Lehrerlämpeleien / Anstandswauwau

Hallo!

SZ Streiflicht vom 19.04.2023

Es sind zwei Wörter, die ich nicht verstehen kann.
„Lehrerlämpelein“ habe ich im Internet gefunden. Er ist der Lehrer in Max und Moritz aber ich verstehe den Bezug zum Text nicht :

All dies kann sich vergegenwärtigen, wer auf die jüngsten Lehrerlämpeleien angesichts derAwo-Tanzgruppe bei der Bundesgartenschau
in Mannheim schaut.

Mit anderen Worten: Kalkutta liegt amGanges/ Mannheim liegt am Rhein, aber dass dort gerade so viel Blödsinn verzapft wird, liegt vor allem an der Buga und ihren als Anstandswauwaus verkleideten Angsthasen.

Den ganzen Text habe ich hierher kopiert:

(SZ) Der große und zu Lebzeiten in den größten Shows des deutschen Fernsehens
beheimatete Vico Torriani ist mit einem Lied berühmt geworden, das man heute
wegen seiner geografischen Unverrückbarkeitsanmaßungmonieren würde:
„Kalkutta liegt am Ganges, Paris liegt an der Seine“, heißt es da, und weil Torriani einer Generation angehörte, die mit der alten rhetorischen Figur Zeugma vertraut war, fährt er fort: „Und dass ich so verliebt bin, das liegt an Madeleine.“Es folgen Beschreibungen Madeleines, die hier nicht wiedergegeben werden müssen. Was dagegen immer noch als Vorlage dienlich sein kann, ist die Feier der Internationalität in diesem Lied:
„Am schönen Rhein liegt Basel/Und Kairo liegt am Nil/ Doch ich träum von Madeleine/ An der liegt mir viel.“ Die Folklore dieses Liedes liegt in den Worten, auch in der Melodie von Heino Gaze. Jedenfalls benötigte man keinerlei Kostümierung, um
den Zauber Indiens, die Liebesfrühlinghaftigkeit Frankreichs und die alte Pharaonenkultur Ägyptens aufzurufen. Vielleicht waren die Zuschauer damals auch noch ein bisschen wacher als die heutigen. Sie konnten sich mühelos vorstellen, wie manin Paris gekleidet war, mit welchen Gewändern man durch Kalkutta ging und was man in Kairo als zweckmäßig ansah. In den Unterhaltungssendungen der
Siebzigerjahre wurden Lieder wie dieses als „musikalische Reisen“ angekündigt.
Sie galten als Poupurris der Kulturen, Reverenzenandie damals oft noch unerreichbaren Fernen des Orients, und man schätzte es durchaus, wenn sich die Darbietenden mit den jeweiligen Trachten der Länder, die sie besangen, schmückten. Von kultureller Aneignung war selbst dann nicht die Rede gewesen, als der brillante Jazztrompeter Billy Mo eine Tracht anzog und sein Lied „Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut“ dem rhythmischen Klatschen des deutschen Publikums anvertraute. All dies kann sich vergegenwärtigen, wer auf die jüngsten Lehrerlämpeleien angesichts der Awo-Tanzgruppe bei der Bundesgartenschau
in Mannheim schaut. Die älteren Damen der beliebten Formation haben für ihre musikalischeWeltreise Kostüme gewählt, die von den üblichen moralischen
Fingernägelkauern als „Stereotype“ verdammt und abgelehnt worden sind. Ein
Sombrero, hieß es, würde mexikanische Menschen reduzieren auf, ja, vermutlich
auf den Sombrero.Ob die Menschen in Mexiko selbst dermaßen kritisch auf die Bundesgartenschau blicken, weiß keiner. Aber Helge Schneider, der VicoTorriani des spätmodernen Weltdeutungsjazz, weiß dies hier: „Die Trompeten von Mexiko/ laden
dich ein/ zu Kaffee und Kuchen/ und glasiertem
Meerschwein.“ Mit anderen Worten: Kalkutta liegt amGanges/ Mannheim
liegt am Rhein, aber dass dort gerade so viel Blödsinn verzapft wird, liegt vor allem
an der Buga und ihren als Anstandswauwaus verkleideten Angsthasen.

Wauwau = Hund, Hündchen.
Eine Dame aus gutem Zuhause führt so ein Hündchen mit sich wenn sie mit einem Herrn das erste Mal ausging. Das Hündchen ersetzte die sogenannte Anstandsdame, also eine Begleitperson die auf die Einhaltung von Anstand und Sittlichkeit achtet.

Lehrer Lämpel ist eine Person aus der „Max und Moritz“ Bilderbuchreihe, also Sinnbild eines verstaubten älteren Lehrers.

MfG
duck313

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Hallo duck313

Meint der Autor, dass die Awo-Tanzgruppe ein verstaubte uninteressante Tanzgruppe ist?

Ich habe dich verstanden, aber ich kann immer noch keinen Bezug zum Text herstellen.

Danke

Hallo,

hast Du einen Beleg, wann/wo „Anstandswauwau“ tatsächlich für einen Hund verwendet wurde?

Meines Wissens wurde die (Anstands-)Begleitperson scherzhaft so bezeichnet, weil sie - wie ein Hund - nicht von der Seite des zu beschützenden Mädchens wich (wie z. B. hier erklärt).

Gruß

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schau mal, was die IK bzw. ID rausgespuckt hat:

Der Text scheint eine metaphorische Aussage zu machen, die sich auf die Stadt Kalkutta und die Stadt Mannheim bezieht. Es wird gesagt, dass Kalkutta am Ganges liegt, während Mannheim am Rhein liegt. Der zweite Teil des Satzes kritisiert jedoch das Verhalten der Menschen in Mannheim, indem er sagt, dass „so viel Blödsinn verzapft wird“.

Der Grund für dieses Verhalten wird auf die Bundesgartenschau (Buga) zurückgeführt, die in Mannheim stattfindet und deren Besucher als „Anstandswauwaus verkleidete Angsthasen“ bezeichnet werden. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Menschen in Mannheim, die während der Buga besuchen, sich möglicherweise unangemessen verhalten oder ängstlich sind und daher „Blödsinn verzapfen“.

Insgesamt ist der Text jedoch ziemlich verwirrend und es ist schwierig zu verstehen, was genau der Autor damit sagen will.

Corrigendum

eine verstaubte uninteressante Tanzgruppe

Dass Kalkutta am Ganges läge, ist ein hartnäckiges Gerücht. :stuck_out_tongue_winking_eye:

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Da hat die KI mal völlig recht.

Vermutlich arbeitet der Autor auf Honorarbasis von Zeilenpreisen.

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…und die erste Zeile eines uralten Gute-Laune-Songs von weiland Vico Torreani, wo das Zitat herstammt. (Kalkutta liegt am Ganges, Paris liegt an der Seine, Und dass ich so verliebt bin, liegt an Madeleine; reimt sich nur, wenn sowohl „Seine“ als auch „Madeleine“ korrekt französisch intoniert werden)
Mehr dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Tivoli-Melodie#Kalkutta_liegt_am_Ganges

LG
SL99

Was deine KI da überrschend trefflich bereits an dem Textschnipsel erfasst hat, trifft ja auf alle (bisher von dir zitierten) „Streiflich“-Glossen der SZ zu. Obwolhl ChatGPT das natürlich nicht „wissen“ kann.

Gruß
Metapher

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Und Mannheim liegt am Neckar.

Den Rhein hat man bloß dazugenommen, damit die Lumpenhafener bleiben, wo sie hingehören, und für das Strandbad.

Nehmlich.

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Das Streiflicht hat immer 72 Zeilen und entsteht als Teamwork - daher auch kein Autorenname.

Am Ende dieser Diskussion weiß ich immer noch nicht, was der Text bedeutet. Anscheinend haben alle den Text verstanden außer mir :upside_down_face:

Ja :woman_shrugging:

Du darfst aber gerne selber noch ein bisschen drauf herum denken und dich eigenständig an einer Interpretation versuchen …

Ein guter Anfang wäre es Max und Moritz zu lesen und sich mit dem Charakter des Lehrers vertraut zu machen

.

Eine Glosse kann man nur verstehen, wenn man den zugehörigen Sachverhalt kennt.

Vielleicht hilft Dir das weiter:

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Danke Dir! - mir war das Streiflicht vollkommen unverständlich, und mit diesem Zusammenhang wird wenigstens deutlich, worum es geht. Das macht den Text des „Streiflichts“ nicht besser und der letzte Satz bleibt kryptisch - ich glaube, ich möchte ihn auch lieber nicht verstehen.

Schöne Grüße

MM

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Ich denke (= vermute), die „Angsthasen“ hocken in der BUGA-Leitung. Entweder sind ihnen die AWO-Damen nicht „cool“, nicht „jugendlich“ genug (das müßte aber im Vorfeld schon klar gewesen sein) oder sie fürchten sich vor dem evtl. Vorwurf mangelnder political correctness.
Als die Schlager damals von jedem mitgesungen werden konnten (kann ich heute noch ad hoc !), gab’s noch keine pc. :wink:

Ich hätte jetzt gedacht, daß Du als vor-Ort-Lebender mehr darüber weißt.

Das hätte mir zum Verstehen kein Stück weitergeholfen. :wink:

Das habe ich eben gefunden:
Artikel datiert vom 18.04.2023

Ach, es gibt vor Ort so einiges, was ich entspannt an mir vorbeilaufen lasse - unter anderem alles, was mit dem Rohrkrepierer BuGa 2023 zu tun hat: Da verhalte ich mich entschieden und bewusst als Idiotäs…

Vielleicht kommt es in den kommenden zwanzig Jahren doch nochmal zu meinem Schelmenroman, in dem der Protagonist an verschiedensten Fronten einen aussichtslosen Kampf gegen die ihn mal hier, mal da bedrängenden Hausmeister führt. Eine Erscheinungsform der Hausmeister wird dabei vermutlich das Kulturdezernat der Stadt Mannheim.