_ Liebe/r _ Sambold _ ! _
- in sozialen systemen gibt es keine individuen,
yepp
WEIL: die
kleinste einheit in soz.sys. die kommunikation ist und luhmann
kommunikation als etwas definiert, das nur zwischen zwei
individuen stattfinden kann (als deren gemeinsame
schnittmenge). ein selbstgespräch wäre also - im rahmen der
soz.sys. - nicht analysierbar (das wäre dann die ebene
psychischer systeme, oder?)?
Soziale Systeme reihen Kommunikation an Kommunikation,
psychische Systeme (Bewusstseine) kommunizieren gar nicht, sie
reihen Wahrnehmung an Wahrnehmung bzw. Gedanken an Gedanken.
Sobald diese Wahrnehmung kommuniziert wird, kann das nicht in
psychischen Systemen stattfinden, sondern eben im sozialen
Kontext.
Insofern kann natürlich ein Selbstgespräch unmöglich „sozial“
sein, freilich sind die Gedanken durchaus sozial bedingt, aber
das hängt mit der strukturellen Kopplung von psychischem und
sozialem System zusammen.
- psychische systeme sind die umwelt von sozialen systemen
(hab ich zumindest in der form in einem buch gelesen). aber
wie soll ich mir das bitte genau vorstellen?!?
Relativ einfach zu verstehen: jedes System, das anders
funktioniert, mit einem anderen Medium operiert, als das
beobachtende System ist für dieses beobachtende System
„Umwelt“.
Da das soziale System eben kommuniziert, das psychische System
aber wahrnimmt bzw. denkt, ist das psychische System „Umwelt“
für das soziale System (das heißt, dass das soziale System nie
das psychische System wirklich erfassen kann, es kann niemals
das kommunizieren, was ein einzelnes Bewusstsein denkt oder
wahrnimmt).
Unterscheiden muss man übrigens beim „Umwelt“-Begriff zwischen
„systemischer“ Umwelt wie dies das psychische System für das
soziale System ist (weil die beiden System unterschiedliche
Medien haben), und „teilsystemischer“ Umwelt, wie etwa das
politische Teilsystem der Gesellschaft (also des sozialen
Systems) die Umwelt des ökonomischen Teilsystems ist, obwohl
beide das Medium „Kommunikation“ benutzen (da ja beide soziale
Systeme sind), aber unterschiedliche „Codes“ besitzen
(überlegene/unterlegene Macht vs. zahlen/nicht-zahlen).
angenommen 2 wissenschaftler diskutieren über - k.a. -
schwerkraft. dann wäre das die ebene soz.systeme (im rahmen
des wissenschaftl. teilsystems - sofern wirklich NUR über die
schwerkraft gesprochen wird). macht wissenschaftler A
zwischendurch mal etwas smalltalk und fragt B nach seinen
freizeitaktivitäten, wäre das dann ein wechsel in die
psychischen systeme?
Nein, Denken kann man nicht kommunizieren, man kann es nur
denken.
SmallTALK ist aber genauso Kommunikation wie Schwerkraft-Talk
auch.
Allerdings kann das Wissenschaftssystem als Teilsystem des
sozialen Systems, das nach wahr/unwahr unterscheidet (also nur
Dinge aufnimmt, die grundsätzlich wahr oder unwahr sein
könnten), den Smalltalk nicht erfassen, kommunikativ ist
dieser aber sehr wohl, damit eben auch „sozial“.
und wenn die beiden wissenschaftler dann
- von schwerkraft, über freizeit - auf ein fahrrad zu sprechen
kommen, das B von A gerne erwerben würde, wäre ich dann im
teilsystem wirtschaft?
yepp, my dear, so ist es!
… und die wissenschaftler wären quasi
immer elemente aller teilsysteme - je nach gesprächsthema?
grundsätzlich yippieyepp, aber stell es dir nicht so
kompliziert vor, niemand ist 24 Stunden am Tag
Wissenschaftler, als Wissenschaftler tritt er nur auf, wenn er
Wissenschaft betreibt (also Dinge auf ihre Wahrheit befragt),
wenn er was kaufen will, ist er Käufer, wenn er wählen geht,
ist er politischer Wähler, wenn er seinen Kinder bei den
Hausaufgaben hilft, ist er Erzieher, etc.
Stör dich also nicht daran, dass in seinem Personalausweis
„Wissenschaftler“ steht, das interessiert die Systemtheorie
nicht, sie besitzt einen anderen Identitätsbegriff.
übrigens ist das auch die Crux der „funktionalen
Differenzierung der Gesellschaft“, in der -anders als in der
vorhergehenden- stratifikatorischen Differenzierung der
Gesellschaft nicht die ganze Person einen festen Platz in der
Gesellschaft hat, z.B. der König das Oberhaupt aller ist - und
das 24 Stunden 7 Tage die Woche egal ob er was kauft, seine
Kinder haut, oder aufm Klo sitzt.
Gerade aufm Klo waren die Könige stets am königlichsten.
Der Wissenschaftler ist kein König, wenn der wählen geht, hat
auch er nur eine Stimme, wenn er was kauft, bezahlt er dafür
genauso wie jeder andere, denn in diesen Sinnwelten
interessiert es seine sozialen Kommunikationspartner nicht,
dass er sich als „Wissenschaftler“ empfindet, oder dass das in
seinem Perso steht.
_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð €
Der Mensch ist zur Rauchfreiheit verdammt!
(Sartre, Das Schwein und das Nichts)_