Lockere Kniescheiben beim Pferd?

Stimmt es, dass ein Pferd extra zum Ruhen seine Kniescheibe aushaken kann? Wie habe ich mir das anhand eines Pferdeskeletts denn vorzustellen? Dazu müssen die Kniescheiben doch eigentlich total locker sein, ansonsten würde das doch Schmerzen verursachen, oder?

naja, eigentlich ist das genau andersrum… das Pferd kann seine Kniescheibe per Muskelkraft (des Muskulus quadriceps, in dessen Sehne sie eingelagert ist) auf einen Knochenvorsprung am unteren Ende des Oberschenkels ziehen und sie dort quasi einhaken. Das funktioniert, weil das Pferd, anders als der Mensch, 3 Kniescheibenbänder hat (und nicht nur eines). Es ist dann also die Kniescheibe über dem Knochenvorsprung und ein Kniescheibenband aussen und eines innen an dem Vorsprung. Zusammen mit der Verbindung über mehrere andere Sehnen führt das dazu, dass Knie und Sprunggelenk in gestreckter Position fixiert sind, und zwar ohne, dass dafür noch aktive Muskelarbeit nötig ist. Um die Kniescheibe auf den Knochenkamm zu bekommen, muss sie hauptsächlich nach oben und auch ein kleines bisschen zur Seite gezogen werden. Da das in der Verlaufsrichtung der Sehne liegt, ist das von der „Lockerheit“ her kein Problem. Probleme treten erst dann auf, wenn diese Verlagerung nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, also die Kniescheibe nicht wieder auf ihre alte Bahn gezogen werden kann. Dann kann das Pferd nämlich das Bein nicht mehr krumm machen und humpelt wie mit einem Holzbein. In der Regel hilft es gegen den akuten Fall, wenn man das Pferd rückwärts laufen lässt. Sollte es dauernd immer wieder auftreten muss man u.U. eine OP in Betracht ziehen, bei der das äussere Kniescheibenband durchtrennt wird. Sollte es nur ab und zu auftreten, oder z.B. nach einer längeren Zeit der Boxenruhe hilft aber oft auch Training (am besten bergauf reiten), um das ganze in Griff zu bekommen.

Sorry, ist alles etwas schwierig zu erklären, wenn man es nicht am Bild oder Skelett zeigen kann…
Gruss
Jule