Warum lässt Löw keine Ecken üben? Bei der WM 2014 ließ er sich das einzige Mal dazu überreden! Wenn aus dem Spiel heraus nichts geht, ist das immer eine Option. Gegner der Deutschen können den Ball unbesorgt ins Toraus rollen lassen, da sie wissen, die Deutschen schenken die Ecken sowieso her! Oder wie seht ihtßr das?
Karl
Ach - du warst beim Training dabei und hast mitgekriegt, dass Standardsituationen nicht geübt werden…
Lass uns an den anderen Erkenntnissen teilhaben.
Natürlich lässt Löw Eckstöße üben, er legt nur keinen Wert auf ungewöhnliche Varianten, vermutlich weil die Wahrscheinlichkeit, dass sie in konkreten Situationen funktionieren, doch recht gering ist.
Der Statistik nach eben nicht, zumindest nicht im Spitzenfußball.
Die Torquote nach Ecken dürfte bei den meisten Spitzenteams unter 2% liegen.
Klar kann man sagen, alle 50 Ecken bzw. so alle 8 Spiel mal (d.h. statistisch, die ganze WM über keins) schaut mal ein Tor raus, immerhin!
Da muss man aber gegenhalten, dass Ecken durchaus eine Gefahr sind für die ausführende Mannschaft selbst, weil die Innenverteidiger aufgerückt sind, der Eckballschütze aus dem Spiel ist, die Ordnung nicht passen kann.
Für eine Mannschaft wie die deutsche Nationalmannschaft, die jetzt nicht gerade mit Kopfballungeheuern gesegnet ist (außer eben die Innenverteidiger) und die zudem generell sehr über Ballbesitz und taktische Ordnung kommt, ist es vielleicht ganz schlau, auf die direkten Ecken zu verzichten und mit den kurzen Ecken den Ball in Besitz zu halten.
Für Mannschaften am Tabellenende mag das anders aussehen, da hat der Eckball mehr Bedeutung, weil sie wenig Ballbesitz haben und eh mehr aufs Verteidigen ausgelegt sind.
Für unterklassigen Fußball ohnehin. Ich bin mir so sicher, dass ich das gar erst nachgoogle, im Amateurfußball ist die Eckballtorquote deutlich höher.
Daher kommt wahrscheinlich auch unser Gefühl, dass die Ecken leichtfertig hergeschenkt werden, wenn man sie nicht direkt tritt.
Gruß
F.
Hört sich so an, als ob du das Spiel gestern nicht gesehen und die Nationalmannschaft in den letzten Jahren nicht verfolgt hast. Die deutsche Mannschaft hat jede Ecke gestern hergeschenkt: Der Ball wurde kurz und flach zum nächsten Mitspieler außerhalb des Strafraums gepasst. Da war kein Plan erkennbar, kopfballstarke Spieler wie Hummels, Müller und andere zu füttern oder meinetwegen mit anderen Kombinationen schnell zum Ziel zu kommen. Aus keiner einzigen Ecke entstand irgend wie Torgefahr.
Das ist aber nichts Neues sondern das Problem genauso seit ca. 6 Jahren. Die WM 2014 war die einzige Ausnahme und die Tore nach Ecken waren damals ein wichtiger Baustein, für den Gegner schwer ausrechenbar zu sein, verschiedene Möglichkeiten zu haben, Tore zu schießen.
Ja, die Statistik kenne ich, erstaunlich. Bei der WM 2014 wurden allerdings 2 wichtige 1:0 Ecktore (gegen Portugal und gegen Brasilien) erzielt, dazu das Kopfballtor nach einem Freistoß gegen Frankreich, wenn ich mich richtig erinnere. Das wären dann drei wichtige Tore aus Standardsituationen, ohne die Deutschland vielleicht (weiß natürlich keiner) nicht ins Finale gekommen wäre.
Und das mit der Konteranfälligkeit ist ja beinahe schon lustig, angesichts der Tatsache, dass genau das gestern das Hauptproblem war…
Also, Deutschland ist so leichter ausrechenbar für den Gegner, der ja zusätzlich unbesorgt den Ball ins Toraus bringen kann, da er weiß, dass er der deutschen Mannnschafr unbesorgt so viele Ecken schenken kann, wie er will.
Als Laie wunder ich mich auch immer über die kurzen Ecken, aber: wenn das die Art ist, die der Trainer spielen lässt, ist das seine Art und die wird auch trainiert.
Wer weiss, was für den Fall des Überstehens der Vorrunde an Eckenvariationen geplant ist.
Freistöße sind eh wichtig, das ist klar.
Ich gehe davon aus, dass je nach Position die Quoten auch viel besser sind, zumal du da eben nicht den einen an der Eckfahne für die Rückwärtsbewegung aus dem Spiel nehmen musst.
Ja, das ist lustig.
Die krasse Defensivschwäche zur Zeit hat aber ganz andere Ursachen.
Wenigstens kann man hoffen, dass sich das im Verlauf des Turniers legt.
Die grundlegende Offensivschwäche, dass aus dem vielen Ballbesitz zu wenig Toptorchance resulieren, wird sich nicht legen.
Daher vielleicht auch der Wunsch, dann lieber gleich auf Ecke zu setzen als ewig ergebnislos den Ball zu spielen.
Ja, da hast du Recht, aber das kannst du auch anders herum drehen.
Müsste ein Gegner stärker befürchten, dass Deutschland aus dem Ballbesitz nach Ecke was macht, könnten die auch nicht so unbesorgt rumtun.
Die Statistik impliziert ja nicht, dass man die Ecken herschenkt, sondern dass man den Ball in Besitz hält, um so durch die Ecke eine Torchance zu erzeugen. Eigentlich sollten indirekte Varianten eher Unberechenbarkeit statt Berechenbarkeit schaffen. Aber das ist, wie gesagt, ein Grundmangel im deutschen Spiel, der sich auch die EM schon durchgezogen hat. Der ist m.E. aber nicht durch Ecken-Training zu beheben oder kompensieren.
Gruß
F.
Welche denn? Ehrlich interessiert. Ich hatte Boateng eigentlich als 100%igen auf der Karte (2014 hat er Traumfußball gespielt und die Deutschen einige Male gerettet), aber was da gestern abging, erschloss sich mir überhaupt nicht. Ständig standen Spieler meterweit frei und die Konter von Mexico waren wirklich nicht ohne.
Soon
Aus meiner Sicht, wie es Hummels ja im Interview schon gesagt hat, sind die Lücken zwischen Mittelfeld und Abwehr zu groß gewesen, weil die Abstimmung nicht passt. Die Innenverteidiger hätten gestern weiter raus müssen, oder das Mittelfeld im Defensivverhalten weiter zurück. Beides hätte diese Lücken geschlossen und es hätte im Zentrum nicht ständig anspielbare Mexikaner gegeben.
Das Tor ist kein gutes Beispiel dafür, weil die Situation durch einen Fehler vorne entstanden ist, das kann immer passieren, aber vom Prinzip her gehts genau um diese Lücke zwischen Mittelfeld und Innenverteidigung, die Hummels in der Situation zu ungestüm schließen wollte.
Gruß
F.