Lesen durch Schreiben!

Hallo Zusammen,

wer hat mit der Methode „Lesen durch Schreiben“ von Dr. J. Reichen Erfahrungen gesammelt?

Ich stehe dem recht skeptisch gegenüber, zumal Sätze wie:

  • Das Kind lernt zuerst schreiben und nicht lesen!
  • Entsprechend kann es nicht lesen, nicht einmal das, was es selber geschrieben hat!
  • Das Kind soll keine Wörter oder Sätze abschreiben.
  • Das Kind soll nicht korrigiert werden.
  • Rechtschreibung ist Sache der späteren Schuljahre …

und so weiter, nicht gerade positiv zu werten sind!

Die Kinder bekommen kein Lesebuch und lernen die Buchstaben nicht als Buchstaben, sondern als Zeichen anhand von Bildern.

Wie gesagt, hat damit schon jemand Erfahrungen gesammelt und wie steht ihr dieser Lernmethode gegenüber?

Liebe Grüße

Userine

Hi Userine,

bei uns an der Grundschule wird nach diesem System unterrichtet.

Kurz:

die Kinder sind beim Übergang in höhere Schulen extrem benachteiligt.

Die Rechtschreibung gleicht einer Lautschrift.

Das Nachlernen der Rechtschreibung stellt sich nicht so einfach dar wie beschrieben. Ganz abgesehen davon daß die Gymnasiallehrer sagen, daß die Vermittlung von Grundkönnen nicht ihr Job ist.

gruss
winkel

Hallo Winkel,

erst einmal vielen Dank für deine schnelle Antwort!

bei uns an der Grundschule wird nach diesem System
unterrichtet.

Kurz:

die Kinder sind beim Übergang in höhere Schulen extrem
benachteiligt.

Das hört sich ja noch schlechter an als es mir mein Gefühl eh schon sagt :frowning:.

Die Rechtschreibung gleicht einer Lautschrift.

Au weia!

Das Nachlernen der Rechtschreibung stellt sich nicht so
einfach dar wie beschrieben. Ganz abgesehen davon daß die
Gymnasiallehrer sagen, daß die Vermittlung von Grundkönnen
nicht ihr Job ist.

Das sehe ich auch so. Wie soll ein Kind, das in der 1. Klasse nicht lesen lernt und in der 2. keine Rechtschreibkenntnisse bekommt, in der 3. Klasse weiterkommen?
Das ist doch schuleigener Blödsinn!

Was ist denn die größte Problematik der Grundschüler (die nach dem Prinzip unterrichtet werden/worden sind) an eurer Schule?

Liebe Grüße

Userine

Hallo Zusammen,

bei uns wurde es genau anders herum gehandhabt.
Viel und gut Lesen fördert die Rechtschreibung.
Ich finde dies die bessere Methode.

Grüsse
d.

Was ist denn die größte Problematik der Grundschüler (die nach
dem Prinzip unterrichtet werden/worden sind) an eurer Schule?

Hi Userine,

der allergrößte Haken ist, daß durch dieses „Dulden“ mangelhafter Rechtschreibung gerade in dieser Schule LRS - Kinder erst bei der Umschulung auf weiterführende Schulen entdeckt werden. Viel zeit verloren, dem kind rechtzeitig und altersgemäß zu helfen!

gruss
winkel

3 Like

Hallo Userine,

zur Zeit habe ich eine erste Klasse, der ich das Lesen und Schreiben beibringen darf…

Mit der „Reichen-Methode“ habe ich zwar keine Erfahrung gemacht und stehe diesem auch sehr skeptisch gegenüber… vor allem in Bezug auf fremdsprachige Kinder, die nicht einmal die Grundwörter der deutschen Sprache verstehen…

Nicht gut ist die Konzentration auf eine Methode, sondern die Mischung…

Ich arbeite mit dem „Buchstabenschloss“ und mit der Methode von Hiltraud Prem „Eine Ballonfahrt ins Leseland“… das Buchstabenschloss behandelt Buchstabe um Buchstabe (Synthetisieren) und die „Prem-Methode“ geht von Bildwortkarten aus, auf dem ein Bild und das dazugehörige Wort steht (Analyse). Das Buchstabenschloss ähnelt der „Reichen-Methode“.

  • Entsprechend kann es nicht lesen, nicht einmal das, was es
    selber geschrieben hat!

Diese Erfahrung macht man auch unabhängig von der Reichen-Methode…

  • Das Kind soll keine Wörter oder Sätze abschreiben.

Die Kinder sollen lernen, erst einmal lautgetreue Wörter wie O-P-A oder H-A-S-E korrekt abzuschreiben…

  • Das Kind soll nicht korrigiert werden.

Am Anfang vielleicht nicht… jedoch wenn es um die Rechtschreibung geht (siehe lautgetreue Wörter), dann muss man die Kinder behutsam darauf aufmerksam machen…

  • Rechtschreibung ist Sache der späteren Schuljahre …

Stimmt nicht! Das muss schon im Laufe des ersten Schuljahres passieren…

Ich hoffe dir damit geholfen zu haben.

Liebe Grüsse

Matthias

Hallo,
was ja richtig ist: Kinder die ungezwungen schreiben dürfen und dem entsprechend auch „Fehler“ machen dürfen, schreiben mit Sicherheit lieber und mit größerer Freude als Kinder, dei mit traditionellen Methoden Lesen und Schreiben gelernet haben.
Aber was bringt das denn im Endeffekt? Meiner Ansicht nach nämlich gar nichts.
Da hebe ich doch lieber Schüler, die ungern aber dafür richtig schreiben!!! Beides wäre natürlich die Ideallösung.
Daher plädiere ich auch für eine Kombination aus Freiheit und Sicherheit.
Spaß am Schreiben ohne Rechtschreibkompetenz und -sicherheit ist Käse und produziert (bei schwachen Schülern) Unkenntnis der Rechtschreibung. Und das ist für eine Lehrkraft wohl der größte Vorwurf, dass ein Schüler diese Schlüsselqualifikation nicht bzw. unzureichend erlernt hat.
Andererseits muss aber jeder Sek I-Lehrer in der Lage sein, die Rechtschreibkompetenz der Schüler zu fördern und auszubauen!
Gruß,
Aragorn

Hallo Zusammen,

zunächst ein herzliches Dankeschön an alle „Antworter/innen“!

Das hört sich alles nicht gerade toll an und mein ungutes Gefühl in der Magengegend hat sich eher verstärkt als gebessert.

Ich denke, dass es spätestens in der 3. Klasse (da bekommen die Kinder einen neuen Klassenlehrer) etliche Schwierigkeiten geben wird und dann die Kinder die Last dieser wundersamen Lehrmethode zu tragen haben.
Und dann?

Nach welchen Richtlinien wird eigentlich entschieden, was und wie gelehrt wird? Haben die Lehrer da freie Hand oder wird ihnen die Lehrmethode vorgeschrieben?

Liebe Grüße

Userine

Hi Userine,

Nach welchen Richtlinien wird eigentlich entschieden, was und
wie gelehrt wird? Haben die Lehrer da freie Hand oder wird
ihnen die Lehrmethode vorgeschrieben?

Das Thema, das hier zum Tragen käme, wäre die Beteiligung der Eltern an den Entscheidungsprozessen.

An der beschriebenen Schule wird jedes Jahr mit der Direktorin von den jeweils betroffenen Eltern diskutiert, daß dieses unsäglich Lehrerwechseln zum 3. Schuljahr aufhört.

Antwort der Dame jedesmal: ICH entscheide über das pädagogische Konzept an dieser Schule.

Die Lehrpläne sagen m.E. nach, was erreicht werden soll in dem jeweiligen Schuljahr, das WIE ist meines Erachtens nicht vorgegeben.

Bei der vorgenannten Aktzeptanz von Elternbeteiligung am pädagogischen Konzept, sehe ich da für Einwirkung keine Chance.
Solange Direktoren und Rektoren in Schulen kleine Königreiche betreiben dürfen, wird sich an den Ergebnissen von Pisa nix ändern. die Damen und Herren brauchen die Eltern nur für die Organisation von Schulfesten und als Zahlesel im Förderverein.

gruss
winkel

1 Like

Hallo,

ich kann Dir zu dieser Methode keine Auskunft geben, aber nach dem, was Du schreibst, erscheint sie mir sehr zweifelhaft.

Ich bin (Jg 67) nach der Ganzwortmethode unterrichtet worden und sehe ganz klar mittlerweile die Defizite dadurch. Mein Freund (Jg 65) hat noch nach Buchstaben lesen und schreiben gelernt.

Es gibt ja mittlerweile Untersuchungen darüber (klar - 30 Jahre später…).

Ich bin akuter Viel- und Schnellleser, daher habe ich die Probleme nicht in so ausgeprägter Form. Aber: Ich erfasse Wörter nach einem „ersten Eindruck“ und damit kann man bei ähnlich aussehenden Worten teilweise sehr sinnentstellt erfassen.

Ich bin nur (meiner Ansicht nach) schlecht in der Lage, einen unbekannten Text laut vorzulesen (wenn ich ihn vorher überflogen habe, kein Problem).

Wohlgemerkt: Ich lese sehr viel und ca. 150 - 200 Seiten in einer Stunde - daher relativiert sich das bei mir sicherlich. Aber es sind die klassischen Fehler, die Leute heute machen, die nach dieser Methode lesen lernten.

Ich merke dann schon: Das kann nicht stimmen und gehe zurück.

Aber aufgrund dieser Erfahrungen und Einschätzung kann ich eigentlich nur empfehlen, wirklich nach Buchstaben lesen und schreiben zu lernen.

Grüße

Wendy

Hi,

Ich bin nur (meiner Ansicht nach) schlecht in der Lage, einen
unbekannten Text laut vorzulesen (wenn ich ihn vorher
überflogen habe, kein Problem).

Wohlgemerkt: Ich lese sehr viel und ca. 150 - 200 Seiten in
einer Stunde

Erstmal: boah! 150 Seiten in einer Stunde? *vorNeidzerfließ*
Das würde ich auch gern tun.

Allerdings drängt sich bei mir der Eindruck auf, daß beide Aussagen vielleicht mehr miteinander zu tun haben. Es gibt diese Schnelllesekurse, die genau dieses Verfahren preisen: alles nur bildhaft in sich hineinziehen, das Gehirn wird es schon richten.
Das geht aber nur auf Kosten des Verständnisses!

Gruß

J.

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Hallo Wendy,

herzlichen Dank für deine Antwort :smile:.

ich kann Dir zu dieser Methode keine Auskunft geben, aber nach
dem, was Du schreibst, erscheint sie mir sehr zweifelhaft.

Ich habe auch so meine (leider immer stärker nagenden) Zweifel an dieser Methode.
Da diese mir aber gänzlich unbekannt ist und ich ja nichts vorschnell in eine Schublade stecken möchte, hatte ich gehofft hier vielleicht etwas positives in Erfahrung zu bringen (es muss ja nicht gleich alles schlecht sein nur weil es einem persönlich unbekannt ist).

Ich bin (Jg 67) nach der Ganzwortmethode unterrichtet worden
und sehe ganz klar mittlerweile die Defizite dadurch. Mein
Freund (Jg 65) hat noch nach Buchstaben lesen und schreiben
gelernt.

Ich bin Jahrgang '63 und habe die Buchstaben ebenfalls so gelernt.

Wohlgemerkt: Ich lese sehr viel und ca. 150 - 200 Seiten in
einer Stunde - daher relativiert sich das bei mir sicherlich.
Aber es sind die klassischen Fehler, die Leute heute machen,
die nach dieser Methode lesen lernten.

Wow - ich lese zwar auch viel (beruflich bedingt), aber eine solche Seitenzahl könnte ich nicht schaffen. Ich könnte diese Seitenzahl höchstens grob überfliegen, dann würde ich aber kaum den eigentlichen Sinn der überflogenen Seiten verstehen.

Aber aufgrund dieser Erfahrungen und Einschätzung kann ich
eigentlich nur empfehlen, wirklich nach Buchstaben lesen und
schreiben zu lernen.

Egal bei wem ich auch vorsichtig nachfrage, jeder hält diese Methode für falsch.
Und wenn es wirklich keine positiven Erfahrungen gibt, warum geht man dann diesen Weg?

Liebe Grüße

Userine

… ich kann und muss dir da ohne Einschränkung zustimmen.

Traurig dabei ist, das nicht wir die Folgen ausbaden müssen, sondern die Kinder. Dabei tragen die daran keine Schuld, denn es wurde ihnen ja in den Schulen so gelehrt.

Wo soll das alles nur Enden!

Liebe Grüße

Userine

Hallo
ich habe einmal nach der Reichen-Methode unterrichtet und einmal nach einem Leselehrgang, der sich sehr stark an Reichen anlehnte! Beide Male habe ich sehr positive Erfahrungen gemacht!!!
Die Kinder müssen sehr deutlich sprechen und hören, um ihre gesprochenen Wörter dann ersteinmal lauttreu aufzuschreiben. Auch in der deutschen Sprache gibt es sehr viele Wörter, die nach dem Lautprinzip richtig geschrieben werden können. Also bewirkt diese Methode schon einmal eine Sensibilisierung für Sprechen und Hören, beides Grundvoraussetzungen für richtiges Schreiben!!! Nachdem das Lautieren sitzt und die Kinder sicher die Laute den Zeichen zuordnen können, werden natürlich auch die Besonderheiten der deutschen Sprache gelehrt, die sich nicht lautieren lassen. Doppelkonsonennten lassen sich über Reimwörter erklören und festigen, und im Laufe der Zeit eignen sich die Kinder einen Wortschatz auch nicht lauttreuer Wörter an, die durchaus geübt werden! Durch das ständige Schreiben und dann auch Lesen (Lesen duch Schreiben heißt nicht, dass NIE gelesen wird!)prägen sich im gänstigsten Fall auch rechtschreiftlich schwierige Wörter ein.
Für die SchülerInnen war es immer eine sehr motivierende Erfahrung, dass sie bereits alle Laute mit den dazugehörenden Zeichen (Buchstaben) von Anfang an kannten und schnell viele sinnvolle Sätze nach der Lautiermethode schreiben konnten, anstatt sich lange mit 1-und 2-Wortsätzen rumzuplagen, die nicht ihrerm Sprachschatz und Mitteilungsbedürfnis entsprachen!
Im dritten schuljahr hatte ich in diesen beiden Klasen genausoviele gute und schlechte Rechtschrrreiber , wie die anders unterrichteten Parallelklassen. Also: Ich kann es nur empfehlen! es ist aber arbeitsintensiv für LehrerInnen, „Lesen duch Schreiben“ heißt eigentlich nämlich auch Werkstattunterricht, d.d. bezieht sich nicht und auf Lesen- und Schreibenlernen!
liebe Grüße
Gudrun

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Das Thema, das hier zum Tragen käme, wäre die Beteiligung der
Eltern an den Entscheidungsprozessen.

An der beschriebenen Schule wird jedes Jahr mit der Direktorin
von den jeweils betroffenen Eltern diskutiert, daß dieses
unsäglich Lehrerwechseln zum 3. Schuljahr aufhört.

Antwort der Dame jedesmal: ICH entscheide über das
pädagogische Konzept an dieser Schule.

Tja Winkel, das ist das Problem. Lehrbeamte sind Staatsdiener und keine Volksdiener.

Sie folgen ihrem Dienstherren und bei Ermangelung klarer Anweisungen meist ihrem gewohnten Dienstweg.

Und solange der diesen Unsinn finanzierende Steuerzahler ein weitgehend rechtloses dummes Zahlschwein ist, solange wird sich das nicht ändern.

Einer meiner Lehrer sagte mal recht treffend: „Bei mir herrscht Demokratie im Klassenzimmer. Und zwar von hier (vordere Schreibtischseite) bis da (hintere Schreibtischseite)“.

Politische Bildung, mündiger Bürger usw. - Thema erledigt!

Solange für Lehrbeamte nicht mindestens die gleichen Anspruchskriterien für Nicht- und Schlechtleistung gelten wie für andere Dienstleister auch und solange es im Schulbereich keine funktionierende Qualitätskontrolle gibt ist da nicht viel zu wollen.

(wobei die Herausforderung ja schon damit beginnt professionelle pädagogische Konzepte zu entwickeln, die internationalen Vergleichen standhalten…)

Wobei es die Lehrkräfte ja selbst sind, die den allmählichen Niedergang ihrer Profession als Erste zu spüren bekommen. Oft magere Gehälter (insbesondere als Referendar), politisch inszenierte Faulenzerdebatten, Eltern die den Leistungsanspruch ihrer Berufe auf die Tätigkeit des Lehrers übertragen, Luschen und Blockierer im Kollegium die man einfach nicht los wird, weil das Instrument der Kündigung fehlt…

…Burnout-Therapien werden bald ein einträgliches Geschäftsfeld sein!

Hi Jose,

nein nein, ich les wirklich so flott, habe mir auch schon mit Korrekturlesen mein Taschengeld aufgebessert (also Original und Korrekturfahnen nebeneinander, da sind dann so im Vergleich nur 100 Seiten Korrektur pro Stunden drin gewesen, weil man ja doppelt lesen muß). Das wär aber mit überfliegen nicht gegangen, sonst wär ich geflogen :wink:)

Bin aber „manische“ Leserin. Es ist allerdings eine absolute Übungssache, wenn ich wenig zum lesen kommen, dann brauch ich auch wieder länger und Konzentration.

Aber z.B. Herr der Ringe habe ich komplett von Donnerstag abend - Samstag mittag gelesen - obwohl ich Vollzeit arbeite…

Einen Schnellesekurs hab ich nie gmacht - nur gelesen gelesen gelesen.

Das liegt aber bei uns in der Familie, meine Mutter hat beispielsweise 15 Jahre am Landgericht einem blinden Richter vorgelesen…

Viele Grüße

Wendy

1 Like

wer hat mit der Methode „Lesen durch Schreiben“ von Dr. J.
Reichen Erfahrungen gesammelt?

Ich nicht, aber wenn du dich für die Lernpsychologischen
Hintergründe interessierst, dann empfehle ich mal einen Blick in
das auch sonst lesenswerte Buch „Stroh im Kopf“ (ab der 38.
Auflage oder so) von Vera Birkenbihl. Da ist eine kurze
Zusammenfassung drin. Dort kann man in einer kleinen Übung das
sogar an sich selbst testen, und mir leuchtet das Prinzip
grundsätzlich ein.
ABER: Die Art der Durchführung macht sicher viel aus. Und ich
denke, dass es nicht damit getan ist, die Kinder zuerst
schreiben zu lassen. Dann muss der folgende Schreib- und
Leseunterricht angepasst werden… und das ist sicher
aufwändig…

Martin H.

Hallo Zusammen,

wer hat mit der Methode „Lesen durch Schreiben“ von Dr. J.
Reichen Erfahrungen gesammelt?

Hallo Userine,

meine Tochter ist, im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder nach dieser Methode unterrichtet worden.

Ich gebe zu, als uns in der ersten Elternversammlung von dieser Methode berichtet wurde, war ich fest entschlossen, mein Kind nicht in die betreffende Klasse einschulen zu lassen. Nur hatte man da kein großes Mitleid mit mir, ich hätte das Kind an eine andere, freie Schule schicken müssen.

Also waren meine ersten Begegnungen mit dieser Art des Unterrichtes von Mißtrauen und Skepsis geprägt.

Ich kann heute sagen, völlig grundlos und das ist auch die Meinung der anderen Eltern gewesen. Das ganze ist sehr komplex und mir fehlen natürlich auch die richtigen Begriffe, um diese Methode zu beschreiben. Ich glaube aber, es ist hier wichtiger als bei der herkömmlichen Lehre, daß die Eltern ihre Kinder bewußt begleiten und auch, daß der/die unterrichtende Lehrer/Lehrerin wirklich engagiert arbeitet und auch an der Schule die entsprechende Unterstützung erfährt.

Was in den ersten Wochen positiv ist, die Kinder haben sehr schnell Erfolgserlebnisse und sind dadurch hochmotiviert. Die Kinder waren sehr viel leistungsbereiter und lernten auch früh eigenorganisatorisch zu arbeiten (Erfüllung von Werkstattplänen) und hatten viel mehr Möglichkeiten bekommen, sich umfassend sprachlich auszudrücken (Herstellung ganzer Bücher bereits in Klasse eins). Lernen wird mit Spaß und mit Kreativität verbunden, die Integration schwächerer Schüler läuft ganz automatisch, weil die Kinder auch häufig in Gruppen arbeiten. Die offene Unterrichtsform ermöglicht den Lehrern, Kinder sehr individuell zu fordern und zu fördern.
Bißchen problematisch für unsere herkömmliche Schulorganisation nach Unterrichtsfächern ist eine fachübergreifende Arbeit, Kunst und Sachkunde sind kaum vom Deutschunterricht trennbar, die Aufgaben der Werkstatt sind auch aus dem mathematisch-logischen Bereich.

Alle Kinder der Klasse konnten nach wenigen Wochen alle Begriffe aufschreiben, die sie in ihrem Wortschatz hatten, allerdings war bei der Entschlüsselung durch Erwachsene manchmal Phantasie gefragt, weil es sich mehr um Lautschrift handelt. Wie es die Lehrerin versprochen hatte, konnten…bis auf ein Kind, konnten alle wie versprochen, spätestens zu Weihnachten lesen. Erstaunlich dabei, sie lasen sofort alles, nicht nur die bekannten Worte aus der Fibel.

Meine Tochter ist izwischen seit der Klasse fünf auf dem Gymnasium und hat keine schlechteren Rechtschreibleistungen als ihre Mitschüler und erst recht nicht, als ihr Bruder.

Alles in allem, mich als Mutter hat die Methode überzeugt und durchaus auch mir mehr Spaß gemacht, als bei meinem Großen. :smile:

Gruß Maid

Ich habe eben erst gelesen, welche Meinungen noch zu der Methode gepostet wurden, es fiel mir auf, daß viele wegen der Rechtschreibung Sorge haben.

Wie ich bereits im ersten Posting schrieb, die Schule muß unbedingt mitspielen und die Kinder sollten mindestens zwei Jahre nicht die Schule wechseln müssen, natürlich auch nicht den Lehrer. Günstig wäre eine Begleitung bis zur Klasse vier.

Eine Festlegung von Seiten der Schule war in der Klasse meiner Tochter, daß die Kinder nach einiger Zeit ebenso Diktate zu schreiben hatten, wie die Parallelklasse und der, weiß ich wo festgelegte Wortschatz, für die Kinder zu vermitteln ist, das wurde halt eingearbeitet und steht der Methode nicht diametral entgegen. Die Vergleichsdiktate fielen stets gut aus, wir sind da als Eltern auch recht gut auf dem laufenden gehalten worden. Inmsofern bestand bei uns keine Gefahr, daß die Kinder Lücken auf diesem Gebiet aufweisen.

Wichtig ist aber auch, daß die Kinder nie Berührungsängste hatten, beim schreiben noch RS-unbekannten Wortschatzes, dadurch ist der Ausdrucksfähigkeit stark gefördert worden. Wir haben in den häufigen Elternabenden manchmal Tränen gelacht, über Passagen aus den Gechichten und Büchern, die die Kleinen selber geschrieben hatten, die Kinder konnten ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Besonders für Kinder, die im sprachlichen nicht von Natur aus bevorzugt sind, können gar nicht besser gefördert werden.

Aber wie ich auch betonen muß, ich hatte diese Unterrichtsform als ausgesprochen aufwendig für die Lehrerin empfunden, die aber in meinen Augen auch außergewöhnlich engagiert gearbeitet hat. Aber ich denke, wer sich für sowas entscheidet, dem ist das bewußt, hoffe ich zumindest.

Gruß Maid