Leitkultur

Nächste Woche solle eine Diskussion in meinem Kurs stattfinden zum Thema „Multikultarismus unter einer Leitkultur… Ja oder nein.“
Spontan würde ich nein sagen. Für mich sollten alle Kulturen gleichgestellt werden. Wie seht ihr das? Habt ihr irgendwelche schlagkräftigen Argumente mit denen ich meine Meinung unterstützen könnte?

Hallo,

frag doch einfach diejenigen, die für „ja“ sind, was sie unter der „Kultur“ verstehen. Könnte entlarven, daß sie gar keine haben.

ujk

Hi Carena,

mir fällt dazu eigentlich als erstes ein, dass dahinter eine sehr statische und unrealistische Vorstellung von Kultur steht. Damit würde ich meinem Vorredner recht geben. Es könnte sehr entlarvend sein, was die „ja“-Sager für Kultur halten.

Kultur war und ist immer im Wandel und besteht aus den vielen Elementen, die die verschiedenen Menschen mit ihren Hintergründen und Bedürfnissen in sie einbringen. Das heißt, so etwas wie die deutsche Kultur gibt es nicht. Da braucht man nur zehn, zwanzig Jahre zurückzuschauen und merkt, dass die Gesellchaft heute (und die Kultur[en] in ihr) eine andere ist, als die damalige.

Ein weiteres entscheidendes Argument ist m.E. auch, dass es die Identität eines Menschen nicht gibt. Jeder hat verschiedene Identitäten und Zusammenhänge denen er sich zuordnet. Die ganzen Betreiber der Leitkulturdiskussion haben im Hinterkopf, dass es eigentlich nicht möglich sei, mehreren Kulturen zuzugehören. Es müsse eine Kultur als Hauptkultur geben und die anderen seien dieser untergeordnet. Das ist Quatsch, da es eben für eine Person durchaus und ohne Widerspruch möglich ist, sich mehreren Zusammenhängen zugehörig zu fühlen. Ein türkischer Migrant kann sich ohne Probleme als Türke und als Deutscher fühlen. Du definierst Dich ja auch sowohl als Schülerin als auch als w-w-w-Nutzerin, ohne damit in Dir Identitätsprobleme hervorzurufen.

Das Leben ist eben immer wieder komplexer, als das einige Leute gerne hätten…

Liebe Grüße
Burkhard

Kleine Anmerkung
Hi Burkhard,

Ein weiteres entscheidendes Argument ist m.E. auch, dass es
die Identität eines Menschen nicht gibt.

Jeder hat verschiedene Identitäten und Zusammenhänge denen er sich
zuordnet.

Die dann aber _ zusammen eine _ Identität des Menschen ergeben: nämlich die personale Identität des Individuums.

Die ganzen Betreiber der Leitkulturdiskussion haben
im Hinterkopf, dass es eigentlich nicht möglich sei, mehreren
Kulturen zuzugehören. Es müsse eine Kultur als
Hauptkultur geben und die anderen seien dieser untergeordnet.

Das unterstellst Du dem PRO Lager. Sicherlich zu Recht.
Phänomenologisch oder empirisch gesprochen, artikuliert sich allerdings immer nur eine Kultur (oder wie Du vorhin sagtest: Identität) auf einmal. Ich bin dreisprachig aufgewachsen, doch wenn ich jetzt gerade Deutsch schreibe, sind meine Fähigkeit Englisch zu schreiben und die ganze Englische Kultur, die ich verpasst bekommen habe nur der Möglichkeit nach, until I start writing in English… :smiley:

Das ist Quatsch, da es eben für eine Person durchaus und ohne
Widerspruch möglich ist, sich mehreren Zusammenhängen
zugehörig zu fühlen.

Natürlich, da die ‚Verankerung‘ im entsprechenden Individuum gegeben ist.
Die Artikulation dieser ‚Zugehörigkeit‘ allerdings wird immer (zwecks Fokus) hübsch eins nach dem anderen erfolgen.

Ein türkischer Migrant kann sich ohne
Probleme als Türke und als Deutscher fühlen.

Logisch: aber so richtig interessant dürfte für Carena dann die Frage werden => ‚was wird intuitiv zuerst gesetzt?‘ ‚Lasst sich dahinter eine Wertung vermuten?‘ ‚Wenn ja, warum; wenn nein, warum nicht?‘ etc.

Womit man doch wieder am Anfang wäre, oder?

Das Leben ist eben immer wieder komplexer, als das einige
Leute gerne hätten…

Oh ja, doch am Ende, nach all dem gescheiten Nachdenken, Hin- und Herdiskutieren stellt sich die Ausgangsfrage immer noch einmal. Schlussendlich ist es dann nur noch eine Frage des Glaubens, oder der Entscheidung für PRO oder CONTRA…

Zwinkernde Grüsse

Y.-

Hallo!
Zunächst mal, ich bin einer der JA sagen würde!
Warum!

  1. Natürlich gibt es nicht „die“ deutsche Kultur!
    Natürlich ist die Kultur in Deutschland heute eine andere wie vor 30 Jahren. Mit dem Argument, daß eine Kultur statisch sein muß würde ja gesagt, daß es überhaupt keine Kultur gibt! Ist das leben in China heute ein anderes als vor 200 Jahren? Bestimmt, gibt es deshalb keine chinesische Kultur?
  2. Natürlich wurde die deutsche Kultur immer wieder von äußeren Einflüssen geprägt und verändert. Das war ein Prozess der sich langsam durch die ganze Gesellschaft zog. Den Gegner einer Leitkultur, geht es aber nicht um so eine normale Entwicklung, sondern um das gleichberechtigte nebeneinander verschiedener Kulturen! Diesen Gegnern (vornehmlich das linke politische Lager), ist ohnehin alles suspekt was mit Deutschland und stolz auf das Deutsche Volk oder Land zu tun hat. Weil wir eben ewig unsere „Schuld“ vor uns her tragen sollen!
    Stell diese Frage nach einer richtungsweisenden Kultur in Frankreich mal einem Franzosen!

Aus meiner Sicht haben Leute die hier NEIN sagen leider nichts
aus der Geschichte gelernt! Denn verschiedene Kulturen innerhalb einer Gesellschaft, eines Landes, führen früher oder später IMMER zu massiven Problemen wenn die Anzahl der „fremden Kulturträger“ eine kritische Masse übersteigt, oder für sich beanspucht im Gastland nach eigenen Regeln leben zu können. Beispiele gefällig?
Ex. Jugoslavien
Irak
Israel/Palestina

Das solche kulturellen Unterschiede auch bei uns ein Pulverfaß sind zeigen die jüngsten Vorfälle in den „liberalen“ Niederlande.

Kein vernünftiger Mensch hat in D ein Problem mit Italienern, Spaniern,
Franzosen, Engländern, oder oder…
Sie haben eine ähnliche Kultur wie wir Deutschen, leben mit den Deutschen und nicht parallel zu ihnen und passen sich an! Es gibt aber Gruppen in D lebender die halten das leider nicht so.

Da werden dann Frauen unterdrückt und geschlagen! Mädchen zwangsverheiratet weil sie ja sonst evtl. noch einen Deutschen in Deutschland heiraten könnten, oh Schreck! Tja, was will man dagegen sagen, das ist halt deren KULTUR!!! Muß man eben akzeptieren!

Gruß,
Rudolf

1 Like

…und in diesem Zusammenhang halte ich die deutsche Sprache für
besonders ungeeignet, wertfrei an das Thema heranzugehen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Leitkultur

Der Begriff bittet förmlich um die Gnade einer fremdsprachigen
Übersetzung.

Ein türkischer Migrant kann sich ohne
Probleme als Türke und als Deutscher fühlen.

Logisch: aber so richtig interessant dürfte für Carena dann
die Frage werden => ‚was wird intuitiv zuerst gesetzt?‘
‚Lasst sich dahinter eine Wertung vermuten?‘ ‚Wenn ja, warum;
wenn nein, warum nicht?‘ etc.

Also kann nur aus meiner erfahrung sagen, dass jeder zu mindest in gewisser weise stolz auf sein herkunftsland ist. aber beim ein oder anderen ist es oft übertrieben und zwar so dass sie ihr eigenes land als perfekt darstellen und deutschland als das schlechteste überhaupt und dann behaupten noch viele wir wären ALLE Rassisten. Klar Vorteile gibt es oft. Das ist denke ich normal aber sie leben doch hier und wissen was wirklich Sache ist und das es immer jemanden gibt der gegen einen bzw. gegen dessen Abstammung etwas hat aus welchen Gründen auch immer hat nichts aber auch absolut gar nichts mit der Allgemeinheit zu tun. Ich finde solche Menschen sind sehr schnell beeinflussbar. so wohl die leute mit deutscher Abstammung als auch anderer. Eine schlechte erfahrung und gleiche ist die gesamte Völkergruppe(finde dieses wort nicht gerade treffend. ich finde so richtige gruppen gibt es nicht!) mit der man diese erfahrung erlebt hat so abgestempelt!

Oh bin mittlerweile was vom Thema abgekommen aber gibt so etwa wider was ich sagen wollte :wink:
Finds echt super das ihr hier so richtig drüber diskutiert!

1871
Hallo Rudolf!

Diesen Gegnern (vornehmlich das linke
politische Lager), ist ohnehin alles suspekt was mit
Deutschland und stolz auf das Deutsche Volk oder Land zu tun
hat. Weil wir eben ewig unsere „Schuld“ vor uns her tragen
sollen!
Stell diese Frage nach einer richtungsweisenden Kultur in
Frankreich mal einem Franzosen!

Äpfel kann man nicht mit Birnen vergleichen. Die historische Entwicklung z.B. Frankreichs durch die Jahrhunderte unterscheidet sich wesentlich von der Deutschlands. Ein mehr oder weniger geeintes Deutschland gibt es erst seit 1871 und selbst 1871 dürfte es erst noch Schwierigkeiten gegeben haben, die Leute davon abzubringen, sich selbst nicht mehr als Sachse, Preuße oder Bayer, sondern als Deutscher zu sehen.
Das Kaiserreich ist dann recht schnell den Bach runter gegangen, WK I dürfte niemandem so recht Spaß gemacht haben, der erste Demokratieversuch der Weimarer Republik ist kläglich gescheitert, danach durfte man sich in deutschen Landen mit „uns Adolf“ rumschlagen und danach war’s dann bis 1989 sowieso erstmal wieder aus mit der Einigkeit.

Das sichtbar gebrochene Verhältnis der Deutschen zum Nationalstolz allein auf irgendein Schuldgefühl (sei es das III. Reich oder früher Versailles und die Folgen) zurückführen zu wollen, greift um Längen zu kurz.

Und paradoxerweise gehört für mich auch wiederum genau dieses gebrochene Verhältnis mit all den daraus resultierenden Widersprüchlichkeiten und regionalen Verschiedenheiten zum „Deutschsein“.
Und es ist gut so, wie es ist, auch wenn ich als Ruhrpottlerin mich in einer Kleinstadt im Berchtesgadener Land fremder fühle als in mancher Stadt in England.

Grüße,
Christiane

1 Like

Hallo Burkhard

Kultur war und ist immer im Wandel und besteht aus den
vielen Elementen, die die verschiedenen Menschen mit ihren
Hintergründen und Bedürfnissen in sie einbringen. Das heißt,
so etwas wie die deutsche Kultur gibt es nicht. Da
braucht man nur zehn, zwanzig Jahre zurückzuschauen und merkt,
dass die Gesellchaft heute (und die Kultur[en] in ihr) eine
andere ist, als die damalige.

Das ist schlampig argumentiert, das sich eine Gesellschaft wandelt, ist normal, deshalb zu argumentieren, deutsche Kultur gibt es nicht, ist grundfalsch, Logik falsch verstanden.

Ein weiteres entscheidendes Argument ist m.E. auch, dass es
die Identität eines Menschen nicht gibt. Jeder hat
verschiedene Identitäten und Zusammenhänge denen er sich
zuordnet. Die ganzen Betreiber der Leitkulturdiskussion haben
im Hinterkopf, dass es eigentlich nicht möglich sei, mehreren
Kulturen zuzugehören. Es müsse eine Kultur als
Hauptkultur geben und die anderen seien dieser untergeordnet.
Das ist Quatsch, da es eben für eine Person durchaus und ohne
Widerspruch möglich ist, sich mehreren Zusammenhängen
zugehörig zu fühlen. Ein türkischer Migrant kann sich ohne
Probleme als Türke und als Deutscher fühlen.

Sicher, aber beim Emotionalen reagiert er als Türke, ist doch klar, der deutsche Pass ist da nur Dekoration.
Träum weiter.
Gruß
Rainer

Stell diese Frage nach einer richtungsweisenden Kultur in
Frankreich mal einem Franzosen!

Äpfel kann man nicht mit Birnen vergleichen. Die historische
Entwicklung z.B. Frankreichs durch die Jahrhunderte
unterscheidet sich wesentlich von der Deutschlands. Ein mehr
oder weniger geeintes Deutschland gibt es erst seit 1871 und
selbst 1871 dürfte es erst noch Schwierigkeiten gegeben haben,
die Leute davon abzubringen, sich selbst nicht mehr als
Sachse, Preuße oder Bayer, sondern als Deutscher zu sehen.

Politisch gesehen ist Deutschland bis 1803 in gewisser Hinsicht auch politisch eine Einheit gewesen. Nicht vergessen darf man auch, dass z. B. deutsche Dichter wie Goethe oder Schiller auch in diesem zwar dezentral verwalteten, aber kulturell verbundenen H R R D N gelebt haben, sonst würde man sie ja auch nicht als „deutsche“ Dichter bezeichnen dürfen!

Frankreich hingegen ist staatspolitsch zwar zentral verwaltet worden, kulturell gesehen aber zumindest bis vor 50 Jahren viel inhomogener als das heutige Staatsgebiet der BRD und Österreichs gewesen, da es relativ große anderssprachige Minderheiten gibt bzw. gab: Flamen, Elsässer, Korsen etc., während im heutigen deutschen Staatsgebiet fast ausschließlich deutsche (westgermanische) Sprachen gesprochen werden. Eine Durchsetzung der französischen „Leitkultur“ bei diesen Minderheiten hat in ihrem heutigen Ausmaß erst in den letzten vielleicht 150 Jahren stattgefunden, und wenn, dann hätten die Franzosen dazu eigentlich noch weniger Recht als die Deutschen mit ihrer „Leitkultur“ bei den Immigranten.

  1. Für Menschen, die zeit ihres Lebens nur in einer Kultur gelebt haben, kann es sicherlich schwer vorzustellen sein, dass es auch möglich ist, in mehreren Kulturen gleichzeitig zu leben.

  2. Kultur betrifft auch Sitten und Gebräuche, und manchmal gibt es darin Konflikte. Wenn es z. B. in der türkischen Kultur die Tradition der Verheiratung durch Eltern gibt, sagen viele Deutsche, dass eine deutsche „Leitkultur“ nötig sei, um dieser Tradition Einhalt zu gebieten.
    Was wäre aber, wenn es eine besondere, aus menschlicher Sicht durchaus negative Tradition z. B. in Bayern geben würde, in Norddeutschland und Mitteldeutschland aber nicht? Würde dann ein Norddeutscher sagen: „Die Nord- und Mitteldeutschen, die in Deutschland die Mehrheit sind, müssen ihre „Leitkultur“ bei den Bayern durchsetzten!“?
    Werte und Normen sollte man daher nicht umbedingt untrennbar mit einer Kultur assoziieren.

  3. Dass aber Menschen, die dauerhaft in Deutschland leben wollen, die deutsche Sprache lernen sollten, ist sinnvoll.

  4. Wir leben in einer Welt mit Flugzeugen und Autos, Telefon und Internet. Wenn vor 300 Jahren französische Hugenotten nach D eingewandert sind, so konnten die meisten von ihnen nach ein paar Generationen, auch wenn Frankreich so nah liegt, kein Französisch mehr, pflegten dafür aber dieselben Sitten wie ihre deutschen Nachbarn und sagten, sie seien Deutsche wie ihre Nachbarn.
    Das gleiche aber indirekt auch von heutigen Immigranten zu erwarten, ist einfach nicht mehr angemessen. Man kann nicht veraltete Maßstäbe für die heutige Zeit mit all ihren geänderten Rahmenbedingungen verwenden.

  5. Schließlich schwingt in der Ablehnung multikultureller Menschen auch eine ganz banale Angst mit: Menschen, die in mehreren Kulturen vertraut sind, könnten in gewissen Situationen solchen überlegen sein, die sich nur in einer auskennen. Dies stimmt nur bedingt, aber anstatt sich dann selbst mit anderen Kulturen vertraut zu machen, versucht man, die anderen in ihrer kulturellen Vielfalt einzuschränken.

Hallo Rudolf,

nur eine kurze Replik, nicht, weil ich nichts weiter dazu zu sagen hätte, sondern weil ich zur Zeit nicht die Zeit für eine gründliche Antwort habe.

  1. Natürlich gibt es nicht „die“ deutsche Kultur!

sondern viele Kulturen. Damit meine ich nicht nur die kulturellen Elemente, die Migranten nach Deutschland bringen, sondern vor allem die verschiedenen Kulturen der Deutschen. Nimm z.B. die unterschiedlichen Jugendkulturen, das Bildungsbürgertum vs. Arbeiterfamilien etc.

Eine Vereinheitlichung einer nationalen Kultur ist Produkt der Nationalstaatbildung, wie dies z.B. Benedict Anderson sehr schön nachgewiesen hat. Das heißt, nicht die gemeinsame Kultur hat zu einem einheitlichen Staat geführt, sondern der Staat hat sich seine Gemeinsamkeiten geschaffen (u.a. über ein vereinheitlichtes Schulwesen, Mythen der Nationenbildung, auf die sich alle beziehen, eine Nationalhymne und nicht zuletzt über eine Einheitssprache)

Mit dem Argument, daß eine Kultur statisch sein
muß würde ja gesagt, daß es überhaupt keine Kultur gibt!

Verstehe ich nicht! Wer sagt, dass eine Kultur statisch sein muss? Ich hatte genau das Gegenteil behauptet.

Den Gegner
einer Leitkultur, geht es aber nicht um so eine normale
Entwicklung, sondern um das gleichberechtigte nebeneinander
verschiedener Kulturen!

Ich kriege immer die Krätze, wenn Leute in politischen, kulturellen oder historischen Diskussionen mit dem Begriff „normal“ rumwedeln. Was ist denn normal? Wer definiert, was normal ist? Wie kommst Du darauf, dass es in solchen Entwicklungen eine Normalität gebe?
Und selbstverständlich bin ich für ein gleichberechtigtes Nebeneinander verschiedener Kulturen. Was spricht da dagegen? Entweder ich betrachte die Menschen als gleich oder nicht. Aber wenn Du die Menschen nicht als gleich betrachtest, dann solltest Du das schon erklären können.

Diesen Gegnern (vornehmlich das linke
politische Lager), ist ohnehin alles suspekt was mit
Deutschland und stolz auf das Deutsche Volk oder Land zu tun
hat.

Das stimmt! Und meiner Ansicht nach zurecht, denn Patriotismus bzw. Nationalismus (welchen Landes auch immer) hat meines Wissens noch nie zu was Gutem beigetragen.

Weil wir eben ewig unsere „Schuld“ vor uns her tragen
sollen!

Quatsch! Den Zusammenhang konstruierst Du jetzt und unterstellst ihn. Ich bin für eine Aufarbeitung dessen, was geschehen ist, um daraus zu lernen, und ich bin selbstverständlich dafür, dass die Deutschen sich der Verbrechen bewusst bleiben, die begangen wurden. Das ist aber was anderes als das von Dir karikierte „Schuld vor sich her tragen“. Ich behaupte, dass diejenigen, die sich so vehement gegen das Anerkenntnis der deutschen Schuld stemmen, die Nazizeit nicht aufgearbeitet haben!

Stell diese Frage nach einer richtungsweisenden Kultur in
Frankreich mal einem Franzosen!

Patriotismus der Franzosen ist genauso beschissen wie der der Deutschen. Nur weil ein anderes Land Nationalstolz hat, muss dies doch nicht richtig sein. Fresst mehr Scheiße, 10 Milliarden Fliegen können sich nicht irren…

Aus meiner Sicht haben Leute die hier NEIN sagen leider nichts
aus der Geschichte gelernt!

Dagegen wende ich ein, dass die Verfechter der Leitkultur ahistorisch argumentieren und vor allem fälschlicherweise davon ausgehen, es gäbe eine allgemeinmenschliche „Natur“ kultureller Beziehungen. Sie verstehen nicht, dass Nationalstaaten selbst nur Produkte einer bestimmten geschichtlichen Phase sind und die scheinbare Einheitlichkeit ihrer „Kultur“ wiederum das Ergebnis der Nationalstaatsbildung ist, also geschichtliche Bedingungen hat.

Denn verschiedene Kulturen
innerhalb einer Gesellschaft, eines Landes, führen früher oder
später IMMER zu massiven Problemen wenn die Anzahl der
„fremden Kulturträger“ eine kritische Masse übersteigt, oder
für sich beanspucht im Gastland nach eigenen Regeln leben zu
können.

Bloße Behauptung und völlig unhistorisch! Da hilft auch nicht, einzelne Beispiele zu präsentieren. Denn im Einzelfall muss genau analysiert werden, ob diese Fälle überhaupt vergleichbar sind und was genau zu den Spannungen geführt hat.
Ansonsten kann ich Dir aus dem Stand diverse Beispiele nennen, wo die Multikulturalität zwar Spannungen mit sich bringt, nicht aber zu einem grundsätzlichen Erschüttern des Staates führt: Brasilien, USA, Indien, VR China und viele andere mehr.

Kein vernünftiger Mensch hat in D ein Problem mit Italienern,
Spaniern,
Franzosen, Engländern, oder oder…
Sie haben eine ähnliche Kultur wie wir Deutschen, leben mit
den Deutschen und nicht parallel zu ihnen und passen sich an!

Du vergisst, dass dies keineswegs immer so war. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeiten als von vielen Deutschen die Kultur der „Spaghettifresser“ etc. als unvereinbar mit uns Deutschen angesehen wurde. Dann kamen die Türken und die anderen wurden auf einmal zu den „guten“ Gastarbeitern. Dann kamen die „Asylanten“ und auf einmal waren die Türken die „Guten“. Das Gedächtnis der Menschen ist doch extrem kurzlebig! Völlig unhistorisch ist auch das Nicht-Betrachten des gesellschaftlichen Diskurses, in dem (über Medien, Politiker etc.) Feindgruppen ausgemacht und an den Pranger gestellt werden. Dies kann man gerade am Beispiel der Asylbewerber und der Kampagnen gegen die „Asylantenflut“ sehr schön nachweisen.

Es gibt aber Gruppen in D lebender die halten das leider nicht
so.

Zum Beispiel die freikirchlichen christlichen Sekten, deren Mädchen lange Haare und Faltenröcke tragen müssen, und die kein Fernsehen oder Radio haben, weil es Sünde ist. (Und derer es dort, wo ich herkomme, sehr viele gibt) Oder die christlichen Ordensgemeinschaften, die kleidungsmäßig überhaupt nicht bereit sind, sich anzupassen, und die Mädchen und Frauen so manipulieren, dass sie auf eine Abtreibung verzichten und stattdessen ihr Kind im Elend aufwachsen lassen. Oder die Vorstandsvorsitzenden und Politiker mit Spitzengehältern, die alles tun, um die Armut breiter Schichten der Bevölkerung zu betreiben. Etc. etc. pp.

Da werden dann Frauen unterdrückt und geschlagen!

Bei deutschen Ehen natürlich ein völlig undenkbarer Vorgang. Ich bin empört!

Tja, was will man
dagegen sagen, das ist halt deren KULTUR!!! Muß man eben
akzeptieren!

Andere Kulturen zu akzeptieren heißt ja nicht, sich nicht über Dinge auseinanderzusetzen und die Einhaltung von Normen zu erzwingen.

Liebe Grüße
Burkhard

1 Like

Nächste Woche solle eine Diskussion in meinem Kurs stattfinden
zum Thema „Multikultarismus unter einer Leitkultur… Ja oder
nein.“

das ist ein lustiges thema. ungefähr so wie: grippe im winter - ja oder nein?

Wie seht ihr das?

realistisch. in jedem land gibt es eine mehrheit, deren kultur die vorherrschende ist und die diesen status auch erhalten will, und mehrere minderheiten, deren kultur zwar ebenfalls teil dieses staates ist, die aber wegen zahlenmäßiger unterlegenheit für verschiedene rechte kämpfen müssen (im schlechten fall). was soll da eine jaodernein-frage? wird da etwa abgestimmt?

Für mich sollten alle Kulturen
gleichgestellt werden.

dann hättest du also kein problem damit, sonntags und am 24.12. und am 31.12. und am 1.1. zu arbeiten? und auch nicht damit, daß zur ramadanzeit das verkaufen von essen tagsüber gesetzlich eingeschränkt wird?

Habt ihr irgendwelche
schlagkräftigen Argumente mit denen ich meine Meinung
unterstützen könnte?

ich halte es für sehr langweilig, die meinung der mehrheit zu vertreten. das ist keine geistige herausforderung! suche dir argumente GEGEN deine position und stelle dich hin und vertrete sie laut und deutlich. dann wirst du am eigenen leib erleben, was leitkultur bedeutet.

gruß
dataf0x