Leichenschau Gadaffi

Hallo liebe Leute,
ich wollte gerne mal eine Diskussion vom Zaun brechen und hoffe, dass einige von euch auch Lust darauf haben:smile:
Undzwar habe ich in den letzten Tagen mit schrecken verfolgt, dass die Leiche Gadaffis öffentlich zur Schau gestellt wurde und gestern erst entfernt wurde, weil sich Menschen über den Gestank beschwert hatten.
Muss man nicht, auch wenn es sich zweifelsohne um einen Diktator mit extremen und grauenvollen Taten handelt, für einen Würdigen Abgang und eine Beerdigung sorgen? Mich würde sehr interessieren, wie ihr darüber denkt also freue ich mich über jeden Beitrag!
Mit lieben Grüßen, Kathleen

Würdevoller Abgang?

Was heißt denn Würde? Würde heißt für mich, dass jemand den Umgang erfährt, den er aufgrund seines individuellen Verhaltens verdient hat. Wenn jemand nun derlei bekannte Handlungen vornimmt, die zu einem hohen Anteil menschenverachtend und würdelos waren, hat dann dieser ein Anrecht auf eine würdevolle Behandlung? Meiner Meinung nach: NEIN!

Man kann nur darüber diskutieren, ob die Menschen, die so eine Rache üben nun selbst zu Unmenschen werden, wenn sie sich so verhalten. Ich persönlich hätte seinen Körper den Tieren dem Fraß überlassen und nicht stolz neben einer Leiche posiert, aber das muss jeder für sich entscheiden.

Hallo Kathleen,

Eine interessante Frage, zu der man sicherlich viel schreiben könnte.

Ich denke, nachdem, wie Gaddafi sein eigenes Volk behandelt hat, ist der Frust und der Zorn gegenüber Gaddafi verständlich und die Tötung Gaddafis, die meiner Meinung nach eine öffentliche Hinrichtung war, emotional zumindest nachvollziehbar. Wenn man nicht gerade vor einem regligiösen Hintergrund argumentieren möchte, sehe von moralischer Seite wenig Argumente, warum man Gadaffi von so einem Ende verschonen sollte.

Dennoch war meine erste Reaktion Entsetzen und Empörung. So sehr man einem Menschen wie Gadaffi auch den Tod wünschen mag, so sehr widerspricht das Verhalten der „Soldaten“, die Gaddafi getötet haben, den Grundsätzen eines Rechtsstaates. Ihr Vorgehen hat eben doch mehr an Selbstjustiz erinnert, als an überlegtes und - im Vergleich zu Gaddafis Regime - überlegenes Handeln. Ich fürchte, die Art, wie Gaddafi gestorben ist, ist eine denkbar schlechte Grundsteinlegung für die Gründung eines Rechtsstaates, indem die Einhaltung der Menschenrechte oberstes Gebot ist.

Ich bin nur froh, dass man sich zumindest entschlossen hat, Gaddafi dann doch noch ein ordentliches Begräbnis zukommen zu lassen. Wobei man natürlich sehr aufpassen muss, dass er nicht versehentlich doch wieder zum Märtyrer stilisiert werden wird.

Grüße,

Theodoric.

Hallo Kathleen,

wo soll ich anfangen? Beim Prinzip von Aktion und Reaktion? 1989 wurde in Rumänien der Diktator Ceausescu hingerichtet:

http://www.youtube.com/watch?v=B8YiIBER9zw

Das Problem ist eher, das solche Diktatoren meist über lange Zeiträume eine Art Auffangbehälter für Blut allmählich „volltropfen“ lassen. Wenn diese dann mit einem letzten großen Eimer Blut zum überlaufen gebracht werden, entläd sich der gesammte Hass der Unterdrückten. Da ist für Besinnung, Ethik, Moral und Werte kein Freiraum mehr. Hier wird nicht gedacht, sondern gemacht.

Im Falle Gadaffi ist das vermutlich ähnlich, obwohl ja schon wieder Gerüchte kursieren, er sei nicht lebend gefangen worden, damit er in Den Haag keine Show abziehen kann.
Über eins müssen wir uns immer im klaren sein, im Zeitalter von CIA, Mosat, FSB und anderen Geheimdiensten ist selbst die Wahrheit relativ.
Autokraten können bestimmen und Demokraten müssen überzeugen. Wenn ich also etwas möchte, und damit rechne, das die Mehrheit das nicht möchte, werde ich um kleinere Korrekturen nicht herumkommen.
Natürlich alles zum Wohle der Menschheit *g*

Wenn jemand Hierzulande Selbstjustiz an einem Verbrecher übt und es ihm nach dem „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ Prinzip vergeltet, so kommt er wohl selbst vor Gericht. Der „Krieg“ schafft hier für die Perversion der Menschen ungeahnte Freiräume in denen sich selbst oder besser gesagt grade die Sadisten pudelwohl fühlen.

Natürlich hätte man Gadaffi ebenso wie Bin Laden ein Seebegräbnis zuteil werden lassen können, aber wahrscheinlich waren bei Bin Laden andere Motive die Ursache für das klammheimliche „Zackzack“ Begräbnis.
Man wollte vielleicht augenscheinlich die Muslime nicht verärgern, hat aber meiner Meinung nach damit denen die glauben wollen, er lebe noch, beabsichtigt Luft zugefächelt. Oder er lebt tatsächlich noch, und ein paar „Sadisten“ sind sich sehr sicher, das man nie wieder etwas von ihm hören wird. ???

Grundsätzlich stelle ich mal die These auf, dass, schaut keiner hin, 80% der Menschen geneigt sind sich gehen zu lassen.

Ob man Gadaffi mit Salut hätte bestatten sollen?
Er ist Tod, und der Mob scheinbar zufrieden damit.

Wer mit dem Schwert in die Schlacht zieht, wird durch das Schwert umkommen.

liebe Grüße zurück, Rolf

Ich denke ja, aber ich bin auch kein Opfer seiner Tyrannei. Besonders würdig würde ich sein Begräbnis nicht gestalten, das könnte falsche politische Signale erzeugen. - Leichenschauen gibt es an sich auch in zivilisierten Ländern in durchaus ehrwürdiger Absicht. Das ist auch wieder Ansichtssache. Ich persönlich finde es nicht so unbedenklich, auf der anderen Seite ist es wohl für manche nötig, um den Tod des jeweiligen überhaupt zu realisieren. Das ist auch wieder verständlich.

Lieben Gruß
Lynn

Hallo Kathleen,

tut mir leid, dass ich so spät auf deine Frage antworte. Inzwischen hat sie einiges an Aktualität verloren.

Hier ist allerdings der falsche Platz um das zu diskutieren. Hier bekommst du immer nur eine Person, die auf eine Anfrage antwortet. Wenn du eine Diskussion haben willst, dann solltest du in einem öffentlichen Forum dir Frage reinstellen.

Um noch kurz meine Meinung zu sagen. Ich selbst gebe dir selbstverständlich Recht. Ich halte dies für menschenunwürdig. Allerdings ist dies eine vollkommen andere Kultur in der so etwas vieleicht eher üblich ist. Man müsste also mit Menschen aus Lybien diskutieren. Eine einseitige Verurteilung aus einer westlichen Perspektive ist meiner Einsicht nach, eine Form eines überholten kulturellen Imperialismus. Außerdem muss man den Hass von Menschen verstehen, die lange unter ihm gelitten haben.
Allein aus machtpolitischen Erwägungen die Leiche auszustellen (als Warnung etwa) ist auf jeden Fall verwerflich.

Ich hoffe das hat dir auch nach dieser Zeit noch etwas geholfen.

Grüße
To