Hi
Zu meinen Studentenzeiten hat man sich gegenseitig
unentgeltlich die Arbeiten Korrektur gelesen. Macht man das
heute nicht mehr?
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: Nur im Glücksfall!
Als ich meine ersten Korrektorate suchte, waren die nämlich noch gar nicht auf Studenten eingestellt, weder vom Angebot noch vom Preis her (ein Bafög Student kann nicht mal eben 255€ für ne BA Arbeit raushauen und meine MA Arbeit hatte 80 Seiten, bei den Preisen wurde mir schon schwindlig).
Wenn ich Hilfe suche wurde immer darauf hingewiesen, dass ich „doch einfach“ mal meine Kommilitonen fragen sollte.
Guter Scherz!
Erstmal waren deren orthographische Fähigkeiten auch nicht ideal, wenn doch, hatten sie ohnehin keine Zeit oder keine Lust* oder Panik vor den chinesischen Begriffen (was eigentlich Unsinn ist, da diese ja nicht korrigiert werden müssen).
Die zentrale Korrekturenaustauschstelle der Uni war auch komplett überlastet.
Ich habe schließlich über StudiVZ, als dieses noch lebte, einen liebenswürdigen Herrn gefunden, der meine Arbeit mit Interesse korrekturgelesen hat und einzelne Kapitel wurden von einer Freundin übernommen.
Mit der Masterarbeit bin ich dann völlig auf die Nase gefallen, denn die Personen, die sie korrekturlesen wollten, haben sich nicht zurückgemeldet. Einer hat ein Kapitel noch geschafft, der andere hatte nicht einmal angefangen als ich die Arbeit abgeben musste. Sonst wollte niemand auch nur Einzelkapitel mal anlesen oder nur überfliegen. Alle keine Zeit und Lust.
Ich habe sie gefühlte 10 Mal auch ausgedruckt selbst durch- und vorgelesen aber irgendwas rutscht natürlich immer durch.
Beim BA hätte ichs vielleicht noch geschafft das irgendwie zu finanzieren, bei der 80 Seitigen eng beschriebenen Masterarbeit hätte ich das veranschlagte Geld allerdings niemals aufbringen können, da ich in den letzten Monaten des Studiums immer am Limit lebte und meine Ersparnisse gering waren (zu gering für die Zeit die ich bis zum nächsten Job gebraucht habe und ich habe in Rekordzeit eine Stelle gefunden!!!)
Generell würde ich aber, wenn ich einigermaßen Deutsch kann, keine professionelle Korrrektur für eine BA Arbeit einholen. Das würde ich wirklich im semi-privaten Bereich machen oder selbst, denn so unglaublich wichtig ist sie nicht, sie interessiert auch später niemanden mehr.
Bei der Masterarbeit hätte ich wirklich lieber jemanden gehabt, der zumindest mal mit anderen Augen als den meinen drüberliest. Die MA ist schon sehr viel wichtiger und eine Visitenkarte für die Zeit nach dem Studium, hier wird von den Prüfern auch viel mehr auf die Optik geachtet.
Zusammenfassung:
Studentisches Korrekturlesen wurde z.B. an meiner Uni dank Bologna fast ausgerottet, die wenigen übriggebliebenen Korrekturleser sind überlastet - alle anderen sind so gestresst, dass sie auch aus Freundschaft keinen Schnuff haben, mal was von jemand anderem zu lesen. Wenn sie überhaupt die sprachlichen Fähigkeiten haben, dies zu tun.
Wenn ich tief in die Tasche greife für einen Profi, würde ich dies eher für eine Masterarbeit tun.
lg
Kate
* Ich habe bis kurz vor meiner eigenen Masterarbeit bestimmt 3-4 Arbeiten pro Semester korrigiert, zusätzlich zu dem Material, dass ich von den Teilnehmern meines Tutoriums korrigieren musste.