Tach,
„das habe ich in der Schule nie gehabt“
Das hat ja offensichtlich nicht ganz gestimmt…
Er konnte tatsächlich nicht ohne Anleitung schriftlich
dividieren oder multiplizieren. Ein Anstoss aus meiner
Richtung und schon klappte das auch wieder. Aber wie kann das
denn angehen? Wir haben uns mal seine alten Unterlagen
rausgezupft. Das hat er zuletzt in der Grundschule gehabt. Auf
der Realschule gab es als Zugabe zum Matheunterricht na klar
gleich einen Taschenrechner.
Nun ja. Grundrechenarten auf dem Papier ist nun Mal das Ruestzeug, die Basis, fuer die weitere Mathematik. So wie man ab einer bestimmten Jahrgangsstufe erwarten kann, dass die Schueler die Rechtschreibung halbwegs beherrschen und gelesene Texte verstehen koennen und eben nicht mehr darauf herumreiten will, um im Deutschunterricht auch mal weiter zu kommen als Grundschulniveau, genau so muss man im Mathematikunterricht eben voraussetzen, dass man Dinge, die man in der Grundschule gelernt hat, auch halbwegs beherrscht.
Da verkümmert ja wirklich jede von den paar Gehirnzellen bei
dem seltenen Gebrauch…
Das ist wiederum richtig. Ich sehe das auch eher skeptisch, auch weil ich das Ergebnis taeglich vor Augen habe. Da hat man Leute mit Abitur vor sich, die die banalsten Fragen erst beantworten koennen, nachdem der graphische Taschenrechner ausgepackt wurde, dann kommen nach etlichen Vertippern und Fluchen Antworten auf Fragen, die man auf dem Papier in Sekunden einsehen kann. Schriftliche Division ist auch fuer einige Abiturienten ein Problem.
Aber letzten Endes, wem will man die Schuld dafuer geben? Der Lehrer muss auf einem gewissen Stoff aufbauen und kann nicht ewig auf Banalitaeten, die ja keine Mathematik sind, sondern Handwerkszeug, herumkauen. Taschenrechner einfach verbieten? Gibt’s nur Rumgejammere, und andererseits ist es auch nicht ganz sinnlos, den Umgang damit zu erlernen.
In der Schule wissen die Lehrer doch, dass solche Tests
anstehen. Warum kann man dann nicht mal ein paar
Schulstündchen zur Auffrischung der Grundrechenarten damit
verbringen. Aber nee, das sieht ja der Lehrplan nicht vor und
stattdessen wird der olle Pythagoras wieder rausgeholt. Mal
ehrlich, welcher Berufszweig braucht den denn? Und die, die
den beruflich brauchen, könnten den doch auch in der
Berufsschule durchnehmen, oder?
Och Gottchen, Satz von Pythagoras so wie man den in der Schule durchnimmt ist nun wirklich keine hohe Mathematik im eigentlichen Sinne und, wie fast jeder Satz aus der Antike, doch schon sehr anwendungsnah, sei es um die Hoehe zu berechnen, auf die ich komme, wenn die Leiter, die ich an die Wand anlehnen muss einen gewissen Abstand von der Wand haben soll, damit sie stabil steht und ich mir das Genick nicht breche, sei es, um aus einem runden Holzstueck Rechtecke bestimmter Groessen rauszuschneiden, sei es auch etwas voellig Banales wie „ich gehe 100 Meter nach Osten und dann 40 nach Norden, wie weit bin ich eigentlich von dem Ausgangspunkt entfernt?“, oder „welche Flaeche hat eigentlich der Bildschirm meines supertollen 32“-Fernsehers in 16:9-Format und ist es eigentlich mehr oder weniger als die olle 72cm-Roehre?"
So das musste jetzt mal raus!
Nuja, tu Dir keinen Zwang an
Gruss
Paul