Lernschwäche, Logikprobleme?

Meine älteste Tochter (11 Jahre, 4.Klasse) hat seit Beginn Ihrer Schullaufbahn große Schwierigkeiten, besonders in Deutsch und Mathe. Der Legastheni-Test fiel aber negativ aus. Nur kann man diese Schwächen schlecht dingbar machen: In Diktaten schreibt sie die schweren Wörter richtig und die ganz leichten falsch oder sie vergißt die Wortendungen. In Mathe (sonst übrigens auch) tut sie sich sehr schwer, logische Zusammenhänge zu begreifen, hat sie sie dann verstanden, wendet sie sie bei 5 Aufgaben richtig an, um sie dann bei der 6. komplett wieder vergessen zu haben. Auch hat sie trotz jahrelanger Übung die Systematik der Uhr noch nicht verstanden. Ansonsten hat sie aber z.B. einen guten Wortschatz und ausgeprägte gestalterische Talente. Hat jemand Erfahrung mit solchen Lernschwächen? Welche Schulart wäre anzuraten (Hauptschulempfehlung liegt vor)?

Bei der Uhr ist es auch nicht ganz einfach…

habt ihr es mal mit dem Kuchen probiert?

ein Kuchen kann man in vier gleiche teile schneiden…

deswegen viertel…

nimmt man einen halben kuchen, so ist es halb…

Und zwar immer die Stunde… die der kleine Zeiger als nächstes erreicht…

also halb 5 z.b.

und bei viertel und halb genauso…

ist es also 15 min nach 4 …

dann ein viertel nach 4 ( weil an der 4 vorbei) oder aber viertel 5 ( weil ein viertel(stück des kuchen) der stunde… der der zeiger am nächsten ist…

Und bei 45 nach 4 auch so…
viertel vor 5 … ein viertel fehlt zur erreichung der nächsten stunde…
oder dreiviertel 5 … 3 stück kuchen sind von der 5. stunde weg…

Viele Grüße und viel Glück…

MArco

Ja, hab ich tatsächlich probiert. Hat auch ne Weile ganz gut geklappt, jedenfalls bis zum Viertel, die schweren Uhrzeiten, wie 5 vor Halb funktionierten dann allerdings schon nicht mehr. Ich habe aber auch schon diverse andere Methoden probiert, es scheint sich im Kopf einfach nicht zu verankern. Trotzdem danke für die prompte Antwort.

Liebe Melanie
Mir scheint die Beschreibung der Legasthenie sehr ähnlich. Ich glaube, dass nach so vielen Jahren, man nicht mit anderen Trainingsmethoden viel machen kann. Mein Vorschlag geht in der Richtung Zeit zu gewinnen und das Kind nicht unter Leistungs druck oder Versagerurteil leiden zu lassen.
Wie ist es mit einer Waldorf Schule? Vermutlich hat Deine Tochter gewisse Stärken, die eine entsprechend ausgelegte Schule fördern kann.
Nach persönlicher Erfahrung mit meiner Tochter muss ich sagen, dass mit der Zeit vieles ins Lot kommt. Man kann nur die Bedingungen günstig für die Selbstentwicklung stellen, dann hat man alles getan.
Grüsse,
Mike

Hallo Melanie!

In meinem Beruf habe ich immer wieder mit Kindern zu tun, die mit den selben Problemen zu kämpfen haben, wie deine Tochter.
Ich habe den Satz jetzt ganz bewusst so formuliert… denn die Probleme hat eigentlich nicht das Kind, sondern die Erwachsenen mit ihren gleichgeschalteten Anforderungen.
Jeder hat seine (Lern-)Schwächen und seine Begabungen, wie du sie ja auch bei deinem Mädchen erkannt hast.
Ich arbeite in der Schule relativ viel mit Edu-Kinstetik, eine Art „Lerngymnastik“, bei der beide Gehirnhälften angeregt werden, gleichzeitig zu arbeiten.Gerade bei lern- und konzentrationsschwachen Kindern bin ich immer wieder erstaunt, wie positiv sie darauf reagieren. (Außerdem machen die Übungen den Kindern großen Spaß!)
Ich gebe dir hier ein paar links zum Nachlesen:

http://www.lernen-heute.de/ek_fur_kinder.html
http://www.physio.de/rm/edu-kinestetik.htm

Wenn du in der Suchmaschine http.//www.google.com „Paul Dennison“ (= der Begründer des „Brain Gym“)eingibst, bekommst du auf vielen deutschen Seiten weitere Informationen, Buchtipps und Kurzbeschreibungen der Buchinhalte.
Ein Buch, das ohne viel Blabla das Wesentliche zusammenfasst und die Übungen sehr gut erklärt, auch mit Fotos, gedacht für Eltern und Lehrer, ist von
Ernst Tumpold „Kinder aufs Lernen vorbereiten“,
ISBN 3-7004-0967-2 Buch anschauen
Ich bin überzeugt, dass diese Übungen auch deinem Kind

  1. Freude machen und
  2. Erfolg bringen ; Wunder darf man nicht erwarten!

Übrigens: Edu-Kinestetik ist nicht nur für Kinder, sondern für Menschen aller Altersstufen!

Zum Vorschlag von Michael mit der Waldorfschule: Wenn du die Möglichkeit hast, nutze sie!
Ich weiß allerdings nicht, ob in Waldorfschulen Kinder von üblichen Grundschulen „übernommen“ werden.

Wenn du weitere Fragen hast, schicke mir eine mail; ich werde sie so gut ich kann gerne beantworten.

Viel Glück und schöne Grüße!
Helene

Liebe Melanie

Es ist mir später eingefallen, dass man natürlich das Hör- und Sehvermögen des Kindes kontrollieren müsste. Es wäre zu dumm, wenn dort die Wurzel des Übels lag.
Ausser Waldorf, gibt es auch andere Schulen, die auf die Forderung von vorhandenen Talent spezialisiert sind. Die Waldorfschule sollte nur ein Beispiel von einer Alternative sein.
Grüsse
Mike

Mir scheint die Beschreibung der Legasthenie sehr ähnlich.
Ich glaube, dass nach so vielen Jahren, man nicht mit anderen
Trainingsmethoden viel machen kann. Mein Vorschlag geht in der
Richtung Zeit zu gewinnen und das Kind nicht unter Leistungs
druck oder Versagerurteil leiden zu lassen.
Wie ist es mit einer Waldorf Schule? Vermutlich hat Deine
Tochter gewisse Stärken, die eine entsprechend ausgelegte
Schule fördern kann.
Nach persönlicher Erfahrung mit meiner Tochter muss ich sagen,
dass mit der Zeit vieles ins Lot kommt. Man kann nur die
Bedingungen günstig für die Selbstentwicklung stellen, dann
hat man alles getan.
Grüsse,
Mike

Danke für Deine E-Mail: da habe ich doch mal was, wo ich ansetzen kann. Werde mich auf den genannten Seiten informieren und melde mich gern, wenn ich noch Frage habe.
Übrigens, Waldorfschule ist bei uns nicht zu finden, aber wir haben in 20 Km Entfernung eine gute Gesamtschule, die besonders die künstlerischen Talente fördert, ich denke, da werde ich es mal versuchen.

Intelligenztests ?
Hallo !

Hast Du schon mal Intelligenztests machen lassen ? Wenn
die von erfahrenen Psychologinnen/Psychologen durchgeführt werden,
könnten sie schon darauf hinweisen welche Schule sinnvoll
sein könnte.
Schliesslich wäre es nicht sehr hilfreich wenn das
Kind in seiner weiteren Schullaufbahn permanent überfordert ist.

Hi Melanie!
Hast Du schon einmal von ADS gehört? Ich habe vor einiger
Zeit ein Buch darüber gelesen, das mir eine Freundin empfohlen
hat. Ihr Sohn hatte enorme Probleme in der Schule. Jetzt ist
er in Behandlung.
Gruß Uschi

Was ist das: ADS?

Was ist das: ADS?

Hallo Melanie,

ADS ist die Abkürzung für „Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom“.

Das ADS-Syndrom, in Amerika ADD oder ADHD genannt, zeichnet sich grob durch kurze Aufmerksamkeitsspannen, impulsives unkontrolliertes Verhalten und in vielen Fällen auch durch hyperaktives Verhalten aus.
Aufgrund anderartiger Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung kann es bei ADS zu Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten kommen. ADS Kinder, Jugendliche und Erwachsene „leiden“ unter ihrer Andersartigkeit ebenso viele ihrer Eltern und Freunde. Sie haben Schwierigkeiten ihre Zeit einzuteilen, schieben zu Erledigendes gerne „ewig“ hinaus, haben unkalkulierbare Stimmungschwankungen und ecken mit ihrem Verhalten auch in der Schule häufig an.
Viele ADS-Kinder haben Probleme beim Erlernen von Lesen und Schreiben oder bei der Sprachentwicklung. Legasthenie oder Dyskalkulie als Folgeerscheinung sind keine Seltenheit. Auch im Sozialverhalten und in der emotionalen Entwicklung können Schwierigkeiten auftreten.

noch mehr Informationen darüber findest du z.B. hier:
http://home.t-online.de/home/uta.til/ads0.htm
http://www.psychologie-online.ch/add/

Gruß
Uschi (deren Sohn auch daran leidet…)

Hi!
Der Antwort meiner „Namensvetterin“ kann ich kaum noch
etwas hinzufügen. Hyperaktivität - davon hatte ich früher
schon gehört, aber von ADS sind auch manchmal „träumerles“
betroffen.
Gruß Uschi

Hallo Uschi :wink:

genau so ein „Träumerle“ ist mein Sohn…und deshalb musste er auch 15 Jahre alt werden, bis mich meine Freundin aus England (wo die Diagnose ADD schon viel länger als bei uns gestellt wird) darauf aufmerksam machte, dass es genau das sein könnte. In Deutschland musst du aber immer noch suchen nach Kinderärzten und -psycholgen, die sich damit befassen.

Gruß
Uschi

Hallo Uschi!
Da hast Du Glück gehabt, dass Du jemanden gefunden hast. Als ich
mit meiner Freundin über die Probleme mit meiner Süßen sprach,
hat Sie mir ein Buch empfohlen, das ich wärmstens weiterempfehlen kann: Zwanghaft zerstreut, die Unfähigkeit
aufmerksam zu sein von Edward M. Hallowell und John J. Ratey.
Beide sind selbst betroffen und zeigen anhand von Fallbeispielen auf, welchen Belastungen die Betroffenen und auch die Familien
ausgesetzt sind. Freunde in Australien erzählten mir, dass dort
in den Medien viel über ads gesprochen wird. Hier ist es so gut
wie unbekannt. Meine Freundin hat eine Odyssee hinter sich und
ist auch bei den Lehrern ihres Sohnes aufgelaufen. Schade eigentlich! Den Kindern könnte viel früher geholfen werden - und
den Eltern auch.
Liebe Grüße
auch Uschi :smile:

Hallo Melanie,

Habe lange drüber nachgedacht, an welcher Stelle des Disputes ich Dir antworten soll. meiner Ansicht nach paßt meine Meinung hier „oben“ am besten.

Meine älteste Tochter (11 Jahre, 4.Klasse) hat seit Beginn
Ihrer Schullaufbahn große Schwierigkeiten, besonders in
Deutsch und Mathe.

Ok mein Sohn hatte auch extreme Schwierigkeiten sich an die Schule zu gewöhnen. Außerdem bin ich überzeugt, daß ich selbst im heutigen Schulsystem nie wieder die Chance erhielte das Abitur zu machen und zu studieren. (Schließe ich aus den „Intelligenztests“, die bei mir und meinem Sohn gemacht wurden.)

Heute bin ich Diplom Mathematikerin und schließe momentan mein zweites Studium als Industrieelektroniker ab.

Seit Jahren unterrichte ich Mathematik an einer Technikerschule (erwachsene Schüler) und an einer Fachhochschule und stelle immer wieder fest, daß mir Schüler die Frage stellen, warum sie früher so schlechte Noten in Mathe hatten und sie nun in der Lage sind viel bessere Leistungen zubringen.

Meiner Ansicht nach liegt der ganze Knackpunkt an der „Borniertheit“ der Lehrer, die nicht in der Lage sind sich auf die Probleme, die ein Lernender mit dem Stoff hat, einzustellen. (Sich selbst zu erinnern, was ihnen bei Lernen selbst schwer gefallen ist.)

Der Legastheni-Test fiel aber negativ aus.
Nur kann man diese Schwächen schlecht dingbar machen: In
Diktaten schreibt sie die schweren Wörter richtig und die ganz
leichten falsch oder sie vergißt die Wortendungen.

Paßt voll auf meiner einer. War ne’ Qual Deutsch zu erlernen, geb’ ich zu. Ok nun zu Mathe:

In Mathe (sonst übrigens auch) tut sie sich sehr schwer,
logische Zusammenhänge zu begreifen, hat sie sie dann
verstanden, wendet sie sie bei 5 Aufgaben richtig an, um sie
dann bei der 6. komplett wieder vergessen zu haben.

Das spricht dafür, daß sie schon irgendeinen kleinen Zusammenhang, der für die Lösung der Aufgabe wichtig ist noch gar nicht verstanden hat. (Man könnte auch sagen: „gefressen“ hat). Meist bringt das Trainieren von Lösungsverfahren kurzfristigen Erfolg. Hat der Schüler aber im zuvor erlernten Stoff schon „Löcher“, so kann er/sie sich die Lösungsverfahren einfach nicht merken.

Hier liegen meiner Meinung nach schon in der Grundschule (u.A. vom Lehrplan her) viele Dinge im Argen. Es fehlt einfach ein mathematisch didaktischer Aufbau der Lehrpläne für den Mathematikunterricht. (Meines Professor: Zu uns Mathematikern ist noch nie jemand gekommen und hat gefragt, ob die geplanten Lehrplanänderungen sinnvoll seien.)

Auch hat sie trotz
jahrelanger Übung die Systematik der Uhr noch nicht
verstanden.

Wie sollen unsere Kinder denn auch diesen Sachverhalt noch lernen? Wer hat denn, außer der Schule, zum Lernen noch eine analoge Uhr?

Wann begreifen denn Lehrer endlich, daß Kinder, wenn sie morgends aufwachen heutzutage auf einen digitalen Wecker starren, der ihnen die Uhrzeit direkt anzeigt. Wer muß denn heute noch eine analoge Uhr tatsächlich lesen können?

(Weitere Beispiele: Uhrzeit am PC, Handy, auf dem Kassenbon, am Videorekorder …)

Und da wundern sich die Lehrer, daß Kinder damit ihre Schwierigkeiten haben? Vielleicht sollten sich Lehrende mal von ihrem „hohen Roß“ herunter begeben und in die Situation ihrer Schüler hineinversetzen!

Ansonsten hat sie aber z.B. einen guten Wortschatz
und ausgeprägte gestalterische Talente. Hat jemand Erfahrung
mit solchen Lernschwächen? Welche Schulart wäre anzuraten
(Hauptschulempfehlung liegt vor)?

Was sagt denn Deine Tochter dazu? Das Wichtigste ist doch wohl herauszufinden was sie selbst erreichen will!

(Will Sie selbst auf eine höhere Schule und sie besitzt den nötigen Biß, so schafft sie es auch!)

Außerdem hat sie später über den zweiten Bildungsweg immer noch die Möglichkeit scheinbar vergeudete Chancen noch nachzuholen.

Grüße

Helga

Hallo Helga,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort erst mal vorab.
Nun zu Deinen Anmerkungen:
Natürlich kenne auch ich Probleme in Mathe und Deutsch, gerade auch in der Grundschule, obwohl mir als Kind in einem Test ein IQ von 154 bescheinigt wurde (Ich halte mich zwar für recht intelligent, aber weiss Gott nicht für genial, soviel also zur Aussagefähigkeit dieser Tests) und auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gute und schlechte Lehrer gibt. Allerdings halte ich die Schule, auf die meine Tochter jetzt geht, für recht gut (da sie in der ersten Klasse gleich sitzen blieb, habe ich sie von der schrecklichen Grundschule genommen, auf die sie auf Wunsch Ihrer biologischen Mutter, ich bin ja „nur“ die Stiefmutter, mußte, da die Schule sich in räumlicher Nähe zu ihr befand, was sie übrigens nicht dazu veranlaßte sich mehr um sie zu kümmern, aber das nur so nebenbei.) Also die Schule, auf der sie jetzt ist, bietet zum Beispiel sehr guten Förderunterricht in den Hauptfächern, außerdem ist sie in Deutsch und in Mathe noch in einem Kurs der Volkshochschule bei einer Frau, die sehr viel mit Kreativität arbeitet und von diesem klassichen Schulding nicht viel hält. Außerdem habe ich selbst während Schule und Studium Nachhilfe gegeben, die eigentlich allen meinen „Schülern“ geholfen hat, gerade auch Mathe zu verstehen und meine Tochter versteht es auch, aber ich sehe förmlich, welche Schwierigkeiten sie hat, dieses kurze Verständnis auch festzuhalten und es entgleitet ihr ständig wieder. Zum Thema Uhr: ich weigere mich standhaft, ihr eine digitale Uhr zu kaufen, alle Uhren (mit Ausnahme der PCs) sind bei uns analog und meine kleine Tochter (9) hat auch keine Probleme damit gehabt. Auch hier versteht sie es, wenn man sich sehr viel Zei nimmt, hat es dann aber ganz schnell wieder vergessen. Ich habe das Gefühl, dass sie nicht in der Lage ist, selbst logisch zu denken, sondern nur das übernehmen kann, was man ihr erklärt, und da das Gehirn natürlich nicht alles auswendig lernen kann, verschwindet es dann wieder. Zum Thema Schule: ich war auch lange der Meinung, das wir es erstmal auf dem Gymnasium versuchen sollten, einfach um ihr die beruflichen Möglichkeiten, gerade im kreativen Bereich nicht zu verbauen. Allerdings hat sie den Biss auf keinen Fall, im Gegenteil, jedes Hausaufgaben machen wird zum Kampf und ihre biologische Mutter unterstützt uns, wenn sie die Kinder denn an den Wochenenden hat, in so weit, dass sie ihr erzählt sie sei schließlich hübsch, da bräuchte sie auch nicht umbedingt ne gute Ausbildung (ja, sowas gibt es auch noch). Wir (Tochter, Vater und ich) haben uns jetzt für die Gesamtschule entschieden, das bedeutet zwar eine elende Fahrerei, aber das Klientel ist eindeutig besser, als auf der Hauptschule und sie hat die Möglichkeit, bei späterem „erwachen“ doch noch einen höheren Abschluss zu machen. Außerdem werde ich die mir hier vorgeschlagene Edu-Kinästhetik (das hieß jetzt glaub ich doch anders, aber was solls) mal ausprobieren, denn das scheint mir das einzige zu sein, was auf sie passen könnte. Ich weiss, was ich jetzt sage ist nicht sehr populär, aber vielleicht ist sie auch einfach nicht so intelligent und wird auch mit einem tollen Designstudium total unglücklich, weil sie mit dem Stoff nicht klar kommt und letztendlich ist ja auch gegen einen Hauptschulabschluß mit anschließender Lehre nicht einzuwenden, oder seh ich das falsch.

Hallo Melanie

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort erst mal vorab.
Nun zu Deinen Anmerkungen:
Natürlich kenne auch ich Probleme in Mathe und Deutsch, gerade
auch in der Grundschule, obwohl mir als Kind in einem Test ein
IQ von 154 bescheinigt wurde (Ich halte mich zwar für recht
intelligent, aber weiss Gott nicht für genial, soviel also zur
Aussagefähigkeit dieser Tests) und auch ich habe die Erfahrung
gemacht, dass es gute und schlechte Lehrer gibt. Allerdings
halte ich die Schule, auf die meine Tochter jetzt geht, für
recht gut (da sie in der ersten Klasse gleich sitzen blieb,
habe ich sie von der schrecklichen Grundschule genommen, auf
die sie auf Wunsch Ihrer biologischen Mutter, ich bin ja „nur“
die Stiefmutter, mußte, da die Schule sich in räumlicher Nähe
zu ihr befand, was sie übrigens nicht dazu veranlaßte sich
mehr um sie zu kümmern, aber das nur so nebenbei.) Also die
Schule, auf der sie jetzt ist, bietet zum Beispiel sehr guten
Förderunterricht in den Hauptfächern, außerdem ist sie in
Deutsch und in Mathe noch in einem Kurs der Volkshochschule
bei einer Frau, die sehr viel mit Kreativität arbeitet und von
diesem klassichen Schulding nicht viel hält. Außerdem habe ich
selbst während Schule und Studium Nachhilfe gegeben, die
eigentlich allen meinen „Schülern“ geholfen hat, gerade auch
Mathe zu verstehen und meine Tochter versteht es auch, aber
ich sehe förmlich, welche Schwierigkeiten sie hat, dieses
kurze Verständnis auch festzuhalten und es entgleitet ihr
ständig wieder.

Ähnliche Erfahrungen habe ich mit meinem Sohn gemacht. Zugegeben, oftmals tut es mir weh, wenn er einfach nicht mit mir lernen will. Ich habe lange gebraucht, bis ich begriffen habe, daß er schlichtweg nicht bereit war Ratschläge von mir, „seiner Mutter“, anzunehmen. Gott sei Dank hatte ich bei meinen Schülern und Nachhilfeschülern in der gleichen Zeit, in der ich versuchte ihm zu helfen, Erfolg mit meinen Unterrichtsbemühungen, so daß ich nicht an meinen Fähigkeiten zweifeln mußte.
Mittlerweile sagt er mir voll ins Gesicht, daß er mit mir den Stoff nicht erarbeiten will. Offensichtlich können wir beide in Bezug auf die Lernbeziehung die Erwartungen, die jeder an den anderen stellt nicht aus der „Lehrer-Schüler“-Beziehung heraushalten. Die Emotionen spielen offensichtlich eine zu überragende Rolle. (Auf beiden Seiten!!)

Zum Thema Uhr: ich weigere mich standhaft, ihr
eine digitale Uhr zu kaufen, alle Uhren (mit Ausnahme der PCs)
sind bei uns analog und meine kleine Tochter (9) hat auch
keine Probleme damit gehabt.

Ist bei uns ähnlich gewesen. Habe aber irgendwann festgestellt, daß mein Sohn, wurde er nach der Uhrzeit gefragt, immer zum Videorekorder lief. (Dieser zeigt die Uhrzeit digital an.)

Auch hier versteht sie es, wenn
man sich sehr viel Zei nimmt, hat es dann aber ganz schnell
wieder vergessen.

Habe ich früher auch mit allem Stoff gemacht, zu dem ich keine Beziehung hatte. (Bio, Erdkunde, …)

Ich habe das Gefühl, dass sie nicht in der
Lage ist, selbst logisch zu denken, sondern nur das übernehmen
kann, was man ihr erklärt, und da das Gehirn natürlich nicht
alles auswendig lernen kann, verschwindet es dann wieder.

Durchaus denkbar. Übrigens: In fast allen Schularten kommt man mit diesen Fähigkeiten aus. Meiner Ansicht verlangen nur Realschulen von sehr guten Schülern und Gymnasium die Fähigkeit „logisch“ zu denken. In allem anderen Fällen genügt „das Übernehem“ von Erlerntem. Außerdem ist Logik eime Disziplin der Mathematik, die genauen Definitionen und Sätzen unterworfen ist. Dies bedeutet, daß logisches Denken erlernbar ist und einem nicht unbedingt nur so zufliegt! (Lernen ist allerdings unabdingbar.)

Zum Thema Schule: ich war auch lange der Meinung, das wir es
erstmal auf dem Gymnasium versuchen sollten, einfach um ihr
die beruflichen Möglichkeiten, gerade im kreativen Bereich
nicht zu verbauen. Allerdings hat sie den Biss auf keinen
Fall, im Gegenteil, jedes Hausaufgaben machen wird zum Kampf

Ok, das zeigt, daß sie (im Moment) einer höhere Schule offensichtlich nicht gewachsen ist.

und ihre biologische Mutter unterstützt uns, wenn sie die
Kinder denn an den Wochenenden hat, in so weit, dass sie ihr
erzählt sie sei schließlich hübsch, da bräuchte sie auch nicht
umbedingt ne gute Ausbildung (ja, sowas gibt es auch noch).

Frag Deine Tochter doch mal, wie sie sich so ihr weiteres Leben vorstellt. Von was will sie mal leben? Vermutlich will sie sich auf einen „Mann“ verlassen. Stell ihr mal die Frage, wie es weitergehen soll, wenn sie einen geliebten Mann finden sollte, Kinder hätte und dann ein schrecklicher Unfall den geliebten Mann zum Pflegefall werden ließe? Wer sorgt dann für die Familie? Hilft dann die „Schönheit“ weiter? Wäre dann nicht eine gute Ausbildung Voraussetzung, damit das Leben einigermaßen befriedigend überhaupt weiter gehen kann? (Da Frauen auch heute noch weniger verdienen als Männer in entsprechenden Positionen, sollten Frauen eigentlich stets eine bessere Berufsausbildung als Männer ansterben!) Vermutlich ist Deine Tochter heute aber noch zu klein, um diese Zusammenhänge zu begreifen.

Wir (Tochter, Vater und ich) haben uns jetzt für die
Gesamtschule entschieden, das bedeutet zwar eine elende
Fahrerei, aber das Klientel ist eindeutig besser, als auf der
Hauptschule und sie hat die Möglichkeit, bei späterem
„erwachen“ doch noch einen höheren Abschluss zu machen.

Halte ich für die optimalste Lösung des Problemes. Leider gibt es derartige Einrichtungen in unserer Umgebung nicht (Baden Württemberg). Hier bleibt für Schüler mit Schwierigkeiten nur noch die Alternative der Schule für „Lernbehinderte“.

Außerdem werde ich die mir hier vorgeschlagene Edu-Kinästhetik
(das hieß jetzt glaub ich doch anders, aber was solls) mal
ausprobieren, denn das scheint mir das einzige zu sein, was
auf sie passen könnte. Ich weiss, was ich jetzt sage ist nicht
sehr populär, aber vielleicht ist sie auch einfach nicht so
intelligent und wird auch mit einem tollen Designstudium total
unglücklich, weil sie mit dem Stoff nicht klar kommt und
letztendlich ist ja auch gegen einen Hauptschulabschluß mit
anschließender Lehre nicht einzuwenden, oder seh ich das
falsch.

Was wäre denn dagegen einzuwenden, wenn sie damit zufrieden ist?

Meiner Anscht nach habt Ihr genau die richtige Entscheidung getroffen.

Grüße

Helga

PS: Wie Du schon sagtst: So manch einer ist erst in späteren Jahren „aufgewacht“ und hat dann auch noch eine super Karriere hingelegt!