Hallo FraLang,
Du versuchtest eindeutig, Rolf in seiner Meinung zu
unterstützen, dass die Berichte über Besessenheit nur
Darstellungshilfsmittel und Gleichnisse gewesen wären.
Es ist zwar müßig, aber nochmal ganz langsam zum Mitschreiben (notfalls etwas nach oben scrollen): Ich versuche weder
eindeutig
noch zweideutig Rolf in irgendetwas zu unterstützen, das hat er weder nötig, noch wäre ich ihm, rein fachlich gesehen, eine Stütze. Alles was ich ihm, zugegebenermassen in einer schwachen Stunde, ausgedrückt habe, ist meine Bewunderung für seine Geduld, dir klarzumachen, daß das Markus-Evangelium keine historische Darstellung im Sinne, sagen wir mal, einer Chronik ist. Wenn, dann ist dies die einzige Zustimmung oder von mir aus „Unterstützung“, die ich gegenüber Rolf getan habe. Einfach deshalb, weil ich dies schon im Konfirmandenunterricht vor langer, langer Zeit auch so gelernt habe.
Was den Rest betrifft (Dämonen, Exorzismus, Besessenheit usw.), so habe ich mich weder zustimmend noch ablehnend geäußert, einfach aus dem Grund, weil mir dazu die fundamentalen theologischen Kenntnisse fehlen und ich mich nicht zu jedem Thema äußern muss und will, ob ich was davon verstehe oder nicht.
Warum habe ich mich dann überhaupt geäußert? In der Tat, ich sehe schon, „hätte ich geschwiegen, wäre ich ein Weiser geblieben“
Aber es ist einfach so, wenn man hier wißbegierig mitliest und manche Antworten verdauen muß, da wird einem schon mal die Milch sauer und es platzt einem der Kragen. Da hilft oft ein Fluch im stillen Kämmerlein („Oh Herr, laß Hirn vom Himmel regnen“), aber spätestens nach dem 10-ten Mal greift man doch zur Feder. Und deine unselige Folgerung „kein geschichtlicher Bericht“ = „Schmafuu“ oder gar (nachgereicht) = „historisch verfälscht“ war so ein gewaltiger Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte.
Der
Meinung bin ich nicht, und glaube auch nicht, dass ich deshalb
gleich eine verquere Logik haben müsste.
Das erinnert mich an die alte Diskussion mit deiner Gleichsetzung von „Vertreibung auds dem Paradies“ = „Deportation“ (den Link suche ich jetzt nicht raus).
Das Verquere besteht für mich darin, daß Du bei Worten wenig differenzierst und gleich in Extreme verfällst. Wenn jemand keinen historisch getreuen Bericht schreiben will, dann heisst das nicht einfach, daß er Unfug redet oder gar „Geschichte verfälscht“. Nein, dann hat er eine andere Intention, bei Markus (wie bei den anderen Evangelien) eben eine theologische.
Um ein Beispiel zu bringen (schief wie alle Beispiele): Wenn jemand einen Film dreht, über Spartakus, oder über den Untergang der Titanic, dann will er dir in den meisten Fällen auch keine historisch getreue Darstellung bieten, sondern, je nachdem, Unterhaltung, moralische Belehrung u.ä. Trotzdem wirst Du dann hoffentlich nicht zeternd aus dem Kino rennen und dich über verfälschte Geschichte beklagen, jedenfalls nicht, wenn der Film gut war. Du wirst dann sogar logische Brüche akzeptieren.
Tja, und um es salopp auszudrücken, Markus will mit seinem Evangelium etwas ähnliches unter die Gemeinde bringen, nämlich seine theologische Botschaft von der Erlösung und Errettung der Menschheit durch Jesus. Geschichtliche Details, ob das Kreuz den Querbalken ganz oben oder doch mehr weiter unten hatte und ob Jesus einen Aussätzigen mit einem oder zwei Fingern berührt hat, mögen geschichtlich interessante Spekulationen sein, für die Bewertung von Evangelien und damit für den Glauben sind sie reichlich uninteressant.
Aber das mögen dir die Spezialisten hier weiter auseinanderklamüsern, ich habe schon viel zu viel geschrieben und verabschiede mich hoffentlich mindestens für den Rest der Diskussion.
Viele Grüße
Marvin