Vor allem ist deine Antwort eine dumme Antwort!
Wenn tatsächlich traumatische Erfahrungen vorliegen, dann geht es auch um Gesundheit. Es handelt sich also nicht um eine dumme Geschichte, sondern unter Umständen um ein sehr großes Dilemma. Dabei macht die Sache nicht besser, dass die Behandlung von „Angstpatienten“ vor allem anderen eine riesengroße Marketingstrategie von Zahnärzten ist, die ihre Praxen füllen müssen.
Selbstverständlich behandelt fast jeder Zahnarzt in schillernden oder besser sanften Farben geschildert Angstpatienten. Was ihn dazu befähigt? Danach sollte man nicht fragen. Ein befreundeter Rechtsanwalt ist auf Medizinrecht und dort auf Zahnmedizin spezialisiert. Er vertritt eher sogar Ärzte, sagt aber, dass Patienten tendenziell einen großen Bogen um Praxen machen sollen, welcher der Behandlung von Angstpatienten in der Selbstdarstellung einen derart großen Raum geben.
Es ist hier ja nicht geschildert worden, worin das Problem liegt. Wenn es sich aber um eine traumatische Erfahrung und entsprechende Traumafolgen handelt, dann ist jede Antwort, die in Richtung zusammenreißen geht, noch dämlicher, als sie für einen Menschen mit Depressionen wäre! So birgt ein solcher Arztbesuch ohnehin dann das Risiko erneuter negativer Erfahrungen und damit eine Vertiefung des Problems, wenn nicht Retraumatisierung. Das Risiko ist dann ungleich höher, wenn man auf einen Arzt trifft, den das tatsächlich aus erwähnten Marketinggründen gar nicht interessiert; oder der sich selbst völlig überschätzt, was die Behandlung solcher Patienten angeht, und der der Auffassung ist, nette Musik, ein plätschender Brunnen im Wartezimmer und eine kurz auf die Schulter gelegte Hand - und das Problem ist gelöst. Gnade dem Patienten, wenn der dann trotzdem eine Attacke bekommt, das ist ja dann Undankbarkeit gegenüber einem Arzt, der sich so große Mühe gegeben hat.
In akuter Situation ist es sicherlich sinnvoll pragmatisch darauf hinzuweisen, dass Zuwarten leider nichts bringt und Selbstziehen dumm wäre. Einfach so zum Zahnarzt gehen aber im Zweifel halt auch. Noch ist die Situation zumindest zeitlich etwas kontrollierbar. Verlust der Kontrolle, für einen Traumapatienten ein sehr großes Problem, ist um so wahrscheinlicher, je akuter das ist. Daher könnte man versuchen, das mit einer Person des Vertrauens anzugehen und sich mal im Bekanntenkreis umhören, wer mit seinem Arzt zufrieden ist. Das ist keine Gewähr, aber besser als ein selbstdeklarierte kompetente Behandlung von Angstpatienten auf der Homepage.