Hallo Polweiler!
Auch dieses mal ein dickes Dankeschön für die Antwort
die Prozentzahlen, die du nennst, sind nicht das Evangelium.
Sie sind bei Untersuchungen entstanden, für die man die
Versuchspersonen möglichst sinnloses Zeug lernen ließ. Die
Absicht dabei war, die individuelle Situation der
Versuchsperson so weit wie möglich auszuschließen.
Ein Beispiel: Eine Versuchsperson kann zufällig russisch.
Jetzt müssen alle Versuchspersonen Wörter lernen, zu denen
auch russische Namen gehören. Der mit den Russischkenntnissen
kann die Namen ohne Probleme lernen, die anderen nicht. Das
Untersuchungsergebnis wäre nun verfälscht!
Deshalb wählen die Wissenschaftler möglichst sinnlose Zahlen,
Wörter oder weiß ich was, womit möglichst niemand etwas
anfangen kann.
Ah! Das wusste ich nicht. Unsere Dozentin empfahl mir, diese Zahlen 1:1 zu übernehmen, und weil sie über die Fernuni Hagen Bildungswissenschaften neben ihrem Job studiert, bin ich (in meiner unendlichen Naivität) davon ausgegangen, dass tatsächlich alles auf das „normale“ Lernen umgemünzt wird.
Das war mein Fehler.
Die Zahl 190455 kann ich z.B. gut behalten ohne zu lernen, das
datum hat mit mir zu tun.
Auch auf die Gefahr, dass ich mich jetzt arg doll vertue und somit in ein ganz dickes Fettnäpfchen trete, aber: Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag!
Also die Prozentzahlen geben nur eine grobe Orientierung über
die Lernerfolge, sie geben Tendenzen wieder. Ein Geiger z.B.
ist gewohnt, immer genau hinzuhören. Sein Audiokanal ist viel
besser ausgebildet und er ist gewohnt, ihn zu benutzen.
Jemand, der diesen Kanal den ganzen Tag mit Kopfhörern
volldröhnt, der ist nicht gewohnt, über die Ohren auch etwas
sinnvolles aufzunehmen. Er ist gewohnt, dass es da immer
rauscht und gut ist …
Macht Sinn - er „übt“ ja…
Ich habe mich immer mit Sprachen beschäftigt. Da gibt es
Wörter, da kann ich dir heute noch sagen, wie und bei welcher
Gelegenheit ich sie gelernt habe. Es gibt eine Situation …
es gibt Menschen, mit denen ich zusammen bin … ich
blamiere mich vielleicht … und bekomme dann gesagt, wie es
richtig heißen muss… Diese neue Wort ist dann über viele
Kanäle in meinen Kopf gekommen. Die Verbindung ist: Situation,
Mensch, Blamage … oder vielleicht eine besonders schöne
Situation … usw.
Ja, da bin ich mit Ihnen D`Accord. Ich hoffe, ich lehne mich nicht zu sehr aus dem Fenster, wenn ich das in die Mnemo-Technik-Schublade lege.
Und nicht zuletzt: Was macht denn der Blinde, der keine
visuelle Wahrnehmung hat? Wenn die Zahlen so stimmen würden,
müssten ja die Blinden grundsätzlich lernbehindert sein …
Äh…auch auf die Gefahr, dass Sie mir die Ohren strubbelig ziehen, aber diesem Argument schließe ich mich nicht an. Ein Blinder „hört“ ja nicht nur, ein Blinder liest ja auch (Braille-Schrift), nur dass sein Aufnahmeorgan eben nicht die Augen, sondern der Tastsinn ist.
Desweiteren (und auch in diesem Fall lehne ich mich weit aus dem Fenster) dürften durch die Behinderung (Blindheit) andere Gehirnregionen stärker ausgeprägt sein. Ich kann mir vorstellen, dass das Gedächtnis eines stark sehbehinderten bis blinden Menschen weitaus besser abspeichert als zum Beispiel meines.
Ich hoffe, meine Gedanken können dir ein wenig weiter helfen
Ja, definitiv. Und ich finde es superlieb, dass Sie sich die Zeit nehmen, mir das ganze zu erklären und auch Geduld mit mir haben
LG
Michael Vogl