Hallo Werner,
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Wie beurteilt man die Leistungsfähigkeit einer Bahnstrecke?
Die Auslastung ist ja kaum ein Kriterium, denn auch eine
superleistungsfähige strecke kann ja ausgelastet sein bzw.
eine völlig marode kann auch total unausgelastet sein.
Das kommt von der, für einen sicheren Betrieb nötigen, Technik.
Zuerst einmal wird die Strecke in Segmente unterteilt, die so genannten Blöcke.
In einem solchen Block, darf sich immer nur ein einzelner Zug aufhalten.
An den Blockgrenzen hat man Achsenzähler, fährt ein Zug in den Block ein, werden die Achsen gezählt und der Block gilt als belegt. Wenn der Zug den Block verlässt, wird der Achszähler subtrahiert. Geht dabei der Achszähler nicht auf Null, ist wohl ein Wagon liegen geblieben und der Block bleibt belegt.
Vor der Blockgrenze steht ein Signal, welches anzeigt ob in den Block eingefahren werden darf oder nicht. Dieses Signal muss aber so weit vor der Blockgrenze platziert werden, dass ein Zug auf alle Fällen noch vor der Blockgrenze anhalten kann.
Wie beim Auto setzt sich die Anhaltestrecke aus Reaktionszeit und Bremsweg zusammen, aber ein Zug hat da etwas andere Dimensionen. Für einen normalen Zug musst du für den Bremsweg schon so 1.5-2km einrechnen und die Reaktionszeit ist diejenige des Zugsicherungssystems. Bei den älteren Systemen geht erst ein Alarm los und der Zugführer kann noch eingreifen, bis die Bremsung automatisch ausgelöst wird.
Da kommt also einiges an Strecke zusammen und du kannst die Blockgrösse nicht beliebig klein machen, bzw. wenn der Block zu klein wird, musst du mit der maximalen Geschwindigkeit runter!
Das Vorsignal habe ich mal weggelassen, das macht das ganze nur noch komplizierter 
Dann kommt noch, dass Güter- und Personenzüge andere Spitzengeschwindigkeiten haben, also die Block-Durchfahrtszeit, je nach Zug-Typ unterschiedlich ist.
Wie man sehen kann, spielt die Zugslänge eine untergeordnete Rolle.
Bei 100kmh verlängert sich die Block-Durchfahrtszeit pro 100m Zuglänge um 3.6s.
Wenn du das Ganze jetzt komplett optimierst, bringt dir schon ein einzelner, etwas langsamerer Zug, die ganze Strecke durcheinander, der bremst dann alle dahinter liegenden Züge auch aus!
Bei Personenzügen geschieht das recht schnell, da kann es schon genügen, wenn ein ganzer Turnverein in den Zug einsteigt und deine geplante Haltezeit wird schon überschritten.
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Ist 400 Züge auf einer solchen Strecke viel?
Das ist immerhin fast ein Zug alle 3,5 Minuten.
Das ist sehr viel und ein theoretischer Wert.
Praktisch brauchst du etwas Pufferzeit, z.B. um verspätete Züge dazwischen zu schieben. Wenn diese fehlt, bricht bei der kleinsten Störung das ganze System zusammen.
Das kennt man z.B. vom IC(E)-Netz. Da die Züge den Anschluss garantieren, wirkt sich die Verspätung eines einzelnen Zuges auf das ganze Streckennetz aus. Zudem addieren sich dann die Verspätungen oft über den ganzen Tag auch noch.
MfG Peter(TOO)