Hallo Zusammen,
wer hat mit der Methode „Lesen durch Schreiben“ von Dr. J.
Reichen Erfahrungen gesammelt?
Hallo Userine,
meine Tochter ist, im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder nach dieser Methode unterrichtet worden.
Ich gebe zu, als uns in der ersten Elternversammlung von dieser Methode berichtet wurde, war ich fest entschlossen, mein Kind nicht in die betreffende Klasse einschulen zu lassen. Nur hatte man da kein großes Mitleid mit mir, ich hätte das Kind an eine andere, freie Schule schicken müssen.
Also waren meine ersten Begegnungen mit dieser Art des Unterrichtes von Mißtrauen und Skepsis geprägt.
Ich kann heute sagen, völlig grundlos und das ist auch die Meinung der anderen Eltern gewesen. Das ganze ist sehr komplex und mir fehlen natürlich auch die richtigen Begriffe, um diese Methode zu beschreiben. Ich glaube aber, es ist hier wichtiger als bei der herkömmlichen Lehre, daß die Eltern ihre Kinder bewußt begleiten und auch, daß der/die unterrichtende Lehrer/Lehrerin wirklich engagiert arbeitet und auch an der Schule die entsprechende Unterstützung erfährt.
Was in den ersten Wochen positiv ist, die Kinder haben sehr schnell Erfolgserlebnisse und sind dadurch hochmotiviert. Die Kinder waren sehr viel leistungsbereiter und lernten auch früh eigenorganisatorisch zu arbeiten (Erfüllung von Werkstattplänen) und hatten viel mehr Möglichkeiten bekommen, sich umfassend sprachlich auszudrücken (Herstellung ganzer Bücher bereits in Klasse eins). Lernen wird mit Spaß und mit Kreativität verbunden, die Integration schwächerer Schüler läuft ganz automatisch, weil die Kinder auch häufig in Gruppen arbeiten. Die offene Unterrichtsform ermöglicht den Lehrern, Kinder sehr individuell zu fordern und zu fördern.
Bißchen problematisch für unsere herkömmliche Schulorganisation nach Unterrichtsfächern ist eine fachübergreifende Arbeit, Kunst und Sachkunde sind kaum vom Deutschunterricht trennbar, die Aufgaben der Werkstatt sind auch aus dem mathematisch-logischen Bereich.
Alle Kinder der Klasse konnten nach wenigen Wochen alle Begriffe aufschreiben, die sie in ihrem Wortschatz hatten, allerdings war bei der Entschlüsselung durch Erwachsene manchmal Phantasie gefragt, weil es sich mehr um Lautschrift handelt. Wie es die Lehrerin versprochen hatte, konnten…bis auf ein Kind, konnten alle wie versprochen, spätestens zu Weihnachten lesen. Erstaunlich dabei, sie lasen sofort alles, nicht nur die bekannten Worte aus der Fibel.
Meine Tochter ist izwischen seit der Klasse fünf auf dem Gymnasium und hat keine schlechteren Rechtschreibleistungen als ihre Mitschüler und erst recht nicht, als ihr Bruder.
Alles in allem, mich als Mutter hat die Methode überzeugt und durchaus auch mir mehr Spaß gemacht, als bei meinem Großen.
Gruß Maid