lockeres Leben machen.
ABER: So wie wir Lehrer andere Berufssparten akzeptieren und vor allem respektieren (wir reden beispielsweise einem Laboranten auch nicht in seine Arbeit rein, wie er was richtig zu machen hat), dürfen wir auch dasselbe von den anderen verlangen.
Zum Gehalt noch:
In Deutschland gibt es den allgemeinen Beamtentarif, der für alle Landesbeamten gilt. Ein Lehrer ist Landesbeamter. Beamtentum bringt gewisse (für mich sehr fragwürdige) Vorzüge mit sich.
In der Schweiz differiert das Lehrergehalt von Kanton zu Kanton und hier im Kanton Luzern gibt es einen ganz geringen Bildungshaushalt, so dass wir für viele Materialien selber aufkommen müssen.
Ich hoffe mit meinen Ausführungen ein bisschen den Lehrerberuf beleuchtet zu haben und ich habe Verständnis für die Leute, die nur das allgemeine ‚Gedankengut‘ vertreten, weil sie nicht im Lehrerberuf drin sind.
ABER: Sobald es um persönliche Diffamierungen und Beharren auf undifferenzierte Äusserungen geht, ist bei ‚mir der Ofen aus‘.
Liebe Grüsse
Matthias