Hallo,
erst mal eine Frage:
der Sohn meiner kleinen Schwester ist Schüler in einer öster.
Waldorfschule. Er ist 7,5 Jahre alt.
Mit wieviel Jahren ist Dein Neffe denn eingeschult worden?
Ich frage das, weil ich -ebenfalls Ex-Waldorfschülerin- mit 6,5 Jahren in die 1. Kl. kam und wir dort erst in der 2. Kl. langsam - aber sicher - Schreiben lernten.
Bedeutet: ich konnte erst mit ca. 8 Jahren das Alphabet. Dann haben wir langsam das Lesen gelernt. Mit 9 Jahren verschlang ich alles an Büchern, was mit unter die Finger kam.
Weder kann er rechnen noch schreiben. Russisch kann er etwas
sprechen. Hat er auf der Waldorfschule gelernt.
Das Lernprogramm an der Waldorfschule sieht im allgemeinen vor, dass Sprachen (vorwiegend Englisch) in der 1. Klasse „spielerisch“ gelernt wird, also: kindgerecht. Das heißt: Die Sprache wird anhand von Gedichten, nämlich was die Lehrerin vorspricht, gelernt. Also zunächst nur nach „Gehörtem“.
Und auch anhand von eglischen Liedern usw. Natürlich wird ihnen gesagt was die Bedeutung der Texte ist.
Bei uns (Hamburg) kam dann auf gleiche Art und Weise in der 2. Klasse Französisch hinzu.
Wie gesagt, lernten wir in der 2. Kl. -mit Wachsbuntstiften- das ABC nachzuschreiben und die Laute zu lernen. Und zu Lesen. Von der Tafel.
Erst in der 3. Kl. lernten wir das Schreiben mit dem Füller (NICHT Kugelschreiber). Warum das so gehandhabt wird kannst Du ja mal entweder bei R. Steiner nachlesen oder anhand von Sekundärliteratur. Dort wird alles (m.M. nach) gut nachvollziehbar beschrieben.
Was das Rechnen angeht: Das geht dort auch erst so richtig in der 3. Klasse los. Ich habe damit heut noch Schwierigkeiten - und wie! Aber das ist nicht das Leben… Und ich habe mich mit Zähne zusammenbeißen aber trotzdem mehr od. weniger erfolgreich durch das ekelhafte Grundstudium der Psychologie gekämpft, in dem es zu 50% nur um Methodik und Statistik ging. Mit Kurven und allem Pipipo. Sicher, ich habe „gelitten“, aber das lag auch an meiner Nicht-Begabung (mathetechnisch) insgesamt. Jedoch: auch das geht… irgendwie.
Du weisst doch: nicht jeder muss Informatiker, Mathematiker oder BWL´ler werden.
Meine Schwester - ich auch - konnte mit fünf Jahren lesen und
halbwegs schreiben.
Das ist natürlich - somehow - lobenswert…! Aber mal ehrlich: Wozu ist das notwendig? Muss ein Kind sich in dem Alter schon in seine Bude verkriechen und Romane wälzen? Oder den PC anschmeißen und im WWW surfen? …
Wie wär´s mit …Spielen?
Wird da vieleicht ein kleiner Mensch falsch gefördert? Sorgen
mache ich mir.
Also, Sorgen würde ich mir noch (!) nicht machen. Allerdings könntet ihr - um vielleicht beruhigter zu sein - eine Psycholologin mit Schwerpunkt Kinderdiagnostik aufsuchen und einen kleinen Test machen lassen, der auf altersmäßig entwickelten IQ hinweisen würde…usw.
Ich würde aber noch etwas warten. Vielleicht ein halbes od. ein Jahr. Hat er denn andere Qualitäten, die auffallen? Oder ist er sonst relativ normal entwickelt? Letzteres (Du schreibst ja nicht viel über den Lütten) wäre denkbar, weil er ja z.B. u.a. schon etwas russisch spricht. Sicherlich auch rein durch gehörte Texte und anhand von Liedern?
Ansonsten schließe ich mich SAM´s Ausführungen voll an. Vor allem Ihrer (SAM´s) Frage, ob die Mammi Deines Neffen sich nicht vor der Einschulung mit dem Konzept und der Philosophie des schulischen Stils und der Anthroposophie (hier: Erziehung des Kindes) vertraut gemacht hat? Das wäre nämlich sonderbar…
Lieber Gruß,
Bettina