Lesung - was kann man dem Publikum zumuten?

Hallo, ich wieder!
Hat jemand Erfahrung mit der wahrscheinlichen Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörerschaft bei einer Lesung? Ungefähr 30 Minuten für eine Geschichte? Zu lang? Ich versuche grade, das Programm für ca. zwei Stunden (mit Pause) zusammenzustellen, aber alles, was ich heraussuche, selbst wenn ich kürze, ist immer noch zu lang … Es soll ja nicht nur eine Geschichte sein, sondern die Vielfalt des Übersetzerberufs dokumentieren. Ein Potpourri aus ganz vielen Schnippseln ist für das Publikum auch eher anstrengend, zumal man aus relativ dicken, relativ komplizierten Romanen ganz schlecht etwas Charakteristisches herauspräparieren kann, das für die Zuhörer trotzdem noch einen Sinn ergibt.

Gruß,
Eva

Oh, kommst du jetzt nach Osnabrück?
Ich glaube, die Dauer hat auch viel damit zu tun, unter welcher Prämisse die Veranstaltung vermarktet wird. Du machst ja viel Fantasy, und hier wird das Publikum anders drauf sein, als wenn du alte englische Gedichte vorträgst.
Wie „füllst“ du denn die 30 Minuten? „Nur“ vorlesen oder auch (gern lustige) Einflechtungen, wie du dazu gekommen bist, das gerade soo zu übersetzen.
Wenn du drei Mal 30 Minuten vorliest, sind das 1,5 Stunden und ich glaube, das ist für dich und auch das Publikum mehr als genug.
Um dich und dein Reportoire kennenzulernen, fände ich es sehr hübsch, wenn du ca. 20 Minuten etwas vorliest, das du im Vorfeld ein bisschen beschreibst, welche Herausforderungen es waren, wie unterschiedlich Schriftsteller ticken etc., einfach ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern.
Das sind meine Überlegungen. Mal sehen, wie es andere sehen.

Soon

Inzwischen habe ich eine Art roten Faden gefunden und werde es so ähnlich machen, wie Du vorschlägst. Die erste Hälfte mit dem Inhalt des Nähkästchens, in der zweiten werde ich vermutlich einen Handlungsstrang aus einem sprachlich besonders schwierigen Roman herausnehmen und von Erklärungen unterbrochen vorlesen.
Nach über 40 Jahren in dem Gewerbe ist die Auswahl groß😳
Danke und Gruß,
Eva

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Osnabrück?

Yep :smiley: Am 26., Unikeller, 20 Uhr​:wink:

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Ich bin da! Ich freue mich so auf dich! Ich erwarte VIP- Karten :stuck_out_tongue_winking_eye:

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Metapher.
Gestern hast du danach gefragt, und sie hat geantwortet.
So viel, was und wie du hier inzwischen geschrieben und gefragt hast, hast du einen sehr spannenden Beruf, den du ausfüllst und der dich ausfüllt.

Es geht also nicht darum, was dem Publikum zumutbar ist, sondern es ihm schmackhaft zu machen. Ob es nun ein einzelnes Wort ist, das übersetzt viele Bedeutungen haben kann, oder eine Metapher, die wie ein Wort auch aus einem historischen, technischen, ökonomischen, politischen oder sonstigen Zusammenhang heraus zu interpretieren ist (jeder Leser eines Originals oder einer Übersetzung erstellt sich übrigens stets sein eigenes Bild aus seinen ihm bekannten Zusammenhänge, man schaut einen Film ein zweites Mal und sieht ihn einfach anders).

Kurzweilig muss es sein, ein Beispiel zu deinen Recherchen (wie hier), ein Beispiel, an welchem du heute noch hinsichtlich deiner Übersetzung zweifelst, und dann noch ein aus deiner Sicht gelungenes Beispiel gelungener Übersetzung.

Zwei Stunden mit Pause sind dann wenig, sehr wenig.
Könnte sogar mir gefallen.

awM

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Asimov!!! Einer meiner Lieblingsschriftsteller und mittlerweile wieder brandaktuell.

Hallo Eva,

die reine Aufmerksamkeitsspanne liegt bei 7 Minuten. Es gibt Lesungsformate, die danach strukturiert sind. Also solltest du alle 7 Minuten einen kleinen Höhepunkt (oder Cliffhanger, je nachdem) einbauen.

Hast du vor Ort ein Mikrofon? Probiere unbedingt vorher aus, wie du damit klingst.

Meine Kurzgeschichten sind meist um die 20 Minuten lang, nach 40 - 45 Minuten ist ein Päuschen. (Vor der Pause nichts langatmiges lesen! Aber eigentlich sollte man nie etwas langatmiges lesen!) Insgesamt dauert so eine Lesung meist 1 1/2 Stunden, max. 2 Stunden.

Wichtig ist natürlich die Auswahl der Geschichten. Wenn es nicht gerade Fachpublikum ist, empfiehlt sich immer Heiteres, Anekdotenhaftes, Pleiten, Pech & Pannen. Sehr interessant ist für die meisten auch, wie das Werk/die Übersetzung zustande kam. Am Ende sollen die Zuhörer mit einem Lächeln auf den Lippen entlassen werden. (Sorry, ich predige ;))

Viel Erfolg!
Ann da Cava, die auch gern dabei wäre

Ist auch dabei😊

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Ich komme zwar aus einem ganz anderen Metier, muss aber auch Aufmerksamkeit aufrecht erhalten. Nach 5 - 8 Min. kommt ein kurzer anderer Siinneseindruck, der zum Thema psst „dazwischen“:
Eine andre Person in Theaterverkleidung, de nur kommt, eine Knicks oder Diener macht, und dann wieder wortlos verschwindet.
Ein an die Wand geworfenes Bild.
Ein kurzes Stück einer bekannten Melodie aus Lautsprecher.
Jemand, der kurz im Hintergrund tanzend vorbeihuscht.
Ein Pistolenknall.
Jemand, der geigt.
Alles nur kurz.
LG
Amokoma1