Logik hinter Steinbrücks Kanzlergehaltsdiskussion

Hallo,

dass Politiker oft viel Blödsinn reden ist ja nicht neu, aber ich hatte doch irgendwie das Gefühl dass Steinbrück zumindest probieren will eine Wahl zu gewinnen - und da macht der SPD Kanzlerkandidat eine Anmerkung dass das Entgelt der Kanzlerin zu niedrig wäre. Unabhängig davon ob das jetzt so ist oder nicht, damit bekommt die SPD keinen ihrer Stammwähler zurück an die Urne.

Irgendwie verstehe ich die Logik dieses Kanzlerkandidaten nicht, außer die SPD versucht die 180 Grad Drehung und will das Image der Partei der Gutverdiener werden, also das, mit dem die FDP schon lange gescheitert ist.

Oder will Steinbrück damit darauf hinweisen dass auch Merkel viel verdient und somit von seinen Einkünften ablenken? Wenn die CDU ihn widerspricht fragt man sich wieso sie sich nicht für niedrigere Politikerdiäten einsetzen… eine Zustimmung seitens der CDU wäre eh ein Eigentor… Aber irgendwie denke ich nicht dass Steinbrück sowas geplant hat, wahrscheinlich würde es eh nicht so funktionieren und er würde noch mehr das Image des Kapitalisten innehaben.

Wer irgendeine Taktik hinter Steinbrücks „Entgleisung“ erkennen kann, bitte posten.

Gruss

Desperado

Moin,

dass Politiker oft viel Blödsinn reden ist ja nicht neu, aber
ich hatte doch irgendwie das Gefühl dass Steinbrück zumindest
probieren will eine Wahl zu gewinnen - und da macht der SPD
Kanzlerkandidat eine Anmerkung dass das Entgelt der Kanzlerin
zu niedrig wäre.

Das, und die Replik ueber Frauenbonus… Ich frage mich auch, was in ihn gefahren ist.

Wer irgendeine Taktik hinter Steinbrücks „Entgleisung“
erkennen kann, bitte posten.

Nun, es sind Feier- und Brueckentage angesagt, da kann man auch einfach Mal so drauflosreden… Ich glaube fast, man hat sich schon geeinigt auf grosse Koalition mit SPD als Juniorpartner.

Gruss
Paul

Es hilft immer, sich den Originaltext zu Gemüte zu führen:

Gerhard Schröder wollte nach dem Ende seiner Kanzlerschaft mal richtig Geld verdienen. Hatten Sie nach dem Ende Ihrer Ministerzeit auch so ein Gefühl?

Nein. Dieses Gefühl gab es nie. Im Übrigen finde ich allerdings, dass manche Debatte über die Bezahlung unserer Abgeordneten bis hin zur Spitze der Bundesregierung sehr schief ist. Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin. Abgeordnete des Bundestags arbeiten fast sieben Tage die Woche, durchschnittlich zwölf bis 13 Stunden. Sie sind gemessen an ihrer Leistung nicht überbezahlt. Manche Debatte, die unsere Tugendwächter führen, ist grotesk und schadet dem politischen Engagement.

Verdient die Kanzlerin zu wenig?

Ein Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin verdient in Deutschland zu wenig - gemessen an der Leistung, die sie oder er erbringen muss und im Verhältnis zu anderen Tätigkeiten mit weit weniger Verantwortung und viel größerem Gehalt.

Ist es nicht so, dass in der Wirtschaft zu viel und nicht in der Politik zu wenig verdient wird?

In der Wirtschaft werden Managergehälter in der Regel privatrechtlich ausgehandelt. Da hat die Politik nichts zu suchen. Die Politik kann höchstens Sorge dafür tragen, dass durch Steuern einiges abgeschöpft wird von den exorbitanten Gehältern, die teilweise gezahlt werden, oder diese nicht als Betriebsausgaben voll absetzbar sind.

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/peer-stein…

Hallo!

Irgendwie verstehe ich die Logik dieses Kanzlerkandidaten
nicht

Hier das gesamte Interview:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/peer-stein…

Darunter der Satz: „Er [Albig] vergisst, dass ein Kanzlerkandidat der SPD auch über eine klassische SPD-Wählerschaft hinaus wirken muss.“

Steinbrücks Aussage war sicher kein Ausrutscher, weil er sie auf Nachfrage verteidigt hat, und weil er sogar das „Relativierungsangebot“ des Interviewers ausgeschlagen hat, die hohen Managergehälter, die der Vergleichsmaßstab in seiner Aussagen waren, zu kritisieren. Eigentlich für einen SPDler fast eine Pflichtübung.

, außer die SPD versucht die 180 Grad Drehung und will
das Image der Partei der Gutverdiener werden

Die SPD will das nicht, aber Steinbrück kultiviert mit solchen Aussagen nach Leibeskräften sein Image „Ich bin nicht die SPD“.
Das ist ein Grundpfeiler seiner Wahlkampfstrategie.

Gruß
Tyll

Hallo,

bevor man in die lancierte Empörung einstimmt sollte man Steinbrücks Interview lesen. Dann stellt sich heraus, dass er bei Weitem nicht so skandalös gesprochen hat wie in vielen Medien behauptet wird. Es werden Passagen zum Kanzlergehalt oder dem Frauenbonus der Muddi aus dem Zusammenhang gerissen um das Agendasetting des raffgierigen Steinbrück zu befeuern, obwohl seine Aussagen im Interview eigentlich genau das Gegenteil besagen.

Der eigentliche Skandal ist, wie man Aussagen aus dem Interview verdreht und in einen ganz anderen Sinnzusammenhang stellt.

Man lese „Das Medienmonopol“… Hier wird wieder mal nicht neutral berichtet, sondern Stimmung gemacht mit Aussagen, die aus dem Zusammenhang gerissen und verdreht dargestellt werden.

Gruß,

M.

hallo mec,

Steinbrück hätte auch gerade so gut nichts dazu sagen können, das hätte ihm besser getan.

Überhaupt. er äußert sich zu Dingen, wie ein Privatmann und nicht wie jemand, der sich um das BK-Amt bewirbt.

Zum Fremdschämen.

_ mki _

Moin,

bevor man in die lancierte Empörung einstimmt sollte man
Steinbrücks Interview lesen.

Man muss sich nicht empoeren darueber, was er gesagt hat, aber man kann seine Aussagen fuer einen Sozialdemokraten fuer reichlich seltsam halten. Ich halte das Interview fuer ein Eigentor, insbesondere sein Hinweis auf Arbeitszeiten der MdBs, die „Freizeit“ scheint ja fuer 1-5 Nebenjobs und, gerade bei ihm selbst, fuer ein Paar Reden, bei denen er pro Stunde mehr verdient, als so manch einer SPD-Waehler im Jahr, zu reichen.

Der eigentliche Skandal ist, wie man Aussagen aus dem
Interview verdreht und in einen ganz anderen Sinnzusammenhang
stellt.

Der Mann ist Politprofi, er sollte eigentlich wissen, wie eine Schlagzeile erzeugt wird und welche Wirkung sie haben kann. Es ist im Uebrigen auch meine Meinung, dass die Spitzenpolitiker zu wenig verdienen (durch die Politik, nicht durch die X Beratervertraege), allerdings bin ich kein Kanzlerkandidat und mein Wort zum Sonntag interessiert keinen. Bei Steinbrueck muss ich mich aber auch fragen, was er inhaltlich mit der Aussage meint, dass einerseits der BK gemessen an irgendwelchen anderen Leistungstraegern zu wenig verdient, andererseits aber die Wirtschaft, also die „Managergehaelter“ (auch so ein Unwort…) bewusst ausgeklammert werden. Woran muss sich also der Verdienst der Politiker messen?

Man lese „Das Medienmonopol“… Hier wird wieder mal nicht
neutral berichtet, sondern Stimmung gemacht mit Aussagen, die
aus dem Zusammenhang gerissen und verdreht dargestellt werden.

S.o. Als Kanzlerkandidat sollte er einen Beraterstab haben, der so etwas abfaengt und die Aussenwirkung eines Interviews, welches in der Praxis auf eine Schlagzeile zusammengekuerzt wird (und von den meisten nicht weiter gelesen wird, als eben die Schlagzeile selbst). Und ich gehe davon aus, er hat einen, also muss ich daraus schliessen, dass da Intention dahinter steckt. „Ich hab’s nicht so gemeint“ zaehlt im Endeffekt nicht.

Gruss
Paul

Moin auch,

Ich halte das Interview fuer ein
Eigentor, insbesondere sein Hinweis auf Arbeitszeiten der
MdBs, die „Freizeit“ scheint ja fuer 1-5 Nebenjobs und, gerade
bei ihm selbst, fuer ein Paar Reden, bei denen er pro Stunde
mehr verdient, als so manch einer SPD-Waehler im Jahr, zu
reichen.

Zitat aus dem Interview:
Frage FAZ: „Gerhard Schröder wollte nach dem Ende seiner Kanzlerschaft mal richtig Geld verdienen. Hatten Sie nach dem Ende Ihrer Ministerzeit auch so ein Gefühl?“

Antwort Steinbrück: „Nein. Dieses Gefühl gab es nie. Im Übrigen finde ich allerdings, dass manche Debatte über die Bezahlung unserer Abgeordneten bis hin zur Spitze der Bundesregierung sehr schief ist. Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin. Abgeordnete des Bundestags arbeiten fast sieben Tage die Woche, durchschnittlich zwölf bis 13 Stunden. Sie sind gemessen an ihrer Leistung nicht überbezahlt. Manche Debatte, die unsere Tugendwächter führen, ist grotesk und schadet dem politischen Engagement.“ Zitat Ende.

Hier ist von „fast sieben Tage die Woche, durchschnittlich zwölf bis 13 Stunden“ die Rede, Fast sieben sind sechseinhalb oder sechs Tage und „durchschnittlich zwölf bis 13 Stunden“ heißt, der Einzelne macht manchmal weniger oder dauerhaft weniger weil andere mehr Stunden kloppen. Ein Workoholic findet also Zeit ein Buch zu schreiben - oder besser: zu diktieren.

Im Übrigen verschwimmt die Grenze zwischen Wahlkreis- oder Wahlkampfauftritt und bezahlter Rederei vermutlich häufiger… Da ist der Abgeordnete als solcher unterwegs, kassiert aber zugleich eine Gage für seine Rede.

Der Mann ist Politprofi, er sollte eigentlich wissen, wie eine
Schlagzeile erzeugt wird und welche Wirkung sie haben kann.

Klar, aber auch hier verweise ich nochmal auf das Zitat. Man kann natürlich JEDE Aussage so verdrehen, dass sie negativ wird. Was kann Steinbrück denn überhaupt noch äußern ohne dieser Gefahr zu unterliegen?

Er hat nur gesagt, dass es eine Schieflage sei wenn die Kanzlerin weniger verdient als ein Sparkassendirektor und dass Abgeordnete nicht überbezahlt seien. Diese Meinung muss man nicht teilen, aber das ist keine verwerfliche Ansicht. In fast allen Medien wird daraus aber „Neuerliches Fettnäpfchen“, „Der Wiederholungstäter“, „Steinbrück irritiert mit Vorstoß zu Kanzlergehalt“ usw. Der mitschwingende Unterton zur Provokation des Publikums ist immer: das Bankenpeterchen kriegt den Hals nicht voll und will noch mehr Kohle. Dabei hat er weder mehr Geld für sich als Abgeordneten oder die Kanzlerin eingefordert, noch irgendeinen Vorstoß unternommen.

Und genau das werfe ich der Journaille vor: man fragt Steinbrück zur Besoldung und dreht eine harmlose Aussage, die nur ein ganz kleiner Teil des Interviews ist, mit falschen Untertönen so hin, dass ein neuer Skandal lanciert wird. Das hat mit gutem Journalismus absolut nichts zu tun, sondern man bastelt ein Image (Peer, der nimmersatte Raffgeier) und dreht alles, was er sagt, so zurecht, dass es das gewünschte Klischee erfüllt. Was hat das denn bitte mit gutem und fairem Journalismus zu tun?

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Steinbrück ist nicht mein Kandidat und ich halte den Mann aus mehreren Gründen für einen völlig ungeeigneten Kanzlerkandidaten. Als SPD-Abgesandter um so mehr.
Davon unabhängig geht es mir aber total gegen den Strich wenn unsere Presse in einer Manier, die bester DDR-Propaganda nahe kommt, Dinge verdreht und durch falsche Darstellung Meinungen beeinflusst werden.

Es
ist im Uebrigen auch meine Meinung, dass die Spitzenpolitiker
zu wenig verdienen (durch die Politik, nicht durch die X
Beratervertraege), allerdings bin ich kein Kanzlerkandidat und
mein Wort zum Sonntag interessiert keinen. Bei Steinbrueck
muss ich mich aber auch fragen, was er inhaltlich mit der
Aussage meint, dass einerseits der BK gemessen an
irgendwelchen anderen Leistungstraegern zu wenig verdient,
andererseits aber die Wirtschaft, also die „Managergehaelter“
(auch so ein Unwort…) bewusst ausgeklammert werden. Woran
muss sich also der Verdienst der Politiker messen?

Das ist eine immerwährende Diskussion, zu der man verschiedene Meinungen haben kann. Jeder Vergleich hinkt und nach Belieben kann man Politikerdiäten mit Investmentbanker-Gewinnen oder Leiharbeiter-Hungerlöhnen vergleichen um die eigene Meinung, Politiker seien total über- oder unterbezahlt, zu belegen.

Steinbrück hat seine Meinung zum Thema und das, was er sagt, ist unaufgeregt und unspektakulär. Würde man es nicht mit Gewalt zum Skandal stilisieren, würde es nicht für die kleinste Aufregung reichen.

S.o. Als Kanzlerkandidat sollte er einen Beraterstab haben,
der so etwas abfaengt und die Aussenwirkung eines Interviews,
welches in der Praxis auf eine Schlagzeile zusammengekuerzt
wird

Was kann Steinbrück denn überhaupt zu finanziellen Themen sagen OHNE Gefahr zu laufen, in die Ecke eines abgehobenen Geldschefflers geschoben zu werden? Nichts! Egal was er überhaupt äußert, man kann aus ALLEM ableiten, dass so nur einer reden kann, der keinen Bezug zum Geld kleiner Leute hat.

Das ist so aber keine Grundlage für einen fairen Diskurs. Jeder Prominente, der sich öffentlich zu irgendeinem Thema einlässt muss dann künftig Angst haben, dass seine Äußerungen verdreht werden wenn es für bestimmte Journalisten gerade gut passt.

Gruß,

MecFleih

Moin,

Steinbrück hätte auch gerade so gut nichts dazu sagen können,
das hätte ihm besser getan.

Überhaupt. er äußert sich zu Dingen, wie ein Privatmann und
nicht wie jemand, der sich um das BK-Amt bewirbt.

Gerade weil er sich bewirbt kann er schlecht die Aussage verweigern und muss irgendwas zum Thema sagen.

Die Frage ( „Gerhard Schröder wollte nach dem Ende seiner Kanzlerschaft mal richtig Geld verdienen. Hatten Sie nach dem Ende Ihrer Ministerzeit auch so ein Gefühl?“) ist schon so gestellt, dass Steinbrück immer verlieren muss.

Sagt er ja - *möööp* Skandal! Siehste, ein Raffgeier, der den Hals nicht vollkriegt. Und so dummdreist, auch noch kackfrech dazu zu stehen!

Sagt er nein - *möööp* Skandal! Der ist so dummdreist uns Glauben machen zu wollen, Geld sei ihm nicht wichtig! Und dann aber schnell mal 25.000 EUR für eine Stunde Gelaber abkassieren!

Sagt er nichts - *möööp* Skandal! Dieser arrogante Schnösel hält es nicht für nötig, etwas zum Geld zu sagen. Und das als ehemaliger Finanzminister!

Was hätte er den tun oder sagen können OHNE dass man es ihm sogleicjh um die Ohren haut?

Gruß,

MecFleih

Hallo!

Was kann Steinbrück denn überhaupt zu finanziellen Themen
sagen OHNE Gefahr zu laufen, in die Ecke eines abgehobenen
Geldschefflers geschoben zu werden? Nichts! Egal was er
überhaupt äußert, man kann aus ALLEM ableiten, dass so nur
einer reden kann, der keinen Bezug zum Geld kleiner Leute hat.

Und warum wäre das denn so nicht möglich gewesen?

_:Zitat aus dem Interview:
Frage FAZ: „Gerhard Schröder wollte nach dem Ende seiner
Kanzlerschaft mal richtig Geld verdienen. Hatten Sie nach dem
Ende Ihrer Ministerzeit auch so ein Gefühl?“

Antwort Steinbrück: „Nein. Dieses Gefühl gab es nie. Im
Übrigen finde ich allerdings, dass manche Debatte über die
Bezahlung unserer Abgeordneten bis hin zur Spitze der
Bundesregierung sehr schief ist. Nahezu jeder
Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als
die Kanzlerin. Abgeordnete des Bundestags arbeiten fast sieben
Tage die Woche, durchschnittlich zwölf bis 13 Stunden. Sie
sind gemessen an ihrer Leistung nicht überbezahlt. Manche
Debatte, die unsere Tugendwächter führen, ist grotesk und
schadet dem politischen Engagement.“ Zitat Ende._

Er hat nur gesagt, dass es eine Schieflage sei wenn die
Kanzlerin weniger verdient als ein Sparkassendirektor und dass
Abgeordnete nicht überbezahlt seien. Diese Meinung muss man
nicht teilen, aber das ist keine verwerfliche Ansicht.

Nein, diese Ansicht ist nicht verwerflich.
Der des Politikers ist aber garantiert nicht der einzige Beruf, in dem es weniger darum geht, WAS man sagt, sondern darum, WANN man etwas sagt, d.h. zum Thema macht.
Wenn Steinbrück auf diesen banalen Gesprächsöffner ein langes und völlig vermeidbares „übrigens …“ anfügt, dann darf man annehmen, dass er das gezielt in den Diskurs einbringen wollte.
Soviel beruflicher Sachverstand ist ist ihm schon zuzutrauen.

Gruß
Tyll

Steinbrück wollte mal Kanzler werden und macht grade alles, um es nicht zu schaffen.

Hallo

Und warum wäre das denn so nicht möglich gewesen?

_:Zitat aus dem Interview:
Frage FAZ: „Gerhard Schröder wollte nach dem Ende seiner
Kanzlerschaft mal richtig Geld verdienen. Hatten Sie nach dem
Ende Ihrer Ministerzeit auch so ein Gefühl?“

Antwort Steinbrück: „Nein. Dieses Gefühl gab es nie. Im
Übrigen finde ich allerdings, dass manche Debatte über die
Bezahlung unserer Abgeordneten bis hin zur Spitze der
Bundesregierung sehr schief ist. Nahezu jeder
Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als
die Kanzlerin. Abgeordnete des Bundestags arbeiten fast sieben
Tage die Woche, durchschnittlich zwölf bis 13 Stunden. Sie
sind gemessen an ihrer Leistung nicht überbezahlt. Manche
Debatte, die unsere Tugendwächter führen, ist grotesk und
schadet dem politischen Engagement.“ Zitat Ende._

Das wäre natürlich besser gewesen, stimmt. Er fügt unnötig etwas hinzu, was dann gegen ihn verwendet werden kann.

Aber so perfekt ist dann wohl doch keiner, dass er schon im Vorfeld im Redefluss alles auf die Goldwaage legen und abchecken kann, dass keine angreifbaren Formulierungen oder Aussagen entstehen. Irgendwas sagt man immer, was gegen einen verwendet werden kann.

Vielleicht ist es auch die Steinbrück-Masche, sich als unerschrockener Verkünder seiner Meinung darzustellen, die ihn hier etwas potentiell Unpopuläres aussprechen ließ obwohl es nicht nötig war.

Meine Kritik in der Geschichte setzt aber da an, dass Medien hier eine an sich harmlose Meinung derart aufbauschen und sinnverfälschend hinstellen. DAS ist der eigentliche Skandal! Dass der Steinbrück irgendwelche Berliner Regierungskräfte für unterbezahlt hält - naja, das ist nur eine Meinung, die relativ viele Leute haben („Wenn wir gute Leute im Parlament wollen müssen wir sie gut bezahlen. Wir haben schlechte Parlamentarier weil die guten Leute in der freien Wirtschaft mehr verdienen.“)

Der des Politikers ist aber garantiert nicht der einzige
Beruf, in dem es weniger darum geht, WAS man sagt, sondern
darum, WANN man etwas sagt, d.h. zum Thema macht.
Wenn Steinbrück auf diesen banalen Gesprächsöffner ein langes
und völlig vermeidbares „übrigens …“ anfügt, dann darf man
annehmen, dass er das gezielt in den Diskurs einbringen
wollte.
Soviel beruflicher Sachverstand ist ist ihm schon zuzutrauen.

Denke ich nicht unbedingt, ist aber auch egal. Man kann als Bürger/Wähler für oder gegen Steinbrück sein, aber von Medien erwarte ich halbwegs neutrale Information und nicht derartige Kampagnen.

Gruß,

MecFleih

Grüße von Pawlow
Hallo,

mein Wort zum Sonntag interessiert keinen. Bei Steinbrueck
muss ich mich aber auch fragen, was er inhaltlich mit der
Aussage meint,

an Steinbrück wird von der Bevölkerung (um das mal so zu verallgemeinern) geschätzt, daß er mit der Stimme des Volkes spricht und nicht immer so inhaltslos und wohlformuliert wie die meisten anderen Politiker. Wenn dann der Inhalt auch noch dem entspricht, was die Leute denken, dann paßt es umso mehr.

Sein rednerisches Geschick führte dann auch dazu, daß er von der Wirtschaft für Vorträge gebucht wurde, wie das bei etlichen anderen Politikern auch der Fall war. Derartige Vorträge werden sowohl auf Kongressen als auch bei Kundenveranstaltungen und Weihnachtsfeiern (also vor ganz normalen Menschen) gehalten. Der Mann unterhält halt gut.

Kaum einem anderen Politiker wurde in den letzten Jahren die Ehre zuteil, daß die Medien Listen seiner besten Sprüche aufgestellt haben.
http://www.stern.de/politik/deutschland/spd-kanzlerk…
http://www.brigitte.de/gesellschaft/politik-gesellsc…
http://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/politik/Di…
http://www.ftd.de/politik/deutschland/:spd-kanzlerka…

Nun tritt aber der eigenartige Umstand ein, daß Steinbrück zwar in seiner Art unveränderte Aussprüche tätigt, diese aber nicht mehr der allgemeinen Volkesmeinung entsprechen.

Natürlich sollen Politiker angemessen verdienen, mit ihrem Gehalt unabhängig von finanziellen Anreizen Dritter sein und sich nicht zuletzt auch durch das Geld hinreichend motiviert werden. Aber mehr verdienen? Niemals. Und das dann auch noch aus dem Munde eines SPD-Kanzlerkandidaten. Ungeheuerlich.

Nein, der Mann soll schön weiterhin seine Sprüche raushauen aber doch bitte nicht mehr Geld für Politiker verlangen und das auch noch mit den Arbeitszeiten und der Verantwortung begründen. Ärzte, Piloten, Vorstände, Politiker - alle sollen sie angemessen verdienen aber doch bitte nicht noch mehr als jetzt.

Eine eigenartige Sichtweise, die aber fast reflexartig durch die Medien und die Bevölkerung schwappt, wenn es mal wieder um die Bezüge der genannten und anderer Persongruppen geht.

Dummerweise ist die Welt halt nicht so einfach, daß man jemanden angemessen bezahlen kann, ohne auch ab und zu mal mehr bezahlen. Außerdem ist die Welt ungerecht. Weder ist damit zu rechnen, daß die Gehälter von Polizisten und Krankenschwestern in absehbarer Zeit vervielfacht werden, noch werden die Gehälter von Politikern, Ärzten und Piloten drastisch sinken. Und das allerblödeste: Politiker, Ärzte und Piloten werden immer mehr verdienen als die allermeisten anderen Menschen.

Und was die Politiker angeht kann ich mich nur wiederholen: solange die Gehälter so sind wie sie sind, werden wir die Politiker haben, die wir haben.

Gruß
C.

Hallo,

P. Steinbrück hat sich einen Ring durch die Nase ziehen zu lassen und zusätzlich ins Horn geblasen, beides mal ohne Notwendigkeit.

Steinbrück hätte sagen können, dass jedem lang genug überlassen ist, ob er nach Profit oder Gemeinwohl strebt. Letztlich ernährt beides den Entscheidungsträger. Nicht zu knapp.

Er scheint sich aber seiner Sache wohl doch nicht so sicher zu sein. Sicher ist, dass er an der Kanzlerkanditatur ziemlich festklebt.

Grüße mki

Hallo Mec,

tatsächlich überspannt die Presse. Anstatt sich auf Ihre Funktion als 4. Gewalt zu beschränken.

Dann müsste die Presse sich aber auch jeglichen Klatsch verbieten.

Grüße mki

o.T.: angemessene Bezahlung
Hallo,

Dummerweise ist die Welt halt nicht so einfach, daß man
jemanden angemessen bezahlen kann, ohne auch ab und zu mal
mehr bezahlen.

Ich halte den Begriff „angemessen“ für schwierig. Zwischen o.1M€ und 2M€/Jahr fände ich für Angie alles „angemessen“.
Bei z.B. Krankenschwestern untereinander ist es m.E. schon schwer, „angemessen“ zu bezahlen. Dort ist die Arbeit vermutlich auch in etwa Pareto-Verteilt, das Gehalt dazu wenig korrelliert.

Bei Entscheidern, Fußballern, Managern etc. ist die angemessene Bezahlung eher „verlangen was möglich ist“. Dies wiederspricht m.E. unserem Sinn von Gemeinschaft, Gleichheit, an einem Strang ziehen.

Viele halten es für „unangemessen“, etwas für 100€ zu verkaufen, dass sie für 1€ in 1h produziert haben, und erwarten dass implizit von Repräsentanten. Es ist m.E. eine ganz andere „Klasse“ von Mensch, die 100€+ Stundenlohn überhaupt annehmen würde, geschweige denn verlangen könnte.

Volljuristen unter den Politikern können zudem ganz legal hohe Bestechungsgelder (ohne Arbeit) annehmen, solange dies als Provision simpler Geschäfte getarnt ist.

Gruß
wilbert.

Hallo.

Überhaupt. er äußert sich zu Dingen, wie ein Privatmann und
nicht wie jemand, der sich um das BK-Amt bewirbt.

Der häufigste Vorwurf, der Politikern gemacht wird, ist der, dass sie lügen. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass sie tagaus tagein gezwungen sind genau die Wirkung dessen zu bedenken, was sie in der Öffentlichkeit sagen,… und nicht den Wahrheitsgehalt.

Du magst recht haben mit deiner obigen Aussage, aber ich habe ienen Trost für dich. Solche Politiker wie Steinbrück, die gelegentlich sagen, was sie denken, werden in den kommenden Jahren weniger.
Dafür sorgt das Politbusiness und die Medien.

Gruß
Carlos

Dummerweise ist die Welt halt nicht so einfach, daß man
jemanden angemessen bezahlen kann, ohne auch ab und zu mal
mehr bezahlen.

Ich halte den Begriff „angemessen“ für schwierig.

Ach nee?! Das ist doch genau das, wovon ich rede. Daß Politiker angemessen bezahlt werden sollen, wird niemand bestreiten. Nur weiß kaum jemand, was angemessen ist. Die meisten sind sich aber sicher, daß mehr als bisher eher nicht angemessen ist.

Zwischen
o.1M€ und 2M€/Jahr fände ich für Angie alles „angemessen“.

Falls Du mit dieser merkwürdigen Kurzschreibweise meinen solltest, daß ein Gehalt von 100.000-200.000 Euro pro Jahr angemessen ist, läßt das auf mehreren Ebenen tief blicken. Zum einen bist Du Dir so sicher, daß Du eine Spannbreite von lockeren 100% angibst. Zum anderen hälst Du ein Gehalt für angemessen, das - im Falle von 100.000 Euro - im Merkel’schen Alter - von gewöhnlichen kaufmännischen Angestellten und im Falle der 200.000 Euro von Geschäftsführeren mittelgroßer Unternehmen oder Abteilungsleitern erreicht werden kann.

Wieso ist das angemessen? Leitet sie ein Maschinenbauunternehmen mit 100 Mitarbeitern? Ist sie Vertriebsmitarbeiterin in einem Pharmaunternehmen? Ist sie Zahnärztin?

Bei z.B. Krankenschwestern untereinander ist es m.E. schon
schwer, „angemessen“ zu bezahlen. Dort ist die Arbeit
vermutlich auch in etwa Pareto-Verteilt, das Gehalt dazu wenig
korrelliert.

Du sprichst in Rätseln.

Bei Entscheidern, Fußballern, Managern etc. ist die
angemessene Bezahlung eher „verlangen was möglich ist“. Dies
wiederspricht m.E. unserem Sinn von Gemeinschaft, Gleichheit,
an einem Strang ziehen.

Gehalt ist immer das Ergebnis dessen, was möglich ist. Das nennt sich das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage und ist das Ergebnis von Verhandlungen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitnehmer und/oder Arbeitgebern und Gewerkschaften. Ausnahme: Politik und Beamtentum. Dort sind die Gehälter an die Funktion (und zusätzlich an Familienstand usw.) geknüpft. Verhandlungsspielräume sind praktisch nicht vorhanden. Welches System ist das bessere?

Starre Strukturen schützen die Schwachen und behindern die Starken. Das mag man als gerecht oder als demotivierend bezeichnen. Größere Spielräume hingegen ermögliches es den Stärkeren, mehr herauszuholen und Schwächere bleiben u.U. auf der Strecke. Auch das hat seine Vor- und Nachteile. Die Welt ist nämlich weder an der Grenze der Länder noch an der Grenze zur Illegalität bzw. Selbstausbeutung zu Ende.

Es wird niemals für alle angemessene und gerechte Einkommen geben - obwohl alle für alle angemessene und gerechte Einkommen verlangen. Deswegen behilft man sich mit der einfachen Formel: angemessen ja, mehr nein.

Das Ergebnis ist die hirnrissige Diskussion, die auf die Steinbrück’schen Bemerkung folgte.

C.

P. Steinbrück hat sich einen Ring durch die Nase ziehen zu
lassen und zusätzlich ins Horn geblasen, beides mal ohne
Notwendigkeit.

Oder aber, er hat eine Meinung für die er sich nicht schämt und die er deshalb auch ausspricht.

Steinbrück hätte sagen können, dass jedem lang genug
überlassen ist, ob er nach Profit oder Gemeinwohl strebt.

Wo ist denn da der Widerspruch? Es schließt sich doch nicht, Politiker zu sein und das Wohl des Deutschen Volkes mehren zu wollen und gleichzeitig am Ende des Monats noch Geld übrig zu haben.

Er scheint sich aber seiner Sache wohl doch nicht so sicher zu
sein. Sicher ist, dass er an der Kanzlerkanditatur ziemlich
festklebt.

Was für ein Idiot wäre er denn, wenn er nun seine Kandidatur, die ihm immerhin von seiner Partei aufgedrängt worden ist, zurückzöge? Er hat seine Meinung geäußert und nicht mehr. Darüber hinaus ist diese Meinung auch noch inhaltlich richtig.

Daß nun wieder ein paar Hanseln Theater machen, weil sie der Ansicht sind, mehr Geld für den Kanzler wäre nicht angemessern oder gerecht, sollte weder ihn noch irgendjemand anders interessieren. Es handelt sich um reflexartige Anfälle, die immer dann auftreten, wenn über das Einkommen von bestimmten Personengruppen gesprochen wird. Witzigerweise würde sich aber niemand darüber beklagen, wenn man ihm das Gehalt erhöhte.

Das ist ja auch die eigentliche Ungerechtigkeit: nicht, daß eine bestimmte Berufsgruppe mehr bekommt, sondern daß es nicht die eigene ist.

C.

Der Mann hat überhaupt keine Lust auf den Job und tut Alles um dieses Schicksal von sich abzuwenden, tatsächlich Kanzler zu werden (schlimm genug) - oder die Wahl ziemlich sicher zu verlieren…