Aus der Praxis…
Moin René,
es haben sich in Grundschulen verschiedene Methoden des Leselernprozess entwickelt.
In Kürze:
- Lautsynthese
- Ganzwortmethode
- Lesen durch Schreiben (vom Schweizer Jürgen Reichen).
Im Einzelnen:
Lautsynthese
Die Kinder lernen jeden einzelnen Buchstaben - korrekterweise ‚Laut‘ - für sich. Wichtig ist, dass die Kinder die Buchstaben als Laut bzw. Phonem aussprechen: Beim Buchstaben ‚g‘ also nicht [ge] sondern /g/ (hört sich dann manchmal wie ‚gö‘, wobei das ‚ö‘ fast schon stimmlos ist). Wenn die Kinder schon einige Laute beherrschen, kann man mit Silbenkombinationen arbeiten: da - de - di - do - du; ma - me - mi - mo - mu etc…
Ziel ist das ‚Zusammenschleifen‘ der Buchstaben zu ganzen Wörtern. Beispiel: ‚Dose‘ aus ‚/d/-/o/-/s/-/e/‘ (Lautieren) wird über ‚Do-se‘ (Zusammenschleifen von Buchstabenkombinationen) das Wort ‚Dose‘ (Synthetisieren).
_ Weiterführende Links: _
http://www.rechtschreib-werkstatt.de/rsl/les/anfang/…
http://de.wikipedia.org/wiki/Phonem
Ganzwortmethode
Über ausgewählte, sogenannte ‚lautgetreue‘ Wörter, können die Kinder auch lesen lernen. Dabei werden aber nicht die einzelnen Laute zusammengeschliffen, sondern auseinandergenommen (Analyse). Die Kinder lernen ein ‚Wortbild‘. Für diese Methode nimmt man einfache Nomen. Im Laufe des Schuljahres kommen mehr und mehr Wörter hinzu. Dabei erkennen dann die Schülerinnen und Schüler bekannte und neue Buchstaben.
Auch bei dieser Methode ist es wichtig, dass die Kinder die Laute und nicht die Buchstaben lernen (s. Dose-Beispiel).
_ Weiterführende Links: _
Buchempfehlung zur ‚Ganzwortmethode‘: Hiltraud Prem ‚Eine vergnügte Ballonfahrt ins Leseland.‘ (Damit habe ich auch schon erfolgreich gearbeitet).
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3924322201/qid…
Ein weiteres Buch von Hiltraud Prem
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3896044036/qid…
J.Reichen: Lesen durch Schreiben
Mit dieser Methode habe ich noch nicht gearbeitet, kann also auch nicht viel darüber sagen.
_ Weiterführende Links: _
http://www.amazon.de/exec/obidos/search-handle-url/i…
http://spzwww.uni-muenster.de/~griesha/eps/els/reich…
http://marvin.sn.schule.de/~am_sand/lesen_durch_schr…
Allgemein
Bei allen Methoden steht den Kindern eine sogenannte ‚Anlauttabelle‘ als Hilfsmittel zur Verfügung. Jeder Laut ist einem ‚Anlautbild‘ zugeordnet. Beispiel: Laut /M/ - Anlautbild ‚Maus‘. Der Sinn dahinter ist, dass der Laut ‚lebendig‘ bzw. anschaulich wird. Die Kinder können sich unter dem jeweiligen Laut etwas Konkretes vorstellen.
Beispiele für Anlauttabellen:
J. Reichen ‚Lesen durch Schreiben‘
http://www.artep.net/anlauttabelle/
http://www.salomon.cidsnet.de/Kubim/9110.html
Ein PDF-Dokument zum ‚Leselernprozess‘, dass ich für die Eltern verteilt habe:
http://www.volksschulbildung.ch/pages/infopool/Lehrp…
Es ‚googelt‘:
http://images.google.ch/images?q=Anlauttabelle&hl=de…
Kinder kommen mit den unterschiedlichsten Lesevoraussetzungen in die Schule. Das hängt von vielen Faktoren ab: ältere Geschwister; besondere Förderung im Elternhaus, Kindergarten; geringe Förderung daheim. In meiner kurzen Karriere als Lehrer habe ich schon Lesevoraussetzungen erlebt von ‚kann schon fliessend lesen‘ bis ‚kennt noch keinen einzigen Buchstaben, ausser die von seinem Namen‘. Mit diesen Voraussetzungen müssen wir Lehrer rechnen und arbeiten. Zauberwort ‚Kinder dort abholen, wo sie stehen.‘
Es gibt Schüler, die spricht eher die Anlauttabelle an, andere brauchen sie nach einer Weile nicht mehr.
Hoffe, dir einen kleinen Ein-, Überblick-, Durchblick gegeben zu haben.
Gruss aus 660 km Entfernung (gen Süden).
Matthias