Liederlich

Hallo,

ich erinnere mich an die Oma-Weisheit „Ein wenig Großzügigkeit ist gut; zuviel ist liederlich“.
„Liederlich“ ordne ich ähnlich wie „schlampig, unordentlich, unsauber“ ein. Ist das richtig? Irgendwie passt das Wort doch nicht zum Sinn des Spruches ,oder?
Gruß
rakete

Hallo!

Liederlich ist hier als moratisch fragwüdig gemeint. Ein liederliches Frauenzimmer ist eine „Schlampe“ oder ein „Flittchen“.

Schöne Grüße!

Doch Vers ist so richtig und funktioniert auch in der Praxis.

Hallo!
Das glaube ich nicht. „Liederlich“ in diesem Zusammenhang bedeutet, „zu viel des Guten“. Man muss auch in der Großzügigkeit Grenzen setzen, sonst schadet man sich selbst. „Leichtfertig“ trifft es vielleicht.
Gruß,
Eva

Hallo Eva,

hiermit

liegst Du mE falsch. „Liederlich“ hat grundsätzlich eine moralisch (ab-)wertende Bedeutung Und aufgrund der im Duden beschriebenen Wortbedeutungen
https://www.duden.de/rechtschreibung/liederlich
passt hier nur die Bedeutung des Verwerflichen bzw. Ausschweifenden.

&Tschüß
Wolfgang

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liederlich Adj. ‘unordentlich, leichtfertig, ausschweifend’, spätmhd. liederlich ‘leicht und zierlich in Wuchs und Bewegung’, frühnhd. ‘leicht, geringfügig, unwichtig’ (15. Jh.), ‘leichtfertig, ausschweifend’ (16. Jh.), etymologisierend (z. B. von Stieler) fälschlich mit Luder verbunden und oft lüderlich geschrieben; mnd. līderlīk ‘tragbar, annehmbar’, aengl. lȳþerlic ‘schlecht, gemein’, … https://www.dwds.de/wb/liederlich

Leichtfertig eben. Ich würde ein Zuviel an Großzügigkeit nicht gleich mit so harten Vokabeln abstrafen :innocent:
Gruß,
Eva
PS „Verantwortungslos“ gegenüber sich selbst, vielleicht.

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Was soll denn diese sinnbefreite Antwort?
Es geht doch nicht darum, ob der Vers (?) „funktioniert“, sondern wie das Wort „liederlich“ im Kontext zu verstehen ist.

Grüße
Siboniwe

PS: Funktionieren ist sowieso der falsche Ausdruck im Zusammenhang. Ansonsten gilt, was bei solchen Weisheiten immer gilt: es mag was Wahres dran sein, aber Allgemeingültigkeit haben diese Art Aussagen / Sprichwörter / Bauernregeln etc. nicht.

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Der Duden gibt folgende Bedeutung an:

„moralisch verwerflich; ausschweifend“

Großzügig ist meines Erachtens falsch, freizügig vielleicht, im Sinne knapper, sexuell aufreizender Bekleidung o.ä.

Hi Rakete,

ich denke, das ist nur eine Weisheit/Spruch deiner Oma. Auch Google kenne keinen ähnlichen Spruch. Und inhaltlich passt es auch nicht wirklich (außer, es bezieht sich evtl. auf körperliche Nähe zum anderen Geschlecht :wink: )

Viele Grüße
Karin

Hallo,

der Spruch heißt „Allzu gut ist liederlich“.

In dieser Form wird er in zahlreichen Sprüchesammlungen auch um die 1800/1900-Wende gelistet.

In Carl Simrock: Die Deutschen Volksbücher, Franfurt, 1846
wird der Spruch als „Allzugut ist lüderlich“ gelistet (→ Spruch 4098)

Das deutet darauf hin, daß „liederlich“ zu dieser Zeit nicht mehr nur in der ursprünglichen Bedeutung „sorglos, leichtsinnig“ usw. verstanden war, wie es wohl eigentlich gemeint war (siehe Grimm DWB unter → „liederlich“ Punkt 4.) , sondern in der fälschlich von „luderlich“ = „schlampig, verwerflich“ (luder, lotter u.ä.) abgeleiteten Bedeutung (siehe „liederlich“ Punkt 5 und dann Punkt 6). In dieser Bedeutung ist der Sinn dieses Spruches natürlich nicht mehr wiederzuerkennen.

Gruß
Metapher

Hallo,

wenn es um ältere Texte geht (wie z. B. Sprichwörter, Lebensweisheiten), ist der Duden nicht unbedingt die hilfreichste Informationsquelle:
Viele Wörter haben einen Bedeutungswandel erfahren (z. B. Bedeutungsverengung/-erweiterung) - der Duden beschreibt aber nur den aktuellen Sprachgebrauch, sodass manche der dort aufgeführten Definitionen für ältere Texte nicht zutreffen.
(Hier z. B. ist für „liederlich“ u. a. auch „verschwenderisch“ angegeben.)

Gruß
Kreszenz

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Welcher Vers?

Einer von diesen vielleicht?

Dummheit

Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt’ ich noch für keinen Mann:
Doch wer die Dummheit ausstudiert, den seh ich für was Rechtes an!
Der Weisen Tun errät man leicht: man sieht da noch wann, wie, warum;
Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.
Der Dummheit Weg ist wunderbar; niemals erkennet man den Grund,
Und fänd’ ihn einer richtig aus, so tät er aller Funde Fund!
Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt Heere stärkstes an;
Ich glaube, dass sie nie ein Held bekämpfen und besiegen kann.

August Kopisch

In diesem Sinne

MM

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Tja, es ist einfach so. Während Metapher in diesem und einigen anderen Fachgebieten in der Champions league spielt, strampeln wir anderen uns zwischen 2. Bundesliga und Kreisklasse ab…
Nicht beleidigt sein!
Karl