Lehrertraining zu Umgang mit Disziplinschwierigkeiten

Guten Tag!

Ich interessiere mich für Fortbildungsangebote für Lehrer, deren Schwerpunkt der Umgang mit Disziplinschwierigkeiten im Unterricht und mit aggressiven Schülern ist.

Wichtig wäre mir dabei, dass es nicht rein theoretisch ausgerichtete Seminare sind, sondern eher regelrechtes Verhaltenstraining dabei ist.

Bis jetzt habe ich eigentlich eine gute Struktur gefunden, um mit derlei Problemen umzugehen. Alle paar Jahre treffe ich aber mal auf Schüler - meist ist es nur einer - der sich regelrecht auf mich eingeschossen hat und ne ganz Klasse aufwiegeln kann. Anscheinend können sie bei mir ein bestimmtes Knöpfchen drücken und hebeln damit ganze Unterrichtseinheiten aus.
Bei diesen Einzelfälllen fehlt mir offenbar das richtige Konzept, der richtige Umgangston, die nötige Distanz, was auch immer - ich weiß einfach nicht, wie ich diese Situationen regeln kann.

Am liebsten hätte ich mal einen Coach, der mich in einer solchen Situation mal begleitet, habe aber keine Idee, ob es sowas gibt.
Insofern würde ich mir zumindest ein Seminar wünschen, in denen man diese Situationen zumindest simuliert und individuell aufarbeiten kann, welche Verhaltensalternativen ich hätte.

Für eure Tipps schonmal vielen Dank!

Gruß

Hi,

Schüler sind zu verschieden, als dass Dir ein Fortbildungslehrgang helfen könnte - einen derart spezifischen wird es auch nicht geben. Und schon gar nicht kann man Disziplinprobleme simulieren. Der Schüler, der das Problem verursacht, simuliert ja auch nicht.

Aber Du hast den Finger auf dem Punkt: der Schüler drückt Knöpfe bei Dir. Finde heraus, welche das sind. Lass einen Kollegen bei dir hospitieren, der wird das schnell raushaben. Oder sprich mit jemandem darüber - Kollege, Psychotherapie (nein, mu bist nicht krank - aber der Fachmann hat auch aus der Ferne die Situation schnell analysiert.)

die Franzi

Hallo,

Hi,

Schüler sind zu verschieden, als dass Dir ein
Fortbildungslehrgang helfen könnte - einen derart spezifischen
wird es auch nicht geben. Und schon gar nicht kann man
Disziplinprobleme simulieren. Der Schüler, der das Problem
verursacht, simuliert ja auch nicht.

Solche Weiterbildungsseminare gibt es aber und wenn Deine Aussage stimmen würde, dann brauchte man mit dem Argument „zu speziell“ keine Verhaltenstherpie in der psychologischen Therapiebetreuung mehr anzubieten.

Da drückst damit aber sehr schön aus, was viele Menschen sich fälschlicherweise von einer derartigen Fortbildung bzw. Therapie erhoffen: dass der andere geändert wird ("eigentlich müsste der andere hier sitzen und nicht ich) - trainiert wird aber das eigene Verhalten, was dann indirekt auf das Verhalten des anderen wirken und somit verändern kann. Man kann also sehr wohl den Schüler simulieren. Rollenspiele dienen letztlich SELBST den Umgang und die Veränderung des eigenen Verhaltens zu überprüfen und ggf. zu ändern.

Aber Du hast den Finger auf dem Punkt: der Schüler drückt
Knöpfe bei Dir. Finde heraus, welche das sind. Lass einen
Kollegen bei dir hospitieren, der wird das schnell raushaben.
Oder sprich mit jemandem darüber - Kollege, Psychotherapie
(nein, mu bist nicht krank - aber der Fachmann hat auch aus
der Ferne die Situation schnell analysiert.)

Ja, auch ein Schulpsychologe oder Mediator kann da hilfreich sein.

Viele Grüße

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Hi,

Hallo aus Hamburg!

Schüler sind zu verschieden, als dass Dir ein
Fortbildungslehrgang helfen könnte

Das wundert mich aber sehr!
Für meine Tätigkeit als Ausbilder/Werkstattmeister habe ich häufig solche Lehrgänge besucht! Natürlich ist das etwas Anderes, aber Parallelen gibt es schon.
Man muss sich natürlich auf neues einlassen, also nicht nur Bestätigung für das eigene Handeln suchen.
Mit freundlichen Grüßen
Dino

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Moin!

Schüler sind zu verschieden, als dass Dir ein
Fortbildungslehrgang helfen könnte - einen derart spezifischen
wird es auch nicht geben.

Das mag sein. Die Situationen ähneln sich aber.

Und schon gar nicht kann man
Disziplinprobleme simulieren. Der Schüler, der das Problem
verursacht, simuliert ja auch nicht.

Da die Situationen sich so ähneln, kann man ihre Grundstruktur sehr wohl thematisieren.
Und diese kann man dann sicher auch simulieren.
Und dann können durchaus andere Verhaltensoptionen ausprobiert werden in einem weniger belasteten Szenario als der konkreten Konfliktsituation.

Aber Du hast den Finger auf dem Punkt: der Schüler drückt
Knöpfe bei Dir. Finde heraus, welche das sind.

Das weiß ich bereits.
Um es einmal zu konkretisieren:
Es sind Schüler, die ständig laut reden, schon beim Reingehen in die Klasse, und auch während des gesamten Unterrichts damit nicht aufhören.
Sie beginnen dann, wenn sie zur Ruhe gerufen werden, Stimmung gegen den Lehrer zu machen.
Oftmals gelingt ihnen das bei den Schülern, die ebenso wenig am Unterrichtsgeschehen interessiert sind und selbst öfter stören.

Immer wieder habe ich in solchen Situationen die Arbeitsathmosphäre thematisiert, mit der Folge, dass die Schüler diese Gelegenheit nutzten, um mich mit Anschuldigungen zu überziehen. Das wird dann meist sehr persönlich.

Und genau da ist der Punkt: Ich fühle mich dann tatsächlich angegriffen und weiß nicht, wie ich auf diese massiven Angriffe reagieren kann.

Es sieht letztlich so aus, dass die Schüler, die keinen Bock haben, die Gelegenheit nutzen, um den Lehrer zu kritisieren. Die lernwilligen Schüler bringen in diesen Situationen durchaus gute Verbesserungsvorschläge, die sich aber meist gar nicht um gravierende Probleme drehen.

Ich will Schülern weiterhin die Gelegenheit geben können, das Unterrichtsgeschehen zu kritisieren und Vorschläge zu machen.
Aber wie gehe ich dann mit diejenigen um, die nur den Unterricht kaputt machen wollen.

Lass einen
Kollegen bei dir hospitieren, der wird das schnell raushaben.

Das kann ich mir momentan nicht vorstellen, da ich noch neu an der Schule bin und nicht wüsste, wem ich mich damit anvertrauen würde.

Oder sprich mit jemandem darüber - Kollege,

siehe oben

Psychotherapie
(nein, mu bist nicht krank - aber der Fachmann hat auch aus
der Ferne die Situation schnell analysiert.)

Ich möchte das Problem bald bearbeiten, nicht erst in einem Jahr, deshalb habe ich hier nicht nach Psychotherapie gefragt. Ich kenne einen guten Therapeuten, der mir aber kurzfristig keine Termine anbieten kann.

Und weil ich glaube, dass es hier durchaus Fortbildungsbedarf auch bei anderen Lehrern und deshalb auch -angebote geben dürfte, habe ich hier genau danach gefragt.

Danke für deine Hilfe!

Gruß

Hallo,

ich finde das gut, wie Du Dich selbst beobachtest und auch Deine Schwachpunke erkennst. Diese Fähigkeit hat nicht jeder! Behalt Dir das bitte bei.

Und gerade wenn Du noch noch an dieser Schule bist, wirst Du doch eher Unterstützung als Unverständnis ernten. Oder anders gesagt: wenn die Dich bei sowas nicht unterstützen, dann ist das eh kein Job für’s Leben :wink:

Wie ist denn Euer Rektor so drauf? Glaubst Du, Du könntest ihn nicht doch mal unter vier Augen darauf ansprechen? Oder mit seinem Stellvertreter? Oder Eurem Fachbereichsleiter? Oder einem Vertrauenslehrer? Oder einfach einem der „netten“ langjährigen Kollegen, der Dir einfach sagen kann, wer bei Euch im Haus der beste Ansprechpartner für sowas ist?

Dass derlei Kurse angeboten werden, da wäre ich fast sicher. Ich meine, Du bist doch nicht der erste Lehrer, der diese Probleme hat :smile: Ist für Euch das Oberschulamt zuständig? Dann würde ich die - oder halt Eure zuständige übergeordnete Behörde - mal anrufen. Versuch macht kluch *g*

Ob das dann irgendwelche Gruppenfortbildungen sind oder ob ein Einzelcoaching oder eine Kombination von beidem für Dich das beste ist, sollten die Dich dann auch beraten können.

*wink*

Petzi

Gibt es
Hallo,

natürlich gibt es Fortbildungen zu diesen Bereichen. Angeboten werden sie von den Instituten für Lehrerfortbildung. Für Bayern ist diese in Dillingen:

https://alp.dillingen.de/lehrgaenge/

Dort gibt es z.B.Lehrgänge zur Konfliktbewältigung, zur Mediation, zur körperlichen Präsenz u.a.m.

Interessanterweise werden die relevanten Lehrgänge häufiger im Mittel- und Berufsschulbereich angeboten. Es kann also Sinn machen, in den Angeboten dieser Schulformen zu suchen, auch wenn man an einer Realschule oder einem Gymnasium unterrichtet.

Manchmal ist es dann nicht ganz einfach, zur Teilnahme zugelassen zu werden und kann z.B. bedeuten, dass man die Kosten selbst tragen muss. Die Freistellungen funktionieren nach meiner Erfahrung aber in der Regel problemlos.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

Es sind Schüler, die ständig laut reden, schon beim Reingehen
in die Klasse, und auch während des gesamten Unterrichts damit
nicht aufhören.

An einer Schule, an der ich unterrichtet habe, gab es hierfür folgende Maßnahme: Die Schüler wurden aus dem Unterricht geschickt und mussten sich ins Zimmer des Schulsozialarbeiters bzw. eines an diesem Tag dafür eingeteilten Lehrers begeben.

Dort mussten sie ein Rückkehrprotokoll erstellen, auf dem sie ihr Verhalten thematisieren und dann einen Vorschlag bringen mussten, wie sie ihre Rückkehr in den Unterricht so zu gestalten gedachten, dass dies störungsfrei geschehen konnte.

Vorher wurden sie aus diesem Zimmer nicht entlassen und es hatte einen Verweis zur Folge, wenn sie die Mitarbeit verweigerten und bis zum Ende der Stunde das Protokoll nicht angefertigt hatten.

Das bedeutete zudem, dass sie natürlich auf diese Weise Unterrichtsstoff verpassten, den sie auf anderem Weg eigenständig nacharbeiten mussten. Bei einigen ganz Schlauen, die meinten, sich so aus unbeliebten Stunden fern halten zu können, brachte die nächste Ex/Abfrage in der folgenden Stunde dann ganz schnell schlechte Noten.

Natürlich bedeutete das für die Lehrkräfte zusätzliche Arbeit, da der Schulsozialarbeiter nicht immer im Haus war, und sich jemand finden musste, der in diesem Fall die Aufsicht übernahm. Das Problem ließ sich dann teilweise mit der Einführung der schulischen Ganztagsbetreuung lösen, indem die hier angestellten Erzieher einbezogen wurden.

Ich vermute, es gibt bessere Lösungen, weil sich das Schulklima dadurch nicht verbessert. Insgesamt schien es aber einigermaßen zu funktionieren. Ich war nicht häufig genug an der Schule, um es wirklich beurteilen zu können und habe davon nie Gebrauch gemacht.

Schöne Grüße,
Jule

Trainingsraum-Konzept
Hallo Jule!

Was du beschreibst entspricht weitestgehend dem Trainingsraumkonzept. Das hatten wir an meiner alten Schule und es hat hervorragend funktioniert.

Wir hatten einen Trainingsraum, der täglich von der 3. bis zur 8. Stunde besetzt war mit Lehrern, die das in ihren Freistunden machten.

Wer das 3.Mal im Trainingsraum landete, bekam einen mehrtätigen Schulverweis mit anschließendem Gespräch mit Ausbilder/Eltern. Das hat gewirkt.

Das Wertvolle an diesem Konzept, fand ich, war das Rückkehrgespräch: Da konnte man mit dem Schüler unter 4 Augen sprechen, ihm deutlich machen, dass man sein Verhalten, aber nicht seine Person ablehnt. Es hat häufig sehr sehr gut funktioniert.

An der neuen Schule, an der ich seit Sommer bin, gibt es nichts dergleichen, das Rauswerfen der Schüler aus dem Unterricht ist nicht erwünscht.

Mit der auffälligsten Schülerin, habe ich bereits mehrfach unter 4 Augen gesprochen, weil ich annahm, sie brauche v.a. Aufmerksamkeit. Zuletzt hab ich sie mehrfach aus der Klasse geschickt, was dazu führte, dass sie beim nächsten Unterricht bereits auf dem Flur laut redete und bis zum Unterrichtsende nicht aufhörte.

Sie kennt eine ehemalige Schülerin von mir (von der alten Schule), die nur Schlechtes über mich gesagt hat, und damit hatte sie schon vor meinem ersten Unterricht die ganze Klasse geimpft.
Ein Klassengespräch verlief leider völlig unkonstruktiv, v.a. die leistungsunwilligen Störer nutzten die Gelegenheit, mich mit Anschuldigungen zu überziehen, die nicht der Wahrheit entsprechen, um unsaktioniert weiterstören zu können.

Mit allen anderen Klassen an der Schule komme ich übrigens sehr gut zurecht (sogar mit einer sehr wilden BF1).

Momentan mag ich mich keinem Kollegen damit anvertrauen, weil ich noch neu bin und nicht weiß, wen ich da ansprechen sollte. Und ich gebe zu, dass ich mich auch nicht als unfähig präsentiere möchte, mit einer aufsässigen Schülerin nicht fertig zu werden.

Ich werd mal versuchen, mich nach entsprechenden Fortbildungen umzusehen.

Danke erstmal für deine Hilfe!

Gruß, Fo

Hi,

vielleicht um meine Aussage von weiter oben zu konkretisieren: Ich vermute ein sehr spezifisches Problem, und ich kann mir nicht vorstellen, dass da so allgemeine Seminare helfen. Und natürlich kann ich jemanden einen Schüler spielen lassen. Aber ob der nun das Innenleben Deines Schülers hat…

Aber es mag auch alle s ganz anders sein: in mir sträubt sich etwas dagegen, andere über einen Kamm zu scheren, genauso wie ich es hasse, selber so behandelt zu werden. Für mich sind Schüler keine Bücher und folgen keinem Schema, obwohl ich schon weiß, dass man sehr wohl alles auf wenige Prinzipien reduzieren kann. Aber man darf sie m.E. nicht schematisch behandeln… aber vielleicht höre ich auch nur etwas, was gar nicht gesagt wird.

die Franzi

Hallo Fogari.

Es ist hier ja schon angesprochen worden: Ich glaube, eine Mediationsausbildung könnte zur Fortbildung sehr hilfreich sein. Es gibt da ziemlich viele unterschiedliche Angebote. Viele davon sind auf bestimmte Berufsgruppen zugeschnitten, für deine spezielle Situation ist aber vermutlich ein offener Kurs besser, der alle möglichen verschiedenen Berufsgruppen mit einbezieht. Ich habe so etwas mal gemacht und kann es wirklich sehr empfehlen. Nur ein Beispiel aus der Suchmaschine, das sich an Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufen richtet, wäre http://www.mediatorenausbildung.org. Also schau Dich doch einfach einmal um. Man wird Mediator oder guter Konfliktmanager nicht im Handumdrehen, aber für einen Startschuss könnte das doch viel wert sein.

Viel Erfolg wünscht
Vivi