Löhne zum Ausgleich der Leistungsbilanzungleichgewichte- Insolvenzen?

Hallo liebe Community, Ich habe eine Frage. Man hört ja oft, dass man in Deutschland die Löhne erhöhen sollte, da dann die Leistungsbilanzungleichgewichte verringert werden würde. Die Südländer würden so zB nicht mehr so viel importieren, da die deutschen Prdukte zu teuer sind und sie beginnen selbst zB eine eigene Industrie aufzubauen und exportieren selbst. Dadurch, dass aus deutschland jetzt nicht mehr so viel exportiert wird, kommt es doch aber auch zu Insolvenzen deutscher Unternehmen oder? Weil manche müssen ja schließen, wenn derer Produkte nicht mehr so viel gekauft werden von außerhalb? Liege ich da richtig? MfG

Hallo!

Weil manche müssen ja schließen,
wenn derer Produkte nicht mehr so viel gekauft werden von
außerhalb? Liege ich da richtig?

Gibt es überhaupt einen nennenswerten Anteil am Export deutscher Produkte, der über den niedrigen Preis verkauft wird? Abgesehen von ein paar exportierten Äpfeln o. ä. werden in der Hauptsache Industrieprodukte aufgrund von Qualität, Know-how und Support verkauft. Der Preis ist in weiten Grenzen nicht relevant. Natürlich muss man auf dem Teppich bleiben und den Nutzen des Kunden im Auge behalten, aber ob ein für den Kunden Nutzen bringendes Produkt, das er nicht von jeder chinesischen (oder rumänischen oder türkischen) Hinterhofbude bekommt, ein paar Prozent mehr oder weniger kostet, ist letztlich wurscht.

Mit qualitativ hochwertigen Produkten hat man nur selten das Problem, zu teuer zu sein. Das Problem besteht in aller Regel im Mangel an hochwertigen Produkten.

Gruß
Wolfgang

Servus,

keines der „Südländer“ müsste eine eigene Industrie erst aufbauen, es gibt sie in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und gab sie zumindest auch in Griechenland.

Und die Anpassung der Produktion an nachlassende Nachfrage (wie z.B. jetzt grade, wo wegen Uncle Sams Boykottmassnahmen gegen Russland wichtige Exportmöglichkeiten für Europa wegbröseln) muss nicht zu Insolvenzen führen, man kann sowas auch planmäßig organisieren, indem man z.B. zwei statt drei Schichten fährt und 1/3 der Belegschaft abbaut.

Das meiste, was an Produktionsverlagerung als Reaktion auf ein Gefälle zwischen den Lohnkosten stattfindet, ist wohl schon gelaufen, vgl. die Entwicklung in der Slowakei, die innerhalb nicht allzu langer Zeit als Zulieferer der bedeutendste Standort der Automobilproduktion in Europa geworden ist. Einzelne bizarre Auswüchse der deutschen Niedriglohnpolitik könnten mit höheren Löhnen vielleicht geglättet werden - so ist es nicht unbedingt notwendig, im deutschen Nordwesten für halb Europa zu schlachten: Die Polen, Rumänen und Bulgaren, die das dort zu Pfennigpreisen tun, könnten es in anderen Ländern Europas genauso gut, die dortigen Anlagen sind im Vergleich zu z.B. einem Steamcracker nicht so arg langlebig, und man kann sie auch leichter an einen anderen Ort umsetzen.

Die Industrie in Italien und Spanien steht aber mit ihrem Produktportfolio nicht so sehr in Konkurrenz zu der in Deutschland, sondern eher zu der z.B. in Tschechien und Polen: Es geht also eher um ein Lohnkarussell noch weiter nach unten.

Fragt sich halt, wer dann am Ende die guten deutschen TK-Hähnchen noch kaufen kann.

Schöne Grüße

MM