Die Schweiz hat dem Beitritt zum Schengener Raum zugestimmt - ein hoffnungsvoller Lichtblick für die europäische Idee, und das zum rechten Zeitpunkt. Von den irrationalen Beweggründen, die französische und niederländische Bürger zur Ablehnung der europäischen Verfassung getrieben haben mögen, ließen sich die Schweizer glücklicherweise nicht anstecken. Die Idee vom neutralen, autonomen Nationalstaat war einmal eine fortschrittliche - vor 100 oder 200 Jahren. Diese Zeiten sind vorbei, und auch die so vorsichtigen Schweizer haben es verstanden. Die Zukunft gehört einem vereinten Europa, in dem die einzelnen Regionen ihre Identität keineswegs einbüßen müssen. Die derzeitige Krise und Verdrossenheit wird Europa rasch durchstehen. Trotz- und Denkzettelwahlen können dem europäischen Gedanken nicht schaden, ihn schlimmstenfalls vorübergehend bremsen.
Wir leben seit 60 Jahren in Frieden und Freiheit - ein langer Zeitraum, bedenkt man die Ereignisse insbesondere des 20. Jahrhunderts. Aus der Katastrophe der Weltkriege heraus haben sich europäische Staaten auf den Weg zu einer Union begeben, deren oberste Ziele Frieden und Freiheit in Demokratie sind. Die Schweiz hat einen ersten wichtigen Schritt getan, nicht nur aus dem Bewusstsein heraus, als „Inselstaat“ immer weniger Mitgestaltungsmöglichkeiten im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenleben der europäischen Völker zu haben, sondern auch, weil die Schweizer sich offensichtlich Europa verbunden und verpflichtet fühlen. Hoffen wir, dass sie ein Vorbild für die Bürger jener Staaten sind, in denen noch Referenden zur EU-Verfassung abzuhalten sind.