Literarischer Fachausdruck gesucht

Hallo zusammen.

Es gibt bei vielen Texten Zitate, die dem Haupttext vorangestellt werden, meistens mit Nennung des Urhebers. In der Regel erscheinen sie kleiner gedruckt als der Haupttext. Der Zweck liegt wohl darin, auf unterhaltsame oder gelehrte Weise eine Pointe des Haupttextes schon zu Beginn sichtbar zu machen.

Was ich NICHT meine, ist das MOTTO, also ein dem Haupttext vorangestellter Aphorismus oder ähnliches, der eine Weisheit ausdrückt, z.B. ein Schopenhauer-Zitat.

Beispiel: Der Haupttext analysiert einen Philosophen in kritischer Absicht und der vorangestellte Text zitiert eine Interview-Passage, die den Philosophen durch eine entlarvende autobiografische Aussage unfreiwillig in ein lächerliches Licht rückt.

Gibt es also einen literaturwissenschaftlichen Fachausdruck für einen vorangestellten Mini-Text unabhängig von seinem Inhalt?

Danke im Voraus.

Du beziehst dich mutmaßlich auf Publikationen wie Aufsätze, Essays oder Rezensionen o. ä. Was du möglicherweise meinst, wäre ein → Untertitel oder eine Zwischenüberschrift.

Insbesondere bei Rezensionen ist es nicht unüblich dem eigenen Text ein charakteristisches Zitat des rezensierten Autors voranzustellen. Aber auch wenn du meinst, das nicht zu meinen: Auch das ist dann ein Motto

Gruß
Metapher

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Mögliicherweise fällt es doch unter Motto, was ich meine.

Das ist das Zitat (von mir aus dem Englischen übersetzt), den ich einem Essay voranstellen will, in dem es u.a. über Judith Butler geht:

Interviewer: Das bringt uns zur Frage der Heterosexualität.
Judith Butler: Ich weiß nicht viel über Heterosexualität!
Interviewer: Keine Sorge, die Frage ist nur theoretisch.

Könnte man das technisch als Motto bezeichnen?

Meiner Meinung nach nein.


@Metapher meinte sicherlich die zweite Bedeutung:

Satz mit einer bestimmten zusammenfassenden Aussage, der einem Buch, Kapitel o. Ä. zur Kennzeichnung des Inhalts oder der Absicht, die der Verfasser verfolgt, vorangestellt wird

aber was du da hast ist ein Auszug aus einem Interview. Die Aussage von Judith Butler wäre ein Motto, wenn das ungefähr den Inhalt des Interviews zusammenfasst. Ansonsten wäre das einfach nur ein Zitat.

Warum muss das „Kind“ unbedingt einen Namen haben?

In wissenschaftlichen Veröffentlichungen gibt es das „Abstract“, eine Zusammenfassung des Warum, Wie, Was und Welches Ergebnis.

Bei anderen Werken kann es ein Vorwort geben, das auch gerne mal von einem Gastautor geschrieben wird, der dem eigentlichen Text auf diese Weise Gewicht erteilt.

Eine deutlich längere Form des Vorwortes ist die Einleitung. Darin schildert der Autor gerne mal, was die Beweggründe waren, das Werk zu verfassen, oder wie es entstanden ist.

Sowas habe ich noch nie gelesen. Wenn ich sowas unterbringen müsste, würde ich es im Vorwort oder der Einleitung tun.