Lese-Rechtschreib-Schwäche

Hallo!
Mein Sohn (11J.) besucht die 6. Klasse eines bayerischen Gymnasiums. Letztes Schuljahr wurde bei ihm nach einer Testung eine LRS diagnostiziert. Im Gespräch mit Englisch- + Deutschlehrer haben wir uns aufgrund relativ guter Zensuren gegen den Nachteilsausgleich entschieden. Er hat daraufhin die 5. Klasse recht gut gemeistert.
Nun kommt in der 6. Klasse die 2. Fremdsprache (Französisch) dazu, die ihm noch recht schwer fällt.
Ist es ratsam, ihm jetzt den Nachteilsausgleich zu gewähren, oder würde dies ein „Freifahrschein“ für ihn bedeuten („kann jetzt schreiben, was ich will“)? Was fällt alles unter „Rechtschreibfehler“? liegt das im Ermessen des Lehrers? Welche Auswirkungen hat es, wenn die LRS-Anerkennung im Zeugnis steht?
Viele, viele Fragen! Vielleicht hat jemand Erfahrungen damit?
Danke!

Hi,

Nun kommt in der 6. Klasse die 2. Fremdsprache (Französisch)
dazu, die ihm noch recht schwer fällt.

Das gehört dazu :smile: Keine Bange, es überlebt jeder.

Ist es ratsam, ihm jetzt den Nachteilsausgleich zu gewähren,

Weiß ich nicht…:

oder würde dies ein „Freifahrschein“ für ihn bedeuten („kann
jetzt schreiben, was ich will“)?

Das hängt von deinem Sohn ab, wie er so drauf ist, aber vor allem davon, was du ihm vermittelst.

Was fällt alles unter
„Rechtschreibfehler“? liegt das im Ermessen des Lehrers?

Ich sage Dir, was ich mache - ich unterrichte Russisch und Englisch. In Englisch lese ich das Wort laut, so wie es ein Engländer lesen würde. Klingt es so, wie es richtig klingen müßte, akzeptiere ich es - außer, es betrifft klanggleiche Wörter, die sich nur durch die Schreibung unterscheiden, dann gebe ich einen Fehler. Außerdem ist alles ein Fehler (ohne Unterschied zu Nicht-LRS-Schülern), was einen grammatischen Unterschied macht. In Russisch habe ich zwar im Gegensatz zum Französischen eine vorhersehbare Rechtschreibung, aber ein neues Alphabet. Das bringt ein zusätzliches Problem. Verwendet er das falsche Alphabet, gibt es einen Fehler, egal ob der Klang gleich ist oder nicht. Ansonsten verfahre ich wie beim Englischen - klingt es richtig, und handelt es sich nciht um Homophone, dann gibt es keinen Fehler. Grammatikfehler sind auch bei Legasthenikern / bei LRS falsch.
Grund: Mit LRS / Legasthenie hatz man im wesentlichen ein Problem mit der räumlichen Vorstellung - welcher Buchstabe kommt zuerst, hat das B den Bauch links oder rechts, ist beim kleinen r der Haken oben oder unten… Dagegen können die Betroffenen aber sehr wohl ganz normal Grammatik, Wortbedeutung, Klang etc erlernen, wie jeder andere auch.

Welche Auswirkungen hat es, wenn die LRS-Anerkennung im
Zeugnis steht?

Keine.

die Franzi

Hallo,

wenn ich dich richtig verstanden habe, lief es bisher auch ohne den Nachteilsausgleich ganz gut. Oder?

Wie kommst du darauf, dass sich dies nun ändern wird?

Und: Was sagen die Lehrer zu deiner Frage?

LG
Stefan

Ich habe Bedenken, weil er sich in Französisch -noch- sehr schwer tut. Außerdem hat er dort in der 1. Ex schon eine 6 kassiert, wo er zwar alle Vokabeln wußte, aber halt falsch geschrieben hatte. Von ihm kommt dann natürlich: „Hätte ich den nachteilsausgleich, wär`s keine 6 gewesen.“
Ich denke mir halt, wenn er diese Schwäche hat -was Experten ja diagnostiziert haben- warum sollte man ihm dann die Erleichterung nicht gewähren?
Die Französischlehrerin meint, daß Schwierigkeiten am Anfang normal seien und daß er mündlich gut wäre. Jahrgangsstufentest in Deutsch war eine 2, Lehrer sagt, er kann seine Schwäche ausgleichen durch Grammatik, Aufsatz etc. Jahrgangsstufentest Englisch war eine 4 (mit 1 Pkt zur 3), Lehrer ähnlich wie französisch: mündlich gut.
Die Schulpsychologin, die ihn im Januar getestet hatte, meinte aber, daß wir die erste Familie wären, die diesen Nachteilsausgleich bisher nicht in Anspruch genommen haben. Sie denkt, daß es ihm die 6. Klasse erleichtern würde, und daß er ja dadurch keine Nachteile hätte.
Ich habe mir nun überlegt, ihm den Ausgleich nur dann zu gewähren, wenn er in die LRS-Lerngruppe 1 mal wöchentlich geht, die die Schule anbietet. Die Psychologin meinte zwar, seine Noten wären dafür zu gut, aber andererseits möchte ich schon, daß an dem „Problem“ gearbeitet wird. Und das will ich ihm auch vermitteln, damit er sich nicht darauf ausruht („Jetzt kann ich schreiben wie und was ich will“).
LRS wird ja auch als vorübergehende Schwäche bezeichnet, die sich erst mal auf zwei Jahre bezieht, und dann neu getestet wird (anders bei Legasthenie). Und um diese Schwäche in den zwei Jahren evtl. zu beheben, muß auch etwas geleistet werden. Evtl. stellt das eine Motivation dar.

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Hallo,

so wie du schreibst gehe ich davon aus, dass du dich gut kümmerst, viel nachdenkst und auch gut reflektiert bist.

Ich glaube du kannst daher ganz beruhigt deinem Bauchgefühl vertrauen. Ich denke ein richtig oder falsch gibt es da nicht, sondern nur „wenns und abers“.

Also, vertrau dir selbst

Grüße
Stefan

DANKE :smile: