im nächsten Schuljahr habe ich die Oberstufenklasse der zweijährigen Berufsfachschule -Wirtschaft-. Nach diesem Schuljahr bekommen einige der HauptschülerInnen den Realschulabschluss, wenn die Leistungen stimmen.
Für diese Klasse suche ich noch ein pädaogisch und thematisch anspruchsvolles Buch. Im letzten Jahr habe ich „Die Welle“ gelesen und das ist sehr gut angekommen. Da ich der Lektüre jedoch überdrüssig bin, weil sie schon häufig eingesetzt wurde, bitte ich um Vorschläge für ein anderes Buch.
Es ist zwar ein Comic, aber ich denke er bietet ne Menge Gesprächsstoff und Ansätze zur Interpretation. Außerdem kann man so evtl. auch leseunwillige Schüler mal dazu bringen ein Buch in die Hand zu nehmen. Comic ist ja immer „einfach“. Es erzählt, wie der Autor (Spiegelmann selbst) dieses Comic über die Lebensgeschichte seines Vaters schreibt, der Auschwitz überlebt hat. Er interviewt seinen Vater (als Rahmenhandlung) und in den Rückblenden sieht man dann wie es dem Vater (einem polnischen Juden) ergangen ist.
Interessant ist z.B. dass Spiegelmann keine Menschen als Akteure hat, sondern Tiere für einzelne Bevölkerungsgruppen verwendet. Die polnischen Juden sind Mäuse (daher der Titel), die Deutschen Katzen, die Polen Schweine, die Amerikaner Hunde usw. Ich denke die eingesetzte Symbolik lässt da einiges an Interpretation zu. Sehr interessant fand ich auch die Rahmenhandlung, wo es um Arts Probleme mit seinem Vater und seinen Schuldgefühlen ihm gegenüber ging.
Das ganze erscheint in 2 Bänden. Der erste Band erzählt, wie der Nationalsozialismus langsam in Polen Einzug hält und der zweite von den Erlebnissen in Auschwitz und danach.
Mir hat in meiner Realschulzeit das Buch „Schöne neue Welt“ von Huxley gut gefallen und zum Denken angeregt. Das Thema ist heute doch wieder sehr aktuell.
Hallo numbat!
Anspruchsvoll sind die Bücher von Schätzing aus meiner Sicht, ob sie pädagogisch sinnvoll in Deiner Vorstellung sind kann ich nicht beurteilen.
„Der Schwarm“ setzt sich mit der Evolution und dem „Menschen als intelligent(est)e Rasse mit Alleinstellungsmerkmal“ (meine Formulierung *grins*) auseinander. Es ist z.T. langatmig, jedoch überaus spannend und humorvoll geschrieben. Und es greift diverse Umwelt-, Soziologie- sowie Psychologie-Thematiken auf.
MfG, Jogi
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„Die Welle“ ist mir (IIRC) zum ersten mal in der 8. Klasse untergekommen - ist das für eine Oerstufenklasse nicht etwas lahm?
Meine Favoriten aus der Schulzeit, unsortiert von 9.-13. Klasse (einige schon genannt):
Im Westen nichts Neues, Schöne neue Welt, Von Mäusen und Menschen, Unterm Rad, 1984, Der Schüler Gerber, Katz und Maus
Favoriten vieler Mitschüler, die ich furchtbar fand:
Herr der Fliegen, Jugend ohne Gott
Zwar selbst nicht in der Schule gelesen aber IMHO für Schüler tauglich:
Niemandsland, Sie kam und blieb, Die Pest, Geschlossene Gesellschaft, Dorian Gray, Erste Liebe (Turgenjew), Die Mars-Chroniken, Herr und Knecht, Michael Kohlhaas, Schachnovelle
Definitiv verzichten würde ich auf:
das meiste von Hesse (Ausnahme Unterm Rad), Thomas Mann, Fontane, Schiller, Kafka. Das verdirbt IMHO die Lust auf diese großartigen Autoren(warum lässt man 16jährige Mädchen den Steppenwolf lesen?).
vielen Dank für die vielen konstruktiven Vorschläge.
Viele sind leider vom Anspruch her für die heutigen Schüler nicht mehr anwendbar. Ich möchte gar nicht viel dazu schreiben. Ich denke, die Problematik ist in den letzen Jahren in den Medien diskutiert worden (und wird es immer noch). Stichworte sind da Konzentrationsmangel und mangelnde Motivation.
Aber um einige Anregungen mache ich mir Gedanken.
Nochmals danke dafür.
wie wäre es mit „Supergute Tage“ von Mark Haddon.
ISBN: 344246093X Buch anschauen
Es liest sich zügig runter, ist nicht allzu dick und die Geschichte ist wirklich klasse.
Außerdem gibt es noch anderes von Rhue, zum Beispiel „Asphalt Tribe“, „Ich knall euch ab!“ oder das neue „Boot Camp“. Ist allerdings vielleicht etwas starker Tobak.
Vielen Dank für die vielen konstruktiven Vorschläge.
Viele sind leider vom Anspruch her für die heutigen Schüler
nicht mehr anwendbar.
Daher habe ich auch absichtlich kein Werk der *klassischen großen* Weltliteratur genannt. Normalerweise müßte man gleich bei FAUST & Konsorten anfangen mit der Aufzählung.
Doch bspw. „Sternstunden der Menschheit“ muß jeder gelesen haben, genau wie Diverses von Jules Verne. Und wer bei Verne ist, kann eben gleich mit den absolut hervorragenden Werken von Isaak Asimov & Co. weitermachen. Zumal hier immer die Rückkopplung zum Kino möglich ist, damit den Hanseln von heute wenigstens noch ein bißchen mit „Aktualität“ beizukommen ist. Speziell die *großen* Herren der Science-Fiction wie eben Asimov („Ich, der Robot“) flimmern immer 'mal wieder über die Leinwand („I, Robot“). Hier würde ich eher von Dingen wie „Die Welle“ oder dergleichen abraten, wenn ich die geistige Verkrüpplung der Kinder einbeziehe. Speziell sind NS-basierende Bearbeitungen doch nur noch aus alten pädagogischen Einbildungserscheinungen ein „kontroverses“ Thema. Um es entsprechend zu behandeln, müßten die Kinder erst einmal politisch interessiert sein und gleichzeitig eine ausreichend *hohe* geschichtliche, sprachliche und humanistische Bildung aufweisen. Inzwischen gehen 14jährige durch die Konzentrationslager wie durch eine Landesgartenschau. Also bitte. Dann doch lieber den immer wieder begeisternden Stefan Zweig oder dergleichen, anstatt Langweiler wie „The Wave“ (auch wenn Zweig natürlich auch entschieden mit dem NS-Regime zu tun hatte).
Ebenso könntest Du Dir sprachliche Unsitten wie bspw. eingeschleppte englische Redewendungen vornehmen „Big brother is watching you“ - womit Du sofort bei Stoffen wie „1984“ landest. Nutze einfach den oft destruktiven Einfluß heutigen Medienkonsums für Dich,um ordentlich Dampf bei den „Kids“ zu „machen“.
ich stimme Dir im Großen und Ganzen zu. Es ist nicht mehr einfach, die SchülerInnen heute noch zu erreichen (auch bei vielen Abiturienten haben wir mitlerweile Probleme). Meine Erfahrungen mit „Der Welle“ hatte ich eingangs beschrieben und das Buch ist, zumindest in mein Unterricht, fünf Mal gut angekommen. Wenn einige SchülerInnen das Buch freiwillg drei Mal lesen, dann kann man mehr als zufrieden sein. Die Bearbeitung des Buches hat sich (fast jedesmal) über einen langen Zeitraum hingezogen und die Übertragung auf die NS-Zeit ist den Klassen nicht sonderlich schwer gefallen. Ich möchte hier keine große Ehrrettung dieser Jugend betreiben. Das liegt mir fern. Wie gesagt, da stimme ich Dir zu. Aber diese Buch hat den Klassen und mir doch Freude bereitet. Ich würde es deswegen gerne wieder bearbeiten, doch ich kann es einfach nicht mehr lesen
…Aber diese Buch hat den Klassen und mir doch Freude bereitet.
Ich würde es deswegen gerne wieder bearbeiten, doch ich kann es einfach
nicht mehr lesen
Dann führe doch einen regelmäßigen Wechsel ein. Dieses Jahr von mir aus „Die Welle“, jenes Jahr die „Schachnovelle“, danach noch ein anderes und so weiter. Dann deckst Du vor allem auch ein recht breites Feld ab, wo sich auch moderne Werke unterbringen lassen. Empfehlungen hast Du von den anderen und mir genügend bekommen.
vielen, vielen Dank für diesen wertvollen Hinweis.
Von alleine kommt man nicht auf so einen weisen Gedanken.
Nochmals tausend Dank. Wenn ich Dir die Füße küssen könnte, ich würde es glatt machen. Du bist nicht nur Gott ähnlich, Du bist Ihm gleichgestellt.