Loriot-Gedicht gesucht!

Hi, liebe Wissende,

ein bissl unsicher bin ich schon, diesen Artikel hier zu posten; zu Comics passt er auch nicht unbedingt. Ich hoffe, dass dennoch einige von Euch nicht nur Fragen zu Goethe und Schiller, Brecht, Böll … beantworten können - sondern vielleicht auch zu U-Literatur.

War schon bei www.loriot.de, bin aber dort nicht fündig geworden.

Gesucht wird das schöne „Weihnachtsgedicht“, das folgende Zeilen enthält:

in dieser sternenklaren Nacht
hat sie den Förster umgebracht;
er war ihr bei des Haushalts Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege!

Hab sogar ein Buch, das dieses Gedicht enthält, kann es aber leider partout nicht finden!

Über Hilfe würde ich mich riesig freuen.

Schon mal herzlichen Dank,
einen schönen Donnerstag
und liebe Grüße
Desirée

Gedicht gefunden!
Und weil es so schön in diese Zeit passt, gleich einmal komplett:

Advent

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
Häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort vom Fenster her durchbricht
Den dunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
Die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
Hat sie den Förster umgebracht.

Er war ihr bei des Heimes Pflege
Seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muß es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh’,
Das Häslein tat die Augen zu,
Erlegte sie - direkt von vorn
Den Gatten über Kimm und Korn.

Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
Zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
Und ruhet weiter süß im Dunkeln,
Derweil die Sternlein traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen
Da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
Den Gatten sauber zu zerteilen.

Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
Nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied) -

Behält ein Teil Filet zurück
Als festtägliches Bratenstück
Und packt zum Schluß, es geht auf vier
Die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt’s von fern wie Silberschellen,
Im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist’s, der in so tiefer Nacht
Im Schnee noch seine Runde macht?

Knecht Ruprecht kommt mit gold’nem Schlitten
Auf einem Hirsch herangeritten!
„He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
Die armen Menschen Freude machen?"

Des Försters Haus ist tief verschneit,
Doch seine Frau steht schon bereit:
„Die sechs Pakete, heil’ger Mann,
's ist alles, was ich geben kann.“

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
Ein Sternlein blinkt - es ist Advent.

Loriot

Hallo Chris, hast mir eine Riesenfreude bereitet…

mit diesem schönen „stimmungsvollen“ *lol* Gedicht. Ein tausendfaches Dankeschön! Deine Mühe ist einfach mehr als anerkennenswert.

Bei meiner Dankbarkeit müsste ich noch viel mehr sagen, aber ich möchte auch nicht das Brett hier so vollknallen, sollst aber auf jeden Fall wissen, dass ich hellauf begeistert bin und Du mir eine große Freude bereitet hast!

Danke, Danke und immer wieder Danke!
und viele Grüße
Desirée

Advent

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
Häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort vom Fenster her durchbricht
Den dunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
Die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
Hat sie den Förster umgebracht.

Er war ihr bei des Heimes Pflege
Seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muß es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh’,
Das Häslein tat die Augen zu,
Erlegte sie - direkt von vorn
Den Gatten über Kimm und Korn.

Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
Zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
Und ruhet weiter süß im Dunkeln,
Derweil die Sternlein traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen
Da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
Den Gatten sauber zu zerteilen.

Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
Nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied) -

Behält ein Teil Filet zurück
Als festtägliches Bratenstück
Und packt zum Schluß, es geht auf vier
Die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt’s von fern wie Silberschellen,
Im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist’s, der in so tiefer Nacht
Im Schnee noch seine Runde macht?

Knecht Ruprecht kommt mit gold’nem Schlitten
Auf einem Hirsch herangeritten!
„He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
Die armen Menschen Freude machen?"

Des Försters Haus ist tief verschneit,
Doch seine Frau steht schon bereit:
„Die sechs Pakete, heil’ger Mann,
's ist alles, was ich geben kann.“

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
Ein Sternlein blinkt - es ist Advent.

Loriot

und hier auch noch ein Link …

http://www2.gasou.edu/gsufl/german/xmas/xmas-308.htm

Viele Grüße, Stefanie

Hallo Stefanie - einfach super, ich bin begeistert

Ein herzliches tausendfaches Dankeschön!! Hast mir auch eine Riesenfreude gemacht. Das ist ja eine Fundgrube!!! Einfach super - und auch noch so schön aufbereitet, und all die anderen Gedichte und Weihnachtslieder - auch die englischen!!! Meine Begeisterung kann ich kaum in Worte fassen!

Wie schön, dass es Dich und all die anderen lieben Helfer hier gibt! Ihr seid super!

Sofort Hilfe zu Tartuffe und Molière,
dann zu Loriot!

Ich bin wirklich beeindruckt!

Viele Grüße
und ein schönes Wochenende
Desirée