Hallo Herzblume,
Mit unserer (Kleidungs-) Freiheit ziehen wir auch Probleme wie auch demütigende Situationen auf uns. Verbote oder Tabuisierung können das nicht verhindern sondern unterlaufen lediglich die Freiheit. Die Anschauungen und Wertungen jeglicher Symbolik müßten auf ein allgemeingültiges gesundes Maß gebracht werden.
Neben sinnfreien und schlicht dämlichen aufgedruckten Floskeln, die viel über den Träger verraten, haftet so manchen Logos, Bilder und Floskeln, ein politisches oder weltanschauliches Image an bzw. wird es angedichtet. Das sollte aber nicht so überbewertet werden. Der moderne aufgeklärte Mensch legt eher sein Augenmerk auf Inhalte statt auf schnöder götzenhafter lediglich schlichte und rückständige Geister bedienende Symbolik.
Hier würde ich jene das T-Shirt verbietende Lehrerin nicht unbedingt als modern und aufgeklärt halten, sonder eher für rückständig und zudem geneigt, mit persönlichen Anschauungen zu indoktrinieren (offiziell ist Indoktrination auf Schulen jedoch unzulässig).
Wenn solche Verbote, wie das von dieser Lehrerin verhängte „T-Shirt-Verbot“ Schule macht, bzw. man sich das gefallen läßt, öffnet man Tür und Tor für willkürliche Maßregelungen und Verbote nach Gutsherrenart.
Man stelle sich z.B. vor, irgendwelche politischen Extremisten uniformierten sich plötzlich mit roten Hemden, sollen wir dann all unsere gern getragenen roten Hemden und Pullover wegschmeißen ?
In welchem „freien“ Land leben wir eigentlich, wenn z.B. ein Mann nicht mehr die Freiheit besitzt ganz unbefangen einen Bart tragen zu wollen um meinetwegen sein Doppelkinn zu kaschieren, aber befürchten muß von seiner Umwelt verdächtigt zu werden meinetwegen mit den Taliban zu sympathisieren (oder z.B. ein Glatzenträger mit den Neonazis, wie im Thread schon jemand anmerkte).
Solche falschen Verdächtigungen (reale aber auch eingebildete) dürften aber eher selten sein, genauso wie Lehrerinnen die nicht alle Tassen im Schrank zu haben scheinen, eher selten sein dürften.
Viel realer, schlimmer und z.T. mit katastrophalen Auswirkungen auf die Seelen der Kinder und Jugendlichen ist dieser unsägliche gesellschaftliche Druck, der durch Klamotten- und Markendiktate ausgeübt wird. Und das schlimme dabei ist, daß nicht wenige Lehrer selbst schon konsumverblödet sind und nicht gegensteuern können weil sie selbst nicht realisieren, daß lediglich primitivste Instinkte und Symbolfetischismus bedient werden, was letztlich die Menschen oberflächlich in der Bewertung ihrer Mitmenschen macht.
Bei aller (Klamotten-) Freiheit stellt sich jedoch grundsätzlich die Frage, ob es überhaupt klug ist, Geld für „Markenklamotten“ auszugeben, auf denen übertrieben plakativ und für alle sichtbar Herstellernamen oder Logos aufgedruckt sind. Damit macht man beim tragen praktisch nicht nur Gratisreklame für den Hersteller, man bezahlt auch noch dafür Reklame machen zu „dürfen“. Da wäre doch klüger, beim Erwerb solcher Kleidung noch Geld dazu zu verlangen, als Honorar für diese Werbung.
Ich war bei meinen Kindern stets bestrebt, sie mit Klamotten ohne jeglichen Aufdruck zu versorgen, und lebe ihnen auch solche Anschauung vor. Ich sehe Klamotten eher zweckgebunden, als Schutz vor Kälte, Wärme oder Sonne. Gegen gefällige Muster, Ornamente und Farben habe ich natürlich nichts einzuwenden aber Wörter und Sprüche gehören in Bücher und Bilder oder Symbole auf Leinwände oder Fahnen und nicht etwa auf ein T-Shirt (mal überspitzt konservativ formuliert). Und in der Tat haben die Menschen noch vor was weiß ich 30 Jahren noch ganz gut gelebt ohne gleich als lebende Plakatsäule rumzulaufen.
Der „Witz“ ist ja, daß man heutzutage nach aufdruckfreien Klamotten lange suchen muß wobei dann die, obwohl ein Arbeitsschritt (das aufdrucken) eingespart wurde, dann meist auch noch teurerer sind als die mit Aufdruck.
Die Masse scheint überhaupt nicht zu begreifen, daß es eigentlich aus Sicht der Industrie ein genialer Trick war, Klamottenaufdrucke zu etablieren und Masernbegehrlichkeiten künstlich zu schaffen. Dem Hersteller geht es ausschließlich darum, die Lebensdauer eines Kleidungsstückes „dank“ Aufdruck zu verkürzen, denn praktisch wird ein Kleidungsstück lange bevor es seinem tatsächlichen Zweck nach unbrauchbar weil verschlissen ist, schon durch ausblassende, runzelige und abblätternde Aufdrucke unansehnlich und wird entsorgt .
Auch geht es dem Hersteller darum, möglichst spektakuläre Aufdrucke mit hohem Wiederekelungswert zu kreieren. Das hat zur Folge, daß sich wenige zutrauen, das gleiche Kleidungsstück am nächsten Tag wieder anzuziehen in der Befürchtung, angesprochen zu werden, ob er etwa nur das eine T-Shirt hätte, oder er doch ein Schmutzfink sei, zwei Tage hintereinander die gleichen Klamotten zu tragen (ja der Hygiene- und Sauberkeitswahn treibt schon seltsame Blüten). Somit wird ein Kleidungsstück schon unbrauchbar und unbegehrlich, obwohl sogar der Aufdruck noch intakt ist.
Die „Krönung“ des Vorlebens solcher Denke mag z.B. die englische Queen sein, die sich offenbar zu jedem öffentlichen Auftritt einen neuen Hut herstellen läßt, weil sie es wahrscheinlich peinlich und unstandesgemäß fände, in Verdacht zu geraten, zweimal das selbe zu tragen und befürchten müßte daß die Regenbogenpresse vor Geifer explodierte angesichts solch eines Skandals, einen Hut zweimal zu tragen.
Und die Industrie lacht sich bei solcher kranken Massen -“ex und hop“-Mentalität ins Fäustchen, produziert ressourcenvernichtend auf Teufel komm heraus.
Einer der wenigen Berufszweige mit Zukunft ist der psychologische, denn immer mehr Kinder und Jugendliche werden behandlungsbedürftig, weil der Konsumdruck sie krank gemacht hat.
Gruß, querulant49