Logik hinter den Aktienabverkäufen?

Hallo,
ich frage mich wieso die Abverkäufe an den Börsen weiter gehen - dass die Zentralbanken mit allen möglichen Maßnahmen massenweise Geld in die Märkte pumpen werden ist absehbar - wieso verkaufen Investoren trotzdem und riskieren es, den Einstieg zu verpassen?

Dass die baldige Geldschwemme zu hohen Kursen bei Aktien und Immobilien führt erfordert auch wenig Phantasie denn das Geld muss ja irgendwo angelegt werden wenn sichere Staatsanleihen kaum oder sogar negative Zinsen abwerfen. Aber sogar Unternehmen wie Vonovia oder Deutsche Wohnen fallen massiv im Kurs…

Klar, einige Unternehmen werden die Umsatzeinbrüche durch die Antipandemiemaßnahmen nicht überleben - aber die meisten börsennotierten Unternehmen eben schon - auch die Banken, denn die werden sicherlich wieder mit Steuergeldern bzw. Zentralbankgeldern gerettet wenn es zu viele Kreditausfälle geben sollte.

Wieso wird nun alles kreuz und quer verkauft? Wieso gibt es zu wenig Käufer die bereit sind bei diesen niedrigen Kursen einzusteigen?

Was ist Eure Vermutung?

Gruß
Desperado

Gibt es doch.
Zu jeder Aktie, die gerade billig verkauft wird, gibt es jemanden, der sie zu diesem Preis kauft.

Käufer gibt es mehr als genug, wenn der Kurs nur niedrig genug ist.

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Es gibt Investoren mit kurzfristiger Strategie, die gehen bei fallenden Kursen raus, es gibt Investoren mit langfristiger Strategie, die gehen bei fallenden Kursen rein und außerdem gibt es noch ein paar Idioten, die machen irgendwas ohne Strategie.

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Hallo,

Jeder Marktteilnehmer hat ein Risikobudget, z.B. eine Volatilitätsgrenze oder ein cVaR von 10% oder eine Margin von 30%. Das aktuelle Marktumfeld paßt aber nicht mehr ins Budget (extreme Returns (damit extreme Volatilität), Zinsen fallen überraschend, Absicherung verteuert sich), folglich wird das Portfolio umgebaut. Bei dem einen eben früher, beim andern später. Und je nach Portfoliogröße dauert das auch noch, siehe nächste Frage.

Das ist eine ebenfalls eine Konsequenz aus der RIsikobetrachtung. Sagen wir ich habe gerade gar nichts und möchte heute ein Portfolio mit 20% Volatilität aufbauen, dann brauche ich derzeit nur ca. ein Drittel der Aktien im Vergleich zu vor dem Absturz.

Außerdem ist die Wahrnehmung mit den günstigen Kursen verzerrt, in Wirklichkeit stehen wir da, wo wir 2014 bis 2016 mal gestanden haben. Wer damals oder vorher eingekauft hat, hat die Aktien genauso günstig oder günstiger bekommen.

Zu den schon geschriebenen, wie z.B. jetzt noch Raus und mit dem Geld billiger und dadruch mehr Aktien zu erhalten kommt noch hinzu, dass man nicht nur auf Steigenden Preise setzten kann sondern auch auf Fallende. Für Spekulanten ist es daher interessant jetzt mit Fallenden Kursen Geld zu verdienen und wenn der Markt wieder dreht mit Steigenden.

Wer Mutig ist arbeitet mit einen 1 000 Hebel.

Ganz einfach, weil es kein Einstieg ist und aktuell nur die Kleinanleger kaufen und man gleichzeitig den Markt über den Overnight-Handel (mit extrem geringen Volumen) nach oben pusht. In den USA haben sich mehr als 41 Mio. Menschen arbeitslos gemeldet. Es gibt auch genug, die das nicht getan haben. Die Arbeitslosenquote dürfte irgendwo bei 25-28% liegen . Ein Institut meint sogar 39%.
Was soll da bitte Scheingeld bringen? Es verliert schnell seinen Wert, erzeugt nur Stagflation und kann keine einzige Firma oder Privatperson vor der Insolvenz retten, noch neue Arbeitsplätze schaffen.

Das meiste Geld fließt in BBB Bonds und Staatsanleihen. Davon kommt nicht viel am Aktienmarkt an. Wenn dann nur durch Aktienrückkäufe der Unternehmen.

Zudem wollte ich noch anmerken, dass die großen Bewegungen heutzutage nicht mehr über Aktienkäufe oder Verkäufe, sondern über den Futurehandel bzw. allgemein den Derivathandel verursacht werden. Anfangs waren zu viele Long. Dann wurden par Absicherungen abgeräumt. Dann wurde noch mehr auf den Markt geworfen, dann kamen von den Brokern die Margin Calls, wodurch noch mehr Aktien auf den Markt kamen…usw. So lange bis sehr viele Long Positionen abgeräumt waren.

So ganz trau ich dem guten Wetter an den Börsen ja auch nicht. Wenn die Staaten antizyklische Konjunkturpolitik betreiben dürfte die Nachfrage auch wieder ansteigen - aber ich kann mir auch denken, dass die Angst den meisten Menschen im Nacken sitzt und sie kaum konsumieren, selbst wenn sie könnten.