Logik hinter Steinbrücks Kanzlergehaltsdiskussion

Zwischen
o.1M€ und 2M€/Jahr fände ich für Angie alles „angemessen“.

Falls Du mit dieser merkwürdigen Kurzschreibweise meinen
solltest, daß ein Gehalt von 100.000-200.000 Euro pro Jahr
angemessen ist, läßt das auf mehreren Ebenen tief blicken. Zum
einen bist Du Dir so sicher, daß Du eine Spannbreite von
lockeren 100% angibst.

ich meinte (und schrieb) 100.000€ bis 2.000.000€. Die untere Grenze, um „angemessen“ leben zu können (quasi als Ehrenamt), die obere Grenze damit das Gehalt nicht einziger Anreiz wird… Meine Spannbreite ist also noch größer. Kannst Du eine geringere vertreten, oder fändest Du z.B. 1M€ nicht „angemesen“?

Ansonsten kenne und teile ich Deine Ansicht ja im Wesentlichen. Ich habe jedoch Problem bei den Spitzengehältern >> 100.000/Jahr. Nicht dass sie einer fordert oder zahlt, sondern auf einen Faktor 3 zu bewerten, ob sie irgendwie angemessen sind. Ich weiss nicht, ob Angebot und Nachfrage hier das einzige korrektiv sein dürfen.

Das Ergebnis ist die hirnrissige Diskussion, die auf die
Steinbrück’schen Bemerkung folgte.

und wieder Zustimmung

Gruß
achim

Hallo,

ich meinte (und schrieb) 100.000€ bis 2.000.000€. Die untere
Grenze, um „angemessen“ leben zu können (quasi als Ehrenamt),
die obere Grenze damit das Gehalt nicht einziger Anreiz
wird… Meine Spannbreite ist also noch größer. Kannst Du
eine geringere vertreten, oder fändest Du z.B. 1M€ nicht
„angemesen“?

das Problem mit den Bezügen deutscher Politiker ist, daß sie sich am Beamtenbesoldungsrecht orientieren und damit an einem der (bzw. dem unsinnigsten) unsinnigsten Vergütungssysteme, das wir hierzulande kennen. In der Folge stellt sich die Frage, was wir eigentlich für Menschen als Politiker in welcher Funktion haben wollte. Erst daraus ergibt sich die Antwort auf die Frage nach der angemessenen Vergütung.

Wollen wir spezialisierte Fachkräfte, ausgewiesene Führungsexperten, Politistrategen, Generalisten oder Leute, die in der Lage sind, sich in ihrer Partei durch die Strukturen zu kämpfen und Machtspielchen zu erfolgreich zu spielen. Für letzteres ist die Vergütung aller Politiker mehr als ausreichend.

Wollen wir jedoch jemanden von anderen Qualitäten, ist die Bezahlung von Ministern und dem Bundeskanzler ganz eindeutig zu gering.

Ansonsten kenne und teile ich Deine Ansicht ja im
Wesentlichen. Ich habe jedoch Problem bei den Spitzengehältern
>> 100.000/Jahr.

Ein Bruttogehalt von 100.000 Euro und mehr erhalten etwa 10% der einkommensteuerpflichtigen Personen in Deutschland. Ob man das als Spitzengehalt bezeichnen sollte, will ich mal offen lassen. Tatsache ist, daß ein solches Gehalt bspw. für spezialisierte Fachkräfte ohne Führungsfunktion in großen Unternehmen bezahlt wird. Will sagen: ein solches Gehalt ist für qualifizierte Angestellte in bestimmten Funktionen durchaus erreichbar und damit kein Anreiz, sich über Jahre und Jahrzehnte durch die Hierarchien und Ränkespielchen in den politischen Parteien zu quälen, um dann am Ende von der aktuellen Meinung des Wählers abhängig zu sein, die erheblich und kurzfristig durch ein Hochwasser, ein Erdbeben, das Gerede über ein vereinfachtes Steuersystem oder die aktuelle konjunkturelle Lage sowie durch Familientraditionen und soziale Herkunft wesentlich stärker beeinflußt wird als durch politische Programme und langfristige Ziele.

Auch wenn immer behauptet wird, die finanzielle Absicherung von Politikern sei von jenseits dieser Welt, ist das nicht so. Für jemanden, der sich unbefristet beurlauben lassen kann oder selbständig ist, ist das Eingehen der sich daraus ergebenden Risiken vielleicht noch vertretbar. Für jemanden, der davon abhängig ist, von einem mehr oder wenigen konstanten monatlichen Geldeingang sich und seine Familie ernähren zu können, ist eine Karriere in der Politik ein hochriskantes Unterfangen. Dies nicht zuletzt, weil man sich eben nicht darauf verlassen kann, in absehbarer Zeit eine Position zu erreichen, die die mehr oder weniger nahtlose Anschlußbeschäftigung in der Wirtschaft aufgrund der politischen Vergangenheit sicherstellt.

Gruß
C.

Hallo,

die ihm immerhin von seiner Partei aufgedrängt worden ist,

wie kommst du denn darauf?
Die Partei hat ihn bestimmt nicht zu seinem Sinneswandel gedrängt, sondern eher sein Ergeiz und seine Überzeugung, es besser machen zu können, als andere.
Er war ja nicht der einzige Kandidat und wurde auf dem Sonderparteitag mit dem zweitschlechtesten Ergebnis bei einer derartigen Wahl gewählt.
Ich halte ihn für genug selbstbewußt und egoistisch, dass er einem Drängen der Partei nicht nachgegeben hätte, wenn er nicht selbst dieses Amt anstreben würde.
Auch seine Rede auf dem Sonderparteitag, in der er sich so darstellte, wie man ihn sonst gar nicht kannte, nämlich besonders sozial, deutet nicht darauf hin, dass er eigentlich gar nicht gewählt werden wollte.

Ein gutes neues Jahr wünscht
Pontius

Hallo,

die ihm immerhin von seiner Partei aufgedrängt worden ist,

wie kommst du denn darauf?
Die Partei hat ihn bestimmt nicht zu seinem Sinneswandel
gedrängt, sondern eher sein Ergeiz und seine Überzeugung, es
besser machen zu können, als andere.

natürlicher Kanzlerkandidat wäre Gabriel als Parteivorsitzender gewesen. Zweiter in der Nahrungskette dann Steinimeier als Fraktionsvorsitzender und früherer Außenminister und Vizekanzler.

Natürlich hat man Steinbrück nicht gezwungen, Kanzlerkandidat zu werden, aber er ist in der Hackordnung bestenfalls der dritte gewesen. Er ist nur Kandidat geworden, weil Gabriel um seine schlechten Chancen wußte und Steinmeier keinen Bock hatte, wieder gegen Merkel zu verlieren oder gar erneut vor der Frage zu stehen, unter Merkel den Juniorpartner zu machen.

Steinbrück hat in der Hinsicht auch schon sicherlicherheitshalber seine Pflöcke eingeschlagen, indem er bekräftigte, daß er für eine große Koalition nicht zur Verfügung steht. Das wiederum bedeutet, daß er sich auf Koalitionen mit den Grünen (dafür reicht es wahrscheinlich nicht) oder den Grünen und der FDP (wird mit den Grünen nicht zu machen sein) beschränkt. Koalitionen mit den Piraten und der Linken hat er bereits ausgeschlossen.

Mit anderen Worten: der Mann war - sofern er sich an das hält, was er gesagt hat - von herein unter den gegebenen Umständen chancenlos was die Kanzlerschaft angeht - und das hat er auch gewußt. Insofern wird man ihn schon bedrängt haben oder aber, man hat ihm erklärt, daß er mit seinem Charisma (oder was auch immer) als einziger die noch fehlenden 5-8 Prozentpunkte für die SPD holen kann, so daß es dann für rot-grün reicht.

Gruß
C.

Natürlich hat man Steinbrück nicht gezwungen, Kanzlerkandidat
zu werden,

Ja, es war sogar zunächst eher umgekehrt: Nicht die Partei hat ihn gedrängt, sondern er die Partei.

Das habe ich so wahrgenommen, wie es der Autor eines „Frankfurter Allgemeine“-Politik-Beitrags vom 01.10.12 u.a. schrieb:

Er habe, ergänzte der frühere Finanzminister 2010 an anderer Stelle, „keinerlei Ehrgeiz, in eine Führungsposition zurückzukehren“. War das gelogen? Oder wuchs Peer Steinbrück erst später die Illusion eigener Unentbehrlichkeit so sehr ans Herz, dass er sich spätestens ab 2011 der SPD als Kanzlerkandidat empfahl, ja aufzwang. Anfangs warnte die Generalsekretärin Andrea Nahles vor „Selbstausrufung“ des Hinterbänklers Steinbrück. Nun muss sie, satzungsgemäß, seinen Wahlkampf organisieren.

Steinbrück hat in der Hinsicht auch schon
sicherlicherheitshalber seine Pflöcke eingeschlagen, indem er
bekräftigte, daß er für eine große Koalition nicht zur
Verfügung steht.

Das ist ja klar, dass er sich das nicht antun möchte: Als Kanzlerkandidat anzutreten und wieder in einer großen Koalition als Minister unter Merkel zu enden.

Das wiederum bedeutet, daß er sich auf
Koalitionen mit den Grünen (dafür reicht es wahrscheinlich
nicht) oder den Grünen und der FDP (wird mit den Grünen nicht
zu machen sein) beschränkt. Koalitionen mit den Piraten und
der Linken hat er bereits ausgeschlossen.

Mit anderen Worten: der Mann war - sofern er sich an das hält,
was er gesagt hat - von herein unter den gegebenen Umständen
chancenlos was die Kanzlerschaft angeht - und das hat er auch
gewußt.

Das glaube ich nicht, denn sonst hätte er nicht kandidiert.

Insofern wird man ihn schon bedrängt haben oder aber,
man hat ihm erklärt, daß er mit seinem Charisma (oder was auch
immer) als einziger die noch fehlenden 5-8 Prozentpunkte für
die SPD holen kann, so daß es dann für rot-grün reicht.

Wahrscheinlich brauchte die Partei es ihm gar nicht zu erklären, weil er sich seiner Ausstrahlung und Fähigkeiten bewußt ist und er durchaus eine realistische Chance sieht, mit den Grünen eine Mehrheit zu erlangen.

Korrektur eines Rechtschreibfehlers

… Ergeiz…

kommt von „Ehre“ und nicht von „Er“ oder „Erfolg“ und sollte aktuell mit „h“ geschrieben werden, also „Ehrgeiz“.
Obwohl es ja angeblich u.a. auf das althochdeutsche „ere“ (Ehre) zurück geht.
Entweder erklärt das den Fehler oder es liegt daran, dass die anderen Artikel bei „www“ meine ehemals gute deutsche Rechtschreibung versaut haben.
Demnächst schreibe ich auch noch „voraus“ mit zwei „r“. :wink: