Lesen lernen (4 1/2 J. Kind): wie?

Guten Morgen in die Runde,

nachdem unsere Tochter mit etwa 3 Jahren begonnen hat, sich von sich aus für Buchstaben zu interessieren und inzwischen alle (Gross)Buchstaben kennt und schreiben kann, sagte sie am Wochenende, als wir ihr, wie so oft, vorlasen, sie möchte lesen lernen.
Wir haben uns bisher mit diesem Thema nicht näher befasst, weil wir sie nicht mit unserem Wissen, wie man z.B. Grundschülern heutzutage das Lesen beibringt, bewusst oder unbewusst beeinflussen wollten. Wir dachten, sie findet vielleicht selbst früher oder später den Weg zum Lesen. Wir denken, dass evtl. nur noch ein dünner Schleier im Weg hängt, der nur beiseite gezogen werden braucht, damit sie erkennt, was Lesen ist oder wie Lesen geht.
Uns ist bewusst, dass es landläufig evtl. etwas früh ist, aber wir wollen es ihr nicht verbieten oder vorenthalten, wenn sie es wünscht.

Als Info sei noch gesagt:
Unsere Tochter fragt oft, welche Buchstaben man für ein bestimmtes Wort braucht, z.B. Polizeiauto; das buchstabieren wir ihr dann, z.B. „Pe-O-el-i-zet-e-i…“ - So kennt sie die Buchstaben; aber vielleicht sollte man sagen: Phh-O-lhh-I-Zhh-E-I-…?

Wenn sie etwas schreiben will, lässt sie sich die Buchstaben diktieren, die sie braucht. Sie schreibt manchmal von rechts nach links (also AMO für Oma), manchmal von links nach rechts, manchmal, wie eben noch Platz ist.

Da sie Interesse an Verkehrschildern hat, weiss sie oder hat gelernt, dass das „STOP-Schild“ (was ja überall zu sehen ist) mit S beginnt, das blaue P steht für Parkplatz, das H an der Bushaltestelle steht für Haltestelle usw. Es gibt auch andere Wörter, wo sie weiss, dass sie mit einem bestimmten Buchstaben anfangen; oft ist es aber so, dass sie z.B. sagt: Nase fängt mit U an. (Es liegt keine Hör- oder Sprachfehler vor.) Wir sagen ihr dann, dass es dann „Uase“ heissen müsste (naja, blödes Beispiel, weil es ja fast richtig klingt).

Unsere Frage:
Wie könnte man ihr helfen, lesen zu lernen ? Sind Übungen aus der Grundschule hilfreich? (heutzutage beginnt man ja wohl mit Druckschrift, im Gegensatz zu uns „früher“, wo wir „schwangen und schrieben“- Eva, Uwe, Axel, Sabine und Tapp lassen grüssen :wink: )
Hängen Lesen lernen und Schreiben zusammen?

Vielen Dank für Hinweise,

  • und falls ich im falschen Brett gepostet habe, sagt mir, wo ich besser wäre-
    Kleiner König

Guten Morgen, Kleiner König!

Ich würde sie das Lesen nicht gezielt lehren.
Allenfalls die ersten Bilderbücher wieder auskramen, wo unter jedem Bild nur ein Wort steht und sie ermutigen, herauszufinden, was da steht.

Auch unsere Tochter hat von links nach rechts und von rechts nach links geschrieben, die Buchstaben waren auch oft in Spiegelschrift.
Das macht überhaupt nichts aus!!! Lass die Kleine experimentieren und Freude haben; mit dem Alter kommt auch die Reife. Wenn Du sie jetzt überforderst, wird sie die Freude am Lernen verlieren und Du fügst ihr damit einen großen Schaden zu.

Unsere Tochter fragt oft, welche Buchstaben man für ein
bestimmtes Wort braucht, z.B. Polizeiauto; das buchstabieren
wir ihr dann, z.B. „Pe-O-el-i-zet-e-i…“ - So kennt sie die
Buchstaben; aber vielleicht sollte man sagen:
Phh-O-lhh-I-Zhh-E-I-…?

Ja, die zweite Variante halte ich für besser, besonders auch im Hinblick auf das Lesen: „Ball“ soll ja nicht als „Be-a-ell-ell“ erarbeitet werden.

Es gibt auch andere
Wörter, wo sie weiss, dass sie mit einem bestimmten
Buchstaben anfangen; oft ist es aber so, dass sie z.B. sagt:
Nase fängt mit U an. (Es liegt keine Hör- oder Sprachfehler
vor.) Wir sagen ihr dann, dass es dann „Uase“ heissen müsste
(naja, blödes Beispiel, weil es ja fast richtig klingt).

Hier kannst Du mit einem Memory helfen: Nimm einige Kärtchen und lass sie alle jene Wörter heraussuchen, die einen bestimmten Laut beinhalten. Für Kinder dieses Alters ist es noch sehr schwierig zu unterscheiden, ob der Laut am Anfang, in der Mitte oder am Ende vorkommt. Egal. Wenn sie alle Kärtchen, wo ein „S“ vorkommt im Wort, herausgefunden hat, hat sie die Aufgabe richtig gelöst.

Du wirst selbst merken, wann sie nach mehr Herausforderung verlangt. Auch kannst Du selbst einmal vorsichtig die Schwierigkeit erhöhen und aufmerksam beobachten, wie sie reagiert. Nimmt sie die schwerere Aufgabenstellung an oder verliert sie den Spaß an diesem Spiel? Hier gilt es, sehr feinfühlig zu sein!!!

Fördere Deine Tochter, fordere sie, aber gib acht, sie niemals zu überfordern!

Hanna

Hallo Kleiner König,

Ich finde es toll, dass der ganz kleine König / die ganz kleine Königin schon lesen lernen will. Aber besteht dann nicht die Gefahr, dass das Kind sich dann in der ersten Klasse zu Tode langweilt?

Gruß
Manfred

Hallo Manfred,
wir haben nicht gewollt, dass sie sich mit 3 Jahren für Buchstaben interssiert, sie diese (oder überhaupt) schreiben wollte wie wir und nun Lesen lernen will.
Sollen wir sie mit 5 Jahren einschulen, oder sollen wir sie noch (mind.) 1 Jahr (selbst dann wäre sie noch ein Kann-Kind) vertrösten?
Stell Dir vor, Du möchtest ein neues Buch kaufen mit den neuesten Erkenntnissen zu Deinem Lieblingshobby und man sagt Dir, nein, das kannst/darfst Du noch nicht kaufen?

Das Problem, dass sie in der Grundschule evtl. schon lesen und/oder schreiben kann, werden wir dann kompensieren müssen, wie wissen wir auch noch nicht. Wir haben uns mit dem Thema (Höher-/Hochbegabung) etwas befasst und sehen so oder so Schwieriggkeiten. (Von Hochbegabung wollen wir persönlich eigentlich gar nicht reden).

Gruss,
K’König

.

Hallo Kleiner König,

zu Deiner Frage: Ich stimme da Hannah zu :smile:

Ansonsten: Zieh Dich warm an…

Einwände wie die von Manfred werden immer wieder kommen. Man steht in der heutigen Zeit, in der viele Eltern ihre Kinder auf Teufel komm raus fördern und durch’s Gymnasium schleusen wollen, sehr schnell in der Eislaufmutterecke, wenn das Kind von selbst so schnell ist - glaubt einem keiner.

Unsere älteste Tochter hat sich auch das Lesen selbst beigebracht. Unbewußt haben wir sie wohl gebremst, jedenfalls geschah das heimlich. Wir bemerkten es erst, als sie mit 5 Jahren fließend Bücher fremden Inhalts las (keine Bilderbücher, richtige Texte). Vorher dachten wir einfach, wenn sie z.B. ein Ortsschild „vorlas“, dass sie eben mitbekommen hätte, wohin wir fahren…

Im Rechnen verlief es ähnlich.

Sie wurde dann kurz nach der Einschulung direkt von der 1. in die 2. Klasse vorversetzt (die Lehrerin kam von selbst auf diese Idee), hatte dann aber eine Lehrerin, die uns heimliches Training vorwarf. Es war eine schwierige Zeit…

Du kannst und sollst Dein Kind nicht ausbremsen. Schule lass auf Dich zukommen, unsere 2. (getestet hochbegabte) Tochter langweilt sich zwar einerseits trotz vorzeitiger Einschulung, hat aber eine Lehrerin, die sie dann doch immer wieder zu begeistern weiß. Es bleibt spannend…

Viele Grüße,

Sylvia

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Hallo Sylvia!

unsere 2. (getestet hochbegabte) Tochter
langweilt sich zwar einerseits trotz vorzeitiger Einschulung,
hat aber eine Lehrerin, die sie dann doch immer wieder zu
begeistern weiß.

Die Lehrerin unserer ältesten Tochter (IQ 138) wollte damals (vor 14 Jahren) alle Kinder auf einen Level bringen - und stieß unweigerlich an ihre Grenzen. Die Eltern der schwachen Schüler wurden mit Förderprogrammen eingedeckt, die Eltern der herausragenden beschworen, ihre Kinder ja nicht zu fördern.

Heute sieht es anders aus: Ein Kernlehrstoff muss von ALLEN Schülern erlernt werden. Die Begabteren werden dann zusätzlich gefördert. So liegen beispielsweise stets Arbeitsblätter auf, falls ein Kind mit seinen Rechnungen fertig ist, sich langweilt und gerne noch mehr rechnen möchte …
Was habe ich in der ersten Klasse still sitzen müssen, bis auch der Letzte mit seinen Kritzeleien fertig war!!! *argh* *garnichtmehrzurückdenkenmag*

Vielleicht helfen Gespräche mit der Lehrerin, damit sich Dein Kind nicht langweilen muss …

Alles Gute für Dich und Deine Sprösslinge!

Hanna

Hallo K’König,
mein kurzes Posting sollte keine Kritik sein. Ich kann mich nur düster erinnern, dass ich mich in der Schule (Mathe, nicht Deutsch) reichlich gelangweil habe. Dabei war/bin ich sicher nicht hüperintellent :wink:

Gruß
m.

unsere 2. (getestet hochbegabte) Tochter
langweilt sich zwar einerseits trotz vorzeitiger Einschulung,
hat aber eine Lehrerin, die sie dann doch immer wieder zu
begeistern weiß.

Die Lehrerin unserer ältesten Tochter (IQ 138) wollte damals
(vor 14 Jahren) alle Kinder auf einen Level bringen - und
stieß unweigerlich an ihre Grenzen.

Da hier fast jeder ein hochbegabtes Kind zu haben scheint, stelle ich mir nun die Frage. Wann gilt denn ein Kind als hochbegabt? Reicht da ein ganz normaler Iq von 138 schon?

SAN

Erklärung:
Hallo,

Wann gilt denn ein Kind als
hochbegabt? Reicht da ein ganz normaler Iq von 138 schon?

als „hochbegabt“ gilt eine Person ab einem IQ von 130.
Ab etwa 120 spricht man von „überdurchschnittlich begabt“, ab 130 ist es dann „hochbegabt“.

(Hoch)Begabung kann man aber nicht messen wie die Körpergröße.
Ich würde es eher vergleichen mit der Weiten-Messung etwa beim Werfen:
wer z.B. mit einem bestimmten Ball 50 Meter werfen kann, wird nicht bei jedem von 5 nacheinander ausgeführten Würfen so weit kommen (während man bei 5 x am gleichen Tag Körpergröße messen immer auf die gleiche Größe kommt).
Beim IQ-Test gibt es also - genau wie beim Werfen - viele Einflussfaktoren.

Problem auch mit der Definition „ab einem IQ von 130 ist man hochbegabt“:
die Festlegung ist willkürlich. Warum 130 und nicht 125 oder 135?!
Bei z.B. einem IQ von 128 gilt ein Kind nicht als hochbegabt - und damit bekommt es unter Umständen nicht die Förderung, für die eine Hochbegabung (also IQ ab 130) vorgeschrieben ist.
Ist z.B. dann schwierig, wenn das Kind wegen ein oder zwei fehlenden IQ-Punkten nicht an einer für es geeigneten Schule aufgenommen wird…

Ich hoffe, damit ist einiges erklärt :smile:

Viele Grüße,
Nina
*selbst-hochbegabt*

Die Lehrerin unserer ältesten Tochter (IQ 138) wollte damals
(vor 14 Jahren) alle Kinder auf einen Level bringen - und
stieß unweigerlich an ihre Grenzen.

Da hier fast jeder ein hochbegabtes Kind zu haben scheint,
stelle ich mir nun die Frage. Wann gilt denn ein Kind als
hochbegabt? Reicht da ein ganz normaler Iq von 138 schon?

Hallo SAN,

nie habe ich behauptet, ein hochbegabtes Kind zu haben.
Ich selbst kenne die Definition für Hochbegabung nicht, deshalb verwende ich diesen Begriff nicht.

Aber ich denke nicht, dass es hier darum geht, zu streiten „Ich habe ein hochbegabtes Kind!“ - „Nein, Dein Kind ist nicht hochbegabt!“ sondern eher darum, die Kinder adäquat zu fördern, um ihnen die bestmöglichen Chancen für ihr Leben zu geben: Sie sollen ihre Möglichkeiten im Rahmen unseres Schulsystems voll ausschöpfen können.

Hanna

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ooops …
Zu lang getrödelt (weil ferngesehen *g*) beim Artikel-Schreiben, inzwischen hat Nina die Definition geliefert.

Da es bei uns in Ö keine Vorschriften über die Förderung von Hochbegabten gibt, stellte sich für uns nie die Notwendigkeit, herauszufinden, ob unser Kind in besagte Gruppe fällt.

Hanna

Hi König,

erst einmal - fördert Euer Kind so gut Ihr (nämlich Ihr selbst) könnt! Das ist doch gar keine Frage.

Dann: Gibt es bei Euch ein Montessori-Kinderhaus und eine Montessorischule? Die gehen auf die individuellen Begabungen eines Kindes ein. Man muss sich jede Schule ganz genau ansehen, aber das ist es wert.

Cheers, Felix

So, kleiner König, jetzt muss ich auch noch mal meinen Senf dazugeben. Es ist eben einfach so, dass manche Kinder von selbst anfangen zu lesen, etc. Um mögliche Probleme bei der Einschulung würd ich mir an eurer Stelle jedenfalls keine Sorgen machen. Inzwischen nimmt es fast jede Grundschullehrerin als gegeben hin, dass innerhalb einer Klasse Leistungsunterschiede von oft über einem Jahr vorliegen. Differenzierung heißt da das Zauberwort, einfach ausgedrückt: alle sollen eine gemeinsame Basis erreichen aber wer mehr will/kann, kriegt eben mehr „Futter“.
Meine persönliche Meinung ist, dass man ein Kind in seinen Interessen fördern und nicht behindern sollte.
Lesen und Schreiben hängen übrigens durchaus eng zusammen. Nicht umsonst gibt es Programme wie „Lesen durch Schreiben“ oder ähnliches. Ich würde euch aber auch empfehlen, die Buchstaben als Laute anzusprechen. (Nicht Ha, sondern h, nicht eS, sondern s.) Viele Kinder haben sonst beim Zusammenschleifen große Probleme, wenn sich das einmal so im Kopf festgesetzt hat. Denn was ist z.B: eine „Enaese“?) Auch die Anlauttabellen, die evtl. in der Schule angeboten werden, gehen vom Laut, nicht vom Buchstaben aus.
So, dann verabschiede ich mich mit untertänigsten Grüßen :wink:
Saskia

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Hallo Nina,

Hallo,

Wann gilt denn ein Kind als
hochbegabt? Reicht da ein ganz normaler Iq von 138 schon?

als „hochbegabt“ gilt eine Person ab einem IQ von 130.
Ab etwa 120 spricht man von „überdurchschnittlich begabt“, ab
130 ist es dann „hochbegabt“.

ich habe das ähnlich gelesen, wobei bei Deinen Angaben die Spanne von + bzw. -5IQ-Punkten enthalten ist. Dies ist wichtig: Man kalkuliert noch eine Tolernaz (durch Fehler, siehe unten) ein. Meines Wissen beginnt die Hochbegabung bei 125 ±5. Wer mit Tolernaz nicht hochbegabt ist, ist halt höher begabt. Irgendwo muss man ja (statistisch) Grenzen setzen.

(Hoch)Begabung kann man aber nicht messen wie die Körpergröße.
Ich würde es eher vergleichen mit der Weiten-Messung etwa beim
Werfen:

Diesen Vergleich finde ich nicht gut, denn Intelligent hat man oder nicht, sie ist relativ konstant; Probleme bereitet evtl. die Testsituation (Aufregung, ungewohnte Umgebung, unsympathischer Tester usw.), was den IQ verfälschen kann (und das absichtlich falsch machen…), die zu einer fehleinschätzung führen kann.

Ist z.B. dann schwierig, wenn das Kind wegen ein oder zwei
fehlenden IQ-Punkten nicht an einer für es geeigneten Schule
aufgenommen wird…

Siehe oben, - das ist dann dumm-- :wink:)

Obige Toleranzen usw. habe ich mir nur angelesen-- man weiss ja nicht, was sich so entwickelt…

Gruss,
K’König

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