Moin,
Also es wird bei uns nicht zwischen Audit und Assessment
unterschieden bzw. werden in der Lieferantenauswahl keine
Assessments durchgeführt!
Das kann jede Firma natürlich so machen, wie sie möchte.
Bei einer Diplomarbeit halte ich das für unabdingbar, so etwas
eingangs zu definieren und auf was man sich da bezieht. (Deine
Definition von Audit ist übrigens keine - das geht mehr in
Richtung Wertung und praktischer Einsatz).
Ich unterscheide für mich selber aber mittlerweile die Begrifflichkeiten und dass es in der DA definiert wird usw. ist auch selbstverständlich, da auch nötig! Bin ja auch gerade dabei mich ein wenig mit SCAMPI vertraut zu machen!
Problem in dieser
Hinsicht ist, dass die Lieferantenaudits meist nach Abschluss
der Verträge mit den Lieferanten durchgeführt werden, was die
Sinnhaftigkeit eines Lieferantenaudits wieder in Frage stellt!
Teils, teils - das hängt davon ab, was du unter Audit
verstehst
(besser ich reite drauf rum, als dein Prof .
Ich kann natürlich auch überprüfen, wie sich der Lieferant
während der Auftragsdurchführung verhält.
Hemdsärmeliges Bsp.: Ich kann ein Auto vor Projektbeginn
technisch einmal (punktuell) überprüfen, und feststellen, dass
es ok ist (TÜV). Ich kann aber auch während der
Projektdurchführung prüfen, ob das Auto technisch weiterhin ok
ist, alle Wartungen durchgeführt werden und alles getan wird,
dass das Auto auch nachhaltig fährt (Inspektionen).
Was habe ich davon, wenn einer ein Audit nach ISO xyz besteht
und nächste Woche alles wieder über Bord wirft?
Die Lieferanten werden bei uns in mehreren Schritten bewertet, wird aber fälschlicherweise als Qualifizierung betitelt bei uns.
Zuerst werden Lieferanten nach den Produktspezifika ausgewählt, wo es bereits das erste mal Probleme gibt, da diese oft nicht ausreichend definiert sind! ->Schnittstellenproblematik R&D.
Dann werden den möglichen Lieferanten Checklisten zugeschickt, welche es gilt auszufüllen, damit sich unser Einkauf und unsere Qualität ein erstes Bild machen kann! Wenn alle notwendigen Daten vorliegen gibt es eine Entscheidung, da spielt das Angebot natürlich auch ordentlich mit.
Nach der Entscheidung wird ein Vertrag aufgesetzt und erst anschließend gibt es ein Audit beim Lieferanten, je nachdem ob er Neulieferant ist oder nicht werden natürlich unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Bei Neulieferanten gehts halt in Richtung QM und ein wenig Prozess, je nachdem wie kritisch das Teil ist, und bei bestehenden Lieferanten wird auf die aufgetretenen Probleme eingegangen.
Weiters wird der Lieferante monatlich durch den Einkauf mit den Daten aus dem WEK bewertet, also Liefertreue, Termintreue, Reklamationen… Wenn es Probleme gibt, wird der Lieferant aufgefordert eine 3 Punkt Report abzuliefern, um ihm ein wenig auf die Schliche zu kommen, woran die Probleme liegen können. Diese werden aber meines Wissens nicht wirklich gemonitort, sondern stellen eher immer nur eine punktuelle Überprüfunge bzw. Nachforschung dar.
Diese daten existieren also im Haus, nur müssen diese auch im Zuge meiner DA harmonisiert und vor allem auch genutzt werden. Um die nötigen Entscheidungskriterien zu erstellen, damit entscheidungen auch schlagkräftig untermauert werden können! Was derzeit eher so mehr aus dem Bauch heraus geschieht!
Die Problematik mit dem Zeitpunkt der Lieferantenaudits, vor allem bei Neulieferanten, ist in meinen Augen die, dass ich den Lieferanten, wenn es die Kriterien als sinnvoll erachten, wo natürlich auch die ERfahrungswerte hinzukommen, vor dem Vertragsabschluss auditier, denn dann habe ich auch noch die Möglichkeit auf andere Lieferanten um zu switchen. Wenn es aber nachher passiert und es kommt raus, dass doch einiges nicht passt, bin ich als Unternehmung quasi gezwungen den Lieferanten aufzubauen und zu entwickeln oder ihm zumindest Druck zu machen, was wieder Stress und zusätzliche Kosten für mich bedeutet. Ich für meinen Teil investiere lieber etwas mehr Zeit und Geld am Anfang, bevor ich eine entscheidung treffe, als nachher dann blöd da zu stehen und erst Geld und Zeit investieren muss. Natürlich kann ich Probleme nicht 100% ausschließen, aber ich kann mir selbst ein besseres Bild verschaffen und vor allem auch ein wenig mehr sicherheit!
Es wird zwischen internen und externen Lieferanten insofern
unterschieden, als dass die externen reiner Bestandteil des
Lieferantenauditsystems sein werden, intern gesehen macht es
fast keinen Sinn, da wir im Haus nicht wirklich selber
fertigen, was mich zu den Zulieferern bringt!
Das kann ich jetzt nicht bewerten - Zulieferer kann auch sein,
wer eine Service-Leistung inhouse erbringt.
Es ist ein häufiger Irrglaube, dass nur Angrapschbares
geliefert wird.
Diesem Irrglauben sitzen wir nichr auf, keine sorge! Auch Dienstleister oder Lohnbeisteller werden auditiert und bewertet!
Intern gesehen, ist das dann die Aufgabe unserer QM Systems Abteilung, welche für die internen Audits und damit auch für die internen Zulieferer zuständig ist! Was aber ein guter Punkt ist, ich denke da muss auch zumindest ein Informationsfluss entstehen! Danke für die Idee!
Was Projekte angeht, halte ich CMMI und ISO 15504 („SPiCE“) …
Sorry, den fetten Satz verstehe ich nicht ganz! Diese können
aber auch nur zu effektive Prozessen führen? Das wär ja sehr
positiv
Bsp. du benötigst einen Bleistift und beantragst diesen gemäss
Prozess. Der Prozess wird von allen befolgt und kontrolliert
durchgeführt. Ein Jahr später bekommst du den Bleistift
geliefert = effektiver Prozess, da er arbeitet, wie definiert.
Effektiv ist positiv, aber ohne Effizienz kann das zur
Vorhölle werden.
Noch vergessen: es gibt ein CMMI for Acquisitions, CMMI-ACQ
(noch preliminary, aber verfügbar) und downloadable.
OK, danke jetzt verstehe ich, was du meinst! Es besteht bei diesen Modellen quasi die Gefahr, dass man das ganze System zu sehr aufbläst! Das will ich natürlich verhindern und die ganze Sache so schlank und vor allem lebbar wie möglich zu gestalten!
Wichtig ist vor allem, zwischen effektiven und effizienten
Audit-Prozessen zu unterscheiden - das ist definitiv nicht
deckungsgleich (Ziel sollte ja beides sein)
Das ist mir natürlich klar! Mir würde effektiv schon reichen,
die effizienz kann man auch nachher noch steigern!
Meine Meinung: ein typischer Irrglaube - die Betroffenen
steigen bei Prozessen, mit denen man nicht zügig arbeiten
kann, aus.
Dann ist das nur noch ein Schattenprozess. Weiterer negativer
Effekt: die Betroffenen halten Prozesse irgendwann
grundsätzlich für blödsinnigen Theoriekram.
Versuche ich zu verhindern!
Hast du zufällig Vorschläge für geeignete Literatur? Bücher zu
dem Thema, oder aber vor allem auch Fachzeitschriften?
Ich habe leider derzeit keinen Tipp, der DA-gerecht ist -
thematisch würde ich nach QM (Quality management) vor allem
suchen.
Dein Risiko wird sein, sich zu verzetteln. Grundsätzlich bin
ich mehr ein Fan von englischsprachiger Literatur, da diese
meist mehr zum Punkt kommt.
Zu dem Thema gibt ea nach meiner Meinung nach recht wenig
brauchbares (ich bin da in einer ähnlichen Situation)
Also englische Literaturempfehlungen würde ich natürlich auch gerne entgegen nehmen! Diese sprachliche Barriere besteht bei mir nicht! Und vor allem hast du recht, was das umschreiben im Deutschen betrifft! englisch ist da meist viel präziser!
LG und vor allem ein schönes Wochenende!